Die Verschmelzung von Porsche und VW ist auf dem Weg - der Teufel aber steckt im Detail. Wegen Klagen und steuerlicher Unklarheiten ist der Zeitplan für das Zusammengehen unsicher. Die beiden Unternehmen konzentrieren sich derweil auf das eigentlich Wesentliche: Die Zusammenarbeit im Autogeschäft. Insgesamt sollen so mittelfristig 700 Millionen Euro im Jahr eingespart werden. Wie beantworten die wichtigsten Fragen auf dem Weg zum künftigen Großkonzern:
Wo arbeiten Porsche und VW heute schon zusammen?
Ein Lieblingsbeispiel von VW-Chef Martin Winterkorn für die enge Zusammenarbeit im Konzern ist die Geländewagenplattform "Colorado". Hier entstehen der VW Touareg, der Audi Q7 und der Porsche Cayenne. Der kleine Bruder des Cayenne, der Cajun, soll auf Basis des kleinen Audi-Geländewagens Q5 entstehen. Auch bei Antrieben wird es in den nächsten Monaten vermutlich verstärkt Verflechtungen geben.
Wie sieht es in der Produktion aus?
Auch bei der Produktion der Fahrzeuge wollen die Autobauer enger zusammenrücken. Derzeit wird beispielsweise diskutiert, an welchem Standort der Cajun produziert wird. Im Gespräch sind nicht nur Werke von Porsche, sondern auch von Audi und VW. Ziel von Winterkorn ist es, künftig mehrere Mehrmarkenwerke zu haben. Ein Beispiel: Im neuen Volkswagen-Werk in Osnabrück sollen nicht nur Golf-Cabrios vom Band rollen, sondern auch Porsche-Modelle.
Welche Projekte werden in anderen Bereichen gemeinsam angegangen?
Projektteams von Porsche und VW prüfen derzeit emsig, an welchen Stellen im Konzern Doppelarbeit und damit unnötige Kosten vermieden werden können. Dabei geht es um zahlreiche verschiedene Themen wie Einkauf und Logistik sowie IT- und Softwareinfrastruktur.
Welche Position hat Porsche im VW-Konzern?
Die Stuttgarter sind im VW-Konzern für das verantwortlich, was sie traditionell am besten können: Sportwagen bauen. Außerdem hat ihnen Winterkorn noch die Verantwortung für den Modulbaukasten für große Luxuslimousinen wie den Panamera übertragen. Audi hat im Gegenzug dafür die Federführung bei den Geländewagen.
Wo hakt es noch auf dem gemeinsamen Weg?
Eine Voraussetzung für die Verschmelzung mit VW ist, dass die Dachgesellschaft Porsche SE ihren massiven Schuldenberg abträgt, den sie im Zuge der geplatzten Übernahme von VW angehäuft hatte. Ein erster großer Brocken der mehr als elf Milliarden Euro wurde getilgt, indem VW sich für knapp vier Milliarden Euro mit 49,9 Prozent am operativen Geschäft der Stuttgarter beteiligt hat. Übrig geblieben sind noch sechs Milliarden Euro. Fünf Milliarden Euro soll eine Kapitalerhöhung 2011 bringen, für die die Aktionäre Ende November bereits grünes Licht gegeben haben.
Wo lauern sonst noch Gefahren?
Spannend wird es bereits in wenigen Tagen. Bis spätestens 17. Januar will ein Gericht in den USA entscheiden, ob es eine Klage auf mindestens zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) Schadenersatz zulässt. Mehrere Investoren fühlen sich von Porsche über den Tisch gezogen. Sollte die Klage zugelassen werden, droht ein jahrelanger Rechtsstreit. Dies würde den Zeitplan zur Verschmelzung durcheinanderwirbeln. Grund: Die Risiken sind nicht bewertbar. Auch in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Marktmanipulation. Gegen VW richten sich ebenfalls Klagen, die den Wolfsburgern vorwerfen, sie hätten von den Vorgängen gewusst.
Wie groß ist die Gefahr, dass es 2011 mit der Verschmelzung noch nicht klappt?
Winterkorn hat das Risiko mit 30 Prozent beziffert. Neben den schwelenden rechtlichen Fragen könnten auch Unklarheiten bei den steuerlichen Rahmenbedingungen der äußerst komplexen Transaktion zu einer Verzögerung führen. Im Kern geht es darum, ob bei einer Verschmelzung in den nächsten Jahren hohe Steuern anfallen würden. In jedem Fall steuerfrei wäre der Zusammenschluss nach den gesetzlichen Regeln aber ab 2014.
Gibt es einen Notfallplan?
Sollte die Verschmelzung an einem der Punkte scheitern, haben sich die Wolfsburger für den Notfall eine Alternative zurechtgelegt, um Porsche komplett in den Konzern zu integrieren. Sie können auch die restlichen 50,1 Prozent der Anteile am Porsche-Sportwagengeschäft übernehmen. Die Kasse bei VW ist jedenfalls gut gefüllt. Die Aufstockung wäre aber erst im Zeitraum zwischen dem 15. November 2012 und 31. Januar 2015 möglich.