Der Meriva ist erwachsen geworden, hat sich von seinen Kleinwagen-Genen verabschiedet. Mit welchem Ergebnis? Bitte Platz nehmen. Dass er nun 20 Zentimeter länger ist, spürt der Fahrer vorne nicht. Sie stecken im Vorderwagen - Crashnormen fordern ihren Tribut.
Die Materialien im Meriva-Innenraum wirken fast durchweg hochwertig
Dafür hat Opel im Innenraum die öde Plastikwüste in einen ansprechend gestalteten Lebensraum verwandelt. Sechs Farben fürs Cockpit stehen zur Wahl. Die Materialien wirken fast durchweg hochwertig. Die Verwandtschaft zu Opel Insignia und Opel Astra ist vielen Teilen anzusehen - leider auch der üppigen Schaltersammlung. Also lassen wir die Knöpfchen unangetastet und drehen stattdessen den Zündschlüssel. Unter der Haube erwacht ein Vierzylinder-Turbo aus dem Regal der Opel-Mutter General Motors, dessen 120 PS locker ausreichen.
Auf der Autobahn vermisst man einen sechsten Gang, den nur die 140-PS-Version an Bord hat - ohne sich jedoch als große Hilfe zu erweisen. Bei 130 km/h zeigt der Drehzahlmesser bei beiden Triebwerken im höchsten Gang 3.000 Umdrehungen, und die Verbrauchsanzeige hat eine Acht vor dem Komma - bis zu zwei Liter über dem Normverbrauch.
Zum Meriva-Marktstart stehen drei Benziner sowie ein Diesel zur Verfügung
2011 will Opel mit weiteren Ecoflex-Sparmodellen und einem Start-Stopp-System für alle Motoren nachlegen. Zum Marktstart stehen drei Benziner sowie ein Diesel mit 100 PS zur Verfügung, den es allerdings zunächst nur mit Automatik gibt. Ein kleinerer (1.3 CDTi mit 95 PS) und zwei stärkere Selbstzünder (1.7 CDTi mit 110 und 130 PS) folgen im Spätsommer. Mit dem kleinen Turbo bleibt das Geräuschniveau trotz des fehlenden sechsten Ganges auch bei höheren Autobahn-Geschwindigkeiten angenehm niedrig.
Der Neue gleitet aber nicht nur leiser dahin, er federt zudem spürbar komfortabler. Der nun auf Opel Zafira-Komponenten basierende Meriva nimmt selbst Schlaglöcher gelassen hin. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht hart. In Kombination mit der präzisen elektrohydraulischen Lenkung machen schnell gefahrene Kurven auf der Landstraße Laune - trotz des hohen Fahrzeugaufbaus.
Die Fondtüren sind an der C-Säule des Opel Meriva angeschlagen
Immerhin überragt er den Astra um rund zehn Zentimeter. Von der aufrechten, ergonomisch angenehmen Sitzposition aus hat der Fahrer eine gute Rundumsicht. Dafür sorgen das zusätzliche kleine Fenster an der A-Säule, die große Heckscheibe und die seitlich wie eine Welle nach unten verlaufende Fensterlinie. Die kommt auch den Fond-Passagieren zugute, die im Meriva statistisch gesehen häufiger mitfahren als bei anderen Opel-Baureihen. Schon 2005, knapp zwei Jahre nach Marktstart des alten Meriva, experimentierten die Ingenieure deshalb mit Türsystemen, die den Zustieg nach hinten erleichtern. Schiebetüren wurden wegen der kompakten Abmessungen des Autos verworfen. Stattdessen entschied man sich für an der C-Säule angeschlagene Fondtüren, die im Alltag vor allem in engen Parklücken den Zustieg erleichtern.
Gegenüber den Konkurrenten soll vor allem der Kaufpreis überzeugen
Der im Ostsee-Ferienort Travemünde - dort fand die Fahrpräsentation statt - von einer Familie kurzerhand ausgeliehene Kindersitz ließ sich ohne Verrenkungen montieren. Neben jungen Familien hat Opel die so genannten "Best Ager" - ältere Kunden, die eine höhere Sitzposition schätzen - als Zielgruppe ausgemacht. Der Meriva soll die Klientel von Mercedes B-Klasse und VW Golf Plus ansprechen. Mit einem Kofferraumvolumen von 400 bis 1.500 Litern liegt er zwar nur auf dem Niveau des Golf-Ablegers, doch dafür lässt sich der Raum dank der noch leichter als beim Vorgänger einzeln verschiebbaren Rücksitze sehr flexibel nutzen. Stärkstes Argument gegenüber den Konkurrenten dürfte aber der Basispreis von 15.900 Euro sein. Der Golf Plus ist gut 2.000 Euro teurer, die B-Klasse sogar 10.000 Euro.