MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"3865215","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"3865215","configName":"ads.vgWort"}

Neuheiten Kompaktklasse
Die neuen Trends im Topseller-Segment

15 neue Modelle von BMW bis Volkswagen: Die weltweit stärkere Nachfrage nach kleineren Fahrzeugen ermutigt die Hersteller zu zahlreichen neuen Modellen. So zeigt Mercedes Ende 2017 die ersten Varianten der neuen Kompaktwagen-Generation mit mehr Platz und Komfort.

Mercedes A-Klasse, Frontansicht
Foto: Christian Schulte

Mercedes: Revolution – reduziertes Gewicht und wachsender Radstand

Paulchen Panther, die rosarote Zeichentrickfigur, wäre verzweifelt: „Ist es wirklich schon so spät?“ Nein, natürlich nicht. Die aktuelle Kompaktwagen-Generation von Mercedes muss noch einige Jahre am Markt bestehen, sie wurde ja schließlich gerade erst präsentiert (B-Klasse: 2011, A-Klasse: 2012) und verkauft sich bestens. Die Werke arbeiten allesamt an der Auslastungsgrenze, selbst die zugekauften Kapazitäten in Finnland sind erschöpft. „Wir sehen jetzt, dass die Entscheidung zugunsten einer deutlichen Differenzierung des Designs zwischen den Baureihen absolut richtig war, auch wenn der im Vergleich zu den oberen Baureihen expressive Look von A-Klasse und CLA sicher zunächst einige Mercedes-Fans irritiert hat. Aber nehmen Sie nur den CLA: Das Auto erreicht in den USA Eroberungsraten von über 80 Prozent“, jubelt Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender von Daimler und Mercedes-Benz-Markenchef. „Außerdem ist die neue Kompaktreihe deutlich rentabler als die, die sie abgelöst hat“, ergänzt Zetsche. Um den Erfolg hochzuhalten und die Rentabilität im eigentlich margenschwachen Kompaktsegment zu erhöhen, arbeitet man bereits an der Nachfolgegeneration. „Ganz klar: Damit werden wir die Anzahl an Varianten nochmals erhöhen“, verrät ein Mercedes-Manager.

Nebenbei muss das Gewicht runter (mindestens 50 Kilogramm), und der Radstand wächst (voraussichtlich um 9,8 Zentimeter), was vor allem dem sardinenbüchsigen Fond zugutekommt. Und wann geht’s los? Nicht vor 2017, denn dann beginnt die Produktion der neuen B-Klasse. Das aktuelle Modell bereitet Mercedes zwar auch viel Freude, vor allem seitdem die Produktion des Doppelkupplungsgetriebes auf vollen Touren läuft, doch für das Image ist die A-Klasse wichtiger.

Mit ihr wurde der Paradigmenwechsel offensichtlich, dem außergewöhnlichen Design sei Dank. An dessen aus bestimmten Blickwinkeln unglücklichen Proportionen scheint sich kein Kunde zu stören, dennoch versprechen der längere Radstand und die damit verbundenen kürzeren Überhänge etwas mehr Harmonie. Zudem sorgen die nun weniger zackigen Sicken und Lichtkanten in den Flanken für optische Beruhigung. Die Grundform mit flacher Silhouette und langer Nase bleibt erhalten, schließlich sorgt sie in erster Linie für den Zustrom neuer Kunden.

Diesmal mit Adaptivdämpfern

Natürlich setzt Mercedes weiter auf Agilität, die nächste A-Klasse bekommt durch eine etwas breitere Spur sogar noch ein wenig mehr Schärfe. Allerdings verbessert sich auch der Federungskomfort, da im Entwicklungsbudget endlich adaptive Dämpfer vorgesehen sind, die beim aktuellen Modell buchstäblich eingespart wurden. Davon profitieren natürlich alle Karosserievarianten, zu denen künftig ein klassisches Coupé mit zwei Türen zählt, von dem auch ein Cabriolet abgeleitet werden könnte.

Und der CLA? Der aktuelle läuft zunächst noch einige Jahre, weshalb eine andere Variante überraschen dürfte: eine echte Stufenheck-Limousine, sozusagen die Wiedergeburt des 190ers. Damit will Mercedes jene Märkte bedienen, auf denen diese Karosserieform bevorzugt wird (Süd- und Osteuropa sowie China) und Nutzwert zählt. Das bedeutet: ein großer, gut zugänglicher Kofferraum sowie ein Platzangebot auf dem Niveau einer Audi A3 Limousine. Wichtig für Mercedes: ein hohes Sicherheitsniveau – unter anderem mit verfeinerter Airbag-Technologie – sowie eine verbesserte Smartphone-Integration.

Für Apple und Android

Bis dahin kommen nicht nur Apple-Nutzer (wie beim gerade in C-Klasse vorgestellten CarPlay-System), sondern auch Besitzer eines Android-Systems zum Zug. Damit überspringt Mercedes beim Infotainment gleich eine Stufe, denn aktuell hinkt der Hersteller seinen Konkurrenten auf diesem Gebiet hinterher. „Es ist schon frustrierend, dass uns BMW hier im Moment voraus ist“, räumt ein Entwickler ein.

Und die Antriebe? Da die Vierzylindermotoren praktisch neu sind, feilen die Schwaben lieber an der Aerodynamik, wollen die Bestmarke des CLA weiter unterbieten. Auswirkungen auf den Verbrauch: bis zu minus fünf Prozent. Rosige Aussichten also, Paulchen Panther wäre begeistert.

BMW: 1er mit Frontantrieb

Obwohl sich einige Fans bereits unruhig in ihren Laken wälzen, berichtet der BMW-Vertrieb noch nicht von 1er -Hamsterkäufen ob des drohenden Aus der hinterradgetriebenen Kompaktmodelle. Zudem gibt BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson Entwarnung: „Wir haben nie gesagt, dass wir alle Kompaktmodelle auf Frontantrieb umstellen.“ Doch eines steht fest, wenngleich sich Robertson dazu keine offizielle Aussage entlocken lässt: Der 1er bekommt Frontantrieb, Punkt. Warum? Na klar, es ist billiger. Auf der neuen Architektur baut auch der Mini auf und kommt so auf Stückzahlen, mit denen sich die Rendite erhöhen lässt – bislang eine der großen Schwächen des Briten. Der 1er profitiert so von einem etwas besseren Raumangebot.

Kein Größenzuwachs bei den zukünftigen Modellen

Da der kleine BMW allerdings nicht wesentlich wachsen und zudem die klassischen Proportionen mit der langen Motorhaube behalten soll, wird aus dem Interieur nun nicht gleich ein Palast. „Unsere Fahrzeuge haben eine Größe erreicht, die künftige Generationen nicht unbedingt überschreiten sollten“, erklärt Robertson. Dennoch müsse den Passagieren künftig mehr Platz zugestanden werden.

Und was ist jetzt mit dem Hinterradantrieb? Möglicherweise bleibt er dem 2er auch in der nächsten Generation erhalten, um ihn als besonders fahraktives Auto nach klassischem Strickmuster zu etablieren. Doch das aktuelle Modell kam gerade erst als Coupé auf den Markt, das Cabrio folgt Anfang 2015 – nach bewährtem Rezept mit vier Sitzen und Stoffverdeck. Ein kleiner Roadster unterhalb des Z4 spukt ebenfalls noch in den Köpfen der Designer – in denen der Kostenkontrolleure dagegen weniger, denn sie haben dieses Segment eigentlich schon abgeschrieben. Doch bei einem entsprechenden Erfolg des nächsten Mazda MX-5 und des Alfa Romeo Spider vor allem in den USA könnte BMW schnell reagieren und den Zweisitzer Ende 2017 nachreichen.

Bis dahin dürfte klar sein, wie die Kunden den Frontantrieb annehmen, denn dann befindet sich der 2er Active Tourer drei Jahre auf dem Markt und auch der 1er steht schon seit einem Jahr bei den Händlern. „Dem 2er Active Tourer prognostizieren wir ein Eroberungspotenzial von rund 70 Prozent“, sagt Robertson. Dem Mini hingegen schadete der Frontantrieb nie, ganz im Gegenteil, denn er beweist, dass BMW damit bestens zurechtkommt. Da der Kleinwagen nun gar nicht so klein ist, erhofft sich die Marke speziell von der 4,22 Meter langen Kombivariante Clubman, Käufer von klassischen Kompaktmodellen abzuwerben.

BMW i mit effizienteren Batterien

Und dann wäre ja noch eine Marke innerhalb des Konzerns, BMW i nämlich. „Wir investieren sicher nicht in eine Marke, wenn wir nicht genügend Ideen dafür haben“, sagt Robertson. Dank der pfiffigen Carbon-Konstruktion nach i3-Vorbild bietet der für Ende 2016 geplante i5 viel Platz für vier bis fünf Personen und Gepäck, dank effizienterer Batterien soll die rein elektrische Reichweite auf rund 200 Kilometer steigen – und dann übernimmt der Range Extender.

Bei den Verbrennern übrigens bestücken die Bayern nun nach und nach die gesamte Modellpalette mit Aggregaten aus dem Baukasten, was je nach Variante bis zu elf Prozent Kraftstoff-Ersparnis bringt. Der Nachfolger des Zweiliter-Diesels startet im überarbeiteten X3, folgt im 5er und zählt beim neuen Einser von Beginn an zum festen Bestandteil – ebenso wie die im Mini vorgestellten Dreizylinder-Benziner. Ein weiterer Schritt, der die Fans um ihren Schlaf bringt? Das sicher nicht. Aber umgewöhnen müssen sie sich schon.

Die Alternativen: Wer sonst noch in der Kompaktklasse mitmischt

Stolze 40 Modelle und Varianten sortiert das Kraftfahrt-Bundesamt in das Segment der Kompaktklasse ein, da muss es doch wohl ein paar Alternativen zu den teuren Premium-Anbietern geben? Natürlich. Vor allem Opel positioniert sich ja gerne als Hersteller, der neue Technologien zu volksnahen Preisen anbietet. In dieser Strategie nimmt der nächste Astra eine Schlüsselposition ein. So erhält er nicht nur – wie der VW Golf – LED-Scheinwerfer, sie lassen sich überdies mit der sogenannten Matrix-Funktion situationsabhängig steuern. Viel wichtiger jedoch: die dringend nötige Gewichtsreduktion. Rund 150 Kilogramm hat sich Opel zum Ziel gesetzt, was nicht ganz einfach sein dürfte, da eine völlig neue Plattform aus Kostengründen nicht drin ist.

Nissan mit neuen Modellen

Ähnliches gilt für die Nissan-Tochter Infiniti, die künftig ebenfalls im C-Segment mitmischen möchte. Da sich die Marke gerne im Licht der Formel 1 sonnt, muss der Q30 bei der Fahrdynamik punkten – und baut daher auf der aktuellen Mercedes A-Klasse auf, schließlich sind Daimler und die Renault-Nissan-Allianz seit April 2010 Kooperationspartner. Übrigens: Vom Q30 plant Infiniti zudem einen Ableger in Offroad-Optik, QX30 genannt, der 2016 debütiert und mit Allradantrieb ausgeliefert wird. Nissan selbst kehrt Ende des Jahres nach dreijähriger Abwesenheit mit einem Crossover-freien Modell in das Segment zurück. Der Tiida basiert auf dem Qashqai und könnte sich vor allem aufgrund seines Designs als Alternative positionieren.

Volkswagen: Was macht der Golf? Geht online – und ins Gelände

Wer darauf wartet, das VW das Erfolgsrezept Golf völlig neu zusammenstellt, wird noch eine ganze Weile länger warten müssen. Statt umfangreicher Modellpflegemaßnahmen lassen die Wolfsburger kontinuierlich Neuerungen in die Produktion einfließen. Dazu zählen unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer, wie sie bereits für Audi A3 und Seat Leon verfügbar sind. Ebenso bereits ab Jahresende erhältlich: das soeben im Polo eingeführte MirrorLink-System, bei dem sich die Benutzeroberfläche eines Smartphones im Fahrzeug spiegeln lässt und der Fahrer so Zugriff auf diverse Anwendungen bekommt – zum Teil nur im Stand, aus Sicherheitsgründen.

Golf Variant Alltrack kommt

Das alles hat zu wenig mit Fahren zu tun? Bitte schön: Der Golf Variant Alltrack kommt. Rechtzeitig zum Winter schickt VW den höhergelegten Kombi zu den Händlern, je nach Variante mit dem Allradantrieb 4Motion. Hinzu kommt der aus dem GTD bekannte Kraft-Diesel mit 184 PS, der dann erstmals im Golf VII die Kombination aus TDI, DSG und 4Motion ermöglicht. Eine Revolution? Also bitte, nicht bei VW. Aber eine interessante Alternative.

Extralange Raumgleiter mit Premium-Anspruch: BMW 2er Active Tourer

Ein Van mit Frontantrieb – der 2er Active Tourer wirkt wie die Antithese zum Marken-Image von BMW. Doch Ian Robertson, Vertriebsvorstand des Herstellers, freut sich: „Damit steigen wir in ein neues Segment ein. Und so etwas machen wir nicht, wenn wir damit nicht Geld verdienen könnten.“ Sicherheitshalber schiebt BMW bereits im kommenden Jahr eine zweite Karosserievariante mit einem um zehn Zentimeter längeren Radstand nach, in deren Heck sich zwei zusätzliche Sitze oder rund 100 Liter mehr Gepäck verstecken lassen. Als erstes Modell in diesem Segment ermöglicht sie, die Heckklappe optional per Gestensteuerung zu öffnen, also mit einer definierten Fußbewegung – so wie es Fahrer eines aktuellen Touring kennen. Bei den Motoren ändert sich zum Standard-Active-Tourer nichts, der zunächst als 218i (Dreizylinder-Turbo, 136 PS), 225i (Vierzylinder-Turbo, 231 PS) und 218d (150 PS) kommt. Wie beim Konkurrenten von Mercedes können auch Active-Tourer-Kunden ihren Van mit Allradantrieb bestellen. Diese Option wird ab Herbst verfügbar sein, dann folgen zudem weitere Motoren.

Mercedes B-Klasse mit verlängerter Variante

Obwohl die Computerzeichnung etwas anderes verspricht: Die B-Klasse bekommt erst in der nächsten Generation eine verlängerte Variante mit bis zu sieben Sitzplätzen zur Seite gestellt – wenn überhaupt. Derzeit arbeiten ohnehin alle Werke an der Kapazitätsgrenze, und dabei sind noch nicht einmal alle Varianten der Kompakt-Familie auf dem Markt – Stichwort CLA Shooting Brake. Abgesehen davon zweifeln die Stuttgarter derzeit noch am Bedarf eines Siebensitzers in diesem Segment, verweisen gerne auf die mäßige Ausstattungsquote des VW Touran mit den zusätzlichen Sitzen. Um allerdings gegen BMW gerüstet zu sein, befindet sich der gegenüber der kurzen B-Klasse um rund neun Zentimeter gestreckte Mercedes aktuell in der Produktplanung, könnte rund ein Jahr nach dem Marktstart der neuen Generation (2017) folgen. Abgesehen davon könnte sich die Marke bei einer anderen traditionellen und werbewirksamen Zielgruppe Freunde machen: die der Taxifahrer. Sie stiegen in den letzten Jahren vermehrt von der E-Klasse auf den geräumigeren und günstigeren Kompaktwagen um.

Fazit: Da geht tatsächlich noch was

Angesichts der aktuellen Vielfalt in der Kompaktklasse scheint das Ansinnen der Hersteller, noch mehr Varianten auf den Markt zu bringen, etwas albern. Doch der Markt zeigt: Die Käufer nehmen zusätzliche Angebote wie SUV oder Limousinen mit Coupé-Anspruch dankbar an, steigen von Volumen-Herstellern auf und von größeren Fahrzeugen um. Na dann: Her mit den Neuen! Den deutschen Herstellern sichert das international eine Gewinnerposition, die Kunden profitieren von frischer Technologie, die dank größerer Volumina in dieses Segment einzieht. Das wiederum ermöglicht effizientere Antriebe sowie eine aufwendigere Sicherheitsausstattung. Doch speziell was den Konkurrenzkampf zwischen Mercedes A-Klasse und BMW 1er betrifft, steht auch eine gewisse Verwechselbarkeit zu befürchten. Vor allem die Bayern müssen darauf achten, ihren Markenkern nicht zu sehr aufzuweichen.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten