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Neue Mercedes C-Klasse
Gestreckter, flacher, stromlinienförmiger

Die neue Mercedes C-Klasse soll ab 2014 mit neuem Design und neuer Technik helfen, den Sprung zurück an die Spitze zu schaffen. 2020 will Dieter Zetsche wieder Premiumhersteller Nummer eins sein.

Mercedes C-Klasse 2014
Foto: Christian Schulte

Einfach ist es im Moment nicht, die Seelenlage der Marke Mercedes zu erkunden. "Wir haben im September und im dritten Quartal so viele Fahrzeuge verkauft wie noch nie zuvor in diesem Zeitraum", heißt es in den jüngsten Absatzmeldungen, die in diesem Jahr bis Ende September immerhin ein Plus von 4,7 Prozent verkauften Einheiten (insgesamt 1.043.910) ausweisen. Das Dumme ist, dass Audi und BMW wieder mal die Nase vorn haben. Auch beim Gewinn hat sich Mercedes verschätzt: Statt der erwarteten 8,8 Milliarden Euro sind es in diesem Jahr wohl nur acht, die in die Kasse des Konzerns fließen.

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Ruht sich Mercedes also immer noch zu sehr auf Lorbeeren der Vergangenheit aus? Nein, im Gegenteil – die Marke befindet sich in einem starken Wandel: Die neu geformte Mercedes A-Klasse erregt allerorten Aufsehen, die B-Klasse eilt von Verkaufserfolg zu Verkaufserfolg. Dabei ist die A-Klasse zwar beim Publikum ein Siegertyp, im Vergleichstest in Ausgabe 24/2012 lässt sie mit ihrem sehr sportlichen Charakter allerdings Punkte liegen. "Quo vadis?" fragt sich mancher nach dem Ziel der Reise. Immerhin wurden zugunsten einer jugendlich-dynamischen Ausrichtung schon traditionelle Markenwerte wie Komfort, Übersichtlichkeit und Platzangebot vernachlässigt. Das neue Zauberwort des Hauses lautet neudeutsch Glamour – und den sollen ab 2013 der S-Klasse-Nachfolger und ab 2014 dann die Neuauflage der Mercedes C-Klasse versprühen. Warum? Weil emotionale Werte für den Erfolg eines Unternehmens immer wichtiger werden – so sieht es nicht nur Mercedes.

Neue Mercedes C-Klasse mit stilvoller Sportlichkeit?

Die Mercedes C-Klasse soll mit stilvoller Sportlichkeit überzeugen, bekommt aber mit dem frontgetriebenen CLA schon 2013 einen neuen, 4,65 Meter langen Konkurrenten aus dem eigenen Haus, der rund 3.000 Euro günstiger angeboten wird. Also wächst die Mittelklasse-Limousine zunächst einmal über sich selbst hinaus – um 100 Millimeter auf dann knapp 4,70 Meter sowie um 80 Millimeter im Radstand. Davon profitieren aus stilistischer Sicht besonders die Proportionen, zumal auch die Spur um 40 Millimeter breiter wird. Besonders in der Seitenlinie wirkt die neue Mercedes C-Klasse viel gestreckter und flacher, ohne es nennenswert zu sein. Die Scheinwerfer werden größer, dabei schräger und spitzer zugeschnitten und verfügen im oberen Bereich über eine LED-Würfelkette. Mit ihrem Design, das sich auch an Stromlinienformen der dreißiger Jahre orientiert, soll die neue Mercedes C-Klasse zweifellos für neuen Wirbel im Stil-Establishment sorgen. Eins steht jetzt schon fest: So viel Mut haben Audi und BMW lange nicht gezeigt.

Neunstufen-Automatik in der neuen Mercedes C-Klasse

Als erster Vertreter einer neuen Heckantriebs-Plattform betritt die neue Mercedes C-Klasse auch technisch Neuland und kommt mit einer komplett neuen Bodengruppe sowie einer verfeinerten Achskonstruktion. Ziel ist, mit diesem Auto Klassenbester in puncto Gewicht zu sein. Dadurch sinkt natürlich auch der CO2-Ausstoß, und zwar – je nach Motorvariante – um bis zu 20 g/km. Zum Start gibt es die bekannten Triebwerke, möglicherweise ergänzt um einen kleinen Diesel mit rund 180 PS aus der Kooperation mit Nissan/Renault. Im weiteren Modellzyklus folgt ein gemeinsam entwickelter Benziner (1,6 bis 1,8 Liter Hubraum) sowie frühestens 2015 ein Plug-in-Hybrid, der bis zu 30 Kilometer rein elektrisches Fahren erlaubt.

Auch die Neunstufen-Automatik und ein Head-up-Display werden erst später zu haben sein. Vom Start weg gibt es hingegen eine neue Bedientechnologie in Form eines Touch-Pads, über das die Multimedia-Einheit gesteuert wird – und die für die neue S-Klasse auch erst ein Jahr nach ihrem Verkaufsstart ab 2014 erhältlich sein wird. Sie befindet sich bei der neuen Mercedes C-Klasse in einer extrem breiten Mittelkonsole, die nach unten schmal ausläuft. Der Fahrer wird außerdem durch eine Vielzahl elektronischer Helfer entlastet: Neu ist die Distronic mit selbsttätigem Spurwechsel, Staufolge-Assistent mit Lenkeingriff sowie einem Bremsassistent, der auf Querverkehr reagiert und gegebenenfalls eigenständig ein Bremsmanöver bis zum Stillstand einleitet.

Kooperation Daimler und Renault/Nissan

Die strategische Kooperation zwischen Daimler und Renault/Nissan wurde zwar erst im April 2010 besiegelt, doch schon jetzt rollen der Kangoo-Ableger Citan und die neue A-Klasse mit einem modifizierten Renault-Diesel vom Band. Dabei drängt die Zeit, denn beide Hersteller kämpfen mit Überkapazitäten, müssen zudem schleunigst Kosten reduzieren. Folgen also weitere gleiche Produkte mit jeweils anderem Marken-Logo, womöglich sogar im Segment von Mercedes C- und E-Klasse? Kaum. Zwar gab es intensive Gespräche, jeweils die Vorgänger-Plattformen der Mercedes-Modelle an Renault zu liefern, aber die Pläne liegen jetzt auf Eis.

Beide Unternehmen haben größere Sorgen, speziell Renault. Im margenschwachen Kleinwagen-Segment forciert die deutsch-französische Allianz gemeinsame Entwicklungen und stellt die nächste Generation von Renault Twingo und Smart Forfour auf eine gemeinsame Basis, von der sich auch der Smart Fortwo ableiten lassen soll. Die Daimler-Tochter erhält überdies von Nissan eine Plattform für einen kleinen Offroader im B-Segment, also eine Adaption des außergewöhnlich designten Juke. Im Gegenzug darf Nissans Edelmarke die Daimler-Kompaktarchitektur MFA (A- und B-Klasse) nutzen. Das von der Studie Etherea abgeleitete Modell kommt 2014 auf den Markt und sollte ursprünglich bei Magna in Graz mit einer Jahresproduktion von 50.000 Einheiten gebaut werden. Nun muss der Kompaktwagen jedoch das eigene Werk im britischen Sunderland auslasten. Der ebenfalls auf MFA-Basis geplante SUV läuft voraussichtlich in Mexiko vom Band.

Auslastung als beherrschendes Thema

Tatsächlich scheint Auslastung das beherrschende Thema, wie auch der neue Renault Europa-Chef und Ex-VW-Manager Stefan Müller bestätigt: "Wir müssen die Nutzung unserer Werke verbessern und die Anzahl der Plattformen weiter reduzieren." Darüber hinaus verfolgt er das Ziel, "die Produkte wenn möglich in ihren erfolgreichsten Regionen zu produzieren" – was natürlich im Verbund mit Daimler besser funktionieren kann. Eigentlich müsste es schneller vorangehen, denn seit Gründung der Kooperation Renault/Nissan 1999 ergeben sich Einsparungen von gerade einmal zwei Milliarden Euro. Immerhin sollen bis 2016 nochmals zwei Milliarden hinzukommen. Doch eine Mercedes E- oder C-Klasse auf Renault-Nissan-Basis? So weit geht die von Ghosn und Zetsche als Flirt bezeichnete Zusammenarbeit offenbar nicht. Noch nicht zumindest.

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