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Mercedes GLE (W167)
Erste Sitzprobe im neuen Luxus-SUV

Mercedes hat den neuen GLE enthüllt. Das Luxus-SUV startet Anfang 2019 durch und kommt mit zum Teil revolutionärer Technik, neuen Motoren und 48-Volt-System. Auf dem Pariser Autosalon konnten wir uns bereits ein genaues Bild von ihm machen. Ab sofort ist der neue GLE bestellbar.

Mercedes GLE Marcel Sommer
Foto: Luca Leicht

Vorhang auf für den neuen GLE: Mit der vierten Generation des luxuriösen Allzweck-Mobils will Mercedes wieder an die Spitze des Segments fahren. Eine Position, die unbedingt dem eigenen Selbstverständnis entspricht. Denn mit dem vor 21 Jahren eingeführten Erstlingswerk, damals noch unter dem Namen M-Klasse firmierend, hatte Mercedes das Wettrüsten der Premiumhersteller eröffnet und die damals vor allem mit kleineren asiatischen Modellen bestückte SUV-Klasse auch in Europa salonfähig gemacht.

Unsere Highlights

Von Beginn an war dieses Modell einem Spagat zwischen zwei Welten verpflichtet, sollte sowohl offroad ein echter Könner sein als auch onroad die Manieren aus dem Pkw-Bereich übernehmen. Entsprechend ist nun auch beim neuen Mercedes GLE, der Anfang 2019 bei den Händlern stehen wird, das Thema Geländetauglichkeit durchaus noch relevant, wie sich zum Beispiel am optionalen Aktivfahrwerk „E-Active Body Control“ feststellen lässt.

Mercedes GLE 2019 Weltpremiere
Daimler AG
Der neue GLE bekommt eine sanftere Formensprache als das Vorgängermodell

Die Formen werden wieder weicher

Formal macht der GLE eine kleine Zeitreise, wird wieder ähnlich wie die erste M-Klasse tendenziell rundlicher und verabschiedet sich von den harten Designkanten der beiden Vorgänger-Generationen. Das ist auch der Aerodynamik zuträglich, Mercedes verspricht mit einem cw-Wert von 0,29 Klassenbester zu sein. Zum Vergleich: Der bisherige Mercedes GLE erreicht 0,33.

Beim Radstand hat das neue Modell um acht Zentimeter auf 2.995 Millimeter zugelegt, was vor allem hinter der ersten Reihe mehr Freiraum bringt, in Reihe zwei verbessert sich die Beinfreiheit um spürbare 69 Millimeter. Die optionale dritte Sitzreihe, bislang dem GLS vorbehalten, lässt sich elektrisch sechsfach verstellen, dazu gehört auch die Längsverstellung. Mercedes spricht hier von einer SUV-Weltneuheit. Bedient werden die Rücksitz-Verstellungen über den Mercedes-typischen Schalter in der Türverkleidung. Auch das vollständige Umlegen der Fondlehne geschieht vollelektrisch über eine separate Schalterleiste im Gepäckraum. Das Gepäckraumvolumen beträgt bis zu 825 Liter hinter den Fondsitzen und bei umgeklappter zweiter Sitzreihe bis zu 2.055 Liter. Eine um 72 Millimeter vergrößerte Durchladebreite ermöglicht ein besseres Verstauen von sperrigem Gepäck.

Städtetauglicher Geländewagen mit viel Platz

Mercedes GLE Marcel Sommer
Luca Leicht
auto motor und sport-Redakteur Marcel Sommer hat sich den Innenraum des neuen Mercedes GLE genauer angeschaut.

Wir entern den Fahrersitz und sofort fallen die beiden gewaltigen 12,3 Zoll großen Bildschirme auf. Auf dem linken Screen liest der Fahrer die Instrumente ab, über das rechte Display mit berührungsempfindlicher Oberfläche steuern Fahrer oder Beifahrer das Infotainmentsystem. Das ist über einen neuen Interieur-Assistenten per Gestensteuerung noch einfacher zu bedienen.

Das Lenkrad ist in der Höhe und Tiefe verstellbar, so dass der Fahrer schnell seine perfekte Position findet. Die Sitze bieten einen angenehmen Seitenhalt und einen hohen Sitzkomfort. Die Sitzverstellung befindet sich mittlerweile Mercedes-typisch seitlich in der Tür – auf den vorderen und hinteren Plätzen. Mit 1,95 Meter muss es aber schon die tiefste Sitzposition sein, um nicht mit dem Kopf ans Dach zu stoßen.

Im Fond finden drei Passagiere viel Platz für sich und ihre Beine. Selbst große Personen haben gut zehn Zentimeter Luft zwischen ihren Knien und der Rückenlehne des Vordersitzes. Die herausklappbare Armlehne ist beledert und gut gepolstert. Schnell und einfach sind die Getränkehalter am vorderen Ende geöffnet, den Armauflagekomfort schmälert das nicht. Allerdings fällt im Fond die Kopffreiheit deutlich geringer aus, als in der ersten Reihe. Den ersten Kopf-Dach-Kontakt gibt es mit 1,95 Meter, auf holpriger Strecke vermutlich schon früher. Für genau den Fall ragen vorne aus der Mittelkonsole zwei gewaltige Haltegriffe heraus. Den Fondpassagieren bleiben zumindest die riesigen Türgriffe zum Festhalten. Am hinteren Ende des Mercedes GLE zeigt sich dann noch ein weiteres Talent: Viel Platz und eine gewaltige Kofferraumklappe. Letztere ist so weit oben am Dach angeschlagen, dass Zwei-Meter-Männer aufrecht drunter stehen können.

MBUX mit Bewegungserkennung

Aus Kundensicht höchste Zeit ist der Einsatz des neuen MBUX-Multimediasystems, das im neuen GLE mit zwei 12,3-Zoll-Bildschirmen im Breitbildformat realisiert wird. Die Individualisierung der MBUX-Displays kann unter anderem durch die Wahl verschiedener Farb- und Designthemen vorgenommen werden. Optional verfügt das System mit dem „Interieur Assistent“ über eine Bewegungserkennung zur Steuerung. Dabei erfasst eine Kamera in der Dachbedieneinheit die Bewegungen der Hände und Arme von Fahrer und Beifahrer. Nähert sich eine Hand dem Touchscreen oder dem Touchpad auf der Mittelkonsole, ändert sich die Darstellung im Media-Display, einzelne Elemente werden beispielsweise hervorgehoben. Das System kann die Hand des Fahrers von der des Beifahrers unterscheiden, weiß also, bei wessen Sitz zum Beispiel die Massagefunktion eingestellt werden soll.

Mercedes GLE 2019 Weltpremiere
Daimler AG
Endlich erhält auch der GLE das neue MBUX-Multimediassystem, das sogar um etliche Funktionen erweitert wird

Für den neuen Mercedes GLE wurde das MBUX-System um zusätzliche Funktionen erweitert. Dazu gehört unter anderem die Erweiterung um spezifische Anzeige- und Steuerelemente für den Geländeeinsatz, eine sprachgesteuerte E-Mail-Funktion oder die Integration von Online-Musikstreaming. Außerdem ist das System selbstlernend und erkennt mit der Zeit die Vorlieben des Benutzers, etwa ein bestimmtes Radioprogramm zu einer bestimmten Zeit. Eine integrierte Augmented Reality-Funktion integriert Kamerabilder in die Navigationsansicht, außerdem ist die die Sprachsteuerung weiterentwickelt und versteht nun noch komplexere Sätze und Anweisungen.

Neue Motoren im Mercedes GLE (2019)

Zum Verkaufsstart Anfang 2019 kommt der GLE zunächst als GLE 450 4Matic als Mildhybrid. Der Reihensechszylinder-Benziner leistet 367 PS und erreicht 500 Newtonmeter. Der Startergenerator kann kurzfristig weitere 22 PS und 250 Newtonmeter zum Vortrieb beisteuern. Das hierfür notwendige neue 48-Volt-Netz wird außerdem auch für den elektrischen Antrieb von Klimakompressor und Wasserpumpe verwendet. Bei allen künftigen Varianten des GLE kommt die neunstufige 9G-Tronic-Automatik zum Einsatz.

Während die später erscheinenden Vierzylinder-Varianten ein klassisches Verteilergetriebe mit 50:50 Kraftverteilung zwischen den Achsen erhalten, wird bei den restlichen Motoren und damit auch beim Premierenmodell GLE 450 ein Verteilergetriebe mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung verwendet. Seine Besonderheit: Es besitzt optional eine zusätzliche Geländeuntersetzung, womit der GLE in seinem Segment auch weiterhin zu den kompetentesten Kraxlern gehören wird.

Erheblich erweitert wurden die Assistenzsysteme beziehungsweise deren Funktionen. Der Abstands-Tempomat Disctonic kann nun auch Informationen aus dem LiveTraffic-System verarbeiten und so beim Annähern an ein Stauende bereits warnen oder das Fahrzeug eigenständig verlangsamen. Der aktive Stauassistent kann bis zu 60 km/h die Lenk-, Beschleunigungs- und Bremsfunktionen übernehmen. Er wertet zur Stauerkennung Straßenkategorie, Geschwindigkeit und Fahrzeugabstände zu Vorausfahrern und Nebenfahrzeugen aus. Zusätzlich zum Fahrzeug-Kamerasystem (optional) und dem Fernbereichs-Radar verwendet er die vorderen Eck-Radare zur Erkennung von einscherenden Fahrzeugen. Sind der Lenk- und der Abstandsassistent aktiviert, schaltet sich der aktive Stauassistent bei erkanntem Stau auf einer Autobahn automatisch ein.

Neues Niveau bei den Assistenz-Systemen

Mercedes GLE 2019 Weltpremiere
Daimler AG
Zum Verkaufsstart kommt zunächst der GLE 450 mit Sechszylinder-Benziner und Mildhybridtechnik

Ebenfalls neu ist die Abbiegefunktion des Bremsassistenten, die Gegenverkehr erkennt, der Totwinkel-Assistent mit Ausstiegswarnung (das werden besonders Fahrradfahrer gerne hören) sowie der Anhänger-Rangierassistent, der das Rückwärtsfahren mit Anhänger erleichtern soll. Das System verarbeitet Daten aus einem Knickwinkelsensor im Kugelkopf der Anhängerkupplung und wird über das MBUX-Display gesteuert.

Der größte Stolz der Entwickler ist jedoch das ins 48-Volt-Netz eingebundene aktive „E-Active Body Control“-Fahrwerk. Es ist eine Eigenentwicklung von Mercedes und erlaubt es, die Feder- und Dämpferraten an jedem einzelnen Rad selektiv anzusteuern. Dadurch werden Wank-, Nick- und Hubbewegungen minimiert, wozu auch die Straßenzustandserkennung (Road Surface Control) und die Kurvenneigungsfunktion beitragen. Diese Sonderausstattung ist den höheren Motorisierungen ab sechs Zylindern vorbehalten. Gegenüber der S-Klasse, wo Active Body Control ursprünglich eingeführt wurde, wurde der Energiebedarf in etwa halbiert. Das Fahrwerk erlaubt auch eine Weltneuheit, den Freifahrmodus.

Dabei wird, wenn möglich, das Niveau mehrfach automatisch angehoben und wieder abgesenkt, was den Druck der Räder auf den Boden verändert und damit die Traktion verbessert – der GLE schaukelt sich frei. Eine weitere neue Funktion für den Offroad-Einsatz ist die Einzelradansteuerung. Hierbei kann das Niveau an jedem Rad über den Touchscreen des Media-Displays einzeln verstellt und somit die Ausrichtung des Fahrzeugs im Gelände verbessert werden, etwa wenn ein Rad in einem Graben steckt oder ein Rad voll eingefedert ist.

Mitfahrt im neuen Mercedes GLE (2019)

„Merken Sie das“, sagt Rüdiger Rutz, dreht gefühlvoll am Lenkrad. Der GLE 450 gleitet über den Einstieg in den Offroad-Parcours. Rutz ist Leiter der Gesamtfahrzeug-Erprobung für die MHA-Plattform. Das Kürzel bezeichnet den technischen Unterbau für die künftigen SUV der GLE- und GLS-Baureihe, er debütiert mit dem GLE der Baureihe W167, ab Spätherbst werden in Tuscaloosa, Alabama die ersten Serienfahrzeuge vom Band rollen.

Damit die Serienautos so fahren und sich anfühlen, wie bei der Entwicklung geplant, sind wir hier. Rüdiger Rutz, sein Kollege Volker und Projektleiterin Stefanie Schmitz erproben mit ihren Teams ein letztes Mal die serienfertigen GLE-Prototypen auf dem Offroadgelände, der Handlingstrecke und den Landstraßen rund um den Barber Motorsports Park östlich von Birmingham und nur wenige Meilen vom Mercedes-Werk in Alabama entfernt.

Neben der Rennstrecke und diversen Fahr- und Handlingsparcours beherbergt der Park übrigens eine der größten Motorradsammlungen der Welt, besuchen Sie den Park, falls Sie mal in der Gegend sein sollten, es lohnt sich.

Ordentliche Offroad-Fähigkeiten

Derweil kurvt Rüdiger Rutz weiter routiniert am Lenkrad, lässt den GLE 450 mit der weiß-schwarzen Tarnbeklebung über Hindernisse kraxeln, die man sonst eher einem Mercedes G oder Land Rover Discovery zutrauen würde. Die Begeisterung für das neu entwickelte Fahrwerk ist dem erfahrenen Ingenieur anzumerken. Mit ein paar routinierten Wischern hat er die Fahrmodus-Anzeige auf dem MBUX-Monitor aufgerufen, erklärt die wesentlichen Funktionen des neuen EABC-Fahrwerks mit Luftfederung und aktiven Dämpfern.

Natürlich funktioniere das System nur mit dem 48 Volt-Bordnetz, in diesem Fall also mit dem GLE 450 mit integriertem Starter-Generator, in dieser Konfiguration 367 PS (270 kW) plus 16 kW für den Elektromotor. Allein die Motoren in den elektrohydraulischen Dämpfern benötigten im Extremfall 3 kW elektrischer Leistung, ohne 48 Volt-Netz unmöglich. Dabei seien die Dämpfer komplett unabhängig, es besteht keine mechanische Verbindung zwischen den vier Einheiten. Sie kommunizieren digital, und das recht überzeugend.

Mercedes GLE 450 Prototyp
Mercedes
Auch Felsenkriechen beherrscht der neue Mercedes GLE.

GLE mit Freifahrfunktion

Jede einzelne Dämpfereinheit kann das jeweilige Rad blitzschnell anheben oder absenken, die Zug- und Druckstufendämpfung anpassen – mit verblüffenden Effekten bei der Offroad-Fahrt. Eine der spektakulärsten Funktion dabei: das Freifahren. Dabei hüpft der GLE auf seinen vier Elektrohydraulik-Einheiten regelrecht auf und ab, um sich aus wortwörtlich festgefahrenen Situationen zu befreien. Es sehe auf den ersten Blick seltsam aus, funktioniere aber tatsächlich, verspricht Ingenieur Rutz. Kürzlich sei es bei Testfahrten in Dubai ausprobiert worden.

Über den Preis des EABC-Fahrwerks wird offiziell noch nichts verraten, dass es um einiges teurer wird, als das bisherige Airmatic-Paket plus Active Curve System beim aktuellen GLE (rund 5.800 Euro), darf erwartet werden. Dafür kann es auch mehr. Einiges davon demonstriert Baureihen-Projektleiterin Stefanie Schmitz bei der anschließenden Landstraßenfahrt. Dort fungieren die aktiven Dämpferelemente nicht nur als Wankausgleich, der Wagen legt sich, wie beim bisherigen ABC-Fahrwerk leicht in die Kurve. Dabei, verrät Ingenieurin Schmitz, werden den Grenzen des Systems noch lange nicht ausgelotet. So werde die Seitenneigung nur sehr mäßig eingesetzt, zu viel Schräglage könne bei empfindlichen Passagieren Reiseübelkeit begünstigen.

Mercedes GLE 450 Prototyp
Mercedes
Zum Rampenwinkel des neuen GLE hat Mercedes noch keine Informationen veröffentlicht.

Fahrwerk kann von Sport bis Offroad alles

Beeindruckend ist übrigens die Spreizung zwischen komfortablem Reisemodus, straffer Sportabstimmung für schnellere Fahrt und Offroadeinstellung. Der GLE überbügelt in allen Fahrzuständen souverän große und kleine Unebenheiten, ein ganz neues Komfortgefühl stellt sich ein. Allradlenkung? Sei nicht vorgesehen, verraten die Ingenieure. Einen ähnlichen Effekt könne man auch über die vier aktiven Dämpferelementen erzielen: agiles Handling bei langsamerer Fahrt, bei der das Heck ein wenig mitlenken darf oder strammer Geradeauslauf bei hohem Autobahntempo.

Ein kurzer Ausflug über einen eng gesteckten Handlingparcours bestätigt die Theorie. Dort gerät rasch in Vergessenheit, dass der GLE doch ein mächtiges Trumm von einem Auto ist. Deutlich größer übrigens auch als sein Vorgänger der Baureihe W166: plus 80 Millimeter mehr Radstand, 1 Millimeter höher und zwei Zentimeter breiter.

Mercedes GLE 450 Prototyp
Mercedes
Beim Handling-Parcours lässt der neue GLE seine Pfunde beinahe vergessen.

Startpreis 65.807 Euro

Die Preise für den neuen Mercedes GLE starten bei 65.807 Euro für den GLE 300 d 4Matic, der GLE 450 4Matic kostet ab 72.650 Euro. Der 330 PS starke GLE 400 d 4Matic kostet ab 76.101 Euro, der GLE 350 d 4Matic ist ab 69.496 Euro zu haben. Erste Auslieferungen erfolgen im Februar 2019, die großen Diesel werden ab April nachgeschoben. Für das Fahrassistenz-Paket Plus werden 2.892 Euro Aufpreis berechnet, die vollelektrisch verstellbare zweite Sitzreihe kostet 1.428 Euro Aufpreis, die Sitze in der dritten Reihe kosten 1.83 Euro extra

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AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

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