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Mercedes F-Cell World Drive Tag 70
Wir fahren nach Berlin

Am 70. Tag erreicht der Mercedes F-Cell World Drive mit den B-Klassen die deutsche Hauptstadt – und das in Rekordgeschwindigkeit. Der Sommer ist nun auch im Norden Deutschlands angekommen.

Mercedes F-Cell World Drive Tag 70, hamburger Hafen
Foto: Walter F. Tillmann

320 Kilometer, das ist so ein Klacks, dass wir normalerweise nicht einmal die Sitzeinstellung anpassen. Der Weg von Hamburg nach Berlin wäre noch kürzer, wenn wir nicht noch einen kleinen Abstecher über Land eingebaut bekommen hätten. Eigentlich war geplant, die Strecke in einem Rutsch zu schaffen, getankt werden sollte erst in der Mercedes-Niederlassung in Berlin.

Mit Taktik gegen Gasfuß-Chinesen

Aber da sind die Chinesen, und da ist die deutsche Autobahn. Schon seit zig Tagen beratschlagt die Tourleitung, wie sich ein ähnliches Desaster wie am ersten Tag vermeiden lässt, als drei chinesische Journalisten ihre B-Klasse mit ratzekahl gesaugtem Tank nach 240 Kilometern auf dem Seitenstreifen einer französischen Autobahn parkten, 20 Kilometer vor Erreichen der Tankstelle. Und da wären noch die Hongkong-Chinesen, die in Australien unter Missachtung jedes Tempolimits mit dem letzten Kriechstrom aus der Batterie zum Tankstopp anrollten.

Unsere Highlights

Also Planänderung. Flugs wird ein Tankstopp in die Tour eingebaut, angeblich, weil das chinesische TV-Team ja auch das rhythmische Gewummer des Büffels, unseres Tank-Sprinters, in den Kasten kriegen soll.

Rund 100 Kilometer bis zum ersten Tankstopp, das ist das Kürzeste, was wir auf dieser Tour je zu absolvieren hatten. Das Herausquälen am späten Morgen aus Hamburg dauerte ebenso lang, wie der Blitzritt zur Ausfahrt Ludwigslust. Damit wir nicht nur Autobahn gefahren sind, steht noch ein Kurzbesuch des Barockschlosses an, das sich Herzog Friedrich von Mecklenburg gegen Ende des 18. Jahrhunderts in die Griese Gegend bei Neustadt-Glewe bauen ließ.

Ludwigslust wird das Mecklenburger Versailles auch genannt. Weil die Herzöge in Anlehnung an das französische Vorbild gern Wasserspiele und Teiche im Hof haben wollten,  wurde von der Stör bis zur Rögnitz eigens ein 28 Kilometer langer Kanal gegraben, der heute noch die Kaskaden vor dem Schloss mit Wasser speist.

Der Wasserstoff könnte uns heute nur schwer ausgehen, es sei denn, wir verpassen die Tankstelle. Denn angesichts der kurzen Strecke haben wir auf der Autobahn zuvor ordentlich angegast, sollten wir das Refueling verpassen, würden die 320 Kilometer plötzlich zur echten Herausforderung.

Brennstoffzelle unter Volllast

Aber schon nach 123 Kilometern steht die Kolonne an der Raststätte Stolpe Süd. "Das ist doch mal eine nette Abwechslung", sagt der Tankstellenchef und schleppt die nächste Lage Stullen mit Schnitzel vor die Tür. "Das Aufregendste, was hier sonst passiert, sind die Polski-Fiat, die hier nachts anhalten, und anschließend sind die Wasserhähne auf der Toilette abmontiert."

Kurz vor der Abfahrt Berlin-Pankow hat Philipp aber doch kalte Füße bekommen und das Tempo leicht reduziert. Am Ende stehen im Durchschnitt 1,59 Kilo Verbrauch auf 100 Kilometern zu Buche, das dürfte Rekord sein. Der Bordcomputer meldet im Ziel, dass der Wasserstoff im Stadtverkehr noch für weitere 40 Kilometer gereicht hätte.

Apropos Konsum: Es gibt zwar demnächst Abendessen, und es ist nicht so, dass wir auf der langen Reise nicht alle ein bisschen mehr auf unsere Linie achten sollten, aber der letzte kleine Abstecher ist unerlässlich. Wir verlassen die Route und biegen in die Torstraße und kurz darauf in die Schönhauser Allee ein. Nichts gegen texanische Steaks oder Peking-Ente, aber vier Monate ohne Currywurst mit Fritten, das hält ja kein Mensch aus.

Heute eine Currywurst

Bevor sie vom Döner Kebap abgelöst wurde, war die Currywurst bis vor wenigen Jahren der Deutschen liebster Imbiss. Am 4. September 1949 rührte die Berlinerin Herta Heuwer zum ersten Mal einen Sud aus Tomatenmark, Worcestersauce, Currypulver und weiteren Ingredienzien an und ertränkte damit erfolgreich eine Brühwurst an der Ecke Kant- und Kaiser-Friedrich-Straße. Die Sauce ließ sie sich später patentieren. Nach dem Umzug in die Kaiser-Friedrich-Straße 59 lief das Geschäft so überragend, dass sie zeitweilig bis zu 19 Verkäuferinnen beschäftigte, und ihre leicht geräucherten und gepökelten Würste im Darm rund um die Uhr verkaufte. Als ihr der Lebensmittel-Konzern Kraft das Patent abkaufen wollte, ließ sie den Multi abblitzen.

An ihren Imbiss erinnert heute nur noch eine Gedenktafel, aber für Currywurst-Pilger gibt es in Berlin eine zweite Institution. Unter der Hochbahn steht seit den 60er Jahren in der Schönhauser Allee 44 Konnopke’s Imbiss. Und so lautet die Frage des Tages: "Philipp, willst du deine mit oder ohne?"

"Wir hammse nur ohne", lautet die bestimmte Antwort aus dem Laden, noch bevor der Gefragte den Mund aufmachen kann. Was soll denn das eigentlich heißen? "Na ohne Darm", sagt die Fachkraft hinterm Tresen resolut. Ach so, aber ja wohl mit Pommes. "Na sicher", sagt sie. "Na dann einmal mit und einmal ohne. Und warum haben sie eigentlich nur ohne Darm?" "Na weil dett beh uns in der Dehdehärr so üblich wah. Et jab beh uns nur Würste ohne Darm und der Linie sind wa bis heute treu jeblieben und dett blehben wa och in Zukunft." Und so darf sich der Genosse Honecker im Jenseits freuen. Am Ende gibt es also doch noch einen Parteibeschluss der SED, der auch heute noch gilt.

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