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Mercedes F-Cell Word Drive Tag 32
Wagen drei im Jagdfieber

Der 32. Tag des Mercedes F-Cell-World Drive führt von Portland nach Adelaide. Traktoren, Oldtimer und sogar ein Känguruh laufen uns über den Weg. Dazwischen liegen tolle Straßen und bildschöne Landschaften. 

F-Cell World Drive
Foto: Markus Stier

Wir haben Blut geleckt. Nachdem die Existenz von Känguruhs seit gestern nun doch bewiesen ist, wollen wir mehr exotische Tiere sehen. Die einsame Landstraße von Portland in Richtung Kingston ist das ideale Safari-Terrain. Rechts und links der Straße wuchert im Lower Gleneig National Park dichtes Buschwerk, ein perfektes Versteck für große Tiere. Plötzlich kauert rechts etwas Dunkles am Straßenrand. Ein Känguruh. Lebend.

Ein Känguruh voraus!

Schnellstens umgedreht und näher rangefahren. Das gute Beuteltier schaut sich die Szene an, bis das Auto direkt neben ihm zum Stehen kommt. Dann ergreift es plötzlich die Flucht und hüpft blitzschnell in den Busch. Nun ja, das Foto ist nicht ganz scharf, kann aber wegen seiner Eindeutigkeit durchaus als erster Jagderfolg verbucht werden, selbst wenn sich später rausstellt, dass wir streng genommen kein Känguruh gestellt haben, sondern eins seiner kleineren Verwandten, den Wallabys.

Unsere Highlights

Fortan stieren drei Augenpaare zum Horizont und zum Straßenrand. War Japans bekanntester Auto-Korrespondent Yoshi Kimura vorher noch eher zaghaft auf der Bremse, wirft er nun regelmäßig hastig den Anker, wenn mal wieder jemand „Da!“ ruft. Ein zweites Känguruh? Leider bei genauem Hinsehen nur ein knorriger Ast.

So richtig erfolgreich sind die Tierbeobachter nicht

Das Radio spielt seit einer Viertelstunde nur noch Rauschen, aber das realisiert niemand. Was ist das da? Nur ein Autoreifen am Straßenrand. Die nächsten Känguruhs sind schon von Weitem zu erkennen – an den Vögeln. Ein halbes Dutzend findet sich auf 100 Kilometern, mehr oder weniger ausgeweidet von mächtigen Krähen.

Etwas Dunkles überquert tief geduckt die Straße. Ein Wombat? Es bleibt ungeklärt. Unstrittig ist die Anwesenheit von zwei Emus, die in einer Kiefernschonung stehen. Doch als das Auto zurücksetzt, sind sie schon verschwunden. Das Gleiche passiert uns ein paar Kilometer weiter noch mal. Wilde Schreie hallen durch den Wald, um uns zu verhöhnen.  

Hummer im Riesenformat – unübersehbar

Das größte Tier, das uns heute begegnet ist allerdings eher ein Meeresbewohner. Larry der Lobster, steht bedrohliche sieben Meter hoch am Straßenrand neben unserer Tankstelle in Kingston. Der vier Tonnen schwere Hummer ist eine echte Touristenattraktion. Während die Mercedes-Mannschaft aus allen Winkeln eine der B-Klasse n vor dem Monstrum aus glasfaserverstärktem Kunststoff fotografiert, kommt ein australisches Pärchen an und bittet uns, doch mal aus dem Bild zu gehen.

Murray begrüßt uns, lädt über Mittag in sein Hummerrestaurant ein, das schon seit 1979 hier steht und genießt das Staunen der Neuankömmlinge über seinen Prachtkerl vor der Tür. „Eigentlich sollte der aufs Dach, aber die Leute, die ihn gebaut haben, haben Inches und Feet mit Metern verwechselt“, verrät er. Und so wurde Larry drei Mal so groß wie geplant und muss jetzt drohend vor der Tür kauern. „Hätten wir ihn aufs Gebäude gesetzt, wäre er mitsamt dem Dach beim ersten Sturm 100 Kilometer weiter ins Landesinnere geflogen“, schätzt Murray.

Rückenwind tut dem Verbrauch gut

Heute herrscht kein Sturm, aber ein frischer Wind, und der kommt praktischerweise aus Süd. Wir müssen am Nachmittag nach Norden. Der Rückenwind ist deutlich auf der Verbrauchsanzeige zu spüren. Wie festgeschweißt hängt die Anzeige bei 1,14 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer, und das, obwohl wir die erlaubten 110 km/h voll ausreizen und das Gelände nicht wirklich eben ist. Gestern haben wir noch einen eisernen Sparkurs gefahren, und sind dennoch nicht unter 1,12 Kilo gekommen.

Knapp 300 Kilometer – längste Teiletappe in Australien 

Der heutige Nachmittag ist die längste Teiletappe in Australien mit 296 Kilometern. Der Bordcomputer ist ausnahmsweise total entspannt und gesteht uns dennoch über 50 Kilometer mehr Reichweite zu als erforderlich.

So können wir uns wieder der Fauna zuwenden. Am Lake Albert, einer lang gestreckten Salzlagune begrüßen uns Pelikanstaffeln im Formationsflug. Gerade ist Brutzeit. Wenn sie sich mit der Paarung richtig ranhalten, werden in kurzem Abstand bis zu 30.000 Küken geboren. „Die kann man dann praktisch nicht mehr zählen“, sagt einer unserer australischen Begleiter. Ein Wombat kommt uns vor die Linse. Zugegeben, er war in einem Garten gefangen und kein wild Lebender. 

Extratour: Trippy lotst zum Showprogramm

Das Roadbook macht plötzlich einen Schlenker auf eine Schotterpiste, die in einem Wendehammer am Meer endet. Haben wir irgendwas übersehen? Trippy, unser elektronisches Roadbook, behauptet, alles sei planmäßig. Erst beim Gang zum Strand erschließt sich die Extraschleife. Auf dem Wasser tobt ein einsamer Kitesurfer über die Wellen. Es ist Mercedes-Mitarbeiter Toshio Kriegel, der da draußen für den heutigen Showteil sorgt.

Als Trippy „On the Road again“ verkündet, biegt die Straße nach Westen ab. Sofort steigt der Verbrauch, weil der Rückenwind fehlt. „Wir haben so viele Versuche gefahren, aber dass die Aerodynamik so viel ausmacht, hätte ich auch nicht gedacht“, sagt Projektleiter Arwed Niestroj später. Zudem geht es plötzlich ganz beträchtlich rauf und runter. Der Verbrauch steigt auf 1,16 Kilo. Der Bordcomputer beginnt seine hektischen Panikprognosen, aber darauf fallen wir alten Hasen nicht rein. Mit 0,3 Kilo im Tank ist ohne Probleme Adelaide erreicht, wo nach zwei Tagen Unterbrechung auch die Sonne wieder lacht. Streng genommen sind es zwei Tage und eine halbe Stunde, denn wir mussten mal wieder die Uhren umstellen – um 30 Minuten. Das gibt es auch nicht häufig.

Angekommen in Adelaide 

Adelaide ist die Stadt der Kirchen. Allein Kaufhäuser gab es mal zahlreicher, aber viele sind pleite gegangen. Der Bundesstaat Südaustralien hat rund 1,2 Millionen Einwohner, in der größten Stadt Adelaide wohnen aber nur 40.000. „Das ist abends eine Geisterstadt“, sagt Yoshi, der schon mal hier war. Tatsächlich muss der Fußgänger am Sonntagabend kaum konzentriert nach links und rechts gucken, so wenig Verkehr ist auf den Straßen. „Willkommen in Adelaide“, sagt Michael, der aus Melbourne stammt. „Stellen Sie bitte die Uhren um sieben Jahre zurück.“

Adelaide kennen die meisten nur dank der Formel 1

Im Rest der Welt würde das Nest an der Südküste wohl kaum jemand kennen, aber der klangvolle Name Adelaide ist vielen Rennfans ein Begriff, weil hier viele Jahre lang der australische Grand Prix ausgetragen wurde. Unvergessen, wie Publikumsliebling und Dauerpechvogel Nigel Mansell hier beim WM-Finale 1986 im Williams-Honda nur einen dritten Rang nach Hause schaukeln musste, und dann auf der langen Geraden des Stadtkurses bei Tempo 250 ein Hinterreifen platzte. Mansell kämpfte mit dem wild ausbrechenden Auto, rettete sich in den Notausgang, aber der Titel war nicht mehr zu retten.

Wo wir gerade vom Sport reden: Michael und sein Kollege Greg sind die bisher einzigen Kollegen aus Australien auf unserer Welttour. Ein Shuttle-Fahrer in Melbourne hat uns schon gewarnt, dass die Aussies nicht nur Sportfanatiker sind, sondern auch endlos auf sportlichen Erfolgen herumreiten können (vor allem, weil es in der großen weiten, restlichen Welt nicht so viele davon gibt). „Das mit dem Fußballspiel gegen Deutschland, werden sie euch noch in zehn Jahren aufs Brot schmieren“, sagte der Chauffeur.

Retourkutsche für die Fußball-Niederlage

Prompt fängt Greg das Sticheln an: „Ach ja, das Fußballspiel. Wie ist das noch mal ausgegangen?“ Aber uns Deutsche, die wir erfolgsverwöhnt die oberen Viertel aller Medaillenspiegel belegen, die wir bei Fußballweltmeisterschaften kaum vor dem Halbfinale zu stoppen sind, lassen uns doch so billig nicht aus der Reserve locken. Wisst Ihr, wir müssen nicht immer wieder einen speziellen Tag immer wieder aufwärmen. Nehmen wir zum Beispiel den letzten Sonntag im Albert Park in Melbourne. Da hat doch unser Sebastian Vettel wieder mal überlegen alle abgeduscht. Es liegt uns aber völlig fern, euch liebe Australier damit nun ein Jahrzehnt lang aufzuziehen, denn Vettel kommt ja schon 2012 zurück und gewinnt wieder.´

Beim Mittagessen hatte Mercedes-Scout Jean-Marc eine lokale Motorsportzeitschrift dabei. „Webbers Debakel, und warum er zurückschlagen wird“ stand fett auf der Titelseite. Webber, Webber, der Name sagt uns irgendwas. Ach ja, Mark Webber, Vettels Teamkollege bei Red Bull. „Sag mal Greg, wievielter ist der am Sonntag noch mal geworden?“

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten