Mercedes C-Klasse Historie: Vier von 8,5 Millionen

Mercedes C-Klasse Historie
Vier von 8,5 Millionen

Veröffentlicht am 30.05.2014

Mitunter fällt es ja schwer, sich vorzustellen, wie lange etwas her ist. 1982 etwa, das Jahr, in welchem die erste Mercedes C-Klasse , der W201 vorgestellt wird. Falls Sie damals schon auf der Welt waren und fernsehen konnten: Bei der Fussball-WM im Sommer 1982 erreichte Deutschland das Finale, verlor 1:3 gegen Italien, Karl-Heinz Rummenigge schoss die meisten Tore für Deutschland (5), und Karl-Heinz Förster wurde Fußballer des Jahres.

Baby-Benz mit Fünfgang-Sportgetriebe

Das lässt auch den ersten 190 von 1982 in einem weicheren Licht dastehen. Wie kompakt und klein er heute neben aktuellen Autos wirkt, so schlicht und technisch, als hätte nicht die Designabteilung um Bruno Sacco die Karosserieform entworfen, sondern die Ingenieurstruppe um Entwicklungschef Werner Breitschwerdt. Zierlich und fein fährt sie sich auch, diese kleine Mercedes C-Klasse, die erst den Tarnnamen Ushido trug und dann das Typenkürzel der kleinen Heckflosse erhielt: 190. Die ausgeprägte Handlichkeit bestimmt ebenso das Fahrerlebnis in der fast doppelt so starken Evo-Version des 190 E 2.5-16.

Die hat ein knackig schaltendes Fünfgang-Sportgetriebe, eine exaktere Servolenkung und einen sensibel am Gas hängenden Sechzehnventil-Motor. Da fällt es dann gar nicht mal so schwer, sich vorzustellen, dass Kurt Thiim, Klaus Ludwig oder Bernd Schneider mit ganz ähnlichen Wettbewerbsautos DTM-Rennen gewannen.

Fast elf Jahre bleibt der in den USA Baby-Benz genannte 190 im Programm, wird 1,8 Millionen mal gebaut, dann 1993 vom W202 abgelöst. Der Nachfolger erstaunt erst mit viel weicherem, gefälligeren Design und dem neuen Namen Mercedes C-Klasse, verkauft sich aber besser als das Vormodell.

Was auch daran liegen mag, dass er sich deutlich erwachsener anfühlt als der filigrane 190. Er liegt satter in der Hand, erinnert beim Fahren eher an den W124 der letzten Baujahre, selbst dann, wenn nicht gerade der 280 PS starke Sechszylinder des C36 AMG unter der Haube steckt. Der W203 kommt ab 2000 und wird in nur sieben Jahren über zwei Millionen mal gebaut. Bei ihm explodiert das Motorenprogramm so richtig, und wer schon einmal hinter dem Lenkrad einer achtzylindrigen Mercedes C-Klasse saß, wird verstehen warum. Doch auch die bürgerlicher motorisierten Modelle haben ihre Qualitäten: Komfortabel und sparsam, solide und langlebig, verkörpern sie sprichwörtliche Mercedes-Tugenden.

Mercedes C-Klasse: V8 mit fast 500 PS

Die Unterschiede werden kleiner bei der Mercedes C-Klasse – wer vom 203 in den Nachfolger W204 umsteigt, wird keinen Generationensprung mehr erleben. Die Entwicklung erfolgt in kleinen, feinen Schritten. Das gilt freilich nicht, wenn man mit einem C63 AMG auf dem Handling-Parcours im Inneren des Highspeed-Ovals von Nardo unterwegs ist.

Das Mercedes C-Klasse Coupé donnert so spielerisch und gut kontrollierbar von Kurve zu Kurve, reizt bei leichtem Gaseinsatz an der Haftgrenze die ESP-Sensorik und folgt brav dem Lenkeinschlag, als wäre es ein rund halb so starker 190 E 2.5-16. So schließt sich der Kreis, 32 Jahre werden zu einem Tag. Bald beginnt wieder eine Fussball-WM, die achte seit 1982. Ohne die beiden Karl-Heinze.