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Meinung von Jens Dralle und Marcus Peters
Pro & Contra: Supersportwagen

Inhalt von

Ist super immer hervorragend, ein Supersportwagen also das Beste überhaupt? Oder ist das Ganze schon wieder zu viel des Guten? Zwei Männer, zwei Meinungen.

Supersportwagen, Meinung, Jens Dralle, Marcus Peters, Porsche 911 GT3 RS
Foto: auto motor und sport

Inwieweit das Attribut "super" in anderen Fachbereichen verbreitet ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Spricht man von Super-Villen? Super-Menüs? Super-Landmaschinen? Keine Ahnung. Aber all das existiert, wie auch immer es heißen mag. So wie bei Supersportwagen materialisiert sich darin das jeweils Beste eines Genres. Allein deshalb verfügt dieses Beste, dieses "Super" über eine Daseinsberechtigung, ebenso wie - sagen wir mal - ein Porsche 911 GT3 RS und ein Bugatti Veyron. Natürlich drohen sie mit jedem Gasstoß den alltäglichen Straßenverkehr zu sprengen, und wenn man ehrlich ist, bringt ihnen die Öffentlichkeit inzwischen ähnlich viel Sympathien entgegen wie Menschen, die Hundewelpen ein Brandzeichen verpassen. Aber beim Auto geht es um Neid, und das soll hier nicht das Thema sein.

Unsere Highlights

Das Streben der Menschheit

Solange Menschen etwas erschaffen haben, etwas erschaffen und etwas erschaffen werden, streben sie gelegentlich nach dem Besten überhaupt. Ein 1.200-PS-Superlativ, der sich so einfach wie ein VW Polo bedienen lässt? Ein herrisch schreiender Saugmotor-Wüterich, den eigentlich nur die Straßenzulassung von einem Rennwagen unterscheidet? Bitte schön, es gibt sie, zum Glück. Alle, die das Automobil nicht für den Sargnagel der Menschheit halten, kann das nicht kalt lassen. Und ganz besonders nicht jene, durch deren nächtliche Träume Autos kurven.

Faszination Sportwagen

Sicher, selbst wenn sie einen Supersportwagen fahren dürften, gelänge es ihnen kaum, dessen Potenzial auszunutzen. Im Alltag erlebten sie - mich eingeschlossen -in einem Ford Fiesta ST ähnlich viel Fahrspaß. Faszination, vielleicht sogar Ehrfurcht erfährt man dagegen nur in einem echten Supersportwagen. Also, Marcus, bevor der GT3-RS-Schlüssel auf deinem Schreibtisch endgültig Staub ansetzt, fahre ich eine Runde - selbst wenn ich das Auto unterfordere.

Die Reflexreaktion bei neuen Supersportwagen kenne natürlich auch ich: Wahnsinn, irre, will ich fahren. Alles andere als dieses Eingeständnis würde Sie, liebe Leser, sicherlich zu Recht irritieren. Doch warum nehme ich dann auf dem Foto unten diese abwehrende Haltung ein? Weil ich immer wieder feststellen muss, dass weniger "Super" vor dem Sportwagen häufig mehr Spaß bedeutet.

Wo ist die Rennstrecke, wenn man sie mal braucht?

Nehmen wir beispielhaft den hier abgebildeten Porsche GT3 RS. Er ist wild, stark, spektakulär. Und er ist groß - zu groß für die Landstraße. Auf die gegenverkehrsfreie Rennstrecke mit ihrem autobahnbreiten Asphaltband passt er hervorragend; nur habe ich leider keine. Rennstreckenlose Habenichtse wie ich pilotieren einen Supersportwagen notgedrungen auf einsamen Sträßchen. Nur, so leer, wie man hofft, sind diese kaum. Taucht dann Gegenverkehr auf, schnellt der Stresspegel hoch: Wohin mit dem breiten Heck? Exitstrategie, sofort! Im besten Fall läuft die Straße seitlich ebenerdig ins Bankett aus, dann darf der Hinterreifen gefahrlos Zuflucht suchen. Doch der beste Fall ist selten.

Die Realität als Spielverderber

Die Realität stattet das Bankett mit einem Absatz aus, setzt eine Randsteinbarriere davor und spickt es mit Begrenzungspfählen. Wohin also mit dem rubenshaften Heck des Supersportlers? Man zirkelt es eben gerade so durch, weit genug vom Gegenverkehr weg, aber nur so nah wie nötig am Randstreifen entlang. Der Fahrspaß hat in diesem Moment seinen Tiefpunkt erreicht.

Gleiches ist mir übrigens noch nie in einem Porsche Cayman passiert. Der wirkt neben einem GT3 RS rank und schlank und fährt sich auch so. Passt überall durch, verhakt sich nie. Kein Stress, nur Spaß. Und was heißt das nun für die Hersteller von Supersportwagen? Eure Boliden sind zu dick - schickt sie endlich zum Abspecken.

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten