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Lotus nach der Geely-Übernahme
SUV, E-Supersportwagen, Viertürer?

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Lotus liegt jetzt in chinesischen und malaysischen Händen. „Die Zukunft sieht blendend aus“, frohlockt Geschäftsführer Jean-Marc Gales. Was plant der englische Sportwagenbauer? Viele Varianten liegen auf dem Tisch.

Lotus Exige Sport 380 Roadster, Kurvenfahrt
Foto: Hans-Dieter Seufert

Es ist ein kalter Herbsttag in Hethel, nahe Norwich. Der Wind weht heftig und schüttelt drei Fahnen an einem Mast durch. Die britische, die malaysische und neuerdings auch die chinesische. Lotus Advance Technologies gehört jetzt zu 51 Prozent der chinesischen Zhejiang Geely Holding. Und zu 49 Prozent Etika Automotive aus Malaysia. Die Verträge wurden am Freitag, 29. September, unterschrieben.

Echte neue Lotus-Modelle erst in drei Jahren

Geschäftsführer Jean-Marc Gales spricht von einer blendenden Zukunft für den englischen Sportwagenpuristen. Noch schreibt Lotus rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2016/2017 erwirtschaftete Lotus zwar einen positiven EBITDA von zwei Millionen Pfund. Beim Ergebnis vor Steuern schrieb man trotzdem einen Verlust von 11,2 Millionen Pfund. Das es aufwärts geht, verdeutlich der Vergleich zum Geschäftsjahr 2015/2016. Da betrug der Verlust noch 41,2 Millionen Pfund. Bedeutet: Schon ohne Geely ging es mit Lotus aufwärts.

Unsere Highlights

Der Deal mit den Chinesen bringt Sicherheit. Und eröffnet neue Möglichkeiten. Jean-Marc Gales erarbeitet bereits einen Fahrplan für die Zukunft. Mit neuen Modellen ab 2020/2021. Bis dahin steht das alte Konzept. Lotus wird weitere Derivate seiner drei bestehenden Baureihen bauen: Elise, Exige und Evora. „Anfangs mehr, hinten raus weniger. Unser aktuelles Portfolio hält mit den Updates noch drei Jahre“, sagt Gales. Lotus arbeitet zum Beispiel an einem Evora Cabrio.

Die ersten wirklichen Neuentwicklungen kommen frühestens in drei Jahren. Mit dabei ist die neue Elise. Lotus erörtert aber auch komplett neue Fahrzeugsegmente und Antriebe. Erst hier wird sich der Einfluss von Geely zeigen. Weil sich Lotus von jetzt an bei den Konzernschwestern bedienen kann. Zum Beispiel bei Volvo. Ein SUV liegt deshalb auf der Hand. Pläne liegen schon länger in der Schublade. Der alte Vorstand hatte nur noch nicht zugestimmt. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis der neue Vorstand grünes Licht gibt. Zumal Volvo der passende Entwicklungspartner mit SUV-Kompetenz und echten Baukästen ist. Der große XC90 baut wie der XC60 auf der SPA-Plattform auf. Der Kompakt-SUV XC40 auf dem CMA-Baukasten. Müsste man tippen, kommt für Lotus eher der kleinere Plattform infrage. Lotus strebt nach einem SUV, der dem Porsche Macan gefährlich wird. „Leicht, breit, schnell, aerodynamisch ausgefeilt. Diese Nische wollen wir besetzen.“

SUV-Geschäft zu lukrativ

Lotus
Schon 2008 hatte Lotus mit dem Konzept APX einen SUV projektiert.

Die Nachfrage nach SUV und Crossover-Modellen scheint ungebremst. Der Macan ist das beste Beispiel dafür. Porsches Bestseller knackte im ersten Halbjahr 2017 die 50.000 Auslieferungen. Zusammen mit dem Cayenne stellt die SUV-Abteilung zwei Drittel von Porsches weltweiten Auslieferungen. Bei diesen Aussichten würde es einer Sensation gleichkommen, wenn Geely den Bau eines Lotus-SUV streicht. Das Geschäft ist einfach zu lukrativ. „Wir haben zum Glück einen Shareholder, der investiert. Mit Volvo hat Geely bewiesen, wie man eine Marke weiterentwickelt.“

Alles ist vorstellbar. Auch eine Hybrid-Version. Bis Lotus seinen SUV auf den Markt bringt, müsste die Batterietechnik ein ganzes Stück weiter sein. Die noch schweren Speicher werden leichter. Hybrid-Technik und Leichtbau, wie ihn Lotus in jeder Pressemitteilung und bei jeder Fahrzeugpräsentation skandiert, würden sich dann nicht mehr zwangsläufig konterkarieren. Volvo kennt sich nicht nur mit SUVs aus, sondern auch mit Hybridantrieben.

Der schwedische Autobauer will mit Beginn 2019 nur noch Autos bauen, die elektrifiziert sind. Volvos sollen entweder vollelektrisch, als Plug-In-Hybrid oder als Mild-Hybrid vom Band laufen. Zwischen 2019 und 2021 sollen sogar zwei vollelektrische Autos unter der Volvo-Performance-Marke Polestar laufen.

Elektrifizierung ist bei Lotus auch für die Sportwagen denkbar. Ein Mild-Hybrid – womöglich mit 48-Volt-Bordnetz – könnte neue Exige- und Evora-Modelle aufpäppeln. Als Zusatzkraft für den Verbrennungsmotor, sofern das Gewicht passt. Wo Lotus seine Motoren in Zukunft bezieht, steht ebenfalls auf der Agenda. Bislang kommt der Rumpfmotor von Toyota. Bleibt das so, nachdem Geely übernommen hat? Zumindest im Volvo-Regal gibt es keinen Sechszylinder, wie er in Exige und Evora steckt. Vierzylinder-Motoren, wie sie die Elise trägt, hat Volvo im Portfolio.

Gedankenspiele zu einem E-Sportwagen

Selbst einen hoch positionierten, vollelektrischen Sportwagen schließt Lotus nicht aus. „Tesla hat es vorgemacht.“ Und schließlich baute der erste Tesla überhaupt auf einem Elise-Chassis auf. Ein Plug-In-Hybrid scheidet im Sportwagensegment aus. „Die Kombination aus zwei Antrieben bringt in einem Sportwagen zu viel Gewicht mit sich“, heißt es. „Nur mit E-Motor und Batterie könnte es klappen. Der komplette Antriebsstrang des Evora wiegt rund 430 Kilogramm. Also ein Drittel des Trockengewichts. Das bedeutet 430 Kilogramm Spielmasse für E-Motor und Batterie.“

Ein solches Auto zu bauen, wird allerdings teuer. Deshalb heißt es bei Lotus. „Das muss sich in der Leistung niederschlagen.“ Sonst bekommt man es nicht verkauft. Sprich: Falls man ein vollelektrisches Auto baut, dann einen Elektro-Supersportwagen. So hört man es in Gesprächen jedenfalls heraus. Noch eine Baureihe ist denkbar: ein Lotus-Viertürer, wie ihn die Engländer mit dem Eterne 2010 schon einmal gezeigt haben. Wieder geht der Blick nach Zuffenhausen. „Porsche zeigt mit dem Panamera, dass sich so ein Auto durchaus lohnt.“

Noch sind das alles Gedankenspiele. Klarheit gibt es frühestens 2018. Aber ein Modellportfolio mit leichten Sportwagen, einem Macan-Konkurrenten (als Hybrid), einem Viertürer als Panamera-Gegner und einem E-Supersportwagen (als Herausforderer des Mission E?) klingt auf alle Fälle verheißungsvoll. Kritiker werden einwerfen: Verwässert das nicht die Marke Lotus? Befürworter werden sagen: Lotus geht mit der Zeit und nutzt die Konzern-Synergien.

Eines schließt Lotus kategorisch aus. „Einen Diesel gibt es bei uns nicht.“ Etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Das Thema internationaler Motorsport würde man emotional sicher gerne besetzen. Aber das kostet Geld. Geschäftsführer Gales gibt für die Zukunft aus: „Alles muss für uns machbar und rentabel sein. Lotus muss mit allen Projekten verdienen.“ Das würde gegen ein Engagement im internationalen Motorsport sprechen. Auf der anderen Seite könnte Geely daran gelegen sein, die Motorsport-aufgeladene Marke Lotus auch Rennen fahren zu lassen.

In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen den Lotus Eterne von 2010.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten