Lichtdesign und Elektronik: Mit Licht gestalten

Lichtdesign und Elektronik
Interview mit Stephan Berlitz

Veröffentlicht am 01.03.2013
Welche Funktionen kann Licht im Innenraum übernehmen?

Berlitz: Wenn wir uns mit Licht beschäftigen, dann steht eines im Vordergrund: Wir wollen Wirkung und Funktion verbinden. Das gilt insbesondere bei der Entwicklung von Lichtsystemen für den Innenraum. Dabei sehen wir drei prägende Trends. Erstens: Wir geben Licht Dynamik. Zweitens: Wir integrieren Sicherheitsfunktionen in das Lichtdesign. Und drittens: Licht wird künftig eine größere Rolle bei der Bedienung spielen.

Wie kann Licht beim Bedienen helfen?

Berlitz: Wir wollen das Wohlbefinden unserer Kunden steigern und den Stress im Auto reduzieren. Dazu gehört auch der Schritt weg von grellen Warnleuchten hin zur subtileren, aber nach wie vor eindeutigen Warnfunktionen. Ein Beispiel: In das Lenkrad lässt sich eine Lichtleiste integrieren, die beim pilotierten Fahren unterstützt. Leuchtet sie grün, heißt das: System aktiv, Auto lenkt selbstständig. Bei Rot gilt erhöhte Aufmerksamkeit. Weiß hingegen bedeutet, dass das System deaktiviert ist. Zudem lässt sich die Intensität variieren, was die Übermittlung einer zusätzlichen Botschaft ermöglicht. Wir wollen Licht dezent und zugleich dynamisch einsetzen, damit eine besondere Magie entsteht, ähnlich wie bei Kerzenschein oder am Kaminfeuer.

Welche Möglichkeiten ergeben sich für die Lichtgestaltung im Exterieur?

Berlitz: Auch hier verschmelzen Design und Funktion zusehends. Wenn Sie sich den Wischeffekt des dynamischen Blinkers in der neuen R8-Rückleuchte anschauen, sehen Sie einen coolen Effekt, der zugleich mehr Sicherheit bringt. So wird es auch beim LED-Matrix-Beam sein, den wir in absehbarer Zeit anbieten werden. Dabei leuchten eine Vielzahl von LED die Fahrbahn situationsgerecht aus. Der Gegenverkehr wird bei eingeschaltetem Fernlicht aus dem Lichtkegel ausgeblendet, der Rest jederzeit maximal ausgeleuchtet. Neben dem Sicherheitsplus lässt sich diese Technik so aufregend gestalten, dass sie den Charakter jedes Modells entscheidend mitprägt.

Hinzu kommen Lichtinszenierungen zur Individualisierung: Stellen Sie sich einen Parkplatz bei Nacht vor. Wenn der Fahrer zu seinem Auto kommt, erwacht es zum Leben und empfängt ihn mit einem Lichtszenario. Das baut sich selbstverständlich entsprechend der Richtung auf, aus der er sich nähert.

Gibt es kulturelle Unterschiede beim Thema Gestalten durch Licht?

Berlitz: Ja, die gibt es. Das sieht man beispielsweise in den lichtdurchfluteten Metropolen Asiens. Die Kunden dort sind besonders offen für neue Lichttrends. Wir berücksichtigen das natürlich bei unserer Entwicklung. Wir setzen aber nur um, was technisch auch sinnvoll ist.

Audi hat das Laser-Warnlicht vorgestellt. Sind bald auch Laser-Hauptscheinwerfer denkbar?

Berlitz: Allzu bald sicher noch nicht. Es handelt sich hier um eine Entwicklung für übermorgen. Laserleuchten bieten den Vorteil, dass man aus einer sehr kleinen Fläche eine hohe Lichtmenge gewinnt, was wiederum viel Freiheit in der Gestaltung schafft. Es gibt aber weltweit noch kein System, das in Sachen Effizienz unseren Anforderungen genügt. Deswegen forschen wir selbst daran. Mittelfristig setzen wir voll auf LED-Technik, weil sie unangefochten die meisten Vorteile bietet.