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Traumwagen Lancia Stratos HF
Einsteigen - und nie wieder anhalten

Inhalt von

Mehr geht nicht! Michael Schröder sehnt sich nach dem keilförmigen Stratos, dem ultimativen Rallye-Geschoss von Lancia mit dem auf 225 PS erstarken 2,4-Liter-V6 aus dem Ferrari Dino 246 GT.

Lancia Stratos HF, Frontansicht, Michael Schröder
Foto: Hardy Mutschler

Wie ein wildes Tier kauert der Lancia Stratos HF in meiner Garage. Ein Gruppe-IV-Rallye-Auto in Alitalia-Kriegsbemalung und mit vier großen Zusatzscheinwerfern auf der Haube. Während meine Hände ans Steuer greifen, spielt meine Fantasie endgültig verrückt, katapultiert mich aus Stuttgarts Norden in das Reich meiner kühnsten Träume, lässt mich am Col de Turini gnadenlos die Konkurrenz abledern. Mehr kann mir ein Auto nicht bieten.

Radikaler geht es kaum noch

Meine Begeisterung für den Lancia Stratos HF ist so alt wie das Auto selbst. 1974 präsentiert Lancia die Serienversion des neuen Sportwagens, dessen Formgebung radikal anders ist. Keilförmig kommt er daher, erinnert mit einer Glaskanzel als Windschutzscheibe viel mehr an einen flügellosen Jet. Erste Bilder machen die Runde, brennen sich mir, damals zwölf Jahre alt, unauslöschbar ins Gedächtnis ein.

Unsere Highlights

Ein Auto, dem man sofort ansieht, dass es kompromisslos für den Leistungssport gezüchtet wurde und nur zu Homologationszwecken in einer Mini-Auflage von nicht einmal 500 Exemplaren produziert werden sollte - dagegen wirken Porsche und Co. plötzlich so bürgerlich wie ein Schlagersänger im Vergleich zu einem Rockstar.

Schließlich dieses Poster, entdeckt im Verkaufsraum einer Tankstelle während des Sommerurlaubs 1975 in Südfrankreich. Ein weißgrüner Lancia Stratos im Rallye-Trimm, quer angestellt auf einer verschneiten Spur, dahinter jubelnde Zuschauer. Eine Nachtaufnahme, geschossen ganz in der Nähe in den Seealpen während der Rallye Monte-Carlo. Das Auto - wie ein Wesen aus einer anderen Welt, das schonungslos über die Konkurrenz herfällt, ihr bei diesem imageträchtigen Wettbewerb aus dem Stand auf und davon fährt. Nicht einmal, sondern gleich viermal: 1975, 1976, 1977 und 1979.

Der Lancia Stratos ist fast unbesiegbar

Damit nicht genug: In fünf Jahren gewinnt der Lancia Stratos nahezu jeden Einzelwettbewerb der Rallye-WM, kassiert gleich dreimal die Rallye-Markenmeisterschaft (1974, 1975, 1976). Die Namen der Fahrer des erfolgreichsten Rallye-Autos der Neuzeit können meine Freunde und ich längst im Schlaf herunterbeten: Munari, Waldegaard, Darniche, Röhrl, Mouton.

Und heute? Ich kann mich immer noch nicht an der Form des Lancia Stratos sattsehen, der dem Stuttgarter Ingenieur Fred Walter gehört und erstmals 1974 beim damals populären Giro d´Italia eingesetzt wurde. Das noch extremere Ur-Design stammt von Bertone und wurde bereits 1970 präsentiert. Doch es ist der Designer Marcello Gandini, der schließlich im Auftrag von Lancia-Direktor Ugo Gobatto mit nahezu uneingeschränkten Freiheiten und ohne vorgegebenes Chassis das neue Auto in seine endgültige Form bringt. Das technische Layout sieht einzig einen kurzen Radstand, niedriges Gewicht und kompakte Abmessungen vor. Als Antriebseinheit wählt Gobatto den 2,4-Liter-V6-Motor aus dem Ferrari Dino 246 GT.

Meterlanger Überrollkäfig

Die mit Stahlblech verstärkte Fahrgastzelle des Lancia Stratos HF wird durch einen verwindungssteifen Rohrrahmen in Form gehalten, im Rallye-Trimm verstärkend ergänzt durch einen meterlangen Überrollkäfig. Nur eine Handbreit hinter der Besatzung hängen Motor, Getriebe und die mehrfach einstellbare Hinterradaufhängung in einem imposanten Kastenrahmen, der an eine Fischertechnik-Konstruktion erinnert. Ist die voluminöse Kunststoffhaube geöffnet, präsentiert sich die Technik von allen Seiten zugänglich - genau so konstruiert man Rennautos.

Besitzer Walter lädt zu einer Probefahrt im Lancia Stratos HF ein. Wir fädeln uns irgendwie in das enge Cockpit, nehmen in den Schalensitzen Platz. Diverse Rundinstrumente, Stoppuhren und unzählige Schalter verteilen sich im schwarzen Cockpit. Komfort? Fehlanzeige. Gewicht kostet Leistung, und vermutlich fehlen darum auch die Schalldämpfer. Das tiefe ungefilterte Brüllen des V6 lockt sofort sämtliche Nachbarn an die Fenster, doch nicht allen scheint dieser akustische Overkill zu gefallen. Schwamm drüber, denn sie können ja nicht wissen, was mir hier gerade geschieht: Jeder Gasstoß - für den Körper wie eine Dosis Adrenalin. Walter kennt dieses Gefühl, und Jetpiloten wären jetzt vermutlich auch nicht wirklich überrascht.

Doch während mein Kopf dieses Glück noch immer kaum fassen kann, hat der Bauch längst geschaltet, stürmt der Lancia Stratos HF bereits über eine einsame Landstraße. Anhalten? Nein. Nie wieder.

Technische Daten
Lancia Stratos HF
Außenmaße3710 x 1760 x 1110 mm
Hubraum / Motor2418 cm³ / 6-Zylinder
Höchstgeschwindigkeit215 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten