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Kompakt- und Mittelklasse
Das Stufenheck kommt zurück

In der Ober- und Luxusklasse unabdingbar für den Verkaufserfolg, in den Segmenten darunter dagegen ein Ausschlusskriterium – das klassische Stufenheck. Doch jetzt wird dieses Karosseriekonzept kräftig aufpoliert.

03/11 Alfa Romeo Giulia
Foto: Schulte

Es gibt Autokonzepte, die einem so vertraut sind wie der eigene Teppich, der seit Jahren im Wohnzimmer liegt. Man sieht ihn jeden Tag und nimmt ihn nie zur Kenntnis – bis man ihn über die Stange wirft und kräftig ausklopft. So geht es jetzt auch der Stufenhecklimousine in der Kompakt- und Mittelklasse. 

US-Kunden verlangen Stufenheck

Dort liefen in der Vergangenheit selbst konservative Käufer angesichts lieblos angehängter Kofferraum-Abteile in das Lager modischer Crossover über oder stiegen auf ein Kompaktmodell mit großer Heckklappe um. Die Folge: Das Design wurde noch liebloser, um kostengünstig Märkte wie Spanien oder Osteuropa zu bedienen, denen es nur auf das Laderaumvolumen ankam. Oft sparten sich die Hersteller die Limousine gleich ganz.

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Und warum rollt Audi dann einen A3 mit Stufenheck in das Rampenlicht des Genfer Salons? Weshalb steckt Mercedes mitten in der Entwicklung eines CLC auf Basis der A-Klasse? Und was verleitet BMW dazu, über einen viertürigen 1er mit Stufenheck nachzudenken? Daran haben vor allem die USA Schuld. Dort bekommen die Premium-Hersteller mit ihren auf  Europa abgestimmten Einstiegsmodellen keinen Fuß in die Tür, weshalb BMW den1er  konsequenterweise nur als Cabrio und (Stufenheck-)Coupé anbietet, Mercedes die A- und B-Klasse überhaupt nicht.

Stufenheck mit großem Wachstumspotenzial

Nur Audi versucht wacker, den A3 dort loszuschlagen – und muss tatenlos mit ansehen, wie die Kunden scharenweise stattdessen den bislang eher drögen VW Jetta kaufen. Doch die neue Generation des ehemaligen Rucksack-Golfs erlaubt sich einen gefälligen Auftritt, der speziell europäische Autofahrer zum Umsteigen bewegen soll.Um zu demonstrieren, wie attraktiv eine kompakte Limousine sein kann, tritt der A3 Concept nicht nur mit einem frischen Design auf, sondern leistet sich sogar einen 408 PS starken Turbomotor mit fünf Zylindern – der ehrwürdige Sport Quattro lässt grüßen. Abgesehen von dem potenten Antrieb und den üppigen 20-Zoll-Rädern wird sich das Serienmodell kaum von der Studie abheben. Für Designchef Stefan Sielaff lag die Herausforderung darin, "perfekte Proportionen bei einer Stufenheck-Limousine hinzubekommen".

Firmenchef Rupert Stadler sieht in der Studie darüber hinaus "einen Ausblick darauf, wie wir in unserem erweiterten vollwertigen Automobilwerk im ungarischen Györ für Auslastung sorgen wollen". Es geht jedoch erst 2013 los, da zuvor die aktuell noch wichtigeren Schrägheckmodelle auf Kiel gelegt werden.

Der Trend spricht aber für das Stufenheck, dem ein Wachstumspotenzial von 26 Prozent in den USA, 40 Prozent in China und bis zu 80 Prozent in Europa innerhalb der kommenden vier Jahre prophezeit wird – eine Entwicklung, die ein Stück weit auch in Deutschland zu beobachten ist. So verkauft beispielsweise Volvo – bislang nur als Kombi-Marke wahrgenommen – über zehn Prozent mehr Exemplare des neuen S60 als erwartet.

Einige asiatische Hersteller wollen hierzulande eine vergleichsweise junge Klientel ausgemacht haben, die nicht permanent mit einem Mountainbike über der Schulter und dem Surfbrett unter dem Arm nach dem letzten Kick sucht. Sie wollen daher nicht unbedingt ein hippes Crossover-Mobil, sondern können sich alternativ für eine schicke Limousine begeistern. Mercedes möchte daran mit dem CLC teilhaben, einer Art geschrumpftem CLS auf Basis der nächsten A-Klasse, der einige Designmerkmale des Technologieträgers F800 übernehmen soll. Aufgrund seiner Länge von knapp 4,60 Meter überragt der frontgetriebene Viertürer nicht nur den A3 um rund 14 Zentimeter, sondern sortiert sich damit in das Segment der Mittelklasse ein. Dort soll weiterhin die C-Klasse die traditionellen Mercedes-Kunden bedienen, während das neue Modell Interessenten mit hoher Affinität zu neuesten Kommunikations-Technologien und außergewöhnlichem Design anlocken soll.

Mercedes mit dem CLC, BMW entwickelt noch

Falls darüber hinaus noch ein hohes Maß an Fahrdynamik gefordert würde – kein Problem, die Architektur der kommenden A- und B-Klasse sieht auch Allradantrieb vor. Die Motorenentwickler arbeiten zudem an aufgeladenen Vierzylindern mit bis zu 300 PS. An der Basis versprechen optimierte Diesel einen Durchschnittsverbrauch von unter vier Liter/100 km.

Für besonders effiziente Motoren ist BMW hinlänglich bekannt, für das Ausspähen von Nischen ebenfalls – siehe X6 und 5er GT. Andererseits hinken die Münchner gelegentlich etwas hinterher. So befindet sich ein CLS- und A7-Konkurrent noch in der Entwicklung, die Idee eines viertürigen 1er mit Stufenheck steckt in der Experimentierphase. Daher rollt diese Variante kaum vor 2015 zu den Händlern, und dann vermutlich auf der neuen Frontantriebsplattform.

Dass diese Antriebsform nur marginale Einbußen bei der Fahrdynamik bedeutet, hat BMW mit dem Mini inzwischen klargestellt. Von dem angesagten Kleinwagen übernimmt der 1er den 1,6-Liter-Turbomotor in diversen Leistungsstufen, beginnend bei 136 PS. Als Alternative zum Sechsgang-Schaltgetriebe kommt die Neungang-Automatik von ZF in Frage, die speziell für Quermotor und Vorderradantrieb konzipiert wurde – ein absolutes Muss für den US-Markt, wo Selbstschalten höchstens bei der TV-Fernbedienung als opportun gilt.

Alfa und Opel mit Stufenheck

Jenseits des großen Teiches spielt künftig Alfa Romeo wieder eine Rolle, denn speziell mit dem 159-Nachfolger wollen die Italiener dort Fuß fassen. Das Giulia getaufte Modell wächst deutlich (derzeit 4,66 Meter Länge), da es bis auf Weiteres kein größeres Fahrzeug mit dem Scudetto geben wird. Als Basis dient die für ihre hohe Agilität bekannte Plattform der Giulietta, die sich dank neu entwickelter Modulbauweise kostengünstig in Spurweite und Radstand anpassen lässt. Das Gerücht um den Hinterradantrieb ist passé.

In der Neuen Welt kennt sich Opel als Teil der GM-Familie naturgemäß bestens aus und schickt daher den in Detroit präsentierten Buick Verano in das hoffnungsvolle Segment, denn der 4,67 Meter lange Viertürer ist nichts anderes als ein Astra mit Stufenheck. Allerdings bekommt die Europaversion, die bereits 2012 an den Start geht, ein etwas kürzeres und damit knackigeres Heck.

Während der Vorgänger in Deutschland nicht beworben wurde, rückt Opel-Produktplaner Frank Weber den Nachfolger ganz offiziell ins Rampenlicht. "Wir sehen durchaus einen Trend zu dieser Karosserieform, da das klassische Schrägheck mittlerweile in allen erdenklichen Varianten bekannt ist", sagt Weber. Bei der Neuinterpretation ginge es sicher nicht um eine neue Spießigkeit, sondern vielmehr um sportliche Eleganz. "Zudem bietet das Stufenheck aerodynamische Vorteile, was wiederum der Effizienz beim Kraftstoffverbrauch zugute kommt", erklärt Weber. Manchmal lohnt es sich eben doch, vermeintlich alte Ideen kräftig zu entstauben.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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