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Aero-Bauteile an Straßensportwagen
Aerodynamik vs. Ästhetik

Inhalt von

Marcus Schurig über Aero-Tools wie Heckflügel als Inbegriff der Sportlichkeit, ihren Ursprung im Motorsport und ihre teilweise lächerlichen und höchst unästhetischen Übersetzungen bei Straßensportwagen.

Porsche 911 GT3, Heckflügel
Foto: Porsche

Über den Heckflügel oder den Frontsplitter muss man in unseren Kreisen nicht wirklich diskutieren. Sportwagenfahrer kennen ihre Funktion: Im Rennsport soll zum Beispiel der Heckflügel Abtrieb generieren, bei straßentauglichen Sportwagen soll er in aller Regel Auftrieb reduzieren, denn sein Zusammenspiel mit dem Heckdiffusor ist wegen der im Straßenverkehr genormten Fahrzeugstandhöhe in aller Regel so weit limitiert, dass bei ihrem Zusammenwirken selten richtiger Abtrieb herauskommt.

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Außerhalb unserer Kreise haben diese Aero-Tools einen eher zweifelhaften Ruf, wie wir alle wissen. Je bombastischer der Heckflügel, umso weiter wandern die Augenbrauen der unwissenden Betrachter in die Höhe, denn selten sind solche Lösungen weder schön, noch sind sie als ästhetisch wertvoll zu betrachten.

Bei Ferrari ist Aero-Performance Teil des Designs

Im Rennsport ist jede Aero-Applikation auf eine einfache Frage zu reduzieren: Wie viel Abtrieb gewinne ich bei wie viel Luftwiderstand? Je weniger Luftwiderstand man für den Abtrieb bezahlt, umso besser. Im Straßenverkehr spielen dann noch Sachen wie Benzinverbrauch eine Rolle - und ästhetische Fragen.

Und das ist mein Punkt: Es ist immer wieder faszinierend und gleichzeitig erschreckend, was Autohersteller aus diesem Thema bei der Umsetzung im Straßensportwagen machen. Faszinierend ist zum Beispiel der Fall Ferrari: Die Italiener verfolgen durch ihr Formel-1-Engagement und ihre hochgestochenen Windkanäle einen feinen Ansatz, außerdem sind sie Ästheten. Sie erzwingen Aero-Balance oder Auftriebsreduzierung nicht durch schnöde Biertheken, die ans Heck geschraubt werden - Aero-Performance ist Teil des Designs.

Ferrari arbeitet daher mit versteckten und unsichtbaren Klappensystemen und komplexer Durchströmung, um Abtrieb und Kühlung bei bestimmten Geschwindigkeiten zu gewährleisten. Die Optik des Autos wird nicht verschandelt. McLaren hat Ähnliches beim Modell 570 S hinbekommen. Will sagen: Es geht.

Fragwürdiger Heckspoiler bei Boxster und Cayman

Ein Festmahl für Technik-Freaks und Ästheten tischt die Konkurrenz nicht immer auf. Wenn ich sehe, dass Porsche bei Boxster und Cayman seit Urzeiten bei bestimmten Geschwindigkeiten eine - nennen wir es freundlich - aeroblattähnliche Hilfe im Heckbereich ausfährt, um nachteiligen Auftrieb zu eliminieren, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Das Ding sieht aus wie ein Balsabrett, dass Schüler zu Hause geschnitzt haben.

Weder hat es ein Profil, noch hat es Stil, und die Tatsache, dass man es bis 80 oder 100 km/h (je nach Hersteller) versteckt, sagt ja eigentlich schon alles. Der Grund für die wenig ästhetischen Lösungen sind die rundgelutschten Heckpartien moderner Autos, die der Fahrtwind in einer Weise umfließt, dass die Heckpartie über den sogenannten Bernoulli-Effekt bei höherem Tempo gleichsam angehoben wird, weil die Luft hinterm runden Heck nach unten verwirbelt und genau dort auch wieder aufsteigt.

Alles nur Show?

Nur: Wenn es Ferrari hinbekommt, könnte man erwarten, dass es andere auch schaffen, oder? Besonders: andere Sportwagenhersteller. Das Applizieren von Abtriebselementen bei Nichtabtriebsautos wirkt grundsätzlich verstörend lächerlich. Bei einem hochperformanten GT3-Elfer kann man das sicher akzeptieren, aber warum Kompaktsportler eine Dreifachreihe an seitlichen Front-Flaps verpasst bekommen, entbehrt jeder Logik und Begründung. Also doch alles nur Showgehabe?

In vielen Fällen leider ja. Die Homologationsautos für den Rallye- oder GT-Sport seien hier prinzipiell ausgenommen - obwohl das Bügelbrett am Subaru WRX STI heute nichts mehr mit Homologation zu tun hat. Sollten wir also auch in unseren Kreisen noch mal über das Thema Heckspoiler diskutieren?

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

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