Kia Sportage, Kia Sorento: Zwei neue Brüder der SUV Gattung

Kia Sportage- und Sorento-Kaufberatung
Zwei neue Brüder der SUV Gattung

Veröffentlicht am 20.10.2010

Seien wir ehrlich: Noch vor Jahren stand Kia ganz in der Naja-geht-so-Ecke. Wer sich für die schmackhaft eingepreisten Autos entschied, befragte zuvor mehrfach  seinen Kontoauszug, nicht seinen Bauch. Vor allem in den neunziger Jahren war das gängige Praxis, was der Marke half, sich fest im Straßenbild  zu verankern. Nun soll sich das Image wandeln: Von "Fahren-muss-die-Kiste-und-nicht- gut-duften" will man  zu "Wow-sieht-gut-aus". Zwei Paradebeispiele: der Kia Sportage und der luftigere Kia Sorento .

Imagewandel bei Kia

Kia Sorento und Kia Sportage zählen zur Gattung der SUV, jener hochbeinigen Kombis, die dem Freiheitsdrang ihrer Besitzer theoretisch keine Grenzen setzen. Ob das Abenteuer je gelebt wird - Nebensache. Doch SUV ist nicht gleich SUV: Der 4,44 Meter lange Kia Sportage spiegelt ganz deutlich den Trend bei den unter viereinhalb Meter Großen wider - grob und kantig war gestern, heute zählt markant und sportlich. So fährt er sich auch. Preis: ab 21.300 Euro. Der Klassenliebling VW Tiguan liegt rund 3.500 Euro drüber.

Sorento günstiger als die Konkurrenten

Wer nach unverwüstlichem Allrad und sieben Sitzplätzen sucht, sollte sich den  Kia Sorento anschauen. Im Gegensatz zu einigen großen Vans verdient dem Kia Sorento seine dritte Sitzreihe tatsächlich Lob. Mit fast 4,70 Meter Außenlänge trifft er auf Audi Q5 (4,62 Meter) und BMW X5 (4,86 Meter) - wobei diese ein oder zwei Kleinwagen teurer sind. Der Kia Sorento beginnt bei 29.495 Euro und beschert einem sofort das Gefühl, Geländewagen zu fahren. Einen, der Matsch verträgt, der hoch dasteht und viel Gepäck schluckt. Im Unterschied zu seinen Konkurrenten gaukelt der Kia Sorento einem  nicht vor, die nächste Kurve genau so präzise durchstechen zu können wie ein GTI. 

Dafür würden wir ihn aber vor jeden Wohnwagen spannen und leise hüsteln, wenn seine Zugkraft angezweifelt wird. Die Brüder lassen sich so einfach unterscheiden: Während der Kia Sportage einem schicken halbhohen Turnschuh ähnelt, der gern durch die Stadt tanzt, gibt der Kia Sorento den bequemen Wanderschuh. Beide lassen sich mit etwas Geschick perfekt ausstatten.Wir verraten Ihnen wie.

Allradantrieb nur gegen Aufpreis

Der Kia Sportage liefert nicht nur 4x4-Optik, sondern einen guten Preis-Leistungs-Mix. Keine vier Wochen ist der neue Kia Sportage auf dem Markt und fällt doch mehr auf als beide Vorgänger zusammen. Seine markanten Formen zeigen klar, was ein SUV in diesem Segment können muss: hoch und dynamisch anrollen, auf Parkplätzen die Blicke auf sich ziehen, um sich dann sportlich zu verabschieden.

All das hat der Kia drauf, leider aber zu wenig Rundumsicht. Das verwünscht sein Fahrer viel öfter als die 172 Millimeter Bodenfreiheit - beim Vorgänger waren es noch 190. Über Feldwege zu rollen ist so noch möglich, echte Geländetouren möchte man ihm nicht zumuten. Aus diesem Grund empfiehlt sich der 1.500 Euro teure, gut funktionierende Kia Allradantrieb vorwiegend für Berg- und Schneeregionen oder für Besitzer von Anhängern. Mit 4x4-Antrieb erhöht sich die Zugkraft auch von 1.600 auf 2.000 Kilogramm.

Der Selbstanzünder kann alles besser

Die Frage nach dem richtigen Kia-Motor ist momentan schwierig zu  beantworten, denn die sparsamen Antriebe für Kia Sorento und Kia Sportage stehen erst Ende des Jahres zur Verfügung. Bis dahin gibt es zwei Zweiliter-Vierzylinder; der eine verbrennt Super (163 PS), der andere Diesel (136 PS). Die Entscheidung zwischen diesen beiden ist schnell gefällt, da der Selbstzünder alles besser kann. Er kostet allerdings 2.800 Euro mehr. Zum Trost gibt’s einen Turbo, der recht früh 319 Newtonmeter Drehmoment serviert, die man in Kombination mit Vorderradantrieb manchmal bis in die Lenkung spürt. Wer das bei den Pumpe-Düse-TDI von VW mochte, wird den CRDi schätzen. Zumal der Spritkonsum ebenfalls stimmt: Auf der  Verbrauchsrunde nippt der 2.0 CRDi ohne Allrad 7,6 L/100 km, sein 4x4- Bruder 8,3  Liter aus dem Tank. Die Kombination mit der neuen, flüssig arbeitenden Sechs-Stufen-Automatik (1.000 Euro) ist zu empfehlen. Jedoch profitiert der frontangetriebene Selbstzünder nicht davon, ihn gibt es nur mit Schaltgetriebe.

Wer sich nicht ganz so oft hinters Steuer setzt,  kann auch mit dem Kia-Benziner glücklich werden. Vorausgesetzt, die Erwartungen sind nicht zu hoch, denn der Vierzylinder-Saugmotor kommt nur kurz vor dem roten Drehzahlbereich auf seine 163 PS. Tröstend wirkt auch hier das Automatikgetriebe, das die Müdigkeit des Zweiliters überspielt und so vor allem Fahrten innerhalb von Ortschaften ohne Enttäuschungen enden lässt. Trotzdem gilt bis Ende des Jahres: den Diesel nehmen - was auch den Wiederverkauf vereinfachen wird.

Man hat die Wahl: Attract, Vision oder Spirit

Bei den möglichen Ausstattungen verhält sich Kia vorbildlich: Während andere Hersteller ganze Bücher mit Extras volldrucken, gibt’s für den Sportage drei Versionen sowie sechs verschiedene Pakete. Attract heißt die gut bestückte Basis mit vollem Airbag-Programm, ESP, Klimaanlage, CD/MP3-Radio, Berganfahrhilfe und 16-Zoll-Alurädern.

Für 1.600 Euro erhält man mit Vision unter anderem die dringend empfohlenen hinteren Einparkpiepser, eine Dachreling, eine Lendenwirbelstütze für den Fahrer sowie einen Regensensor für die Scheibenwischer für den Kia Sportage. Die Kia-Topversion Spirit bietet für weitere 3.400 Euro etwa  Xenonlicht, Rückfahrkamera, Tempomat, ein gutes Sieben-Zoll-Navi sowie Sitzheizung vorn und hinten. 

Fünf Sterne für Kia Sorento

Ob Familienbus oder Zugmaschine - der Kia Sorento ist beides, auf und neben der Straße. Für die einen ist er der Geländewagen des Jahres, die anderen finden ihn einfach nur groß und schmuck. Fest steht: Der Kia Sorento sieht nach einem Jahr immer noch frisch aus - das neue Marken-Design funktioniert also. Kia war dem Offroader auch einiges schuldig, brachte er ab 2002 doch zum ersten Mal richtig Schwung in den Laden.

So ist die zweite Generation (seit Herbst 2009 auf dem Markt) gründlich durchdacht. Der Leiterrahmen und die hintere Starrachse wanderten auf den Müll, und der einstige Kia Geländemops speckte 215 Kilogramm ab. Beim Euro-NCAP Crashtest schaffte der Sorento fünf Sterne. Der nach wie vor akzeptablen  Rundumsicht steht aber eine viel zu fummelige Radio-Navi-Einheit (1.490 Euro) von vorgestern gegenüber. Nicht kaufen!

Kia Sporento hat einige Talente

Versöhnlich stimmen vor allem bei miesem Wetter die Allradqualitäten des Kia Sorento, was definitiv für den 1.510 Euro teuren 4x4-Antrieb spricht. Die Kia-Version mit Frontantrieb dient offensichtlich der günstigen Preiseinstufung, hat aber praktisch wenig Sinn. Abgesehen vom Allrad glänzt der luftige Kia Sorento noch mit drei weiteren Talenten: Ohne Anstrengungen wird er zum Familien-, Lade- oder Schleppmeister. Beide hinteren Sitzreihen - die  vergleichsweise bequemen Klappstühle sechs und sieben kosten 900 Euro - lassen  sich schneller umlegen, als das 1.582-Liter- Kofferloft gefüllt ist.

Sollte der Umzug  größer ausfallen, können 2,5 Tonnen schwere Anhänger an den Haken genommen werden. Wie beim Kia Sportage stehen je nur ein Diesel und ein Benziner zur Wahl  (Sechsgangschaltung Serie). Das Motorpalettchen wird Kia auch nicht erweitern. Schade, denn bei mindestens 1.710 Kilogramm Leergewicht braucht man den  2,4-Otto-Vierzylinder (174 PS) nicht wirklich in Erwägung zu ziehen. Ohne Aufladung schiebt er den Kia nicht überzeugend an. Klare Sache: Der 2,2-Liter-Diesel ist’s. Seine 421 (mit Automatik: 437) Newtonmeter Drehmoment packen kräftig zu.

Zusatzpakete im Kia Sorento sparen Geld

Und wer es bequem mag, ordert die 1.135 Euro teure Sechs-Stufen-Automatik. Sie passt perfekt zu den Qualitäten des Selbstzünders und sortiert die Gänge in der Regel ohne Hektik. Einen Haken gibt es allerdings: Wer den Wandler will, muss die zweitbeste Ausstattung Vision für 2.750 Euro bestellen. Sie liefert zwar hilfreiche Dinge wie hintere Einparkpiepser, Heizung in den Vordersitzen, einen guten Tempomat, Freisprecheinrichtung eine Dachreling, aber auch folgende verzichtbare Details: eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, die den Namen Sturm verdient, sowie einen Regen- und Dämmerungssensor.

Im Grunde ist die Kia Basis Attract mit einfacher Klimaanlage, Berganfahrhilfe, CD-Radio mit MP3-Funktion und 17-Zoll-Alurädern ausreichend. Wer sich dazu für 320 Euro das Komfort-Paket holt, bekommt die wichtige hintere Einparkhilfe zum fairen Kurs. Der Edel-Kia-Sorento mit  Xenon- Licht, LED-Rückleuchten, 18-Zoll-Rädern, Reifendruck-Kontrollsystem und dunklen hinteren Scheiben heißt Spirit. All diese Extras schrauben den Preis beim Kia Allrad-Diesel aber auch auf rund 38.000 Euro. Günstiger geht es mit der geschickten Kombination der sechs Zusatzpakete.

4x4-Technik von Kia ist zu empfehlen

Auch wenn nicht jeder Kia Sportage-Fahrer Allrad braucht - das System arbeitet überzeugend, ähnlich wie beim größeren Kia Sorento. Kia hat sich beim Allradantrieb des neuen Kia Sportage viel Mühe gegeben. Das aufpreispflichtige AWD-System trägt zwar den nichtssagenden Namen Dynamax, gehört aber zu den modernen des Marktes. Herzstück des Kia ist eine elektrohydraulische Lamellenkupplung, die bei Bedarf das Drehmoment sinnvoll auf die beiden Achsen verteilt.

Und zwar viel schneller, als das beim Vorgänger der Fall war. Dank kluger Vernetzung unterschiedlicher Sensoren und permanenter Analysierung aller Signale der Fahrzeugsteuerung (ESP, ABS) reagiert Dynamax in Millisekunden, was den Kia Sportage vor allem bei Regen und Schnee noch sicherer spuren lässt. Entwickelt  wurde das Allradantriebs-System von Autozulieferer Magna.

Kia Sorento zieht 2,5 Tonnen weg

Als Kia-Fahrer muss man gar nichts beachten, die Umverteilung läuft vollautomatisch. Das bedeutet, auf  normaler trockener Strecke übertragen hauptsächlich die Vorderräder die Kraft. Verschlechtert sich die Traktion (duch Schlamm, Schnee, Regen), werden alle Räder mit Drehmoment versorgt. Funktioniert tadellos und erhöht die Zugkraft von 1.600 auf 2.000 Kilogramm. Auch ein Sorento 4x4 zieht reichlich was weg (2,5 Tonnen), allerdings steckt unter seinem Blechanzug die ältere Technik.

Zwar arbeitet im Kia Sorento ebenfalls eine Lamellenkupplung, allerdings ist deren Steuerung noch nicht ganz so modern programmiert. Bei normalen Fahrsituationen treiben allein die Vorderräder an, was sich positiv auf den Kraftstoffverbrauch  auswirkt. Sollte dabei allerdings eines der Räder durchdrehen, wird über die Lamellenkupplung Kraft an die Hinterachse geleitet. Das funktioniert gut, dauert aber im Vergleich zum  4x4-System des Kia Sportage einen Wimpernschlag länger.

Kostenbilanz spricht für die Diesel

Das spürt der Fahrer, weil die Vorderräder in solch einem Moment kurz scharren, bis die Technik eingreift. Um diese Situation zu umgehen, kann - wie im Cockpit des Kia Sportage - der Lock-Modus (Sperre) aktiviert werden. Dann leitet der Antrieb das Drehmoment stur im Verhältnis 50:50 zu beiden Achsen. Allerdings kehrt der Kia Sorento ab Tempo 30 automatisch zur materialschonenden elektronischen Verteilung zurück. 

Nicht nur in puncto Fahrgefühl, sondern auch bei den Kosten sind die Selbstzünder empfehlenswerter als die Benziner. Selten liegen Fakten so klar auf der Hand: Nicht nur mit schweren Anhängern im Schlepptau ist man froh, einen Sorento oder  Sportage mit Diesel gekauft zu haben, sondern auch beim Blick auf die Unterhaltskosten. Vor allem der Vorteil des 2,2-Liter-Turbodiesels im Sorento ist überdeutlich. Egal ob bei 15.000 oder 30.000 Kilometer Laufleistung pro Jahr - die CRDi-Version in Kombination mit vier angetriebenen Rädern wirkt klar harmonischer als das mit Superbenzin betriebene Pendant. Nicht einmal der einfache 2,4-Liter-Benziner mit Vorderradantrieb kann sich als Sparversion behaupten.

Chancen auf Gebrauchtwagenmarkt

Beim Sportage ist der Vorteil des Kia Zweiliter-Benziners (15.000 Kilometer pro Jahr) zwar marginal vorhanden, aber letztlich viel zu gering, als dass man ihn dem Dieselmotor vorziehen sollte. Letzterer kostet pro Monat ein klein wenig extra, beschert seinem Fahrer jedoch auch auf jedem Meter mehr Freude. Zumal der Selbstzünder mit jedem weiteren Kilometer die Benziner im Unterhalt abhängt.

Ebenfalls auffällig: Während die Antriebe des Kia Sorento bei den Versicherungen exakt gleich eingestuft werden, kostet der Diesel beim Kia Sportage (Haftpflicht und Vollkasko) mehr. Die Angaben zum Wertverlust bedürfen der Erklärung: Es sind Schätzungen, da beide SUV noch nicht lange auf  dem Markt sind. Hier wird sich das Blatt aber sicher wenden, denn die Kia Benziner erhalten mit ihrer schlechteren Leistungsentfaltung keine Kaufempfehlung. Damit dürften die Dieselversionen auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt besser dastehen.

Diese Spar-Motoren kommen noch

Warten lohnt sich: Ende des Jahres bringt Kia zwei weitere Vierzylinder, die mit niedrigen Verbräuchen punkten sollen. Wer den Kia Sportage erst zu Weihnachten bestellt, hat die größere Auswahl: Kia erweitert dann nämlich die Motorenpalette. Zu den beiden Zweilitern gesellt sich ein 1,6-Liter-GDi (Gasoline direct injection), der 140 PS leistet und bei Kia das Zeitalter der Benzin-Direkteinspritzung einläutet. Der Vierzylinder schafft 166 Newtonmeter und wird an ein Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Damit startet der Kia Sportage schon bei 19.950 Euro.

Der zweite Motor für den Kia Sportage ist ein 1,7-Liter-Turbodiesel mit 255 Newtonmetern (115 PS). Er arbeitet serienmäßig mit einer Sechsgangbox zusammen - ab 22.250 Euro. Für  beide Antriebe kann dann auch ein Start-Stopp-System für 300 Euro Aufpreis geordert werden. Muss der Kia Sportage vor roten Ampeln oder im Stau stehen, stellt sich sein Motor damit automatisch ab.