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Karmann-Ghia Typ 34 und Buggy
Schönes aus Osnabrück

Inhalt von

Der Karmann-Ghia Typ 14 ist das bekannteste Auto der Karosserieschmiede aus Osnabrück und gilt als der schönere Käfer.

Karmann-Ghia Typ 34-Familie, Cabriolet, Coupé und Fließheck-Coupé
Foto: press-inform

Doch Karmann hatte noch viel mehr auf der Pfanne. Auf Tour mit drei besonderen Modellen: Karmann-Ghia Typ 34 Coupé, Karmann Buggy und Karmann-Ghia 145 TC. 

Der VW Käfer ist Kult. Aber selbst mit viel Wohlwollen kann man seine Formen nicht als elegant bezeichnen. Es ist daher kein Wunder, dass der Karmann-Ghia Typ 14 so erfolgreich wurde, sei es als Coupé oder Cabriolet.

Der "Große Karmann" kommt 1951

Die Osnabrücker Karosserieschmiede hat jedoch nicht nur von 1955 bis 1974 den Karmann-Ghia Typ 14 als schöneren Käfer gebaut, sondern träumte auch vom "großen Karmann". Vor 50 Jahren trat der Karmann-Ghia Typ 34 ins Rampenlicht. Die technische Basis bildete der Volkswagen Typ 3 (VW 1500 / 1600). Wohin Ghia-Designer Sergio Sartorelli bei der Gestaltung des großen Karmann geschielt hat, ist offensichtlich: Das flache Heck mit den Lüftungsschlitzen und die umlaufende Falz in Hüfthöhe erinnern stark an den Chevrolet Corvair, das einzige jemals in den USA gebaute Großserienmodell mit Heckmotor.

Unsere Highlights

Vorn laufen die Blechfalze des Karmann-Ghia Typ 34 zu Augenbrauen zusammen, die frech über die Scheinwerfer ragen. Das 4,28 Meter lange Coupé - es überflügelte den Karmann-Ghia Typ 14 um 14 Zentimeter - wurde von 1961 bis 1969 gebaut. Es gab die Versionen Karmann-Ghia Typ 34 1500 (45 PS) sowie 1500 S und 1600 L (beide 54 PS). Der Karmann-Ghia  Typ 34 1600 L mit dem 1584 ccm großen Vierzylinder-Boxer des VW 1600 war natürlich die Top-Version, und noch heute taugt der große Karmann zur Wohlfühl-Oase mit Biedermeier-Charme. Drei hübsche Rundinstrumente, das dünne Lenkrad mit dem verchromten Hupring und Holzfolie am Armaturenbrett sorgen für das passende Ambiente, Ausstellfenster vorn und hinten für eine angenehme Belüftung.

Luxus mit elektrischem Schiebedach und Automatik

Das Exemplar aus der Osnabrücker VW-Sammlung hat sogar ein elektrisches Stahlschiebedach an Bord und die Dreigang-Automatik, die man ab 1967 ordern konnte. Der Wandler-Automat frisst im Vergleich zum Viergang-Handschalter sechs Sekunden Beschleunigungszeit, aber selbst 25 Sekunden von 0 auf 100 Km/h vergehen am Steuer des Karmann-Ghia wie im Flug. Das Coupé ist ein herrlicher Gleiter mit ordentlicher Straßenlage, das perfekte Automobil für den gepflegten Sonntagsausflug.

Im Vergleich zum populären Karmann-Ghia Typ 14 führte der Typ 34 trotzdem ein Schattendasein, zumindest was die Verkaufszahlen betrifft. "Vom Typ 14 wurden 362.585 Coupés gebaut und 80.881 Cabrios, beim Karmann-Ghia Typ 34 waren es nur 42.505 Coupés", sagt Karmann-Experte Klaus Ulrich, der die Volkswagen-Sammlung in Osnabrück betreut. Das Karmann-Ghia Typ 34 Cabriolet war noch viel seltener, es wurden nur zwölf Prototypen gebaut. "Es sind einige Selbstbau-Cabrios im Umlauf. Wir wissen nur von drei Originalfahrzeugen, die bis heute überlebt haben", so Ulrich.

Den hübscheren Typ 34 gab es nur ein Mal

Es gibt sogar einen Karmann-Ghia Typ 34, der nur ein einziges Mal das Licht der Autowelt erblickte. Die dunkelrote Designstudie Karmann-Ghia Typ 34 TL von 1965 posiert für ein seltenes Foto neben Coupé und Cabrio. Die schwungvolle Dachlinie, die markante Front mit Doppelscheinwerfern und die große Heckklappe zeigen, was der TL hätte werden können: Die hübschere Variante des VW Typ 3. Der Käfer-Nachfolger galt schon bei seiner Einführung 1961 als veraltet, sein Design war dröge und altbacken.

Auch vom Typ 3 gab es eine Fließheck-Version namens 1600 TL, doch im Gegensatz zur Karmann-Studie hatte sie keine große Heckklappe. Ein modernes Fließheck mit großer Klappe stellte VW erst 1973 mit der ersten Passat-Generation auf die Räder. Mit dem Passat nahm VW dann auch Abschied vom Heckmotor-Konzept, das in Wolfsburg bis dahin mit Zähnen und Klauen verteidigt worden war.

Das Auto für die Spaßfraktion: Karmann Buggy

Zu Karmann gehört der Heckmotor aber so unbedingt dazu wie zum Käfer. Was man mit dem Vierzylinder-Boxer alles machen kann, zeigt der Karmann Buggy von 1971: In psychedelischem "Glimmer-Grün" kommt das Spaßmobil daher, ein ideales Vehikel für Blumenkinder und Beach Boys, die in den 70ern gern mehr Farben sahen als alle anderen. Man schwingt sich hinters Steuer, freut sich über das sportliche Dreispeichen-Lenkrad und genießt die straffen Schalensitze. Das kleine Kabel, das beim Offenfahren mit einem Schnappverschluss am Scheibenrahmen eingehängt wird, hat für tiefenentspannte Strandflitzer nur einen Zweck: Man kann so schön lässig den Arm darauf ablegen.

Mit Karacho geht es um die Kurven, auf Sand ist der Karmann Buggy ganz in seinem Element. 44 Käfer-PS treffen auf 640 Kilo Leergewicht, da geht einiges. Der Buggy heißt eigentlich Karmann GF, was für "Gute Fahrt" steht: Mit der gleichnamigen VW-Zeitung wurde der Prototyp des Buggy entwickelt. Er basierte auf den Buggys in den USA, die ebenfalls auf Käfer-Basis entstanden und schon in den 60er Jahren eine riesige Fangemeinde hatten.

"Den GF gab es zunächst nur als Bausatz", erzählt Karmann-Experte Klaus Ulrich. Im Frühjahr 1971 wurden dann auch Komplettmodelle angeboten, und zwar zum stolzen Preis von 8800 D-Mark. Soviel musste man damals nicht einmal für ein Käfer Cabriolet auf den Tisch legen. Heute sind originale Karmann-Buggys extrem selten. Ulrich schätzt ihren Marktwert auf 15.000 bis 20.000 Euro.

Praktischen Typ 34 für Brasilien

Während der Buggy in den flippigen 70er Jahren eine treue deutsche Fangemeinde hatte, war der Karmann-Ghia TC 145 auf unseren Straßen ein extrem rarer Anblick - es gab ihn hierzulande nämlich offiziell gar nicht. Das Fließheck TC (Touring Coupé) wurde ab 1970 in Brasilien vor den Toren der Industriemetropole São Paulo gebaut und war nur für den südamerikanischen Markt bestimmt. "Hin und wieder mag ein VW-Mitarbeiter bei der Rückkehr aus Brasilien einen TC nach Deutschland mitgebracht haben", so Klaus Ulrich. Das dunkelblaue 2+2-sitzige Fließheck wirkt fast fabrikneu, sogar ein VW-Händlerverzeichnis für Südamerika und eine Original-Rechnung finden sich noch im Handschuhfach.

Der Karmann-Ghia 145 TC ist vielleicht nicht das schönste Modell der Karmann-Historie, aber er bietet eine Menge Fahrspaß. Der 1,6 Liter große Motor im Heck leistet stramme 64 PS, und wenn man sich durch das hakelige Vierganggetriebe gearbeitet hat, kann man dem Karmann-Ghia do Brasil sein südamerikanisches Temperament entlocken. Die Motorabdeckung zittert im Boxer-Takt und heizt das Heck ordentlich auf. Eine Heizung war beim TC denn auch gar nicht an Bord, und auch sonst gibt es im Gegensatz zum Karmann-Ghia Typ 34 Coupé nur Selters statt Sekt: Schmucklose Hartplastik-Landschaften breiten sich im Cockpit aus, Komfort ist ein Fremdwort. In Brasilien freilich taugte der Wagen zum prestigeträchtigen Familienauto und wurde mehr als 18.000-mal gebaut.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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