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Johanna Wanka im Interview
Die Bundesministerin über Elektromobilität

Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, unterstützt Projekte zur Entwicklung der E-Mobilität. Deutschland soll ein Leitanbieter werden. Im Interview stellt sie sich unseren Fragen.

Johanna Wanka, Bundesministerin Bildung und Forschung
Foto: Beate Jeske
Die Nationale Plattform Elektromobilität hat der Bundesregierung den Fortschrittsbericht 2014 übergeben. Was schließen Sie als Bundesministerin für Bildung und Forschung aus dem Bericht?

Wanka: In dem Bericht steht, dass Deutschland auf einem guten Weg ist, sich zu einem internationalen Leitanbieter für Elektromobilität zu entwickeln. Das ist das klare Ziel der Bundesregierung, und darauf richten wir unsere Forschungsförderung aus. Beispielsweise haben wir in der Batterieforschung bereits einen guten Stand erreicht. Jetzt müssen die neuen Entwicklungen aber auch auf die Straße gebracht werden. Es geht also um die Fähigkeit zur Massenproduktion. Wir müssen zu einer wirtschaftlichen Herstellung und somit zu bezahlbaren Preisen kommen.

Unsere Highlights
Das Gremium fordert aber auch, die Forschung und Entwicklung von Elektroautos stärker zu fördern. Sehen Sie das genauso?

Wanka: Die Elektromobilität erhält vielfältige Unterstützung. Allein 2014 hat die Bundesregierung für die weitere Erforschung der Elektromobilität 280 Millionen Euro bereitgestellt. In der neuen Hightech-Strategie haben wir die Erforschung in-telligenter Mobilität als eine prioritäre Zukunftsaufgabe festgelegt. Mit dem Elektromobilitätsgesetz können Kommunen künftig Elektroautos vor Ort begünstigen, beispielsweise kostenfreies Parken oder die Nutzung der Busspur anbieten.

Das Ziel der Bundeskanzlerin, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, lässt sich kaum noch verwirklichen. Was kann Ihr Ressort zusätzlich tun, um die Elektromobilität in Deutschland voranzubringen?

Wanka: Das Ziel steht. Und ich halte es auch für richtig, mit ambitionierten Vorgaben an den Start zu gehen. Wir wollen Dynamik entfalten. Innovationen sind aber keine Schnellschüsse, sondern, wie beim Visio M, Ergebnis wohlüberlegter Forschung. Neue Batterietechnologien, leistungsstarke Elektronik oder leichtere Fahrzeuge sind wichtige Schlüsselbereiche bei der Erschließung der Elektromobilität. Hier bündeln wir unsere Förderung.

Wie sehr glauben Sie persönlich an den Erfolg der Elektromobilität?

Wanka: Wenn man am Steuer des Visio M sitzt, wird die Elektromobilität greifbar. Die Wirtschaftlichkeit dieses Fahrzeugs überzeugt mich. Und wenn man sich vor Augen führt, wie rasant sich die Mobilität entwickelt, gerade auch im städtischen Umfeld, sehe ich einen steigenden Bedarf nach umweltschonenden und alltagstauglichen Fortbewegungsmöglichkeiten. Das ist die große Chance der Elektromobilität.

40 Prozent der Wertschöpfungskette bei E-Autos macht die Produktion von Batteriezellen aus – die werden aber aktuell in Deutschland nicht hergestellt. Müssen Sie auf diesem Gebiet nicht aktiv werden, damit Deutschland weiter Leitanbieter in Sachen Automobil bleiben kann?

Wanka: Ja, absolut richtig. Es ist doch grotesk, dass wir in der Industrienation Deutschland zwar weltweit anerkannte Spitzenforschung haben, aber die Batteriezellen woanders gebaut werden. Wir müssen die Lücke zwischen Forschung und Produktion schließen. Daher unterstützen wir beispielsweise in Ulm ein neues anwendungsorientiertes Batterieforschungszentrum für Lithium-Ionen-Zellen, das wieder eine industrielle Serienproduktion in Deutschland ermöglichen soll. Wir denken aber auch weiter und erforschen bereits die nächste Batteriegeneration, also was nach der Lithium-Technologie kommt.

Die Autoindustrie arbeitet angesichts einer sich ändernden Mobilität intensiv am autonomen Fahren. Ist das eine Technologie, die aus Ihrer Sicht schnell vorangetrieben werden sollte?

Wanka: Es ist ja eine Stärke der deutschen Automobilindustrie, auf Veränderungen zu reagieren und das Auto immer wieder neu zu erfinden. Das hat sicher auch etwas mit den beachtlichen Forschungsaufwendungen in Deutschland zu tun. Autonome Assistenzsysteme bieten Vorteile, können das Fahren sicherer und leichter machen. Ich denke dabei auch an unsere älter werdende Gesellschaft. Die technischen Möglichkeiten, insbesondere die vernetzte Sensorik, sind beim autonomen Fahren schon weit entwickelt. Es kommt aber bei dem Thema neben einer ausgereiften Technologie stark darauf an, welche Rolle der Mensch selbst im Automobil der nahen Zukunft einnehmen möchte. Wie automatisch soll die eigene Mobilität sein? Ein Beispiel: In den USA haben sich Automatikgetriebe durchgesetzt. Wir Deutschen schalten lieber selber. Die Frage wird sein: Wie verändert sich mit der Automation auch die Mobilitätskultur? Das muss mitgedacht werden, ebenso wie beispielsweise rechtliche Haftungsfragen.

In den Megacitys dieser Welt wie Peking oder São Paulo wird es immer enger, sodass gewaltige Anstrengungen benötigt werden, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten. Welche Lösungsansätze gibt es da langfristig aus Ihrer Sicht?

Wanka: Wir kennen ja die Bilder von Stau und Smog. Die Probleme sind aber oft vielschichtiger, liegen tiefer. Wenn wir über Mobilitätskonzepte der Zukunft reden wollen, müssen wir anfangen zu fragen: Wie können wir urbane Mobilität nachhaltig gestalten, welches Nutzungsverhalten legen wir zugrunde, und zu welcher Flexibilität bei der Wahl der unterschiedlichen Mobilitätsoptionen sind wir bereit? Kurz: Will ich das eigene Auto, öffentliche Verkehrsmittel oder Carsharing? Oder will ich auf all diese Möglichkeiten vernetzt zugreifen und mir je nach Bedarf eine passgenaue Lösung auswählen können? Ideen und Forschungsansätze gibt es dazu. Es ist aber letztlich eine Akzeptanzfrage. Wir müssen also über neue Möglichkeiten, über Chancen und Risiken stärker informieren. Daher widmet sich das nächste Wissenschaftsjahr dem Thema Leben in der Zukunftsstadt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, wie wir die Datensicherheit gewährleisten können. Technisch haben wir die Möglichkeit, den Verkehrsfluss zu verbessern, Stichwort intelligente Routensteuerung. Aber dafür braucht es den intensiven Austausch von Informationen mit den Verkehrsteilnehmern, und das geht nur, wenn wir auch sichere Datenautobahnen haben. Vernetzte Autos müssen sicher vor Hackerangriffen sein.

Sie sind auch für die Bildung verantwortlich. Wie sollte das Thema Mobilität an Schulen und Universitäten verankert werden?

Wanka: Wir brauchen gut geschulte Fachkräfte und wollen das Interesse junger Menschen an der Elektromobilität durch konkrete Projekte wecken. Schülerinnen und Schüler können mit ihren selber entwickelten Solarfahrzeugen beim "SolarMobil"-Wettbewerb mitmachen und mit dem schnellsten Flitzer tolle Preise gewinnen. Für Studierende bieten wir zusammen mit Fraunhofer DRIVE-E an. Hier können Nachwuchswissenschaftler in Workshops und bei Unternehmensbesuchen ihr Wissen über Elektromobilität praktisch vertiefen oder sich mit ihren Entwicklungen um die DRIVE-E-Studienpreise bewerben. Mit dem Mobilen Schulungszentrum Elektromobilität wollen wir Jugendliche gezielt über die Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung in diesem Zukunftsbereich aufklären.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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