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Jeep-Chef Mike Manley im Interview
Mit Fokus auf authentische SUV

Interview

Der Jeep-Chef Mike Manley spricht im Interview über die Herausforderung, die Offroad-Legende Wrangler neu zu erfinden, den Erfolg der zweiradgetriebenen Modelle und die Wachstumsmärkte.

Jeep CEO Nick Manley
Foto: FCA US LLC
Welches waren für Jeep die wichtigsten Wachstumsmärkte im vergangenen Jahr, welche werden es voraussichtlich in diesem Jahr sein?

Manley: Dazu muss ich ins Jahr 2015 zurückspringen, denn da unternahm Jeep einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung der Globalisierung der Marke. Bis dahin hatten wir doch einen sehr limitierten Produktionsprozess aus Sicht der Standorte. Im Prinzip bauten wir alle Modelle in einem einzigen Land, von dort aus verschifften wir sie in den Rest der Welt, Brasilien, China, Europa. Das änderten wir 2015, als unsere Werke in Brasilien und in China die Arbeit aufnahmen. Vergangenes Jahr kam ein weiteres Werk in China dazu. Das half uns sehr, da parallel die Verkäufe in unserem Heimatmarkt USA etwas zurückgingen. Zugleich entwickelte sich auch Europa sehr positiv, da dort der damals neue Renegade sehr gut ankam.

Unsere Highlights
Jeep Compass
FCA US LLC
Durch den neuen Compass erhofft sich die Marke weltweit steigenden Absatz.

Als nächstes kommt nun der Compass, der uns den Zugang zu einem vor allem in Europa wichtigen Segment ermöglicht. Das wird uns weiteres Wachstum bringen. Brasilien wird ebenfalls weiter wachsen, dort startete der Compass letzten September. In China läuft die Produktion nun auf vollen Touren, auch da werden wir also den Absatz steigern können. Ja, und dann kommt dieses Jahr noch der neue Wrangler, der dem Absatz ebenfalls einen zusätzlichen Schub geben wird.

Klingt ein bisschen so, als hätten Sie den Heimatmarkt USA abgeschrieben. Welche Modelle können der Marke dort helfen, um wieder in Schwung zu kommen?

Manley: Das dürfte vor allem der neue Compass sein. Von seinem Vorgänger haben wir zuletzt – zusammen mit dem Patriot – in den USA und Kanada rund 250.000 Einheiten verkauft. Das neue Modell tritt also in große Fußstapfen. Aber natürlich ist auch der neue Wrangler sehr wichtig, dessen Produktion eigentlich immer an der Kapazitätsgrenze lief, also glauben wir, dass da ein noch größerer Bedarf herrscht.

Das sind die kurzfristigen Modellneuheiten. Und danach?

Manley: Bis Mitte 2020 folgen noch zwei weitere sehr wichtige Modelle. Zum einen ist das der Jeep Pickup. Wenn Sie sich das Segment der mittelgroßen Pickups in den USA in den letzten zwei bis drei Jahren ansehen, fällt ihnen die erhebliche Wachstumsrate dort auf. Selbst wenn es jetzt stabil bliebe, ist das dennoch eine große Chance für uns, den Gesamtverkauf der Marke zu erhöhen. Als wir angekündigt haben, ein solches Fahrzeug zu bauen, stieß das auf eine enorm große und positive Resonanz. Zum anderen spielt natürlich der neue Grand Wagoneer eine wichtige Rolle. Das wird ein sehr großes Fahrzeug, daher dürften die Märkte wie USA, der Mittlere Osten und einige asiatische Länder die größte Relevanz haben.

Aber speziell bei diesem Modell geriet die Entwicklung zuletzt ins Stocken. Weshalb?

Manley: Nun, es gibt einiges, was wir mit dem Grand Wagoneer gemacht haben, das ich für sehr wichtig halte. Da ist zum Beispiel der Takt der Produktvorstellungen bei Jeep. In den nächsten Jahren kommen der neue Wrangler, der Pickup, der Cherokee, der überarbeitete Renegade – und dann eben der Grand Wagoneer. Es ist einfach wichtig, die Abfolge der Produkteinführungen so zu gestalten, dass sie für unser Unternehmen und den Handel möglichst effizient umzusetzen ist.

Jeep Wagoneer
FCA US LLC
Der Nachfolger des 1991 eingestellten Grand Wagoneer lässt weiter auf sich warten.

Wenn wir ein Fahrzeug wie den Grand Wagoneer neu auflegen, dann ist das eine besondere Herausforderung, schließlich wurde die letzte Generation bereits 1991 eingestellt. Sehen Sie, wenn wir eine neue Generation vom Grand Cherokee entwickeln, könnten wir selbst dann auf einer guten Basis anfangen zu arbeiten, wenn wir ihn auf eine völlig neue Plattform stellten. Da wissen wir einfach, was wir zu tun haben. Also möchte ich sicherstellen, dass wir genügend Zeit haben, den Grand Wagoneer perfekt zu machen und parallel natürlich die anderen Produkteinführungen ebenso perfekt zu gestalten. Das alles diktierte den Zeitplan.

Sie sprachen den neuen Wrangler an, der nichts anderes bedeutet, als dass Sie eine Legende ersetzen müssen. Das ist bestimmt ganz einfach, oder?

Manley (lacht): Ich hatte meine Arbeit als Jeep-Chef noch nicht richtig aufgenommen, da erreichten mich bereits Zuschriften von Kunden, die mich ermahnten, das nicht zu versauen. Und das war noch die harmloseste Wortwahl. Also war für mich sehr früh sehr klar, dass wir hier besonders gewissenhaft zu Werke gehen müssen, ganz gleich, ob es sich nun um das Design oder die Technologie dreht. Ein Wrangler muss ein Wrangler sein. Das engt uns natürlich in gewisser Weise ein, speziell beim Design, das nur wenig progressiv sein darf. Darüber hinaus dürfen wir uns keinerlei Rückschritte bei den Geländefähigkeiten erlauben – ganz im Gegenteil. Dazu müssen Sie nur noch die Fahreigenschaften auf der Straße verbessern, die Geräuschemissionen und den Verbrauch reduzieren – und schon ist alles erledigt.

Also bleibt es beim Leiterrahmen?

Manley: Ja, klarer Fall. Das ist die einzige Möglichkeit, um das hohe Niveau bei der Geländetauglichkeit zu halten oder sogar noch zu verbessern.

Sie haben nun schon viele neue Produkte angekündigt. Bringen Sie die alle auch in Europa auf den Markt? Sogar den Pickup?

Manley: Einfache Antwort: Ja. Wenn ich mir das Pickup-Segment in Europa ansehe, wurde das bislang von Nutzfahrzeugmodellen mit Mehrpersonenkabine zu vergleichsweise günstigen Preisen dominiert. Bis vor Kurzem gab es keine Fahrzeuge, die einen gewissen Lifestyle-Aspekt in den Vordergrund stellen. Das ändert sich, deshalb wird beispielsweise auch Mercedes in diesem Segment aktiv sein. Der Wrangler Pickup wird nicht das klassische Nutzfahrzeug sein. Klar, auch er lässt sich als solches einsetzen, er wird natürlich auch im Gelände einsetzbar sein, schließlich ist er ein echter Jeep. Aber er wird hier vermutlich eher als Lifestyle-Fahrzeug angesehen. Unter Berücksichtigung, wie sich in Europa gerade das Pickup-Segment wandelt, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir mit unserem Produkt auch hier erfolgreich sein können.

Wie viele Pickups planen Sie hier zu verkaufen?

Manley: Derzeit tue ich mich schwer, eine präzise Verkaufsprognose zu geben. Denn ich bin mir noch nicht sicher, wie viele gewerbliche Kunden dezidiert ein Produkt unserer Marke kaufen würden, um damit sozusagen ihre eigene Marke aufzuwerten. Eine grundsätzliche Bereitschaft dazu ist ja offenbar vorhanden, sonst würden wohl nicht so viele Kunden einen Mercedes-Transporter kaufen. Schließlich könnten sie einen vergleichbaren Nutzwert bei einer anderen Marke zu niedrigeren Kosten bekommen.

Sie haben in unserem Gespräch schon oft die herausragenden Geländeeigenschaften der Jeep-Modelle und deren Relevanz für die Marke erwähnt. In Europa ist aber gerade der Renegade mit Vorderradantrieb sehr erfolgreich. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Manley: Für unsere Marke ist sehr wichtig, dass jede Baureihe mindestens eine Variante aufweist, die über jene Jeep-typischen Geländefähigkeiten verfügt. Das ist heute vergleichsweise einfacher umzusetzen als früher. Beim alten Liberty/Cherokee beispielsweise war es so, dass jede einzelne Modellvariante von den Anforderungen an die Geländefähigkeiten beeinflusst wurde, obwohl später nur ein Bruchteil der Kunden sie wirklich nutzte. Den Renegade können wir mit den heute üblichen Technologien jedem Kunden so anbieten, wie er ihn nutzen möchte. Er will ins Gelände? Kein Problem, als Trailhawk verfügt der Renegade über die entsprechende Bodenfreiheit und das Allradsystem, um das zu tun. Selbst in den USA haben nur die Hälfte der am Ende ihres Lebenszyklus befindlichen Patriot- und Compass-Modelle Allradantrieb. Das ist ja das Schöne an der Marke, sie drückt eine gewisse Lebenseinstellung aus, ganz unabhängig davon, ob der Besitzer eines unserer Fahrzeuge nun extreme Geländetouren macht oder nicht.

Andere Hersteller erweitern ihre Produktpalette derzeit gerne mal um ein SUV-Coupé. Wäre das nicht auch etwas für Jeep?

Manley: Ein SUV-Coupé? Welche Modelle sollen das sein? Das Mercedes GLE Coupé oder der BMW X6, wahlweise auch eine Klasse niedriger, das GLC Coupé und der X4. Ich glaube nicht, dass man hier von SUV sprechen kann. Das sind eher Crossover-Modelle mit einem einfachen Allradantrieb – und das ist ja auch okay. Aber ich denke, dass das für Jeep nicht funktioniert. Wir sollten uns eher auf authentische SUV mit hohem Nutzwert konzentrieren.

Und welcher dieser authentischen SUV wird der erste sein, der einen Plug-in-Hybrid-Antrieb bekommt?

Manley: Den genauen Termin werde ich Ihnen heute noch nicht nennen. Es besteht natürlich kein Zweifel daran, dass Plug-in-Hybride sehr wichtig ist, wir brauchen sie. Ich denke, dass wir so etwas Anfang des kommenden Jahrzehnts anbieten können – und das beginnt ja schon in etwas mehr als zweieinhalb Jahren.

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