Stadler: Wir waren und wir sind mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und werden unsere ursprünglich für 2015 gesetzte Messlatte von 1,5 Millionen Auslieferungen bereits im Dezember komfortabel überspringen. Gleichzeitig zünden wir die nächste Wachstumsphase. Wir haben unser Werk in Ungarn ausgebaut, in Mexiko mit den Bauarbeiten für die erste Audi-Fabrik in Nordamerika begonnen und produzieren die sehr beliebte Audi A3-Familie bald auch in China. Außerdem haben wir uns dazu entschlossen, die Produktion in Brasilien wieder aufzunehmen. Deshalb haben wir vor wenigen Wochen das größte Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte verabschiedet. In den kommenden fünf Jahren wollen wir mehr als 20 Milliarden Euro in neue Modelle, Innovationen, neue Technologien und den Ausbau unserer weltweiten Fertigungsstrukturen stecken. Wir haben 2013 insgesamt also eine sehr gute Rundenzeit erzielt und viele Pokale mit nach Hause genommen.
Stadler: Da haben wir die DTM und die Langstreckenweltmeisterschaft gewonnen, aber auch in anderen Disziplinen liegen wir vorne. So hat uns das MIT (Massachusetts Institute of Technology) zum Beispiel auf die Liste der 50 innovativsten Unternehmen weltweit gesetzt. Wir sind bei der Arbeitgeberattraktivität in vielen Umfragen auf dem Spitzenplatz. Außerdem ist unser Unternehmen durch unsere italienischen Töchter Ducati, Lamborghini und Italdesign Giugiaro auf mehr als 72.000 Mitarbeiter gewachsen. Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen.
Stadler: Eine zusätzliche Herausforderung für unsere gesamte Branche sind die sehr ambitionierten Vorgaben für die Kohlendioxid-Emissionen ab 2020. Bei einer Vorgabe von 95 Gramm CO2 pro Kilometer diskutieren wir einen Verbrauch von etwa vier Litern pro 100 Kilometer im Mittel über unsere gesamte Fahrzeugflotte. Dazu müssen wir an mehreren Punkten gleichzeitig ansetzen. Diesel und Benziner werden wir mit kräftigen Investitionen im Verbrauch weiter nach unten bringen und unsere G-Tron- und E-Tron-Modelle ins Portfolio integrieren. Das ist eine komplexe Aufgabe. Den kommenden Q7, die A4- und A5-Familie und den neuen A8 haben wir natürlich schon in der Konzeptphase auf die geänderten Anforderungen ausgelegt.
Stadler: Wir haben eine ganz klare Strategie und setzen in der ersten Phase der Elektrifizierung auf den Plug-in-Hybrid. Mit dem A3 e-tron können Sie in der Stadt 50 Kilometer emissionsfrei fahren. Das heißt, Sie können zum Beispiel als Pendler innerhalb dieser Reichweite auch über Wochen rein elektrisch fahren. Wenn dann eine Überlandfahrt ansteht, nutzen Sie den sparsamen Verbrennungsmotor und haben in Summe eine Reichweite von über 1.000 Kilometern. Wir haben als Premiummarke in der Phase eins der Elektromobilität mit dem e-tron-Konzept das richtige Ass aus dem Ärmel gezogen. Im Übrigen bietet der Volkswagen Konzern auch rein elektrische Autos an.
Stadler: Der R8 E-Tron hatte bereits mehr als 200 Kilometer Reichweite, aber ich glaube, dass die Kunden von einem Supersportwagen einen deutlich größeren Aktionsradius verlangen. Lassen Sie sich überraschen, in den nächsten Monaten wird hier noch etwas kommen.
Stadler: Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, die E-Tron-Technik auf allen Plattformen verfügbar zu machen, damit auch eine relevante Stückzahl von Modellen mit dieser Technologie gefertigt werden kann. Am besten ohne großen Aufwand im normalen Fertigungsprozess unserer Fabriken. Es ist aus unserer Sicht wenig nachhaltig, lediglich ein reines Elektroauto mit 160 Kilometern Reichweite zu haben und für die wichtigen Volumen-Modelle A4-, A6- und A8-Nachfolger oder die Q-Familie nichts anzubieten. Wir werden mit dem neuen Längsbaukasten in der Lage sein, grundsätzlich jedes Modell in unserer Palette zu elektrifizieren und wir werden diese Autos auf unseren bestehenden Produktionslinien herstellen können. Das ist eine solide Position, die uns große Freiheit gibt.
Stadler: Die 95 Gramm gelten für alle. Heute sind wir im Premiumsegment führend, aber müssen weiter intensiv arbeiten. Wie Sie wissen, werden wir auch Erdgas-Angebote machen wie mit dem A3 G-Tron. Da sind wir mit 85 Gramm CO2 und weniger unterwegs.
Stadler: In Deutschland gibt es noch etliches Potenzial, in Nord- und Südeuropa ist der Erdgasantrieb schon Normalität. Wer mit Erdgas statt Benzin fährt, reduziert den Kohlendioxidausstoß auf einen Schlag um 20 Prozent. Und Erdgastankstellen gibt es in Europa ausreichend. Wenn nicht, dann schaltet unser A3 G-Tron automatisch auf Benzin als Kraftstoff um. Außerdem sind wir bei Audi einen Schritt weiter als der Wettbewerb. In einer Versuchsanlage in Werlte produzieren wir aus überschüssiger Windenergie und gebundenem CO2 E-Gas. Damit ist man nahezu CO2-neutral unterwegs.
Stadler: Die chinesische Regierung hat großes Interesse, die Luftqualität in den Großstädten rasch und massiv zu verbessern. Das Elektroauto wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Aber bis die nötige Infrastruktur mit ausreichend Ladestellen steht, werden Plug-in-Hybride mit sparsamen Verbrennern den Smog in Megacitys reduzieren helfen.
Stadler: In Richtung Westen, wie zum Beispiel die Freihandelszone in Shanghai zeigt. Die neue Regierung muss ihre Bürger und ihre Schlüsselindustrien auf diesem Weg mitnehmen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. China setzt auf kontinuierliches Wachstum und adressiert auch die Wohlstandsentwicklung stärker, damit sich immer mehr Menschen zur Mittelschicht zählen können. Das ist durchaus in unserem Sinne.
Stadler: Im Gegenteil: Ich spreche über nichts lieber als über unseren Erfolg in diesem Segment. Wir verkaufen in diesem Jahr vom A1 über 120.000 Exemplare, das ist eine reife Leistung. Auch die neue A3-Familie ist ein voller Erfolg bei den Kunden. Und ab 2016 bringen wir den neuen Q1 auf den Markt und bauen damit unsere Q-Familie aus.
Stadler: Ja, für einen SUV beispielsweise, aber auch für weitere Modelle der A-Familie. Audi hat heute knapp 50 verschiedene Modelle im Angebot, und wir haben noch viele gute Ideen, so dass es schon bald 60 und mehr werden.
Stadler: Nein. Unsere Kunden wollen ihr Auto besitzen. Auch in der Stadt wird es in Zukunft kleine und große Autos geben, denn es wird immer unterschiedliche Kunden mit den unterschiedlichsten Ansprüchen geben. Ich kann mir aber einen Service vorstellen, wo der Kunde das Jahr über die Modelle wechseln kann.
Stadler: Wir werden das mit Pilotprojekten in Asien, Nordamerika und Europa testen, um die von Region zu Region unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kunden mit maßgeschneiderten Lösungen zu erfüllen.
Stadler: Die Frage ist, begeistert sich der Kunde für ein etwas sportlicheres Q-Modell oder interessiert er sich eher für den nutzenorientierten Van? Wir glauben an die Faszination der SUV und werden verstärkt in die Q-Reihe investieren. Unser aktuelles Beispiel ist der Q1, den wir ab 2016 in Ingolstadt bauen. Weitere Modelle sind vorstellbar.
Stadler: Wir werden 2020 ein Produktmix mit über 35 Prozent SUV-Anteil haben. Heute liegt der Anteil unter 30 Prozent. Da ist also bei einem steigenden Gesamtvolumen noch eine ganze Menge Luft. Die Autos sind bequem, vermitteln wegen der hohen Sitzposition Sicherheit. Das sind für die Kunden wichtige Kaufargumente. Technisch erleichtern die Hochboden-Plattformen das Elektrifizieren.
Stadler: Audi muss in jedem Segment Sportlichkeit vermitteln, auch bei den SUV und den Crossover-Modellen. Wir haben da mit dem SQ5 und dem RSQ3 deutliche Zeichen gesetzt. Wir wollen Begierde wecken, ganz egal in welchem Segment.
Stadler: Das ist von Markt zu Markt verschieden. Unsere Kunden sind jünger als die unserer direkten Wettbewerber. Der A1 ist die größte Eroberungsmaschine, 80 Prozent der A1-Kunden fahren erstmals Audi. Wir wollen, dass sie zufrieden sind und der Marke langfristig die Treue halten.
Stadler: Junge Käufer sind über das Internet perfekt informiert. Schon vor vier Jahren haben wir durch die Online-Weltpremiere des A1 zusammen mit Justin Timberlake bei jungen Kunden gepunktet. Grundsätzlich gilt: Unsere Kunden sind heute extrem gut informiert, wenn sie zum Händler kommen und sie erwarten sich dort eine hervorragende und individuelle Beratung. Für unsere Kunden ist die Audi-Webseite mit dem Konfigurator daher die Brücke zum Händler ihres Vertrauens.
Stadler: Ein Flottenkunde wird seine Autos online konfigurieren und dann auch bei uns bestellen, aber bei der Beratung und Übergabe an einzelne Kunden und zum Beispiel beim Service spielen unsere Händler eine zentrale Rolle. Service und Betreuung muss vor Ort perfekt funktionieren. Ein Kunde will seinen persönlichen Berater haben und nicht mit ein paar E-Mails abgefertigt werden.
Stadler: Sportliche Gene und Komfort müssen sich nicht ausschließen. Wenn ein Kunde ein sportliches Auto wie einen S8 fährt, hat er beispielsweise trotzdem Anspruch darauf, dass der Abrollkomfort, die Akustik und die Qualität der Luftfeder stimmen. Die Quattro GmbH wird hier auch in Zukunft noch weiter zuspitzen und noch mehr Dynamik vermitteln, ohne den Komfort aus den Augen zu verlieren.
Stadler: Noch ist nichts entschieden. Wir haben aber den Sport Quattro Concept auf der IAA in Frankfurt gezeigt, weil wir intensiv darüber nachdenken. Da wollten wir Feedback von unseren Kunden. Und das ist durchwegs positiv.
Stadler: Zunächst durch den Kundenanspruch. Wer einen quattro kauft, setzt ein Statement. In diesem Auto sind alle Gene vereinigt, die Audi in den letzten Jahren so stark gemacht haben, gepaart mit modernster Technologie. Diese Kunden begeistert das attraktive Design und die überlegene Technik. Wir sehen im C- und D-Bereich, also im Segment von A6, A8, Q7 und R8 noch viele Möglichkeiten, um zu punkten.
Stadler: Der Kunde muss einen Audi auf den ersten Blick erkennen. Da denken wir sehr global, denn in Europa kennt uns jeder. In den wachsenden BRIC-Märkten ist das noch nicht der Fall, darum brauchen wir einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Wir werden aber stärker differenzieren zwischen den A-, R- und Q-Modellen.
Stadler: Eine Familienähnlichkeit ist wichtig. Unser Singleframe war eines der stärksten Statements, das Audi gegeben hat. Aber es gibt ausreichend Differenzierungsmerkmale, zum Beispiel die LED-Scheinwerfer. Die Wettbewerber schauen da sehr genau hin und beginnen unser Design für sich aufzunehmen. Das ist für uns nicht nur ein Kompliment, sondern bestätigt unseren Kurs.
Stadler: Stil und Charakter müssen kohärent sein. Das Bling-Bling anderer Autos in China entspricht überhaupt nicht unseren Werten. Der A8 wird sich immer athletisch und sportlich weiter entwickeln. Von 20.000 Einheiten im Jahr 2008 sind wir in nur vier Jahren auf 40.000 Auslieferungen gekommen. Für mich heißt das, wir liegen richtig.
Bekommt der nächste A8 Heckantrieb?
Stadler: Nein. Wir haben doch Quattro-Antrieb mit variabler Verteilung der Drehmomente.
Stadler: China ist aufgrund der Population der größte Einzelmarkt der Welt. Wir werden in diesem Jahr dort mehr als 450.000 Autos verkaufen. Die Fahrzeugdichte liegt dort je nach Region bei 80-120 Autos pro 1.000 Einwohner. In Europa beträgt sie etwa 500. Daran lässt sich festmachen, welches Wachstumspotential China hat.
Stadler: Pilotiertes Fahren wird neben der Elektrifizierung eines der interessantesten Innovationsfelder in diesem Jahrzehnt. Der Kunde hat bei Stop-and-Go ja oft das Gefühl, er könnte seine Zeit besser nutzen als immer nur anfahren und stoppen. Wir denken da aber noch einen Schritt weiter, denn das pilotierte Fahren kann künftig sicher auch dann helfen, wenn ein Fahrer ein gesundheitliches Problem wie einen Herzinfarkt bekommt. Das Auto könnte dann selbstständig an den Straßenrand fahren, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Die Technik dafür gibt es bereits in wesentlichen Teilen, nur sind die Rahmenbedingungen noch nicht klar. Was passiert beim autonomen Fahren zum Beispiel mit Verantwortlichkeit des Fahrers und Produkthaftung?
Stadler: Das haben wir ja in den USA bereits gezeigt, wir haben dort schon 50.000 Testkilometer absolviert. 50 oder 60 Kilometer autonomes Fahren, Hände am Lenkrad oder nicht? Das muss regulatorisch erstmals eingeordnet werden. Technisch ist davon heute schon einiges machbar.
Stadler: Der Kunde will immer ein faszinierendes Fahrerlebnis. Ob das erst auf der Autobahn bei hoher Geschwindigkeit beginnt oder schon in der Stadt mit einem kraftvollen Drehmoment, das hängt vom Kunden ab. Wir werden den Fahrer nicht entmündigen. Der Kunde kann selbst entscheiden, in wie weit er sich von der Elektronik unterstützen lassen möchte. Aber wir schauen uns sehr genau an, in welche Richtung sich da die junge Generation entwickelt.
Stadler: Mit dem neuen TT der dritten Generation. Die macht im nächsten Jahr einen großen Schritt.
Stadler: Bei den Assistenzsystemen wird er State-of-the-Art sein, auch bei der Umfeld-Erkennung. Die Elektronik macht alle neun, zwölf oder 14 Monate Entwicklungssprünge, deshalb gehen wir zum Beispiel auch seit Jahren auf die Consumer Electronics Show in Las Vegas, um neue Trends noch schneller zu erkennen.
Stadler: Der neue Q7 trägt die gesamte neue Elektronikplattform und damit auch die nächste Generation der Einpark-Automatik. Ein Knopfdruck genügt und der Q7 parkt selbstständig ein.
Stadler: Der zeigt ein neues Design, er wiegt weniger und macht bei den CO2-Emissionen einen entscheidenden Schritt nach unten. Wir paaren Dynamik mit bestmöglicher Effizienz.
Stadler: Wir arbeiten daran, wahrscheinlich wird sie 2017 kommen.
Stadler: Es handelt sich um einen Vertrag, der in zahlreiche Gesetzgebungsprozesse münden wird, die dann parlamentarisch beraten werden. Es ist daher zu früh, darüber zu urteilen. Wichtig ist, dass bei der Umsetzung dieser Absichtserklärungen darauf geachtet wird, dass Deutschland unter den großen Ländern Europas den stärksten industriellen Sektor hat. Das macht uns stark, krisenfest und schafft Arbeitsplätze. Und diese Position dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Stadler: Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang vor allen Dingen, dass die Autofahrer nicht noch stärker belastet werden. Wie das geregelt wird, ist Sache der Politik.
Stadler: Wir freuen uns, dass Porsche im kommenden Jahr bei den 24 Stunden von LeMans dabei ist. Wettbewerb spornt uns und macht uns besser. Schon mit Peugeot und Toyota war es nicht easy. Und Toyota wird im nächsten Jahr wieder vorne mit dabei sein. Deshalb werden wir weiter an unseren Hybrid-Rennwagen arbeiten, denn wir treten an, um zu gewinnen. Auch in der DTM haben wir dieses Jahr mit Mike Rockenfeller wieder einmal gezeigt, dass Rennsport zu den Audi-Genen gehört.
Stadler: Nein.
Stadler: Audi hat in den letzten 20 Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Heute arbeiten mehr als 72.000 Menschen am nächsten Kapitel unserer Wachstumsgeschichte. Jeden Tag erlebe ich den Einsatz sehr begeisterter Mitarbeiter. Daher bin ich guter Dinge, dass wir im Jahr 2020 das Ziel von zwei Millionen Auslieferungen pro Jahr erreichen werden. Wir sind nachhaltig aufgestellt und gehen konsequent unseren Weg an die Spitze.