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Graf Berghe von Trips
"Oh Mensch, der Wolfgang“

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Vor 50 Jahren starb Wolfgang Graf Berghe von Trips. Am 10. September 1961 verunglückte der 33-jährige Werksfahrer mit seinem Ferrari beim Großen Preis von Italien in Monza. Das Idol war auf dem besten Weg zum ersten Weltmeistertitel eines deutschen Fahrers: vier Punkte Vorsprung auf Phil Hill, erste Pole-Position bei einem Grand Prix.

Graf Berghe von Trips Porträt 1957
Foto: xpb

Beim vorletzten WM-Lauf hätte er vor seinem amerikanischen Teamkollegen Hill das Ziel erreichen müssen, um sich den Titel vorzeitig zu sichern. „Graf Trips lag vor mir und fuhr mitten auf der Straße, als er plötzlich langsamer wurde“, zitierte Günther Molter den Lotus-Piloten Jim Clark in seinem Rennbericht für Auto, Motor und Sport. „Da jedoch mein Motor noch höher drehte, setze ich zum Überholen an. In diesem Augenblick zog der Ferrari überraschend nach links – eine Kollision war nicht mehr zu vermeiden ...!“. Trips war auf der Stelle tot, insgesamt starben durch die Tragödie 15 Zuschauer, 60 wurden verletzt.
In Stuttgart verfolgte sein Fahrerkollege Hans Herrmann das Geschehen als Radiohörer. Günther Jendrich ist der Reporter in Monza: „Ich muss Ihnen folgende Mitteilung machen: Graf Berghe von Trips hatte einen Unfall“. Herrmann, der selbst zwei schwere Unfälle in Formel-1-Wagen überlebt hatte, befürchtete Schlimmstes: „Ohne zu wissen, was genau passiert ist, hatte ich gleich eine böse Vorahnung. Ich dachte: Oh Mensch, der Wolfgang“.

Unsere Highlights

Nachwuchs und Breitensport

Trotz seiner relativ kurzen Karriere besaß Trips bereits eine wichtige Funktion. „In den letzten drei Jahren, als sich die Grand-Prix-Laufbahn zu runden begann, hat seine Figur dazu beigetragen,  daß auch der Motorsport – bei uns mehr als in anderen Ländern von den Behörden und den Zeitungen angefeindet – wieder ein ganzes Stück populärer wurde“, schrieb Richard von Frankenberg in seinem Nachruf „Unser Wolfgang Trips“, „jeder Sport ist populär, wenn man Leitbilder hat“.  Der Graf aus Horrem bei Köln war ein solches Leitbild. Posthum wurde er 1961 zum Sportler des Jahres gewählt.

Trips war bereits ein Rennprofi moderner Prägung. Er wusste sich in jeder Gesellschaft zu benehmen, konnte mit den Medien umgehen und setzte sich in der Sportpolitik ein. Seine wichtigsten Anliegen waren die Nachwuchsförderung und der Breitensport. „Er war auch als Grand-Prix-Star dem Alltag des Motorsports nicht entrückt“, unterstrich Richard von Frankenberg. „Er hat nie den Kontakt zu denen aufgegeben, mit denen er angefangen hatte, zu den Tourenwagen- und GT-Fahrern“.

Botschafter des Sports

Mit von Frankenberg und weiteren Mitstreitern gründete Trips 1958 den Deutschen Sportfahrer Kreis (DSK). Er versuchte, die Formel Junior in Deutschland populär zu machen, in dem er einen Stanguellini importierte und mit dem TCA seinen eigenen Monoposto für die Nachwuchskategorie baute. 1960 rief er außerdem den Motorsportclub Scuderia Colonia ins Leben. Sein Engagement für den Motorsport ging weit über den Einsatz eines Rennprofis hinaus. Er hatte früh erkannt, welch schwierigen Stand der Motorsport in Deutschland hatte, nicht zuletzt nach dem Aufgeben von Mercedes-Benz am Ende der Saison 1955.

Aber diese Arbeit hinter den Kulissen bemerkten nur wenige Eingeweihte. Für viele Betrachter war er der smarte Adelige mit Benzin im Blut, der in den Wirtschaftswunderjahren den Anschluss an die internationale Motorsportelite geschafft hatte. Dank seiner fahrerischen Klasse und seines Mutes: „Sein größtes Rennen?“, fragte Richard von Frankenberg in seinem Nachruf in Auto, Motor und Sport. „Ich denke an zwei: an den Großen Preis von England in diesem Jahr (1961), als er bei strömendem Regen den rain master halten konnte, Stirling Moss, und als er Phil Hill Sekunde und Sekunde abnahm, wichtige Punkte für die Weltmeisterschaft sammelnd. Und dann die TT 1959, als er mit einem Porsche Spyder in den letzten anderthalb Stunden die Angriffe des maschinell so weit überlegenden Ferrari unter Tony Brooks abwehrte“.

Trips-Museum vor der Schließung

Der Erinnerung an Wolfgang Graf Berghe von Trips hält das Trips-Museum in Kerpen-Horrem mit viel ehrenamtlichem Engagement wach. Zum 50. Todestag wird in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv von Kerpen die Ausstellung „Ritter, Reiter, Rennfahrer“ eröffnet.

Am Samstag, den 10. September 2011 ist das Museum von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die regulären Öffnungszeiten sind an Sonn- und ausgewählten Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Zum Jahrestag findet außerdem eine Gedenkfeier an der Familiengruft auf dem Friedhof bei St. Clemens in Kerpen-Horrem statt.

Überschattet wird der Gedenktag aber von der Ankündigung durch Reinold Louis, der Vorsitzende der Gräflich Berghe von Trips’schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach, dass das im Mai 2000 eröffnete Museum zum Jahresende wegen fehlender Finanzmittel geschlossen werden muss.

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