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Formel 1 - McLaren, Mercedes, Ferrari und Red Bull
Vier Top Teams im Vergleich

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Bei den vier Topteams tobt der Konkurrenzkampf. Red Bull und Ferrari entwickeln sich zur Ein-Mann-Show. Bei McLaren steht es noch unentschieden, und bei Mercedes wundert man sich, dass Nico Rosberg schneller ist als Michael Schumacher. So stand es nicht im Skript.

GP China 2010
Foto: xp

Die PR-Maschinerie verkauft stets die heile Welt. Doch die gibt es in der Formel 1 nicht, und es kann sie gar nicht geben. Noch nicht einmal bei Red Bull, der Fahrerpaarung mit dem geringsten Potenzial für Zündstoff. Sebastian Vettel redet nicht lange ums Thema herum: "Grundsätzlich gibt es kein Fahrerpaar, das lange im gleichen Haus leben könnte, ohne sich die Köpfe einzuschlagen. Das gilt auch für Mark Webber und mich. Wir respektieren uns, aber wir werden keine dicken Kumpels werden.

Unsere Highlights

Vettel will der Platzhirsch bei Red Bull sein

Es geht darum, die Nummer eins im Team zu sein, derjenige, auf den das Team hört, wenn er den Raum betritt." Ohne Zweifel will Sebastian Vettel der Platzhirsch bei Red Bull sein. Auch Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Michael Schumacher melden diese Ansprüche an. Sie alle sind ein bisschen mehr Alphatier als ihre Teamkollegen Mark Webber, Jenson Button, Felipe Massa und Nico Rosberg. Nach vier Rennen scheinen nur bei Red Bull und Ferrari die Karten klar verteilt zu sein. Jenson Button nervt Hamilton weniger mit seinem Speed, sondern mit seiner Lockerheit. Michael Schumacher macht bei Mercedes gerade die Erkenntnis, dass drei Jahre Abstinenz bei dem Tempo der modernen Zeit wie zehn Jahre zählen. So kurios es klingt: Der Mann mit der größten Erfahrung befindet sich in einem Lernprozess.

Red Bull - kein Team mehr für Renn-Amazonen

Red Bull ist ein Vettel-Team. Bei Mark Webber wird man das Gefühl nicht los, er sei geduldet, aber nicht geliebt. Nur Teamchef Christian Horner gibt dem Australier Rückendeckung. Er spürt, wie sich bei Webber Frust aufbaut. Dass er Angst hat, am Ende des Jahres sein Cockpit zu verlieren. Und dass dieser Druck in Übermotivation oder erhöhtes Risiko umschlagen könnte. Der Zweikampf um die Spitze in den ersten vier Kurven von Malaysia kann auch anders ausgehen, wenn um Sein oder Nichtsein gefahren wird. Webber verlor das Rennen beim Start. "Dafür revanchierte er sich später mit der schnellsten Rennrunde. Mark weiß genau, wie wichtig Sebastian diese Trophäe ist", lacht Horner. Schön, wenn man solche Probleme hat. Horner sieht keinen Grund, Webber auszutauschen: "Unser Chef Dietrich Mateschitz geht nur nach Qualität. Er würde auch Mark als Weltmeister akzeptieren - egal, wie alt er ist."

Red Bull ist kein Karriereleiter für junge Fahrer

Als Topteam kann es sich Red Bull gar nicht mehr leisten, eine Karriereleiter für junge Fahrer zu sein. Eigentlich müsste Red Bull happy sein. Man hat mit Vettel eine Allzweckwaffe und mit Webber einen Beschatter, der fast gleich schnell ist, intern keine Politik macht, und der Vettels Leistungen respektiert. "Sebastian macht keine Fehler. Und keiner fährt die langsamen Kurven besser als er", erkennt der Ältere im Team an. Vielleicht wäre Kimi Räikkönen eine schnellere Ergänzung zu Vettel - aber wäre sie eine bessere? Wer weiß, wie Red Bulls Speerspitze reagiert, wenn der Stallrivale zu oft in seinem Territorium wildert? Die Zwischentöne machen die Musik.

Ferrari – ein Team im Wechsel?

So, wie Red Bull alles auf Vettel konzentriert, so orientiert sich Ferrari bereits Richtung Fernando Alonso. Felipe Massas Körperhaltung zeigt, woher der Wind weht. Sie ist defensiv. Die Lobeshymnen im Team auf den Spanier sind nach jedem Rennen auffallend laut. Nicht, dass es Alonso nicht verdient hätte. Seine Aufholjagd in Melbourne war Extraklasse. Seine Fahrt in Sepang mit einem Getriebe, das beim Runterschalten erst immer einen Umweg über den Leerlauf nahm und den nächst tieferen Gang mit einem Überraschungsfaktor reindrückte, wird von Ohrenzeugen als außerirdisch beschrieben. Trotz des Handikaps, dass ihn eine Sekunde pro Runde kostete, fuhr Alonso schneller als Massa. Der Mann aus Asturien meldete sich am Funk: "Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer das Auto zu fahren ist." Sein Renningenieur Andrea Stella gab ungerührt zurück: "Deshalb zahlen wir dir so viel Geld." In Shanghai zeigte Alonso dem Teamkollegen, dass er zu keinen Geschenken bereit ist: Er überholte ihn in der Boxeneinfahrt. Diesen Killerinstinkt haben nur Weltmeister.

Mit Alonso hat Ferrari den richtigen Fahrer ausgewählt

In Maranello steht längst fest, dass man mit Alonso den richtigen Griff getätigt hat. Er könnte für Ferrari ein neuer Schumacher werden. Massa spürt, dass sein neuer Kollege ein anderes Kaliber ist als Räikkönen. Vom Speed schenken sich Alonso und Räikkönen nicht viel, doch der neue Hoffnungsträger von Ferrari punktet außerhalb des Cockpits. Fleißig, detailbesessen, egoistisch - vom Typ her aber echter Südländer, weshalb es den Tifosi einfacher fällt, sich mit ihm zu identifizieren als mit Schumacher. Alonso ist einer, der die Strippen zieht und sich intern eine Hausmacht aufbaut. Der im Dialog mit seinen Ingenieuren steht. Räikkönen hat sich in drei Jahren nicht so oft mit Technikchef Aldo Costa unterhalten wie Alonso in drei Rennen.

Massa steht unter Druck

Teamchef Stefano Domenicali lobt: "Fernando ist viel pflegeleichter, als alle dachten. Er identifiziert sich voll mit unserem Team." Massas Position im Team ist vergleichbar mit der von Mark Webber. Sein Vertrag läuft aus. Das erhöht den Druck. Kein Wunder, dass sein Management auf eine schnelle Vertragsverlängerung drängt. Es fährt sich gelassener, wenn man sich nicht auf dem Transfermarkt umschauen muss. Für Massa spricht, dass 2011 kaum Alternativen auf dem Markt sind. Robert Kubica kommt bei Renault nur frei, wenn das Team schlechter als auf Platz sechs platziert ist. Danach sieht es im Moment nicht aus.

McLaren – everything is perfect?

Im Prestigeduell der Engländer bei McLaren blieb es bislang ruhig. Lewis Hamilton und Jenson Button vertragen sich auffallend gut, wohl wissend, wie viel Dynamit in der Paarung liegt. Hamiltons Einschätzung könnte der PR-Mappe entnommen sein: "Unser Duell ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Wir lassen uns von außen nicht beeinflussen. Jenson bringt nur Positives für unser Team." Ob er auch denkt, was er sagt? Im Aufeinandertreffen der beiden letzten Weltmeister geht es um mehr als nur den inoffiziellen Titel, Englands bester Rennfahrer zu sein. Hamilton ist der geborene Überflieger. Seine Karrierekurve zeigte immer nur nach oben. Sein Ego akzeptiert nicht, wenn andere schneller sind. Button ist ein Spätzünder. Es gibt immer noch Experten, die dem 30-jährigen Titelverteidiger die absolute Weltklasse absprechen. Umso mehr Respekt schlägt ihm entgegen, dass er sich bei McLaren in die Höhle des Löwen gewagt hat.

Das gegenseitige Anstacheln der Fahrer ist positiv

Buttons alter Teamkollege Rubens Barrichello applaudiert: "Jenson hat Mut bewiesen, sich mit Hamilton in einem Team zu messen, das Lewis großgezogen hat." Buttons Siege in Melbourne und Shanghai haben Hamilton tief getroffen. Teamchef Martin Whitmarsh weiß noch nicht, was er von dem Frieden halten soll: "Vielleicht befinden wir uns nur in den Flitterwochen, und das böse Ende kommt noch. Positiv ist, dass sich beide gegenseitig anstacheln. Wenn Jenson im Training schneller ist, will Lewis sofort den Datenvergleich mit Jenson sehen."

Hamilton übte in Australien Kritik an seinem Team

Der Frust über die Niederlage von Australien saß so tief, dass Hamilton in Melbourne lautstark Kritik an der Taktik seines Teams übte. Ein paar Tage später hatte ihn das Politbüro von McLaren wieder eingefangen. Hamilton leistete Abbitte. Er hätte erst hinterher vom starken Körnen und des unumgänglichen Wechsel des linken Hinterreifens erfahren. Unter Druck macht Hamilton Fehler. Zwei Mal bremste er in der Qualifikation zum GP China Kurve 11 zu spät an. "Lewis überfährt das Auto. Er will Jenson unter allen Umständen schlagen", tadelt Whitmarsh. Button kontert mit Lockerheit. Der Trumpf sticht. Bei McLaren steht es unentschieden. Und bei Mercedes?

MercedesGP - wer hat da am Ende die Nase vorn?

Nico Rosberg ist bislang der schnellere Mann auf der Rennstrecke, doch Michael Schumacher bleibt die gefühlte Nummer eins im Team. Ross Brawn hat seinen Kumpel zurückgeholt. Die Trumpfkarte muss einfach stechen. Die Szene sucht lieber nach Erklärungen, warum es bei dem Rekordsieger noch nicht so läuft wie früher, als Rosbergs Leistungen zu würdigen. Bald wird man im Team den Fokus auf den vermeintlichen Underdog legen müssen. Nicht mal im Regen kann der frühere Regengott Schumacher überzeugen. Der Altmeister verlor bis zu 2,5 Sekunden pro Runde auf den Teamkollegen. Bei den Medien hat Schumacher noch ein wenig Kredit. Vielen verschafft er eine Daseinsberechtigung. Sein Comeback bezahlt Reisespesen und Honorare. Brutal, aber wahr: Wegen Rosberg schickt keine Redaktion einen Reporter vor Ort.

Schuhmacher ist nicht mehr der Herr im Formel 1 Haus

Schumacher hat wie 2005 kein Siegerauto zur Hand. Doch im Unterschied zu damals ist er auch nicht mehr Herr im eigenen Haus. Rosberg führt im internen Qualifikations-Duell mit 4:0. Er überraschte sogar sein eigenes Team. "Er ist noch besser, als wir glaubten", urteilt Ross Brawn. Und Schumacher macht Rosberg ein überraschendes Kompliment: "Es ist keine Schande, gegen Nico zu verlieren." Schumacher lässt sich nicht beirren: "Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche." Der Heimkehrer trägt gute Laune zur Schau. Nur die sieben Zehntel Rückstand in Shanghai taten weh. Vor allem, weil sie selbst Schumacher nicht erklären konnte. "Ich verliere am Ausgang der langsamen Kurven." Plötzlich musste er seine Aussagen noch einmal überdenken. Zum Beispiel die folgende: "Der Anpassungsprozess schreitet schneller voran, als ich mir gedacht habe." Der Rost, von dem er anfangs sprach, sei praktisch schon abgefallen. Der Rekordsieger setzt auf das runderneuerte Auto, das beim GP Spanien debütiert. Darauf, dass dann sein Gewichtsnachteil von vier Kilogramm im Vergleich zu Rosberg nicht mehr so ins Kontor schlägt wie jetzt, wo er jedes Gramm Ballast bräuchte, um mehr Gewicht in Richtung Heck zu transferieren.

Gewichtsprobleme bei allen vier der langsameren Fahrern

Schumacher steht mit seinem Gewichtsproblem nicht allein da. Mark Webber wiegt satte 9,5 Kilogramm mehr als Sebastian Vettel, Fernando Alonso neun Kilogramm mehr als Felipe Massa und Jenson Button 2,5 Kilogramm mehr als Lewis Hamilton. Webber, Alonso und Button sind zwar auch gestraft, aber nicht mit den gleichen Folgen wie Schumacher. Denn bei Red Bull, Ferrari und McLaren passt wenigstens die Gewichtsverteilung. Da profitiert der leichtere Fahrer nur vom tieferen Schwerpunkt, den das Geschenk in Form von Ballast mit sich bringt. Die wenigsten Zweifel an Schumachers Fähigkeiten haben seine Kollegen. "Ich traue Michael immer noch zu, dass er um den Titel mitfahren kann", streut Fernando Alonso Rosen.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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