Wenn die Bänder nicht zu den bisher geplanten Zeitpunkten wieder anlaufen könnten, seien höhere Ausfälle nicht ausgeschlossen. Einige Unternehmen hofften jedoch, die Ausfälle wieder kompensieren zu können.
Toyota am stärksten betroffen
Branchenprimus Toyota erwartet danach einen Produktionsrückgang um 140.000 Fahrzeuge. Das Unternehmen plant, am Montag die Fertigung mehrerer Modelle wieder aufzunehmen. Honda, Japans zweitgrößter Autohersteller, wird bis zur geplanten Wiederaufnahme der Produktion am 3. April 46.600 Fahrzeuge weniger produzieren als vorgesehen. Nissan erwartet nach den Angaben einen Ausfall von 42.000 Einheiten und plant wieder volle Produktion ab 11. April. Bei Suzuki wird ein Einbruch um 32.000 Fahrzeuge erwartet.
Bei Mazda und Mitsubishi liegen die Produktionsausfälle bei 31.000 beziehungsweise 15.000 Fahrzeugen. Laut Kyodo wird Daihatsu voraussichtlich bis Anfang nächster Woche 27.000 Fahrzeuge weniger produzieren und Fuji Heavy Industries 23.000.
Im Jahr 2010 produzierten die acht Unternehmen nach Berechnung von Kyodo 9,22 Millionen Fahrzeuge. Produktions- und Zulieferbetriebe der japanischen Autowirtschaft wurden von Erdbeben und Tsunami stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwei Wochen nach der Katastrophe kämpfen die Unternehmen mit Lieferengpässen, Stromausfällen und Treibstoffmangel.
Produktionsrotation geplant
Japanische Autohersteller überlegen Branchenkreisen zufolge, ihre Produktion abwechselnd herunterzufahren, um Strom zu sparen. Damit wollen die Konzerne verhindern, dass ihre Stromversorgung wegen Engpässen nach dem Ausfall des havarierten Atomkraftwerks Fukushima rationiert wird. Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag unter Berufung auf Branchenkreise. So wollten die Autokonzerne für die Produktion schädliche "Blackouts" vermeiden.
Ein kompletter Stromausfall für drei Stunden würde zum Beispiel eine Karosseriefertigung für insgesamt neun Stunden lahmlegen.
Erwartet wird, dass sich die Unternehmen in Kürze im Rahmen eines Treffens beim Branchenverband auf einen Rotationszeitplan einigen. Andere Industriezweige könnten folgen, hieß es in dem Bericht.
Spezialfarbe wird knapp
Einige Spezialfarben für die Autoindustrie werden knapp, weil ein Werk des Darmstädter Unternehmens Merck in Japan geschlossen ist. Die Anlage rund 45 Kilometer vom verunglückten Atomkraftwerk Fukushima entfernt sei nach dem Erdbeben evakuiert worden, sagte Unternehmenssprecher Gangolf Schrimpf. Die rund 160 Mitarbeiter und ihre Familien seien in Sicherheit gebracht worden. Wann das Werk wieder in Betrieb genommen werden könne, sei ungewiss.
In Japan stellt Merck ein sogenanntes Effekt-Pigment mit der Bezeichnung "Xirallic" her, ein mit einem besonderen Verfahren veredeltes Aluminium-Oxid. Das japanische Werk sei weltweit die einzige Anlage, in der "Xirallic" produziert werde, sagte Schrimpf. Das Pigment werde an Farbhersteller geliefert, die daraus Autofarben mit Glitzereffekt machen. Die Farben heißen zum Beispiel "Kosmisches Türkis" oder "Galaxie-Blau". Welche Autohersteller betroffen sind, konnte Schrimpf nicht sagen.