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Elektroautos in China
China auf dem Weg zur Marktführerschaft

Beim Thema Elektromobilität hat sich China weltweit an die Spitze emporgearbeitet. Die Regierung fördert Elektroautos mit einem beispiellosen Subventionsprogramm. Von diesem E-Auto-Boom wollen auch deutsche Autohersteller wie BMW, Mercedes und VW profitieren. 

BYD
Foto: BYD

Aktuell besitzen gerade einmal zwei Prozent der Chinesen ein Auto. Und schon heute gehören endlose Staus und gesundheitsgefährdender Smog in Millionenmetropolen wie Peking, Shanghai und Shenzhen zum Alltag. Höchste Zeit also, den Brunnen der Elektromobilität anzubohren.

China strebt bei Elektroautos weltweite Marktführerschaft an

Damit der schon in Kürze sprudeln kann, fließen in China zunächst einmal die Subventionen: Bis 2015 steckt man 3,3 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung von Elektroautos. In fünf Jahren sollen bis zu einer Million Stromer durch China fahren. Aktuell sind von den 11,2 Millionen zugelassenen Pkw knapp 1.000 Elektroautos. Damit liegt die Volksrepublik China international auf Platz sechs. Die Chinesen haben jedoch nicht nur die Entlastung der eigenen Innenstädte von Smog und Abgasen im Sinn.

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Der Wissensvorsprung beim Thema Elektroauto ist für das Land die Gelegenheit zur weltweiten Marktführerschaft. Und die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Eine HSBC-Studie prognostiziert, dass der Anteil Chinas am weltweiten Markt für Elektromobilität von derzeit 2,7 auf 35 Prozent im Jahr 2020 anwachsen wird.

60 Millionen Elektroroller in China

Dass die Fortschritte dabei deutlich rasanter vonstatten gehen als in der westlichen Hemisphäre, liegt vor allem an der zentralistischen Organisationsstruktur. Beispiele gibt es zur Genüge. Nachdem mehrere Städte, darunter auch Shanghai, benzinbetriebene Mopeds und Roller kurzerhand verboten hatten, stiegen die Menschen auf Elektroroller um. Heute sind in China mehr als 60 Millionen dieser E-Zweiräder unterwegs – Tendenz steigend. Auch bezüglich der Einheitsnormen für Ladestationen zeigt man dem Westen die lange Nase. In kürzester Zeit wurden vier Standards für Ladestationen in die Tat umgesetzt. Europa plant ein einheitliches Ladesystem für Elektroautos erst für das Jahr 2017.

In welch rasantem Tempo sich China beim Thema E-Mobilität an die internationale Spitze vorgearbeitet hat, belegt eine aktuelle McKinsey-Studie, die anhand von neun Variablen den so genannten Electric Vehicle Index (EVI) für zwölf Länder berechnet. Er beschreibt, wie weit die Elektromobilität fortgeschritten ist. Lag das Reich der Mitte im April noch auf dem siebten Rang, springt vier Monate später schon ein Podestplatz heraus: Position drei hinter den USA und Frankreich – punktgleich mit Deutschland.

Staatliche Subventionen für Elektroautos in China

Dieser Aufstieg ist insbesondere auf die umfangreichen Subventionen zurückzuführen, die die chinesische Regierung jüngst um ein Modellprojekt in fünf Großstädten erweitert hat. In Hangzhou, Hefei, Changchun, Shanghai und Shenzhen wird der Kauf eines Elektroautos mit bis zu 7.000 Euro gefördert. Zudem erhalten die Hersteller vom Staat einen Zuschuss, der den Preis für Elektroautos senken soll.  

Darüber hinaus existieren in 20 Städten Förderprojekte, in deren Rahmen Elektroautos im öffentlichen Personennahverkehr und als Dienstfahrzeuge von Behörden zum Einsatz kommen. Weltweit investiert mit Ausnahme von Dänemark kein Staat mehr in die E-Mobilität als China. Beim von McKinsey ermittelten EVI spielen aber auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. So können sich die Chinesen beim Neuwagenkauf für Elektroautos besonders begeistern.

Daimler, VW und BMW kooperieren mit den Chinesen

Hier bündelt sich auch das Wissen um das eigentliche Herz der Elektroautos: die Batterie. Zahlreiche Hersteller verfügen über jahrelanges Know-how auf dem Gebiet der Li-Ionen-Akkus, darunter auch BYD (Build Your Dreams). Der chinesische Batteriespezialist mit Sitz in Shenzhen trat 2003 überhaupt erst als Autohersteller in Erscheinung. BYD ist mehrheitlich im Besitz von Wang Chuanfu, dem reichsten Mann des kommunistischen Staates. US-Investor Warren Buffet hält zehn Prozent der Anteile an der BYD-"Traumfabrik".

Vom chinesischen Traum wollen auch deutsche Unternehmen wie Daimler und VW profitieren, die enge Kooperationen mit BYD schmiedeten, um schnellstmöglich eigene Elektroautos in Serie fertigen zu können. Denn während hierzulande noch geforscht wird, hat BYD mit dem e6 bereits einen Serien-Stromer im Programm. Im Rahmen eines Feldversuchs werden seit Mai mehr als 40 Exemplare als E-Taxen in Shenzhen erprobt. Noch in diesem Jahr soll die Elektro-Limousine die USA erobern. Auch in Europa startet das 30.000 Euro teure Elektroauto BYD e6 zum Angriff: Ein österreichisches Autohaus importiert 100 Exemplare, um sie im Rahmen seines Carsharing-Projekts einzusetzen.

Chery und Better Place machen gemeinsame Sache

Mit Chery knüpft derzeit ein weiterer chinesischer Autohersteller internationale Kooperationen, um sich auf dem wachsenden Markt der E-Mobilität zu einer festen Größe zu etablieren. Auf der Auto China präsentierten Chery und Better Place die Elektro-Limousine Riich G5, die über eine Wechselbatterie verfügt. Beide Unternehmen haben im April eine Vereinbarung unterzeichnet, welche die gemeinsame Entwicklung von E-Autos zum Ziel hat. Das erste eigene Elektroauto rollt bei Chery bereits seit März 2009 vom Band: Der Chery S18 verfügt über einen 40 kW starken Elektromotor und Li-Ionen-Phosphat-Akkus. Darüber hinaus verfügen zahlreiche weitere chinesische Autohersteller wie etwa Brilliance über das nötige Know-how in Sachen Elektroautos.

Der Weg Chinas in die Mobilität der Zukunft ist klar gezeichnet, der Brunnen der Elektromobilität angebohrt. Doch im Zuge des Elektro-Booms tritt im Reich der Mitte die Frage nach der Stromerzeugung fast völlig in den Hintergrund. Der Strom stammt zu zwei Dritteln aus Kohlekraftwerken. Dass sich das Problem der Emissionen damit nur lokal verlagert, spielt für die Verantwortlichen eine untergeordnete Rolle. Immerhin: Überall im Land sprießen neue Atomkraftwerke aus dem Boden, die den wachsenden Energiebedarf decken sollen.

Darüber hinaus will die Regierung auch regenerative Energiequellen verstärkt fördern. Um die mit dem Durst nach Wachstum einhergehenden ökologischen Herausforderungen meistern zu können, müssen also auch in Zukunft noch zahlreiche Brunnen gebohrt werden. 

Hintergrund - So kooperieren BMW, Daimler und VW mit den Chinesen

Das Know-how der Chinesen in Sachen Elektroauto wollen sich auch deutsche Autohersteller zunutze machen. Daimler gründete im Mai mit BYD das Unternehmen Shenzhen BYD Daimler New Technology, an dem beide Hersteller je 50 Prozent halten. 2012 soll das erste Elektroauto auf Basis der Mercedes B-Klasse debütieren, das dank Lithium-Eisenphosphat-Akkus eine Reichweite von 300 Kilometern schaffen soll. Die chinesische Regierung hat bereits 100.000 Exemplare vorbestellt, Daimler hat das Design des Stromers abgesegnet. Für Daimler-Chef Dieter Zetsche steht außer Frage, dass insbesondere China ein riesiges Potenzial für E-Mobilität bietet. Auch VW streckt seine Fühler schon länger in Richtung BYD aus.

Auf die langjährige Kooperation im Bereich der Li-Ionen-Akkus folgte im Mai 2009 eine Absichtserklärung beider Unternehmen: Gemeinsam soll die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos vorangetrieben werden. VW will bei der Elektromobilität in China wie auch weltweit zum Marktführer avancieren. VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg weiß dabei um die Bedeutung von BYD: "Insbesondere für den chinesischen Markt könnten potenzielle Partner wie BYD uns beim zügigen Ausbau unserer Aktivitäten unterstützen." Auch BMW/Mini setzt bei der E-Mobilität auf China: Ende 2010 werden dort rund 50 Mini E zu einem großen Feldversuch starten. In Kooperation mit dem staatlichen Stromversorger State Grid will man so weitere Erkenntnisse für ein Serienfahrzeug mit Elektroantrieb sammeln.

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