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Einziger Ferrari 365 BB in Verde Germoglio
Grün ist das neue Rot

Inhalt von

Der einzige Ferrari 365 BB, der ursprünglich im exotischen Verde Germoglio lackiert war, einem hellen Grün, trug lange die Farbe Rot – viel zu lange, finden wir.

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Foto: Arturo Rivas

Dies ist nicht nur die Geschichte über eine seltene Farbe, sondern auch über eine ganz besondere Beziehung zu einem Auto. Die Kurzform: Ein Mann restauriert einen roten Ferrari 365 GT4 BB von Grund auf und stellt dann fest, dass es sich bei seinem Exemplar um den einzigen 365 BB handelt, welcher einst in einem hellen Grün (Verde Germoglio) ausgeliefert wurde. Der Mann grübelt einige Zeit, krempelt schließlich doch die Ärmel hoch und zerlegt das Auto ein weiteres Mal, damit es am Ende wieder in seiner ursprünglichen Farbe erstrahlt. Und das, obwohl unser Mann dieses Grün anfangs überhaupt nicht mag – ihm liegt jedoch viel am Originalzustand seines Ferrari. Der Umstand, dass es sich farblich gesehen nun um ein Einzelstück handelt, hat dem heutigen Wert des Autos, vorsichtig ausgedrückt, zudem nicht geschadet. Aber das wäre dann eine andere Geschichte.

Unsere Highlights
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Arturo Rivas
Der 365 BB mit Mittelmotor-V12: Ein kompromissloser Sportwagen mit Renntechnik.

Doch zurück zu unserem Mann. Der heißt André Herklotz und hat sich inzwischen mit seiner Firma BB-Motors in Brinkum bei Bremen (www.bb-motors.com) auf die Berlinetta-Boxer-Modelle spezialisiert – woran übrigens der gezeigte 365 BB mit der Seriennummer 379 (von 387 gebauten Exemplaren) einen Großteil der Schuld trägt.

Zehn Jahre in einer Scheune

Nun aber der Reihe nach, denn diese Geschichte ist es wert, dass wir sie von Anfang an erzählen: „Mein Schwiegervater in spe hat diesen ursprünglich grünen Ferrari 1976 als Neuwagen erstanden, ihn aber zehn Jahre später rot lackieren lassen“, erklärt André Herklotz. Weil ihm ein roter Ferrari einfach besser gefallen habe als ein grüner. Gegen Ende der 80er-Jahre verschwindet das Auto jedoch in einer feuchten Scheune, abgestellt unter zwei großen Planen. „Mein Schwiegervater war stinksauer auf Ferrari, weil seine Werkstatt ihm eine fünfstellige Inspektionsrechnung gestellt und angesichts eines Ventilschadens und Rostschäden weitere Reparaturkosten von bis zu 60.000 Mark genannt hatte“, sagt Herklotz, der das Auto zehn Jahre später, also 1999, zum ersten Mal sieht.

Der Ferrari befindet sich jedoch in einem desolaten Zustand: massive Durchrostungen im gesamten Spritzwasserbereich, an den A-Säulen und am Gitterrohrrahmen. Und ein aufwendig konstruiertes Hochleistungs-Zwölfzylinder-Aggregat, bei dem der erwähnte Ventilschaden nach der langen Standzeit womöglich das kleinste Problem darstellt. Der rote Lack hat Herklotz hingegen nicht gestört. „Zwar nicht die Originallackierung, aber das ursprüngliche Grün hat mir damals auch nicht gefallen“, erinnert sich Herklotz.

Neue Obhut für den Ferrari

Unser Mann verspricht seinem Schwiegervater, sich um das Auto zu kümmern, zerlegt es in seiner nun zu einer Werkstatt umfunktionierten Doppelgarage bis zur letzten Schraube. Zwar ist Herklotz kein Ferrari-Spezialist, aber immerhin gelernter Techniker mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Er lässt sich viel Zeit, denkt sich in das Auto hinein, findet Gefallen an der Konstruktion eines 365 BB. „2002 habe ich das Auto dann meinem Schwiegervater abgekauft“, erklärt unser Mann.

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Arturo Rivas
Obwohl das Interieur unberührt blieb erstrahlt es dennoch im alten Glanz.

(Der Autor dieser Geschichte kennt zwar den Preis, den André Herklotz damals bezahlt hat, nennt ihn aber nicht. Aus Fürsorge. Weil Sie sich, verehrte Leser, nur aufregen würden – wie wir alle, die angesichts der enormen Wertentwicklung bestimmter Klassikermodelle nicht ebenfalls vor 14 Jahren ein solches Fahrzeug erstanden haben.)

Viele Rückschläge

Die Restaurierung dauert jedoch länger als erwartet, Herklotz muss einige Rückschläge verkraften, pausiert, legt sich – quasi zur Frustbewältigung – einen Ferrari 328 zu. Doch dann macht er sich wieder an die Arbeit, überlässt dabei nur weniges wie den Austausch der Schweller, das Überholen der Zylinderköpfe oder die Lackierung anderen Spezialisten. „Beim Motor habe ich Glück gehabt“, erklärt Herklotz heute. Ein defektes Ventil, zwei gebrochene Kolbenringe und zwölf ovale Laufbuchsen lautet seine Diagnose, nachdem das Zwölfzylinder-Aggregat zerlegt auf dem Tisch liegt. Für unseren Mann kommen beim Aufbau nur Originalteile infrage, die inzwischen ziemlich rar sind und die er erst aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenkaufen muss.

Auch die Dreifach-Weber-Fallstromvergaser überholt Herklotz selber. Bei der Einstellung der Gemischbatterie und des Motors hält er sich penibel an die Grundeinstellung aus dem Werkstatthandbuch. „Am Ende haben sämtliche Arbeiten am Motor rund 20.000 Euro verschlungen“, überschlägt Herklotz.

Der Wert des Autos steigt schnell

Als André Herklotz 2007 seine Garage öffnet, präsentiert sich sein Ferrari 365 GT4 BB in einem beneidenswerten Zustand: die Technik komplett revidiert, das leicht patinierte Interieur dagegen unberührt – eine Fahrmaschine ganz nach dem Geschmack seines Besitzers, der mit dem Auto schon mal mit Tempo 250 nach Hamburg düst.

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Arturo Rivas
Bei dieser Farbe fällt es einem schwer dieses Auto nicht zu lieben.

Doch dieser Ferrari ist nach wie vor Rot. Herklotz hat im Zuge der Restaurierung zwar darüber nachgedacht, das Auto wieder in seiner ursprünglichen Farbe lackieren zu lassen – was jedoch auch am Veto seiner inzwischen neuen Lebensgefährtin scheitert. „Für die musste ein Ferrari einfach rot sein“, schmunzelt Herklotz und gesteht, dass er den grünen Lack eigentlich auch nicht wirklich attraktiv fand. „Ich kannte diese Farbe an dem Auto allerdings auch nur von alten Fotos, die jedoch bereits vergilbt waren.“ Und da habe die Farbe ziemlich blöd ausgesehen.

Doch der Originalitätsfan Herklotz kommt ins Grübeln, recherchiert im Internet nach diesem eigenartigen Farbton – und erfährt 2008 durch den Ferrari-Spezialisten Marcel Massini, dass es sich bei seinem Exemplar um das einzige Berlinetta-Boxer Exemplar handelt, welches in Verde Germoglio ausgeliefert wurde. Während Herklotz weiter überlegt, spricht sich der gute Zustand seines 365 herum, nicht zuletzt weil das Auto 2011 in seiner Klasse den Concours d’Élégance in Schwetzingen gewinnt. „Der Wagen wurde mir jedoch allmählich zu wertvoll, um damit weiter wie bisher umherzufahren, und ich dachte auch angesichts der vielen guten Angebote erstmals daran, ihn zu verkaufen“, erklärt Herklotz. Allerdings nur im Originalzustand – was eine komplette Neulackierung bedeutet.

Eine Farbe zum auf die Knie fallen

Doch dazu kommt es erst 2016. „Der Lackierer meines Vertrauens war nicht mehr da, und es dauerte lange, bis ich jemanden gefunden hatte, dem ich das Auto für diese Arbeit anvertrauen konnte“, sagt Herklotz. „Dieser Job musste perfekt werden.“

Ortstermin in Brinkum – einen Tag vor der Übergabe des Autos an seinen neuen Besitzer. André Herklotz wirkt gedrückt, so, als gefalle ihm der Gedanke nicht, dass sein Ferrari 365 ab morgen in einer anderen Garage parken wird. Der Zustand des Ferrari – bis ins letzte Detail bestechend. Doch erst diese Farbe, die Beschreibung als zartes Grün dürfte es am ehesten treffen, macht dieses Exemplar wahrhaftig zu etwas Besonderem. „Als ich mein Auto mit dem neuen Lack zum ersten Mal gesehen habe, bin ich vor Begeisterung auf die Knie gefallen“, schwärmt André Herklotz. Uns ging es übrigens ähnlich.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten