Drohende Diesel-Fahrverbote: Umrüstung betroffener Autos kaum möglich

Drohende Diesel-Fahrverbote
Umrüstung betroffener Autos kaum möglich

Veröffentlicht am 15.03.2017

Wie das Branchenmagazin Autohaus berichtet, hält die Autobranche eine Umrüstung von Dieselautos wegen absehbarer Fahrverbote für kaum möglich. "Eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 wäre sehr komplex und würde umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlage erfordern", zitiert das Magazin den Verband der Automobilindustrie (VDA). Eine solche Nachrüstung von Gebrauchtwagen wäre "technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden".

Enormer Aufwand notwendig, VW geht in die Offensive

Auch die befragten Autobauer äußersten sich entsprechend. Eine Umrüstung sei "in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll", teilte Daimler mit. Solch ein Eingriff würde eine Neuzertifizierung der Fahrzeuge bei den Behörden voraussetzen. "Aus unserer Sicht ist dies für den Kunden keine praktikable Lösung und somit nicht zu empfehlen." Aus Sicht von Audi ist der Eingriff in den Motor, damit die strengen Euro-6-Vorgaben erfüllt werden, "keine Option". "Wegen des technischen Aufwands und der entsprechenden Hürden für eine Nachrüstung ist das keine wirtschaftliche Lösung", so ein Sprecher.

Zu möglichen Preisen eines aufwendigen Eingriffes machten die Firmen keine Angaben. Ein klares Nein kam von Porsche. "Eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel", sagte ein Firmensprecher. Opel wollte sich nicht äußern.

Volkswagen dagegen will in die Offensive gehen. Wie VW-Chef Matthias Müller am Dienstag (14.3.2017) in Wolfsburg sagte, sei Volkswagen im Gespräch mit Wettbewerbern, wie ältere Wagen mit der Abgasnorm Euro 5 umgerüstet werden können, damit diese mit einer blauen Plakette ausgestattet werden könnten.

Für notwendige Hardware kaum Platz im Auto

Seit September 2015 müssen neu zugelassene Dieselautos in Deutschland die Euro-6-Norm erfüllen - bis zum Sommer 2015 wurden noch Euro-5-Autos als Neuwagen verkauft. Der Grenzwert für Stickoxide (NOx) sank bei Euro 6 deutlich, und zwar von 180 Milligramm pro gefahrenem Kilometer auf 80 Milligramm. Diese Reduktion wird vor allem mit Harnstoff ermöglicht - durch diesen Stoff wird das gefährliche Stickoxid zu harmlosem Dampf. Hierbei nutzt die Branche das sogenannte SCR-System (Selective Catalytic Reduction), bei dem ein Katalysator und ein Tank für Harnstoff (AdBlue) installiert werden. Bei der Frage, ob man dieses System nachträglich einbauen könnte, verweisen die Branchenvertreter auf Platzprobleme. Mit reinen Softwarelösungen wäre die geforderte Senkung von Stickoxiden nicht möglich.