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Daimler-Chef Dieter Zetsche im Interview
"Wir wachsen in allen Segmenten"

Daimler-Chef Dieter Zetsche über die klare Differenzierung des Designs zwischen den Baureihen, die Ausweitung der SUV-Modellpalette, den Erfolg der Kompaktklasse-Modellfamilie und in welchen Technologiefeldern Mercedes führend sein will.

Dieter Zetsche, Porträt
Foto: Hans-Dieter Seufert
Mercedes hat auf der Auto China in Peking eine Art M-Klasse Coupé gezeigt. Bringen Sie dieses Auto in Serie?

Zetsche: Sie haben in den vergangenen Jahren miterlebt, dass unsere Konzept-Studien auf wichtigen Messen immer auf ein konkretes Serienfahrzeug hingedeutet haben. In der Regel haben sie sich vom späteren Serienmodell sogar nur wenig unterschieden. So ist es auch diesmal. Wir werden auf Basis der M-Klasse Mitte 2015 diesen coupéhaften SUV auf den Markt bringen. Er wird wie die M-Klasse in unserem US-Werk in Tuscaloosa produziert.

Jetzt haben Sie in den vergangenen Jahren ja nahezu Ihr gesamtes Fahrzeugportfolio erneuert beziehungsweise erweitert. Das gilt allerdings noch nicht für die meisten ihrer Geländewagen und SUV.

Zetsche: Das stimmt. Wir wollen in praktisch jedem SUV-Segment mit mindestens einem Modell vertreten sein, in einigen sogar mit zwei.

Deklinieren wir das doch einmal durch. Im Kompakt-Segment ist der GLA ganz frisch. Was ist mit GLK, M-Klasse und G-Klasse?

Zetsche: Mit dem GLA und dem in Peking gezeigten Concept Coupé SUV haben beziehungsweise werden wir unser SUV-Angebot erweitern. Darüber hinaus steht 2015 die Erneuerung des GLK an. Ob wir auch in diesem Segment unser Angebot ausweiten, wird sich zeigen. Eine coupéhafte Variante des GLK kann ich mir grundsätzlich durchaus vorstellen. Insgesamt sehe ich Mercedes auch bei den Geländewagen und SUV sehr gut aufgestellt. Das werden in Zukunft sicher eher mehr als weniger werden.

Wie lassen sich die knallharten CO2-Ziele denn mit dieser Strategie vereinen?

Zetsche: Mehr SUV und weniger CO2 – das ist für mich kein Zielkonflikt. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, in jeder Fahrzeugklasse die in den jeweiligen Märkten gültigen CO2-Ziele zu erreichen. Insbesondere bei Geländewagen setzen wir dabei auf Plug-in-Hybride, die auch längere Strecken elektrisch fahren und an der Steckdose aufgeladen werden können. Und auf diesem Weg sind wir auch sehr gut unterwegs.

Heißt das: Jeder SUV bekommt eine Plug in-Hybrid-Version?

Zetsche: Nein, so weit würde ich nicht gehen. Bei einigen Modellen lassen sich die CO2-Vorgaben auch mit konventionellen Mitteln erreichen.

2013 betrug der Flottenverbrauch von Mercedes 134 g CO2/km. Wann werden Sie die magische Grenze von 120 g/km unterschreiten?

Zetsche: Wir haben angekündigt, 2016 bei etwa 125 g C02/km sein zu wollen. Dieses Ziel bekräftige ich mit Nachdruck. Natürlich werden wir die ab 2020/2021 gültigen Grenzen auch erreichen.

Beim Erreichen dieses Ziels hilft Ihnen der große Erfolg Ihrer Kompaktwagen-Familie. Auch die S-Klasse ist sehr erfolgreich. Können Sie daraus für künftige Modelle eine Art Rezept ableiten? Zum Beispiel eine stärkere Veränderung des Designs bei einem Modellwechsel?

Zetsche: Wir haben vor sechs Jahren eine Designstrategie für unsere gesamte Fahrzeugflotte festgelegt. Die zentrale Idee lautet, eine gemeinsame Mercedes-Designsprache in den verschiedenen Fahrzeugklassen unterschiedlich zu interpretieren. Wir sehen jetzt, dass die Entscheidung zugunsten einer deutlichen Differenzierung des Designs zwischen den Baureihen absolut richtig war, auch wenn der im Vergleich zu den oberen Baureihen expressive Look von A-Klasse und CLA sicher zunächst einige Mercedes-Fans irritiert hat. Aber nehmen Sie nur den CLA: Das Auto erreicht in den USA Eroberungsraten von über 80 Prozent. Ich habe so etwas in dieser Industrie noch nicht erlebt. Es sei denn, ich heiße Tesla und habe vorher keine Autos produziert.

Die Werke, in denen A-Klasse und Co. vom Band laufen, sind an der Kapazitätsgrenze und können doch nicht genug liefern. Ärgern Sie sich nicht, aus heutiger Sicht zu niedrig kalkuliert zu haben?

Zetsche: Ich habe vor einigen Jahren unsere Strategie bis 2020 ausgerufen. Da haben nicht wenige von unrealistischen Zielen gesprochen, wollten sich auch intern einige lieber darauf konzentrieren, sehr gute, aber nicht viele Autos zu bauen. Wir liefen Gefahr, es als Naturgesetz anzusehen, dass Audi und BMW schneller wachsen als wir, oder einfach zu postulieren, dass wir in einer anderen Liga spielen und Stückzahlen keine Relevanz haben. Natürlich haben wir den Anspruch, die besten Autos zu bauen, und Ihre Tests liefern uns ja auch oft den Beweis, dass wir diesen Anspruch erfüllen. Aber zu behaupten, wir würden in einer anderen Liga spielen, ist sicher unrealistisch. Letztlich entscheidet der Kunde, wer seinen Job gut gemacht hat – und dieses Urteil findet durch Kaufentscheidungen statt. Insofern haben Stückzahlen eine Relevanz. Dass wir heute Kapazitätsprobleme haben, liegt an unserer damaligen Mentalität, nicht ausreichend an Wachstum geglaubt zu haben. Heute tun wir das und werden deshalb zukünftig noch besser aufgestellt sein.

Was können Sie kurzfristig tun, um die Kunden nicht zu lange warten zu lassen?

Zetsche: Wir haben in den Werken, die A- und B-Klasse sowie CLA und GLA produzieren, von zwei auf drei Schichten umgestellt und zusätzlich alle verfügbaren Kapazitäten beim Auftragsfertiger Valmet in Finnland in Anspruch genommen. Limitierende Faktoren sind auch die Motoren- und Getriebewerke, in denen wir aktuell expandieren. Doch das alles geht nicht von heute auf morgen.

Aller Euphorie zum Trotz lassen sich mit kompakten Autos nicht die Renditen erwirtschaften, wie sie etwa eine S-Klasse abwirft.

Zetsche: Wir wachsen in allen Segmenten, bauen so viele S-Klassen wie wir es uns vor einigen Jahren nicht hätten vorstellen können. Allein im ersten Quartal haben wir von der S-Klasse mit knapp 25.000 Einheiten doppelt so viele Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert wie im Vorjahresquartal. Gleichzeitig haben wir damit in diesem sehr umkämpften Segment mit sehr starken Wettbewerbsfahrzeugen mehr S-Klassen verkauft als Audi A8 und BMW 7er zusammengenommen. Außerdem ist die neue Kompaktreihe deutlich rentabler als die, die sie abgelöst hat.

Kommen wir zur Formel 1. Ausgerechnet mit dem neuen Antriebskonzept läuft es bei Mercedes richtig gut. Wie erklären Sie sich das?

Zetsche: Kleinere Hubräume, Turboaufladung und Elektrifizierung: Der Formel-1-Motor hat nun technologisch viel mehr Schnittmengen mit dem, was wir in der Entwicklung für Serienfahrzeuge tun. Formel-1-Team und Serienentwicklung lernen viel mehr von einander, als das früher der Fall war.

In welchen Technologiefeldern muss Mercedes Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren eine Führerschaft demonstrieren?

Zetsche: Wir wollen auch weiterhin beim Thema Sicherheit das Maß aller Dinge sein. Statistisch gesehen bauen wir die sichersten Autos, und diesen Vorsprung wollen wir noch weiter ausbauen. Dabei spielt für mich auch das autonome Fahren eine zentrale Rolle. Bei Assistenzsystemen, die den Fahrer im Fall einer Unfallgefahr aktiv unterstützen, sind wir die Nummer eins. Und auch Komfort und Qualität waren immer und werden weiter Stärken von Mercedes sein.

Wie ist die Resonanz der Kunden auf die neue C-Klasse? Können Sie schon etwas zum Bestelleingang sagen?

Zetsche: Für konkrete Zahlen ist es noch etwas zu früh, aber die ersten Auftragseingänge stimmen uns sehr positiv.

Zur Person Dieter Zetsche

Dieter Zetsche ist seit Januar 2006 Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Zetsche wurde in Istanbul geboren und wuchs in Frankfurt/Main auf. Der Diplom-Ingenieur trat 1976 in den Konzern ein und arbeitete zunächst im Forschungs- und später im Nutzfahrzeugbereich. 1998 wurde er in den Vorstand berufen und leitete ab 2000 die Daimler-Chrysler Corporation in den USA. 2006 trat er die Nachfolge von Jürgen Schrempp als Daimler-Chef an.

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