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Das Ende der Sportwagenkonzepte?
Eine Frage des Profils

Inhalt von

Marcus Schurig über die Frage, ob reinrassige und pure Sportwagenkonzepte auf dem Rückzug sind, weil sie ihr Profil auf dem Altar des Perfektionismus geopfert haben - und die Alternativen zahlreicher werden.

Porsche 918 Spyder Design
Foto: Porsche

Ferry Porsche sagte mal: „Das letzte Auto, das gebaut werden wird, ist ein Sportwagen.“ Da müsste man sich als Redakteur bei sport auto langfristig also keine Sorgen machen. Porsche ging davon aus, dass die Faszination der puren Fahrmaschinen zuletzt sterben wird, noch bevor das Automobil als Mittel individueller Mobilität ausgedient hat - ein nachvollziehbarer Gedanke.

Doch wer heute echte Sportwagen (und ihre direkten Herausforderer, zum Beispiel werksseitig gepimpte Power-Limousinen) im Vergleich über längere Strecken bewegen darf, muss sich zwei Fragen stellen: Stirbt der Sportwagen an der eigenen Perfektion? Und erfüllen Sportwagen noch das Versprechen, sich nicht nur dynamisch, sondern auch beim Feeling von der automobilen Allerweltsware abzusetzen?

Unsere Highlights

Die Marke Porsche selbst ist ein Beispiel für die Veränderungen im Sportwagen-Segment: In vielen Ländern werden die Schwaben als Light-Truck- und Limousinen-Hersteller wahrgenommen, der Anteil der Sportwagenproduktion sinkt beständig. Ohne Power-SUV und Edel-Limousinen würde der Marktanteil sinken statt zu wachsen. Der Gedanke lässt sich durchaus weiterspinnen: Traditionsmarken wie Lotus stehen vor dem Aus, Exoten wie Gumpert oder Artega drohen zu verschwinden - ein Indiz dafür, dass das Segment massiv unter Druck steht?

Sind die Sportwagen schuld?

Eine ketzerische Frage: Sind die reinrassigen Sportwagen vielleicht so perfekt geworden, dass die Grenzen zu den weniger reinrassigen, aber nicht minder perfekten sportlichen Autos verschwimmen? Es ist das alte Thema Porsche 911 gegen BMW M3: Hier ein kompromissloses Sportgerät, aber mit Kompromissen im Alltag. Dort ein gut gemachter Baukasten- Sportler mit vier Sitzen und 500 Liter Ladevolumen - der obendrein noch billiger ist.
 
Wer einen Elfer lange fährt, notiert, dass sich der Kick, einen echten Sportwagen zu pilotieren, doch überraschend schnell verflüchtigt. Es gibt weder Ecken noch Kanten, von Schweißperlen auf der Stirn ganz zu schweigen - und ein linksseitig montiertes Zündschloss reicht zur Identitätsstiftung heute alleine nicht mehr aus. Der Porsche 911 ist so perfekt, dass er normal geworden ist - wie andere Autos.
 
Wo ist der Unterschied? Längsdynamisch ist er eh verloren gegangen - wehe, wenn ein BMW M6 von hinten heranrauscht! Querdynamisch ist der Vorteil noch da und auch messbar, aber das spielt für viele Käufer keine große Rolle mehr, außer für jene, die auf Trackdays herumtollen oder eine gusseiserne Einstellung zum Thema Sportwagen vertreten. Sogar bei Porsche hat man die Message verstanden: Der nächste Elfer soll wieder kleiner werden - und sich stärker wie ein Sportwagen anfühlen.
 
Auch mit anderen Dingen stellen sich die Sportwagenhersteller ein Bein, wie Kollege Jens Dralle herausgearbeitet hat: Das Sterben des Schaltgetriebes - Doppelkupplungsgetriebe sind ja schön und gut, aber der ambitionierte Fahrer will selbst schalten. Doch oftmals werden Schaltgetriebe in Sportwagen heute gar nicht mehr angeboten - auch aus Kostengründen. Und wieder entfällt ein Verkaufsargument.

Alleskönnerschaft statt Profil?

Sportwagen sind dabei, ihre Eigenständigkeit und ihre Seele zu verlieren. Die wohlhabenden Kunden verleiten die Hersteller, das pure Konzept in Richtung Alleskönnerschaft und Komfort zu verwässern. Auch Baukästen und Gleichteile zerstören den Nimbus der Sportwagen. Und die wilde Horde der Pseudo-Sportwagen ist über die Jahre so viel besser geworden, dass der Abstand zu den reinen Sportwagen immer weiter abnimmt.
 
Steht also zu befürchten, dass die puren Sportwagen zuerst sterben - und nicht als Letzte? Nein, aber die Sportwagen müssen ihre Daseinsberechtigung wieder zurückerobern - und vor allem ihre Kunden.

Glauben sie, dass reine Sportwagenkonzepte überleben, oder dass mangelndes Profil zum aussterben des Sportwagens führen könnte?

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten