Das Gros des Feinstaubs im Straßenverkehr wird durch Straßen-, Reifen- und Bremsabrieb verursacht und nicht etwa durch die Verbrennung von Kraftstoff. Laut Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg stammen 32 Prozent der Partikelemission im Straßenverkehr von Bremsen und Reifen, davon etwa die Hälfte von Bremsstaub. Hier setzt die neu entwickelte Bremsscheibe iDisc von Bosch an. Die soll im Vergleich zu einer herkömmlichen Bremsscheibe bis zu 90 Prozent weniger Bremsstaub erzeugen.
Beschichtung hart wie Diamant

Die Basis für die Bosch iDisc ist eine herkömmliche Grauguss-Bremsscheibe, die mechanisch, thermisch sowie galvanisch behandelt und schließlich beschichtet wird. Besonderheit der iDisc ist eine aufgebrachte Wolframcarbid-Beschichtung. Diese ist fast so hart wie Diamant hart und sehr hitzebeständig (Schmelzpunkt: 2.785 Grad Celsius). Mit diesen Eigenschaften soll sie einen deutlich geringeren Verschleiß sowie eine höhere Standfestigkeit gegen Fading aufweisen. Bosch spricht von einer Bremsleistung, die nah an die einer Keramikbremse herankommt. Je nach Stärke der Hartmetall-Beschichtung soll die iDisc doppelt so lang halten wie eine normale Bremsscheibe. Riefenbildung am Reibring? Fehlanzeige. Auch Korrosion ist kein Thema. Das ist besonders bei Elektroautos von großem Vorteil. Wegen der Bremsenergie-Rückgewinnung beanspruchen sie die Bremse weniger stark und haben deshalb bei herkömmlichen Bremsscheiben immer wieder mit Flugrost-Bildung an den Reibringen zu kämpfen. Damit verbunden ist vorübergehend ein etwas schlechteres Ansprechverhalten beim Bremsen, das mit der iDisc so nicht auftritt.
3 x so teuer wie Standardbremse

Aber auch in Sachen Optik punktet die iDisc gleich doppelt. Ist die Wolframkarbid-Beschichtung eingebremst, so liefert sie eine quasi spiegelnde Oberfläche und der deutlich reduzierte Bremsstaubanfall hält auch die Felgen sauber.
Preislich ist die iDisc ungefähr um den Faktor drei teurer als eine normale Grauguss-Bremsscheibe und um den Faktor drei günstiger als eine Keramik-Bremsscheibe. Mit steigenden Stückzahlen soll der Preis tendenziell noch fallen. Ihren ersten Großserieneinsatz feiert die Wolframcarbid-Bremse am neuen Porsche Cayenne unter dem Namen „Surface Coated Brake“. Im Top-Modell Cayenne Turbo kommt sie serienmäßig zum Einsatz, in den anderen Modellen kostet sie 2.975 Euro Aufpreis.
Vorerst ist die Bosch iDisc nur für die Erstausrüstung vorgesehen. Ein Vertrieb über den Ersatzteilmarkt ist derzeit nicht geplant.
Wolframcarbid ist kein neuer Wunderwerkstoff. Es besteht aus den chemischen Elementen Wolfram und Kohlenstoff und wird schon lange für Hartmetallwerkzeuge zur Metallbearbeitung genutzt. Auch in Kugelschreibern, Beschichtungen von Fahrradfelgen, der Schmuckindustrie und bei panzerbrechenden Waffen wird das Material eingesetzt.