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BMW-Geheimnis um neuen 1er
Warum kein Wort übers Fahrwerk?

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Jens Dralle fährt mit einem modellgepflegten BMW 1er durch die Welt und freut sich über das deutlich verbesserte Fahrwerk. Seltsam nur, dass der Hersteller selbst darüber gar nicht so gerne reden möchte. Kommentar.

Fahrwerk, Grafik
Foto: BMW

Lassen Sie mich über den BMW 116d erzählen. Nein! Bitte nicht gleich wegklicken! Klar, ein sport auto-Test des Dreizylinder-Diesels drängt sich nun nicht gerade auf – so viel Weißbier und Wurstsalat könnten wir gar nicht konsumieren. Er rollte für einen auto motor sport-Vergleichstest in die Redaktionsgarage, und so kann ich Ihnen nun an dieser Stelle berichten, dass BMW bei der Modellpflege offenbar vieles richtig gemacht hat. Ja, selbst das 1,5-Liter-Triebwerk arbeitet sehr erfreulich, bietet mit seinem maximalen Drehmoment von 270 Newtonmetern bereits bei 1.750 Umdrehungen wackeren Durchzug, läuft überdies sehr kultiviert, was Zylinderzahl und 2.000 bar Einspritzdruck nicht unbedingt vermuten lassen.

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Selbst vor höheren Drehzahlen scheut es sich nicht und passt so eigentlich ganz prima zum kleinen BMW. Überdies huscht der Einser nach wie vor mit einem Engagement durch Kurven, wie es derzeit nur noch wenige CSU-Ortsvereine an den Tag legen – er bleibt der Agilitäts-König. Sie suchen noch ein nettes Alltagsauto zu Ihrer Lotus Elise oder dem Porsche 911 GT3? Bitte schön!

BMW 1er mit deutlich besserer Abstimmung

Und das Fahrwerk hat noch mehr drauf, denn es spricht deutlich feinfühliger auf Unebenheiten an, ganz gleich ob Querfugen oder Schlaglöcher. Was sich die Ingenieure da wohl haben einfallen lassen? Ein Blick in die Pressemappe sollte helfen. Na, es werden wohl zwei oder doch zehn Blicke werden, immerhin umfasst sie 76 DIN-A4-Seiten. Und die sind wirklich voll mit Informationen. Allein die Frontschürze wird schon mit allerfeinster Lyrik bedacht, die sicher niemand Geringerer als ein sensibler Intellektueller im schwarzen Rollkragenpulli bei prasselndem Kaminfeuer verfasst haben muss.

Zitat: "Eine verfeinerte Linienführung und größere Lufteinlässe verhelfen der Frontschürze der neuen BMW 1er-Reihe zu einer präzise gestrafften Flächenanmutung sowie zu einer ausdrucksstarken, sportiven Ausstrahlung. Das gewachsene Volumen der äußeren Öffnungen wird zusätzlich durch eine horizontale Spange im oberen Bereich betont, die auch die Breite der Fahrzeugfront unterstreicht."

Keine Zeile über das verbesserte Fahrwerk

Hui. Dieses Niveau rettet sich auch über die folgenden Seiten, alles ist furchtbar "premium", "intelligent", "effizient", vermutlich auch die Flaschenhalter, ich weiß es nicht so genau, denn ich bin manchmal kurz weggenickt. Selbst im Antriebskapitel erhöht sich die Informationsdichte nur marginal, immerhin erfahre ich, dass es von besagtem BMW 116d eine Variante mit schaltbarer Kühlmittelpumpe und spezifischer Brennraumdruckregelung gibt, die noch sparsamer fahren soll. Dann folgen noch ganze vier Seiten über das Infotainment.

Das ist ja okay, ja, ich schätze ein ordentliches Infotainment-System. Aber über das Fahrwerk findet sich in der gesamten Pressemappe nicht eine einzige Zeile. Vielleicht hat BMW ja gar nichts geändert? Selbst dann könnte man doch sich selbst ein wenig loben, denn noch zählt das Fahrwerk zu den essenziellen Elementen eines Automobils. Oder habe ich irgendetwas verpasst? Egal.

Jedenfalls wurde das 1er-Fahrwerk sehr wohl modifiziert. Die Spreizung der Dämpfer wurde mittels neuer Ventile vergrößert, wie ein Kollege berichtete, der auf der Fahrvorstellung mit einem Ingenieur darüber sprach – weil auch er im Text keine Info dazu fand.

Und der Entwickler wunderte sich, dass wir in der Lage sind, den Unterschied zu spüren. Während wir noch überlegen, ob wir beleidigt sein oder BMW bedauern sollen, fahre ich den neuen Skoda Superb. Die VW-Tochter profiliert sich nun wirklich nicht mit ihren Fahrwerken. Sollte sie vielleicht aber, denn der Superb fährt klasse – und in der Pressemappe ist auch genau erklärt, warum. Ich mache mir Sorgen um BMW. Wirklich.

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten