Michelin im Motorsport

Michelin im Motorsport
Vorschau: 24 Stunden von Le Mans 2017 Teil 2

Veröffentlicht am 14.06.2016

Triumphale Erfolge, dramatische Rennen und Helden für die Ewigkeit: Der Mythos Le Mans lebt seit 1923. In diesem Jahr startet die internationale Motorsport-Elite zum 85. Mal zur 24-Stunden-Hatz in Frankreich. Michelin versorgt seine Partnerteams in allen vier Klassen (LMP1, LMP2, LMGTE Pro, LMGTE Am) mit aufwendig entwickelten und intensiv erprobten Hochleistungsreifen, die dem anspruchsvollen Marathon-Rennen gewachsen sind. Der französische Premiumhersteller bringt immense Erfahrung auf dem Traditionskurs mit, konnte bis heute 25 Gesamtsiege feiern und ist seit 19 Jahren sogar ungeschlagen. Außerdem zählt der prestigeträchtige Wettbewerb zwei Mal rund um die Uhr erneut zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, die dort ihren dritten Saisonlauf austrägt.

Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans stellt für die teilnehmenden Rennfahrer, Teams und Hersteller die größte Herausforderung des Jahres dar. Geschätzt 250.000 Motorsportfans aus aller Welt reisen nach Frankreich und fiebern dem Spektakel auf dem 13,629 Kilometer langen Asphaltband – mehr als neun Kilometer hiervon sonst gewöhnliche Landstraße – entgegen. Michelin versorgt seine Partner mit modernstem Reifenmaterial, damit sie unter allen Bedingungen für die 24-stündige Tortur bestmöglich gerüstet sind. Denn fast schon traditionell spielen auch die häufig wechselnden Witterungsbedingungen bei diesem Langstreckenklassiker eine wichtige Rolle. Ganz gleich ob Sonne, Regen, Temperaturschwankungen: Die Reifen des französischen Herstellers ermöglichen bei allen Verhältnissen Top-Performance.

Das 24-Stunden-Rennen zählt als dritter Lauf auch für die Sportwagen-Weltmeisterschft WEC (World Endurance Championship). Die Besonderheit: In Le Mans werden doppelt so viele Punkte an Teams und Fahrer verteilt wie bei den sonst üblichen Sechsstundenrennen des WM-Kalenders. Die siegreichen Teilnehmer erhalten somit zum Beispiel 50 statt 25 Zähler.

Die Sportwagen-Elite aus der Langstrecken-Welt trifft sich in Le Mans

Aus eigener Kraft heraus können sich den Gesamtsieg in Le Mans nur die technisch besonders anspruchsvollen Hybrid-Prototypen der LMP1-Kategorie sichern. Obwohl Wettbewerb unter den Reifenherstellern zugelassen ist, haben sich die beiden in der höchsten Klasse vertretenen Werksteams für Michelin als Partner entschieden. Somit nimmt die Premiummarke mit dem Bibendum im Logo ihren 26. Triumph beim 24-Stunden-Rennen an der Sarthe ins Visier – seit 19 Jahren ist der oberste Platz auf dem Podium fest in den Händen der französischen Marke. Den Grundstein für diese Serie legte übrigens 1998 der Le Mans-Erfolg des Porsche 911 GT1.

Mit zwei Saisonsiegen im Rücken reist das Toyota-Werksteam als WEC-Tabellenführer zu den „24 Heures du Mans“. Der auf Reifen von Michelin rollende TS050 Hybrid von Anthony Davidson (GB), Kazuki Nakajima (J) und Sébastien Buemi (CH) liegt auf Platz eins vor dem bestplatzierten 919 Hybrid von Timo Bernhard (D), Brendon Hartley und Earl Bamber (beide NZ) und dem Schwester-Porsche von Weltmeister Neel Jani (CH), André Lotterer (D) und Nick Tandy (GB). Dieses Trio vereint insgesamt fünf Le Mans-Siege auf sich, allesamt errungen auf Pneus aus Clermont-Ferrand.

Während sich die Zuffenhausener – anders als noch 2015 – auf zwei Rennwagen konzentrieren, gehen ihre japanischen Konkurrenten in diesem Jahr „all-in“: Neben dem für die WEC gesetzten zweiten TS050 für Mike Conway (GB)/Kamui Kobayashi (J)/José Maria Lopez (ARG) rollt in Le Mans ein drittes Auto an den Start. Es war bereits in Spa-Francorchams mit der Fahrerkombination Stéphane Sarrazin, Nicolas Lapierre (beide F) und Juji Kunimoto (J) mit von der Partie. Da Lopez in Belgien nach seinem schweren Silverstone-Unfall jedoch pausieren musste, änderte Toyota auch für das 24-Stunden-Rennen nochmal die Aufstellung: Der Argentinier übernimmt den dritten Wagen mit der Startnummer 9, während Motorsport-Tausendsassa Sarrazin zu Conway und Kobayashi in die Nummer 7 aufsteigt.

Auch der in Greding bei Nürnberg beheimatete Rennstall ByKolles, einziger Teilnehmer in der LMP1-Privatteam-Wertung, setzt auf Rennreifen von Michelin. Im Enso CKM P1/01-Nismo nehmen der Österreicher Dominik Kraihamer sowie Oliver Webb und James Rossiter (beide GB) Platz.

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Michelin liefert fortschrittliche Reifen für alle Witterungsbedingungen

29 der 60 teilnehmenden Rennwagen setzen 2017 in Le Mans auf Reifen von Michelin. Die französische Premiummarke bringt etwas mehr als 5.000 Reifen an die Rennstrecke, 35 bis 40 Prozent davon sind Regenspezialisten – inklusive des offiziellen Vortests werden rund 2.500 Pneus zum Einsatz kommen. Im Fahrerlager steht ein eigenes Zelt mit 800 Quadratmetern Grundfläche als Reifenlager bereit, während 45 Mechaniker in einem zweiten 600-Quadratmeter-Zelt im Schichtbetrieb für die Montage und Demontage sorgen. 25 Techniker halten den Kontakt zu den Partnerteams von Michelin, 15 Reifeningenieure stehen für die Analyse der Pneus und ihrer Performance zur Verfügung. Insgesamt schickt die Premiummarke 90 Teammitglieder zum „Circuit des 24 Heures“.

Dabei gilt für die LMP1- und LMP2-Klasse ebenso wie für die GTE Pro- oder GTE Am-Wertung: Michelin stellt seinen Partnern ein Rennreifenprogramm zur Verfügung, das auf drei verschiedenen Slick-Pneus für trockene Bedingungen basiert. Zum leichteren Verständnis haben sie für die aktuelle Saison neue Bezeichnungen erhalten: „Soft“, „Medium“ und „Hard“. Sie decken jeweils unterschiedliche Temperatur-Arbeitsbereiche ab. Das Spektrum reicht von glühender Hitze zur Mittagszeit über die gemäßigten Abendstunden bis hin zu kühleren Nachtgraden. Dass sich die Temperaturfenster überlappen, erleichtert den Teams die Reifenwahl. Hinzu kommt: Dank RFID-Technologie können Fans und Aktive fortan über eine Monitoranzeige genau nachvollziehen, auf welchen Pneus die einzelnen Fahrzeuge auf der Strecke sind und wie viele Runden die Reifen bereits abgespult haben.

Sollte der Himmel seine Schleusen öffnen, stehen in allen vier Kategorien zwei verschiedene Regenspezialisten zur Wahl: Der „Wet Tire“ kommt bei normalem Niederschlag zum Einsatz und der „Full Wet“, wenn es wirklich wie aus Eimern schüttet. Er kann pro Reifen bis zu 120 Liter Wasser von der Straße verdrängen – pro Sekunde!

Noch immer revolutionär: Der „Slick-Intermed“ von Michelin für LMP1-Autos

Besonderheit für die LMP1-Klasse: der 2012 eingeführte „Hybrid“-Reifen von Michelin. Als Spezialist für gemischte Bedingungen und abtrocknende Straße übernimmt er die Aufgaben eines typischen „Intermediate“-Pneus, kommt aber dank seiner besonders innovativen Konstruktion und einer sehr weichen Laufflächenmischung wie ein Slick ohne Negativprofil aus. Sorgte das ungewöhnliche Konzept anfänglich noch für Staunen, so hat der „Slick-Intermed“ bei Teams und Fahrern längst viele Fans gefunden.

Notiz am Rande: Ein LMP1-Hinterreifen bringt ohne Felge im Durchschnitt zwölf Kilogramm auf die Waage, ein Regenreifen rund zwei Kilogramm mehr. Die Fertigung eines Pneus dauert circa 30 Minuten. Das Rezept zur Herstellung umfasst 200 Zutaten, zum Beispiel natürlicher und synthetischer Kautschuk, Textilfasern wie Nylon und Polyester, Harz, Schwefel, Wachs und vieles mehr.

Michelin Reifendimensionen in der FIA WEC und in Le Mans

(*) Breite (cm) / Außendurchmesser (cm) x Innendurchmesser (Zoll)

LMP2: Auf den Geraden schneller als die LMP1-Topfahrzeuge

Für besonderes Aufsehen könnte in Le Mans die aufgewertete LMP2-Kategorie sorgen. Die geschlossenen Prototypen werden seit diesem Jahr von vier Liter großen Gibson-Achtzylindern angetrieben, die mit gut 600 PS einen deutlichen Leistungssprung erlebt haben – auf dem „Circuit des 24 Heures“ erreichen sie am Ende der langen Geraden mit über 340 km/h sogar höhere Topgeschwindigkeiten als die LMP1-Hybrid-Rennwagen.

Michelin rüstet in der mit 25 Teilnehmern stärksten Klasse drei Teams mit Reifen aus. Bei Panis Barthez Competition sitzt der französische Fußball-Weltmeister Fabien Barthez gemeinsam mit seinen Landsleuten Timothé Buret und Nathanaël Berthon am Steuer eines Ligier JSP217. Dem gleichen Chassis vertraut auch IDEC Sport Racing mit dem Fahrertrio Patrice und Paul Lafargue sowie David Zollinger (alle F). Einen Riley MK30 setzt Keating Motorsports für den Niederländer Jeroen Bleekemolen und die beiden US-Amerikaner Ben Keating und Ricky Taylor ein.

GTE-Kategorie: Ford will Le Mans-Klassensieg verteidigen

Erstklassigen Rennsport auf höchstem Niveau bietet auch die Profikategorie der GTE-Division: Mit Corvette, Ferrari, Ford und Porsche – alle vier Werksteam haben sich für Michelin als Reifenpartner entschieden – sowie Aston Martin kämpfen gleich fünf Autohersteller um den prestigeträchtigen Klassensieg bei dem weltberühmten 24-Stunden-Rennen. Den hat im Vorjahr überraschend Le Mans-Rückkehrer Ford gleich beim Debüt des Ford GT an der Sarthe geholt, sinnigerweise auf den Tag genau 50 Jahre nach dem glorreichen Triumph des GT40 an gleicher Stelle über Ferrari.

Auch 2017 bieten die Amerikaner wieder vier Exemplare des Ford GT auf, zwei stammen aus der WEC, zwei aus der nordamerikanischen IMSA-Serie. Die Sieger-Crew der Vorsaison bleibt jedoch unvollständig: Nach seinem schweren Qualifying-Unfall beim Indy 500 muss Lokalmatador Sébastien Bourdais weiter pausieren. Für ihn springt der brasilianische Le Mans-Neuling Tony Kanaan zur Unterstützung von Dirk Müller (Burbach) und Joey Hand (USA) ein. Stefan Mücke aus Berlin teilt sich ein Auto mit Olivier Pla (F) und Billy Johnson (USA). Die beiden anderen Ford GT werden von Andy Priaulx, Harry Tincknell (beide GB) und Luis Felipe „Pipo“ Derani (BR) sowie Ryan Briscoe (AUS), Richard Westbrook (GB) und Scott Dixon (NZ) pilotiert.

Das GT-Team von Porsche setzt in diesem Jahr alle Hoffnungen auf den neu entwickelten 911 RSR. Dessen Besonderheit: Sein vier Liter großer und rund 510 PS starker Sechszylindermotor rückte erstmals vor die Hinterachse. Auch fahrerisch bieten die Schwaben Hochkarätiges auf: Die Startnummer 91 teilen sich Richard Lietz (A), Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet (beide F), in der 92 kommen der junge Deutsche Dirk Werner, Michael Christensen (DK) und Kevin Estre (F) zum Einsatz.

Zum Kreis der Favoriten auf den Klassensieg in der GTE Pro zählt auch die General Motors-Tochter Corvette. Sie ist wieder mit zwei C7.R vertreten: ein Auto für Oliver Gavin (GB), Tommy Milner (USA) und den ehemaligen Audi-Piloten Marcel Fässler (CH), eines für Jan Magnussen (DK), Antonio Garcia (E) und Jordan Taylor (USA).

Beim Kampf um das Siegerpodest dürfte in diesem Jahr erneut mit Ferrari zu rechnen sein – zumal die 488 GTE bereits bei der Le Mans-Generalprobe in Spa-Francorchamps auf Reifen von Michelin das Tempo vorgaben. AF Corse schickt zwei der italienischen Sportwagen für James Calado (GB), Alessandro Pier Guidi (I) und Lucas di Grassi (BR) sowie Davide Rigon (I), Sam Bird (GB) und Miguel Molina (E) ins Rennen. Risi Competizione ist ebenfalls mit einem Ferrari 488 GTE auf Pneus von Michelin unterwegs. Ins Volant greifen Pierre Kaffer (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Ex-Formel 1-Pilot Giancarlo Fisichella (I) und Toni Vilander (SF).

In der GTE Am-Kategorie vertrauen neun der 16 teilnehmenden Rennwagen auf Pneus aus Clermont-Ferrand. Hier streiten ebenfalls diverse Porsche 911 RSR, Corvette C7.R, Ferrari 488 Italia und Aston Martin Vantage um den Klassensieg.

Legende Le Mans: 91 Jahre, 24 Stunden und mehr als 5.000 Kilometer

Die Stadt Le Mans, rund 200 Kilometer südwestlich von Paris gelegen, umgibt eine einmalige Aura aus 94 Jahren Motorsportgeschichte. Seit 1923 veranstaltet der Automobile Club de l’Ouest (ACO) das berühmteste Langstreckenrennen der Welt. Schon damals fand die Automobil- und Zulieferindustrie im Departement Sarthe ideale Voraussetzungen vor, um die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit ihrer Produkte unter Beweis zu stellen. Dran hat sich bis heute nichts geändert.

Noch zu Beginn der 1980er Jahre wechselten sich pro Wagen zumeist zwei Fahrer ab. Heute teilen sich drei Piloten das Cockpit eines Rennwagens. Angesichts der Dauer, der extremen Geschwindigkeiten – die Le Mans-Prototypen erreichen mehr als 330 km/h Top-Speed – und der enormen Beschleunigungskräfte fordert der Langstreckenklassiker Fahrern, Fahrzeugen und Reifenmaterial alles ab.

Bei trockenem Wetter legen die schnellsten Fahrzeuge in 24 Stunden mehr als 5.000 Kilometer zurück. Den aktuellen Distanzrekord stellten Mike Rockenfeller/Romain Dumas/Timo Bernhard 2010 mit ihrem Michelin bereiften Audi R15 TDI plus auf – mit 5.410 Kilometern kamen sie mehr als doppelt so weit wie 1923 die ersten Le Mans-Sieger André Lagache/René Léonard, die übrigens auch auf Pneus von Michelin vertrauten. Entsprechende Witterung vorausgesetzt, könnte die Bestmarke in dieser Saison fallen. Das gleiche gilt zum Beispiel aber auch für die schnellste Rundenzeit (3:13,6 Minuten, 1971 am Testtag aufgestellt von Jackie Oliver), die höchste Qualifying-Durchschnittsgeschwindigkeit (251,815 km/h, erzielt von Hans-Joachim Stuck 1985), die schnellste Qualifying-Zeit (3:16,887 min, Neel Jani 2015 im Porsche 919 Hybrid) und die beste Rennrunde (3.18,4 Minuten, ebenfalls Jackie Oliver 1971).

Zeitplan: Der Countdown bis zum Start hat begonnen

Die Motoren für das Rennsport-Highlight des Jahres laufen bereits warm, die Reifen liegen bereit und in Le Mans bauen die unterschiedlichen Zeremonien längst die Spannung und die Vorfreude auf das Großereignis auf. Am Mittwoch (14. Juni) beginnt für die Akteure die 85. Auflage der 24 Stunden von Le Mans mit dem freien Training und dem ersten Qualifying in der Nacht. Am Samstag (17. Juni) springt um 15 Uhr die Startampel auf Grün und die Zeit läuft – dann stehen den Fahrern, Teams und Fans 1.440 nervenaufreibende Minuten bevor.

Freies Training 1 Mittwoch, 16.00 – 20.00 Uhr

Qualifying 1 Mittwoch, 22.00 – 24.00 Uhr

Qualifying 2 Donnerstag, 19.00 – 21.00 Uhr

Qualifying 3 Donnerstag, 22.00 – 24.00 Uhr

Warm-up Samstag, 9.00 – 9.45 Uhr

Rennstart Samstag, 15.00 Uhr

Zieleinlauf Sonntag, 15.00 Uhr