Die Amischen sind eine protestantische Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder seit Ende des 17. Jahrhunderts zu großen Teilen in mehreren Wellen aus dem deutschen Sprachraum auswanderten – vor allen Dingen Richtung Amerika. Dort wohnen die Amish People heute verstreut in abgeschiedenen Siedlungen. Die Mitglieder dieser Bevölkerungsgruppe sind teilweise sehr der Tradition verhaftet: Sie kleiden sich in einem schlicht klassischen Stil, sprechen sogenanntes Pennsylvania-Deutsch und verzichten oft auf moderne Technik. Anstelle von Fahrrädern benutzen Amish People teilweise Tretroller und anstelle von Autos setzen einige auf Buggys genannte überdachte Kutschen. Und so eine Kutsche haben zwei Tüftler jetzt mit einem Düsentriebwerk ausgerüstet.
Laut der Online-Publikation Amish America kamen zwei rennbegeisterte Amish People durch einen Zufall darauf, ihre Kutsche mit einem Raketentriebwerk auszurüsten. Einer von beiden wollte im Internet eine Turbinen-Welle (turbo shaft) bestellen, um sie in einem Truck einzubauen. Aus Versehen bestellte er aber angeblich ein Turbostrahltriebwerk (turbo jet).
Zweckentfremdung aus der Not heraus
Da die Bastler ihre neue Turbine nicht für einen Lkw gebrauchen konnten, bauten sie das für sie naheliegendste Fahrzeug um: eine Pferdekutsche. Diese verstärkten sie mit einem Stahlrahmen, an dem sie das Strahltriebwerk befestigten. Außerdem gönnten sie dem Buggy ein Luftfahrwerk. Dabei lagern die serienmäßigen Blattfedern auf kleinen Doppelluftsäcken aus Gummi – diese Ausrüstung ist wegen des mit ihr verbundenen Komfortgewinns inzwischen bei den Amischen beliebt.
Die hoch positionierte Turbine ragt weit aus dem Heck des sogenannten Thunder Buggys und beschleunigt diesen auf Geschwindigkeiten von bis zu 97 km/h (60 Meilen pro Stunde). Dies ist für eine auf dünnen Holzrädern fahrende Kutsche, die zudem einen sehr hohen Schwerpunkt hat, eine monströse Geschwindigkeit. Die Bastler scheinen weder Räder und Bremsen, noch die Aufhängungen oder die Achsen verstärkt zu haben.
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Wenig Sicherheitsausrüstung
Als einzige Sicherheitsausrüstung gibt es einen Sicherheitsgurt und der Fahrer trägt anstelle des traditionellen Amisch-Strohhuts einen Helm. Während Demonstrationsfahrten bei Drag Strip Rennen (Beschleunigungsrennen) wirkt der aerodynamisch unangepasste Thunder Buggy dank seines Schrank-Designs selbst bei Höchstgeschwindigkeit noch seltsam statisch. In den sozialen Netzwerken äußern viele User ihren Respekt vor dem Mut der rennbegeisterten Amish People für diesen Umbau. Gleichzeitig machen sie sich Sorgen um deren Sicherheit und betonen, wie gefährlich beispielsweise ein Radbruch bei 97 km/h sein könnte. Die größte Sorge der Fahrer ist, dass das Triebwerk während der Fahrt expoldiert. Das furchtlose Team von Thunder Buggy firmiert in sozialen Netzwerken inzwischen als Autohersteller mit Sitz am Holmes County Airport in Millersburg im US-Bundesstaat Ohio. Dort testen es regelmäßig das ohrenbetäubend laute Tubinen-Gefährt.
Fazit
Verrückte Fahrzeugumbauten sind das Salz in der Unterhaltungssuppe. Und der Umbau einer Pferdekutsche zu einem Turbinen-Auto ist spektakulär – wirkt aber auch gefährlich. Wir drücken die Daumen, dass die Fahrten mit dem Thunder Buggy ohne Zwischenfälle verlaufen.