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AMG-Boss Källenius im Interview
Der kleinere Sportwagen kommt

AMG-Chef Ola Källenius über einen neuen Sportwagen unterhalb des SLS, den Trend zu kleineren Motoren, seine Abneigung gegen Diesel – und warum der Luxuskunde so gerne zeigt, was er hat.

1210, Mercedes CLS 63 AMG, Innenraum, Ola Källenius
Foto: Dirk Weyhenmeyer
Lassen Sie uns mal ein bisschen spekulieren: Wir könnten uns sehr gut vorstellen, dass Ende nächsten Jahres ein kleinerer Sportwagen von AMG kommt. Liegen wir damit richtig?

Källenius: Sagen wir mal so: Mit dem SLS haben wir eine Plattform mit Transaxle-Layout – also Motor vorn, Getriebe hinten -  wodurch wir relativ viel Handlungsspielraum haben. Der SLS hat ja eingeschlagen wie eine Bombe. Weltweit hat er sich etabliert als einer der wenigen  "Muss-ich-haben-Supersportwagen". Natürlich macht uns das Lust auf mehr, doch es ist noch einen Tick zu früh, um exakt zu sagen, was wir unterhalb vom SLS vorhaben. Aber da kommt etwas von uns, da liegen Sie richtig.

Unsere Highlights
Somit wäre der Neue auf jeden Fall ein Frontmotor-Auto?

Källenius: Front-Mittelmotor, weil die Plattform ja auch Front-Mittelmotor ist. Und das ist in gewisser Weise auch unser Markenzeichen. Der SLS kann mit den besten Wettbewerbern auf der Rennstrecke plus/minus ein paar Zehntel auf Augenhöhe mitfahren. Trotzdem ist es ein Auto, was ich von hier nach Nizza fahren könnte und ich habe dann Platz für mein Gepäck  und wenn ich aussteige, fühle ich mich frisch.

Transaxle ist damit auch klar, oder?

Källenius: Transaxle ist in dem Segment ein Muss für pure Sportwagen, für Fahrdynamik brauchst du eine Gewichtsverteilung wie in unserem Fall von 47:53.

Achtzylinder?

Källenius: Ums sich exakt über eine Motorisierung zu unterhalten, ist es zu früh.

Wir sehen da einen Achtzylinder, aber mit ein bisschen weniger Hubraum als jetzt.

Källenius: Der Trend des Downsizings, Aufladung, immer höhere Spritzendrücke, sehr weit entwickelte Einspritzsysteme -  wir haben ja ein Alleinstellungsmerkmal mit dem Piezo-Injektor -, da könnte man zukünftig kleinere Motoren machen, ohne auf Performance zu verzichten. Und gleichzeitig die Effizienz deutlich verbessern sowie die Emissionen im Griff halten.

Ein wichtiger Punkt für AMG?

Källenius: Schauen Sie sich unsere Fahrzeuge an: Wenn man da Leistung zu Effizienz sieht, da sehen wir auch  sehr gut aus. Beim neuen A45 beispielsweise erreichen wir 360 PS aus knapp zwei Liter Hubraum und erreichen dabei schon heute die EU6 Norm. Bei schmalen 6,9 Litern auf 100 Kilometer Fahrspaß.

Wenn wir mal kurz bei den Motoren bleiben: Stirbt der 6.3-Liter-Sauger mit dem SLS irgendwann aus?

Källenius: Also das Thema Saugmotor – und wir wie unsere Kunden lieben alle Saugmotoren, da machen wir uns nichts vor – wird mittel- bis langfristig ersetzt werden durch den Turbomotor.

Werden Sie oberhalb des Vierylinders künftig nur noch mit einem Basis-Motor in verschiedenen Leistungsstärken arbeiten?

Källenius: Im Moment haben wir ein Spektrum vom A 45 bis zum S 65 oder gar G 65. Da würde ich sagen, das Wichtigste ist, auf die Leistungsklassen zu achten. Welche technische Lösung man da wählt, um das hinzukriegen, da sind wir nicht so dogmatisch. Wir stellen auf jeden Fall sicher, dass der Kunde beides bekommt, Leistung und Effizienz. Und dabei achten wir auch sehr auf die Dauerhaltbarkeit unserer Motoren, die wir nach dem Prinzip "one man, one engine" aufbauen. Unser Sieg mit dem SLS GT3 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring spricht für sich.

Und das Thema Diesel?

Källenius: Wir hatten ja mal einen Diesel.

Den C30 AMG.

Källenius: Ja, als "Randerscheinung" haben wir vor einigen Jahren eine C-Klasse mit einem AMG-Dieselmotor ausgestattet und sogar signifikante Stückzahlen verkauft. Wir haben uns heute aber gegen einen neuen Diesel entschieden, aus verschiedenen Gründen. Wo die drei magischen Buchstaben AMG auf dem Heckdeckel drauf sind, da muss auch ein AMG-typisches Fahrerlebnis drin sein. Und unsere aktuellen Benzinmotoren haben ein so hohes Drehmoment und eine Effizienz, die man vor einigen Jahren ins Reich der Diesel verwiesen hätte. Das Gewicht von einem Diesel ist nicht förderlich für die Fahrdynamik, und wir wollen jetzt nicht nur einen 80-Prozent-AMG machen. Jeder AMG muss ein 100-Prozent-AMG sein. Wir haben das Thema in allen Facetten eingehend geprüft und dann gesagt, das ist auf absehbare Zeit nicht glaubwürdig für unsere Marke.

Wäre ein Diesel für die Kunden nicht doch interessant?

Källenius: In Europa könnte es eine bescheidene Nachfrage geben, aber außerhalb Europas nicht. In den wichtigen Überseemärkten wird AMG nicht mit Diesel in Verbindung gebracht. Uns geht es bei solchen Entscheidungen primär um das Thema Markenwerte. Wenn AMG draufsteht, muss AMG drin sein, und da gehört mit hoher Priorität auch das Thema Fahrdynamik dazu.

Was sind die drei wichtigsten Märkte für AMG?

Källenius: Da ist einiges in Bewegung. Traditionell waren es drei große: die USA als unangefochtene Nummer eins, dann Westeuropa, geführt von Deutschland, und dann Japan. In den letzten fünf Jahren sind weitere Märkte dazu gekommen und haben sich sehr gut entwickelt . Die USA bleiben auf jeden Fall kurz- bis mittelfristig vorne. Aber dann, im Rennen um den zweiten und dritten Platz fängt es an, dynamisch zu werden. Natürlich ist China in den nächsten fünf bis zehn Jahren, was das Gesamtwachstum betrifft, der wichtigste Markt. Russland ist aus dem Nichts zu einem sehr großen Markt geworden. Großbritannien ist stark. Und neue Märkte wie Korea, Brasilien, Südafrika, Australien wachsen. Statt über drei reden wir jetzt über zehn Märkte, die so groß sind, dass die alle relevant und wichtig sind.

Was verkaufen Sie in Russland, Größenordnung?

Källenius: Russland bewegt sich, sage ich mal, von mehreren Hundert in Richtung über Tausend. Wobei wir in Russland gerne über voll ausgestattete Fahrzeuge sprechen.

Wie viele Autos wollen Sie dieses Jahr insgesamt absetzen?

Källenius: Mit Vertriebszahlen sind wir immer bisschen zurückhaltend. Das Ziel ist, innerhalb von fünf Jahren von etwa 20.000 auf 30.000 Autos zu kommen. 2011 lagen wir bei um die 20.000 Fahrzeugen, und zu unserem 50. Jubiläum 2017 wollen wir ein Minimum von 30.000 Autos verkaufen. Und ich sage so viel, dass wir letztes Jahr zweistellig gewachsen sind und dieses Jahr wieder zweistellig wachsen wollen, sprich: Zwei gute Schritte auf dem Weg zu den 30.000.

Wollen Sie von jedem Mercedes-Modell AMG-Ableger bringen?

Källenius: Nein. Das Mercedes-Portfolio wächst ja auch sehr dynamisch. Wir selektieren da also. Denn es muss nicht jeder Mercedes ein AMG werden. Wir machen keine B-Klasse, wir machen keinen GLK. Wir schauen, was zu unserer Strategie am besten passt und welche Fahrzeuge die Märkte auch nachfragen.

Können Sie die spezifische Sportlichkeit von AMG mal definieren?

Källenius: Ja, sehr gerne. Unser Claim ist ja "Driving Performance". Und das wiederum steht ganz klar für das einzigartige Fahrerlebnis in einem AMG Jeder AMG vermittelt ein  Erlebnis von Kraftentfaltung, wie man es nur bei uns findet. Wir bieten unseren Kunden viel Drehmoment. Man darf nicht vergessen, dass das Thema Motoren bei uns Königsdisziplin ist und bleibt. Dazu gehört natürlich auch der entsprechende Sound. Die zweite Dimension ist Fahrdynamik. Wenn ich einen C63 oder einen  Black Series habe, kann ich auf der Nordschleife richtig gute Rundenzeit fahren. Längsdynamik und Querdynamik müssen heute bei einem AMG überzeugen.

Die dritte Eigenschaft ist die volle Alltagstauglichkeit. Das heißt, ein AMG muss ein Auto sein, mit dem du auf der Nordschleife unter acht Minuten fahren kannst. Aber ich sollte mit ihm auch von Stuttgart nach Hamburg fahren können, ohne dass ich meinen Orthopäden mitnehmen muss.

Haben Sie langfristig Angst, dass – gerade in einem Land wie Deutschland – es irgendwann nicht mehr opportun erscheint, sich mit High-Performance-Fahrzeugen wie einem AMG zu zeigen?

Källenius: Auch hier sehe ich AMG in der Leitfunktion: Mit dem SLS Electric Drive haben wir eindrucksvoll gezeigt, wie emotional Elektromobilität sein kann. Der aus meiner Sicht einzig "elektrisierende" Supersportwagen hat kürzlich die Nordschleife in der Rekordzeit von 7.56 min umrundet. Das ist der beste Beweis, dass Elektromobilität auch mit Emotionalität einhergehen kann. Der SLS Electric Drive ist ein Beleg, wie wir das Thema Effizienz als eine Säule in unserer Strategie verankern wollen. Wenn ich 557 PS und 720 Nm in meiner E-Klasse habe und trotzdem mit 9,8 L/100 km fahren kann, haben wir auch langfristig eine Daseinsberechtigung. Für diejenigen, die möglicherweise  AMG-Technik haben wollen, aber sie nicht auf den ersten Blick zeigen möchten, haben wir neuerdings mit der E-Klasse ein kleines Experiment gemacht: das sogenannte Business-Paket, das man in unserem Performance Studio nachrüsten kann. Das ist die reine Sportpaket-Optik, also hinten keine vier Endrohre und keine Modellbezeichnung. Das ist dann der wahre Wolf im Schafspelz, pures Understatement.

Geht der Trend immer mehr in diese dezente Richtung?

Källenius: Entschieden nein! Unser Design geht mehr Richtung expressives sportliches Design und mehr Differenzierung zu den Mercedes-Serienmodellen. Genau das verlangen die Kunden weltweit immer mehr, vor allem die Amerikaner und Asiaten. Der Megatrend in der Welt ist: 'Ich will exklusive Ware haben. Aber ich will auch, dass man sieht, dass es exklusive Ware ist'. Warum würden sonst die Chinesen so viele Louis-Vuitton-Taschen kaufen?

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