MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"6298185","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"6298185","configName":"ads.vgWort"}

Volvo 164
Ein Freund fürs Leben

Inhalt von

Motor Klassik-Redakteur Alf Cremers stellt den seltenen und selbst von Kennern unterschätzten Volvo 164 vor. Eine rustikale Sechszylinder-Limousine, die in den späten Sechzigern debütierte und bis 1975 gebaut wurde.

Volvo 164, Seitenansicht
Foto: Archiv

Schrille Farben wie Eisblau und Goldmetallic, ein betont kantiges Design, das lässige Fahrgefühl und günstige Preise unterscheiden das einstige Volvo-Flaggschiff deutlich von etablierten Klassikern. Der 164 bietet genau dieses spezielle Youngtimer-Feeling mit hohem Coolness-Faktor.

Volvo 164 gehört zu den Alt-68ern

Es gibt so eine Hand voll Autos, die weigern sich trotz längst erworbener H-Kennzeichen-Reife, zum Establishment der Oldtimer-Szene zu gehören. Es sind vorzugsweise die Alt-68er unter den Automobilen, die niemals in die Hall of Fame der Ikonen wollen, vielleicht weil wir es in unseren Köpfen nicht zulassen.

Unsere Highlights

Ob Mercedes Strichacht, Ford Knudsen-Taunus, Opel Admiral B, BMW 2500 oder Audi 100. Sie alle sind noch gefühlte Gebrauchtwagen, Zeitzeugen unserer Jugend und ewige Youngtimer – H-Nummer hin oder her. Sie sind zeitlos, ohne richtige Heimatepoche. Wandler zwischen den Jahrzehnten. Sie haben sich noch lange in die siebziger Jahre hinübergerettet mit ihren bunten Lackfarben, kantigen Karossen und flauschigen Cordsamt-Bezügen. Auch der Volvo 164 ist so ein Alt-68er, den man in den Siebzigern nahe an der holländischen Grenze respektlos mit Gasanlage fuhr. Gerne zu fünft besetzt und das Handschuhfach mit obskuren Musiccassetten von Birth Control, Can oder Tangerine Dream vollgestopft.

Wagen für Individualisten

Nur wenige Volvo 164 haben diese Verbrauchtwagen-Phase überlebt. In Deutschland war der große Volvo eher ein Ausweg für Individualisten, die sich eine komplexe DS nicht antun wollten. Schon das Vergaser-Modell mit 130 PS kostete mit Lederpolsterung, getönten Scheiben und einer Dreigang-Automatik von Borg Warner 1970 genau so viel wie ein ungleich repräsentativerer Mercedes 280 SE.

Bis auf die vom Jaguar S-Type inspirierte Front sah man dem Volvo 164 außen und innen nur allzudeutlich das bloße Upgrade der Volvo Mittelklasse-Limousine 144 an. Der gleiche vollgusseiserne Basismotor, die seitliche Nockenwelle, stirnradgetrieben, mit zwei Zylindern mehr, der Radstand um 10 Zentimeter verlängert, die gleiche Starrachse. Bis auf die Bosch D-Jetronic des späteren Einspritzmodells 164 E verweigert sich das Volvo Topmodell jeder zeitgemäßen Innovation, von den hohen meist unsichtbaren Sicherheitsstandards einmal abgesehen, zu denen selbstverständlich vier Scheibenbremsen mit Diagonal-Kreis gehören.

Legendäre Zuverlässigkeit

Gerade das macht den Volvo 164 heute so sympathisch. Seine Zuverlässigkeit und Langlebigkeit sind legendär, er ist einfacher zu warten und zu reparieren als ein zeitgenössischer Audi 100. Die Ersatzteilversorgung ist gut, das meiste lässt sich zu moderaten Preisen beschaffen.

Im Gegensatz zum stets etwas angestrengt wirkenden Volvo 144 mit 82 PS gefällt der Sechszylinder-Typ 164 durch kultivierten Motorlauf und erfreuliches Temperament. Samtiges, souveränes BMW-Niveau erreicht die betagte Maschine in keiner Disziplin, der Volvo 164 fährt sich eher wie ein Mercedes 250 S. Moderate Drehzahlen sind angesagt, sonst wird er laut und durstig, im Fahrkomfort kann der schlicht aufgehängte Volvo mit dem geschmeidig abrollenden und objektiv betrachtet auch noch viel hübscheren Mercedes nicht konkurrieren.

Tresortüren und hohe Gürtellinie

Aber die kantige, zweckmäßige Form mit den schweren Tresortüren, der hohen Gürtellinie und dem vornehmen Jaguar-Gesicht gefällt. Der Volvo 164 spielt perfekt die Rolle des kühlen Individualisten – das kommt vor allem in der Youngtimer-Szene gut an. Es ist ein Wagen, der sich zurücknimmt, seine kühle Durchschnittlichkeit verwandelt er geschickt in eine Tugend. Bei der Technik kann nichts kaputtgehen und wenn, dann ist es nicht schlimm.

Mit Schaltgetriebe, Overdrive und der trampelnden Hinterachse benimmt er sich gar knorrig britisch. Man liebt ihn nicht auf den ersten Blick, um nach hundert Kilometern seinem Charme zu erliegen. Treue und Geborgenheit wiegen eben schwerer als Schräglenker und Nockenwellen. Gute Exemplare des Volvo 164 kosten zwischen 6.000 und 8.000 Euro. Aber passen Sie beim Einsteigen auf, die Handbremse sitzt links.

Technische Daten
Volvo Volvo 164
Außenmaße4705 x 1735 x 1435 mm
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten