Thomas Bell sieht entspannt aus. Lässig blickt er über die winzigen Roadstergläser, den Fahrtwind im Gesicht. Sein Traum ist wahr geworden. Nach über einjähriger Bauzeit ist der Bell Aurens Longnose bereit für die erste Wüstentour, den Sturm auf Akaba.
Der Bell Aurens Longnose hat die TÜV-Abnahme geschafft
"So wie er nun dasteht, hat er 3.500 Stunden Arbeit gekostet", lächelt Bell stolz,"und bei der Farbe musste ich nicht lange überlegen. Das beige passt perfekt." Bell, Jahrgang 1974, hat geschafft, was viele lange für ein Hirngespinst hielten. Er baute einen Land Rover wie keinen zuvor. Aus der alles anderen als spektakulären Land-Rover Serie III des Baujahres 1967 wurde eine Mischung aus Geländewagen, Roadster und Wüstenfuchs. Sein Name: Bell Aurens Longnose. Weniger ein schnödes Auto, als vielmehr die real gewordene Idee eines Autophantasten mit einer besonderen Liebe zu Afrika. Der Prototyp ist fertig, die TÜV-Abnahme in der Tasche. Jetzt geht es auf Kundenfang. "Für mich ist das ganze längst zu einem Full-Time-Job geworden", so Bell, "der erste Wagen ist fertig. Die ersten Kunden sind längst da." Doch wer braucht schon einen offenen Geländewagen puristischer wie er kaum sein kann? Keine echte Windschutzscheibe, kein Dach, keine Heizung oder anderer Elektronik-Schnick-Schnack. Die Kunden, das sind Autophantasten wie Thomas Bell.
Unter der Haube des Bell Aurens Longnose bollert ein 4,6 Liter-Achtzylindermotor
Unter der knapp zwei Meter langen Motorhaube des Bell Aurens Longnose arbeitet ein 4,6 Liter großer Achtzylinder aus der vorletzten Range-Rover-Generation. Öffnet man die beiden Haubenflügel, blickt man auf ein wahres Schmuckstück. Der Klang des Vergasers bläst den kurz vorher gefassten Gedanken an ein historisches Radio im Innenraum beiseite. Hätte man bei dem Fahrtwind sowieso nicht hören können und bei langsamer Fahrt wird der Gehörgang standesgemäß von einem kraftvollen Blubbern befriedigt.
Der Bell Aurens Longnose gehört ins Gelände
"Ich bin ihn bisher noch nicht ausgefahren", leitet Bell ein, "aber mit den 235 PS steht bei 2.500 Touren ein maximales Drehmoment von 403 Nm zur Verfügung. Über 200 km/h sollten locker drin sein." Kein Gedanke daran, dies auf einer Straße auszufahren. Der Bell Aurens Longnose gehört ins unwegsame Geläuf. "Ich will mit dem Wagen auf jeden Fall nach Akaba und in die Enedi-Wüste im Tschad in das Gebiet Gelta D'Arche." Hierher entstammt auch das ungewöhnliche Firmenlogo her. Im Enedi-Gebirge wurden vor Jahren Höhlenzeichnungen von reitenden Touaregs auf einem Kamel gefunden. Diesen hat Thomas Bell sein Logo nachempfunden.
Erster Bell Aurens Longnose mit einen Cricketball als Schaltknauf
3.500 Stunden hat der Umbau eines wenig schmucken Land Rover der Serie III zu einem wahren Schmuckstück gedauert. Wer die Details am Bell Aurens Longnose beäugt weiß, wo die Zeit geblieben ist. Abgesehen vom Rahmen wurde der komplette Wagen neu aufgebaut. Die Front verlängert, ein anderer Innenraum kreiert; dazu der Verzicht auf Dach und Windschutz jeglicher Art. Der Einstieg in den offenen Wüstenrenner geschieht über die hinteren Türen des Ur-Fahrzeugs. Zwei kleine, aber durchaus bequeme Sitzschalen; bespannt mit robusten Leder aus Schweizer Produktion. Die dunkelrote Tierhaut findet sich nicht nur in den Sitzen, sondern auch auf einer Mini-Persenning am Armaturenbrett sowie an den äußeren Türgriffen wieder. Der dicke Schaltknauf ist ein britischer Cricketball.
Bei Tempo 60 sitzt der Bell Aurens-Fahrer im wilden Sturm
Sollten die winzigen Roadstergläser als Windschutz nicht reichen, kann man die robuste Frontscheibe auch hochklappen. Bringen tut das kaum etwas. So oder so sitzt man ab Tempo 60 jedoch im wilden Sturm; den Wirren des Wetter nahezu schutzlos ausgeliefert. Die Instrumentierung könnte karger kaum sein. Einzig ein historisch anmutender Zentraltacho von Smiths zieht die Blicke auf sich. Natürlich dreht er britisch korrekt nach links. Keine Tankuhr, kein Drehzahlmesser, kein nichts. "Wir wollten das erste Fahrzeug so puristisch wie nur möglich machen", erklärt Thomas Bell, "daher haben wir auf jeglichen Schnick-Schnack verzichtet. "Der Kunde kann hinterher natürlich alles so individuell haben, wie er es möchte. Einer der Kunden möchte zum Beispiel eine Flugzeug-Instrumentierung. Machbar ist fast alles".
Die Preise für einen Bell Aurens Longnose beginnt bei 150.000 Euro
Der Preis für den Bell Aurens Longnose beginnt bei rund 150.000 Euro - ohne Mehrwertsteuer. Das Ausstellungsstück ist mit mindestens 230.000 Euro netto deutlich teurer. Die zahlreichen liebevollen Details von den Lederriemen auf der Motorhaube über das sehenswerte Bootsheck bis zu den Spezialfelgen von Mickey Thomson kosten extra; machen jeden Bell Aurens Longnose aber dafür auch einzigartig. Und wem die bullig blubbernden 235 PS des Range-Achtzylinders nicht reichen - auch beim Antrieb ist nahezu alles möglich. Bis zum aufgeladenen Flugzeugmotor mit 1.500 PS. Die Bauzeit für die Kundenfahrzeuge ist mit 2.000 Stunden kalkuliert.