Ein erster seriennaher Prototyp wurde nun auf öffentlichen Straßen gesichtet. Er zeigt sich gut getarnt, aber die wichtigsten Merkmale des künftigen ID.2 lassen sich bereits deutlich erkennen.
Optik des VW ID.2 nah an der Studie
Der abgelichtete Erlkönig trägt eine Karosserie im Look des aktuellen VW Polo, was auf den ersten Blick bewusst täuscht. Doch unter der Tarnung sind zahlreiche Details erkennbar, die eindeutig dem kommenden ID.2 zuzuordnen sind. Die Scheinwerfer sind hinter aufgeklebt wirkenden Tarnflächen verborgen, die Polo-Leuchten imitieren sollen. Tatsächlich aber zeigen sich darunter Leuchtengrafik und Konturen, wie sie bereits von der Studie ID.2all bekannt sind – mit scharf gezeichnetem Tagfahrlicht und deutlich modernerer Formensprache.
Zwischen den Scheinwerfern ist die Frontmaske getarnt, hinter der sich das typische LED-Leuchtenband verbirgt. Weiter unten ist auch die Frontschürze mit aufgeklebten Designelementen maskiert, die klassische Polo- oder Golf -Züge vorgaukeln. Doch die Proportionen und Linienführung deuten darauf hin, dass VW hier bereits das Serien-Design testet – angelehnt an die ID.2all-Studie, aber leicht überarbeitet.
Seriennahe Proportionen, Detailabweichungen zur Studie
Die Seitenansicht des Erlkönigs zeigt eine fast waagerecht verlaufende Fensterlinie, ein typisches Stilmerkmal der ID.2all-Studie. Auf Höhe der A-Säule fällt jedoch eine kleine Stufe auf, vor der der serienmäßige Außenspiegel montiert ist – ein Detail, das so bei der Studie nicht zu sehen war. Insgesamt wirkt die Seitenansicht klar und aufgeräumt, mit kompakten Überhängen und ausgewogenen Proportionen.
Auffällig sind die unterschiedlichen Türöffner bei dem Prototyp: Während die Studie bündig in der Fensterlinie integrierte Griffe zeigte, besitzt der Prototyp klassische Türgriffe an der hinteren Tür im Bügeldesign. Zusätzlich ist im hinteren Fensterdreieck ein weiterer Türöffner integriert, der sich optisch nahezu unsichtbar einfügt. Fraglich, ob in der Serie die Bügelgriffe tatsächlich Einzug halten werden.
Am Heck bleibt vieles kaschiert, aber nicht verborgen
Auch das Heck des ID.2-Erlkönigs trägt Polo-Tarnung – inklusive Scheinwerferfolie, die die bekannten Leuchtenformen des Kleinwagens nachahmt. Doch unter der Tarnung sind schmale LED-Leuchten zu erkennen, die weit in die Kotflügel hineinragen. Wie bei der Studie dürfte auch hier ein durchgängiges Leuchtenband zum Einsatz kommen, das optisch von einem zentralen, beleuchteten VW-Logo ergänzt wird. Dessen Kontur zeichnet sich bereits unter der Tarnfolie ab.
Der Dachkantenspoiler entspricht weitgehend der Studie, inklusive integrierter dritter Bremsleuchte, die beim Prototyp jedoch etwas kürzer ausfällt. Der Kofferraumausschnitt liegt vergleichsweise hoch – was konstruktionsbedingt an der Position der Hinterachse und der darunter liegenden Batterieeinheit liegen dürfte.
Technik auf neuer MEB Entry-Plattform
Der ID.2 basiert auf der neuen MEB Entry-Plattform (auch MEB Small genannt), die eigens für kompakte Elektroautos mit Frontantrieb entwickelt wurde. Volkswagen nutzt hier erstmals in größerem Stil preisgünstige Technik, um einen Einstiegspreis von unter 25.000 Euro realisieren zu können – etwa durch den Einsatz eines Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) in der kleineren 38-kWh-Version. Alternativ wird auch ein 56-kWh-Akku mit NMC-Zellen erhältlich sein, der laut VW eine WLTP-Reichweite von rund 450 Kilometern ermöglichen soll.
Geladen wird mit bis zu 125 kW. Damit lässt sich der größere Akku in rund 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent füllen. Bei der Motorisierung bietet VW voraussichtlich zwei Leistungsstufen mit 160 und 190 PS an – für besonders sportlich orientierte Kunden soll zudem eine GTI-Variante mit 226 PS und einer Beschleunigung unter sieben Sekunden kommen.
Innenraum mit vertrauter Bedienung und viel Platz
Auch wenn das Interieur des Prototyps noch nicht sichtbar war, gilt als sicher: Der ID.2 übernimmt viele Elemente der ID.2all-Studie. Dazu gehören ein 12,9-Zoll-Touchscreen, ein 10,9-Zoll-Digitaltacho mit wählbarer Retro-Anmutung (Golf I oder Käfer-Stil) sowie klassische Bedienelemente mit echten Tasten und Drehreglern. Volkswagen reagiert damit auf Kritik an der teils überdigitalisierten Bedienung der ersten ID-Modelle.
Der Innenraum soll nicht nur funktional, sondern auch überraschend geräumig ausfallen. Bei 4,05 Metern Fahrzeuglänge verspricht VW Golf-ähnliche Platzverhältnisse. Der Kofferraum fasst 490 bis 1.330 Liter und bietet neben einem umklappbaren Beifahrersitz auch Stauraum unter der Rückbank und im Ladeboden – sowie eine elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung für leichte Lasten bis 750 Kilogramm.
SUV-Ableger ID.2 X und Technikbruder von Ford
Interessant ist auch, dass Ford als Partner auf der MEB Entry-Plattform einsteigen könnte. VW-Manager haben angedeutet, dass der US-Konzern ein eigenes Modell auf Basis der ID.2-Technik plane – möglicherweise als Nachfolger des Ford Fiesta. Bislang nutzt Ford die große MEB-Plattform für Explorer und Capri. Parallel arbeitet Ford an einer eigenen Kleinwagen-Architektur, die ab 2026 erste Modelle tragen soll.
Neben dem klassischen Schrägheckmodell plant Volkswagen auch eine SUV-Variante auf derselben Technikbasis. Der ID.2 X soll mit robusterem Design und höherer Sitzposition starten, preislich aber unter 30.000 Euro bleiben. Technisch dürfte das Modell weitgehend identisch mit dem ID.2 sein.
Klassische Namen statt ID-Nomenklatur?
Langfristig erwägt VW eine Rückkehr zu traditionellen Modellnamen. Der ID.2 könnte also zur Markteinführung einen neuen Namen erhalten – etwa "Polo E" oder ID.Polo.