Bringt VW einen großen SUV auf Scout-Basis nach Europa?

Volkswagen könnte Leiterrahmen-Plattform verwenden
Bringt VW einen großen Offroader auf Scout-Basis?

Veröffentlicht am 18.03.2025

Der Volkswagen-Konzern kehrt ins Geländewagen-Segment zurück. Allerdings nicht mit einem Modell, welches das Logo der Kernmarke VW trägt, und auch vorerst nicht in Europa: 2027 starten in Nordamerika unter dem Label der inzwischen zum VW-Imperium gehörenden Uralt-US-Marke Scout die Modelle Terra und Traveler (siehe Fotoshow). Während der Erstgenannte als Pick-up im Full-Size-Format eher nicht für die europäischen Märkte infrage kommt, könnte es beim Traveler anders aussehen. Großgewachsene SUV mit verstärktem Gelände-Fokus sind schließlich auch in unseren Breiten bekannter Teil des Straßenbilds. Man denke an Modelle wie die Mercedes G-Klasse, den Toyota Land Cruiser oder den Land Rover Defender.

Neue Leiterrahmen-Elektro-Plattform

Für seine beiden Erstlingswerke legt Scout eine komplett neue Leiterrahmen-Plattform auf. Darin integriert die VW-Tochter je einen Elektromotor pro Achse, die in Kombination ein Drehmoment von maximal 1.350 Newtonmeter liefern können. Hinzu kommt eine 800-Volt-Architektur, die Ladeleistungen von bis zu 350 kW erlauben soll. Wer sich selbst vor der oft beschworenen Elektro-Reichweitenangst schützen möchte, kann eine Variante mit zusätzlichem Ottomotor ordern; dieser Range-Extender soll die Reichweite von rein elektrischen 560 auf benzingestützte 800 Kilometer vergrößern.

Da liegt die Frage nahe, ob der Wolfsburger Konzern den Scout Traveler nicht mit VW-Emblem nach Europa bringen möchte. Burkhard Huhnke, der Technikchef von Scout, würde die Plattform seinen niedersächsischen Kollegen offenbar bereitwillig zur Verfügung stellen. "Es gibt sonst im gesamten Konzern keine Leiterrahmen-Plattform", sagte er im Gespräch mit dem britischen Magazin "Autocar". "Es gibt keine solche Karosserie, kein solches Elektrofahrzeug und kein solches Fahrgestell." Scout stehe unter Beobachtung aus Wolfsburg und die Marke biete Volkswagen eine Chance zu beobachten, "wie ein Start-up diese Herausforderungen annimmt".

Absage vom VW-Markenchef

Über konkrete Pläne, ein Europa-Modell auf der Scout-Plattform basieren zu lassen, erzählte Huhnke den Kollegen von "Autocar" nichts. Allerdings schreiben die Briten über Quellen, denen zufolge im Konzern der Wunsch bestehe, das Chassis für weitere Fahrzeuge zu nutzen. Wobei angesichts der erst in zwei Jahren terminierten Markteinführung des Scout Traveler und Terra in den USA mit derlei Europa-Adaptionen erst in den frühen 2030er-Jahren zu rechnen wäre.

Allerdings muss auf dieser Seite des Atlantiks ein Interesse daran bestehen, einen Geländewagen auf Scout-Basis überhaupt ins Angebot aufzunehmen. Und bei diesem Thema reagieren Volkswagens Top-Entscheider aktuell sehr zurückhaltend. Auf die Frage, ob es die Scout-Modelle auch in Europa geben könnte, antwortete VW-Markenchef Thomas Schäfer jüngst im auto motor und sport-Interview klar und deutlich: "Nein, Scout ist zu groß für Europa. Das sind ja ein Full-Size-Pickup und -SUV." Eher sei der Atlas, Volkswagens aktuell größter in Nordamerika angebotener SUV, in Europa vorstellbar.

Lebt die ID.-Ruggdzz-Idee wieder auf?

Gerüchte um einen kernigen VW-Geländewagen gab es in jüngerer Vergangenheit immer mal wieder. Zuletzt vor gut einem Jahr, als Albert Kirzinger, Chefdesigner bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, auf seinem LinkedIn-Kanal das Bild eines "Amarok-SUV" postete. Dabei würde es sich jedoch um ein Verbrenner-Modell handeln, denn bekanntlich nutzt der VW Amarok die Plattform des Pick-ups Ford Ranger sowie dessen Motoren. Einen Elektro-Offroader kündigte VW unter den Projektnamen ID. Ruggdzz bereits 2020 an. Im Zuge der vielen Chefwechsel in Wolfsburg wurde das ursprünglich für 2023 angekündigte Modell, das eine für mehr Geländekompetenz ertüchtigte Variante der MEB-Plattform nutzen sollte, jedoch schnell beerdigt.

Trotz der VW-Absage könnte es jedoch eine weitere Perspektive geben, die Scout-Basis anderen VW-Konzernmarken zur Verfügung zu stellen. So soll Audi zwischenzeitlich erwogen haben, einen Geländewagen ins Programm aufzunehmen. An Scout oder mangelnden Produktionskapazitäten im neuen Werk der Marke, das aktuell in Columbia im US-Bundesstaat South Carolina entsteht, würde ein solches Projekt nicht scheitern. Scout-Markenchef Scott Keogh hat bereits verlauten lassen, dass hier auch Modelle anderer VW-Konzernmarken produziert werden könnten.