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Tesla Model S P100D vs Porsche Taycan Turbo S
Kampf um die Elektro-Krone

Porsche löst mit dem Taycan das derzeit stärkste Serien-Elektroauto ab. Zwei Prozent mehr Leistung als das Tesla Model S P100D bringt der Neue mit. Reicht das für die Elektro-Krone?

Porsche Taycan Turbo S Tesla Model S Vergleich Collage
Foto: Hersteller / ams

Natürlich ist es nicht nur die schiere Power, auf die es bei einem Elektroauto ankommt. Ladezeiten, Reichweite, Infotainment-Funktionen – all das spielt auch eine wichtige Rolle beim E-Auto-Kauf. Pionier der Elektromobilität in gehobener Preisklasse ist nach wie vor Tesla – und mit dem 612 PS starken Model S P100D hatten die Amerikaner auch lange Zeit den stärksten Hochspannungs-Gaul im Gestüt. Jetzt allerdings kommt da einer, der den schwarzen Hengst im Logo trägt, und sich anschickt, an die Spitze zu galoppieren: Der Porsche Taycan als Spitzenmodel Turbo S mit 625 PS und 1.050 Newtonmeter maximalem Drehmoment.

Unsere Highlights

Es wird kaum einen Blick ins Datenblatt lange dauern, bis die Tesla-Fans empört den Finger heben. Stärker sei er zwar, der Porsche, aber nicht schneller – weil: schwerer. Stimmt nur zum Teil, entgegnet da der Tester. Laut Werksangabe ist der Top-Taycan mit 2,8 Sekunden von null auf hundert zwei Zehntel langsamer. Allerdings kann das Model S seinen 2,6-Sekunden-Sprint nur dann hinlegen, wenn die Batterie entsprechend temperiert ist, und nicht unter einem Ladezustand von 80 Prozent hängt. Okay, der Fairness halber muss man anmerken: Den Taycan haben wir noch nicht getestet – aber das Model S P100D schaffte im sportauto-Test nur 3,2 Sekunden und war damit deutlich langsamer als angegeben. Zudem ruft der Porsche beim Durchbeschleunigen für 2,5 Sekunden einen Overboost ab und kommt so auf schwindelerregende 761 PS.

Beeindruckendes Leistungsgewicht

In puncto Power liegt der Taycan also vorne, das Leistungsgewicht fällt bei beiden auf rund 3,7 Kilo pro PS. Eine ziemliche Ansage für ein 2.295 Kilo schweres Auto. Zum Vergleich: der Porsche 718 Cayman GT4 bringt es auf 3,5 kg/PS. Apropos: Der Punkt für das Fahrzeuggewicht geht knapp an das Model S, das „nur“ 2.241 Kilo auf die Waage bringt. Einen ähnlich knappen Punkt heimsen sich der Amerikaner mit der Höchstgeschwindigkeit ein. 261 km/h schafft der Tesla und 260 km/h sind es beim Porsche. Im automobilen Alltag wäre am Ende allerdings wichtiger, wie sich das stete Fahren mit Höchstgeschwindigkeit auf die Reichweite auswirkt.

Bei der laufenden Rekord-Duell-Schlacht auf der Nürburgring Nordschleife, hat der Taycan bislang einige Vorteile zu verbuchen. Allen voran, die hohe Belastbarkeit der Akkus durch ausgeklügeltes Thermomanagement und den Einsatz der 800-Volt-Technik. Die erzielt durch eine Erhöhung der Spannung (Volt), dass niedrigere Ströme (Ampere) fließen können, um die gleiche Leistung (Watt) zu erhalten. In der Summe führt das dazu, dass die Batterie weniger „gestresst“ wird. Der Sprint von null auf 200 gelingt dem Porsche laut Hersteller bis zu zehn Mal hintereinander. Das schafft der Tesla nicht. Eine Rennstrecke wie die Nordschleife könnte dem Model S jedoch liegen, denn dort lassen sich viele Kurven mit Schleppgas fahren – also nicht am Kurveneingang voll in die Eisen und am Ausgang voll auf den Pinsel, sondern lediglich Gas wegnehmen. Das beansprucht den Akku nicht so stark, wie beispielsweise eine Runde auf dem Hockenheimring.

Der Taycan braucht für 100 Kilometer Reichweite einen fünfminütigen Stopp an der Ladesäule. Porsche arbeitet noch an einer Infrastruktur, die Ladevorgänge mit bis zu 350 kW ermöglicht. Bislang müssen es 150 kW richten. Tesla baut gerade die V2-Supercharger auf 145 kW Ladeleistung um (aktuell noch 125 kW).

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Laut Herstellerangaben tragen die Akkuzellen mit ihrem brutto Energiegehalt von 100 kWh den Tesla bis zu 613 Kilometer weit. Der Taycan will es auf 412 Kilometer bringen und fährt dazu einen Akku mit einer Kapazität von 93,4 kWh spazieren. In Euros pro Reichweiten-Kilometer wären das rund 450 beim Porsche und nur 236 für das Model S (Grundpreise 185.000 Euro / 145.000 Euro). Damit heißt es für ein kleines Zwischenfazit: Das Model S ist günstiger, kommt weiter und sprintet – zumindest laut Hersteller – schneller. Zudem bietet der Tesla mehr Platz für Gepäck (894 Liter vs 447 Liter). Beim Taycan dagegen ist das Leistungsspektakel mehrfach reproduzierbar, die Verarbeitung hochwertiger und die Karosserie windschnittiger (cW-Wert von 0,22 vs 0,24).

Viele Kleinigkeiten

Doch wir sind noch nicht am Ende der Geschichte angekommen. Im Innenraum zum Beispiel, bietet Porsche viele gängige Ablageflächen, der Tesla hat nicht einmal Fächer in den Türen. Klingt nach Haarspalterei, kann im Alltag aber sehr nervig sein. Ähnlich wie so mancher Beifahrer, den man im Taycan problemlos mit einem eigenen Display auf seiner Seite beschäftigen kann. Im Tesla gibt es nur den großen Screen in der Mitte. Es sind eben solche vermeintlichen Kleinigkeiten, die am Ende den Unterschied für Einzelkunden machen können. Sportsitze wären auch so ein Punkt – im Tesla gibt es keine, im Taycan schon.

Auch was die Individualisierung betrifft, sticht Porsche die fünf Lackierungen und fünf Interieur-Linien des Tesla locker aus. Wobei das auch immer die Gefahr birgt, sich geschmacklich schwer zu verirren. Aber damit muss am Ende ja der Besitzer selbst leben. In der Summe gibt sich der Tesla als Luxus-Elektroauto für die Familie, während der Porsche den Sportwagen-Ansatz bevorzugt. Entsprechend sind auch die Platzverhältnisse im Fond des Model S großzügiger, wobei Taycan-Passagiere ebenfalls auf hohem Niveau klagen dürften.

Fazit

Porsche hat es geschafft, die bekannten Qualitätsansprüche auf ein neues Fahrzeugkonzept zu übertragen. Deshalb war es eigentlich unstrittig, dass Verarbeitung, Materialien und Haltbarkeit für den Zuffenhausener ein Heimspiel werden. Auch die Performance des Taycan Turbo S mit bis zu 761 PS ist enorm. Das Model S verfolgt ein anderes Konzept und ist mehr luxuriöse Limousine als Sportwagen. Damit überschneidet sich das Klientel der Kontrahenten vermutlich eher selten.

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