Man könnte ja sagen, Boxster-Kunden sind Kummer gewohnt und zwar ab Stunde eins. Schon die erste Generation des Mittelmotor-Cabrios sah sich beträchtlichem Spott ausgesetzt. "Hausfrauen-Porsche" hieß es da nicht so ganz Gender-konform, oder "wenn's für den Elfer halt nicht reicht". Objektiv und fachlich betrachtet wissen wir natürlich längst um die Qualitäten der Baureihe, die Porsche selbst ein wenig klein halten musste, damit sie dem Kronprinzen 911 nicht um die Ohren fährt.
Turbo Technik Pietz (TTP) ist ein Laden, in dem man von "klein halten" so gar nichts hält, denn hier wird aufgetragen. Im jüngsten Fall auf einen Porsche 718 Boxster Spyder, das Kronjuwel der offenen Mittelmotor-Sportwagen aus Zuffenhausen. Ab Werk bringt der 420 PS und eben so viele Newtonmeter maximales Drehmoment mit. Noch wichtiger aber: Er trägt einen überaus gut gelaunten freisaugenden Sechszylinder-Boxer mit vier Litern Hubraum im Heck, der sich vom Aggregat des Elfers ableitet. Majestätsbeleidigung? Mitnichten, denn der Einsatz eines Vierzylinder-Turbos in der 718er Baureihe brachte den gebeutelten Boxsters und Caymans die nächste Welle Hohn und Spott ein. Der sechszylindrige Befreiungsschlag löst dagegen wieder Wellen der Begeisterung aus.
Ein bisschen schneller
Wenn es nach Ferdinand Pietz geht, dann dürften jene Wellen wohl noch ein wenig höher schlagen, denn er stockt die Leistung des behöckerten Frischluft-Porsche um 40 PS und 42 Newtonmeter auf. Dafür wird eine eigens entwickelte Fächerkrümmeranlage verbaut, an die sich ein 200-Zellen-Kat anschließt. Der dahinter sitzende Partikelfilter wird den erweiterten Rohrquerschnitten angepasst, ergänzend runden Sportluftfilter und Motorelektronik-Anpassung das Paket ab und voilá: Der TÜV gibt seinen Segen dazu. Umbau, Eintragung und Mehrwertsteuer haben einen gemeinsamen Gegenwert von 11.020 Euro. Dafür sind Sie laut TTP ein Zehntel schneller auf Tempo 100 (4,1 Sekunden) und in der Spitze fünf km/h schneller als im Serienmodell.
Klingt nach viel Geld für wenig Effekt? Nunja ein Blick auf die Leistungsdiagramme zeigt, dass der TTP Spyder seine Mehrleistung erst weiter oben im Drehzahlband ausspielt. So benötigt der handelsübliche Spyder 1,2 Sekunden mehr Zeit, um von null auf 200 km/h zu sprinten (13,8 Sekunden). Bei 5.000 Umdrehungen hat er den Drehmoment-Peak von 420 Newtonmetern erreicht. An dieser Stelle liegt der von TTP optimierte Porsche laut Diagramm bereits fünf Newtonmeter höher und klettert noch ein wenig weiter, bis er seine Drehmomentgrenze bei 6.340 Umdrehungen erreicht. Die maximale Leistung von 460 PS steht dagegen bereits 400 Umdrehungen früher bereit als bei der Serienversion (7.200 vs 7.600 Umdrehungen pro Minute). Genau das richtige also für all jene Boxster-Kunden, die komplett auf Nummer sicher gehen wollen, um jeglichen Spott zu vermeiden. Was schon das Serienmodell kann, sehen Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel.
Fazit
Wir sind uns natürlich ziemlich sicher, dass ein Boxster Spyder von niemandem belächelt wird – im Gegenteil. Ob nun das Leistungsplus noch mehr Staunen erzeugt? Im Straßenverkehr mutmaßlich kaum, denn dort dürfte es nicht allzu spürbar ausfallen, gemessen an den Drehzahl-Regionen, in denen das Triebwerk seine Mehrleistung bereitstellt. Doch da der Spyder durchaus auch Ausflüge auf die Rennstrecke wagen kann, planen Sie den Showdown am besten dort.