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Tesla setzt auf Online-Handel
Stores werden umgewandelt oder geschlossen

Tesla tritt weiter auf die Kostenbremse, um seine Modelle preiswerter anbieten zu können. Deshalb setzt der amerikanische Elektroautohersteller jetzt komplett auf Online-Verkäufe.

Tesla: Messestand Pariser Autosalon 2018
Foto: Stefan Baldauf/Guido ten Brink

Elon Musk hat mal wieder getwittert – und diesmal dürfte es den Mitarbeitern seiner Stores nicht gefallen haben: Der Tesla-Chef kündigte an, das Mittelklasse-Modell vom Typ Model 3 nur noch online zu verkaufen. Dies sei unabdingbar, um die Fahrzeuge kostengünstiger zu machen und somit konkurrenzfähig zu halten. Schließlich erwähnte Musk im gleichen Atemzug, dass es jetzt endlich das 35.000-Dollar-Einstiegsmodell (aktuell umgerechnet zirka 30.770 Euro) für den US-Markt geben werde.

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Einige Läden werden Showrooms

Wann und wie viele Läden vor dem Aus stehen, ist noch nicht bekannt. Die Tesla-Verantwortlichen entscheiden in den nächsten Wochen, wer weitermachen darf. Dafür sehen sie sich an, wie viele sogenannte Walk-ins (also Besucher im Laden) es gab, wie viele Besucher dann eine Probefahrt machten und wer daraufhin ein Auto kaufte. Sollte die Bilanz positiv ausfallen, bleibt der Standort bestehen – aber nur als Showroom mit beratendem Personal, das auch Probefahrten ermöglicht – den Kauf erledigt der Kunde ausschließlich im Internet. Von Seiten Tesla heißt es dazu, dass die Kundschaft es ohnehin gewöhnt wäre, Dinge im Internet zu bestellen. Zumindest in den USA soll der Kunde seinen Tesla nach dem Online-Kauf innerhalb eines Tages geliefert bekommen. Wenn er ihn nach einer Woche und einer Laufleistung von nicht mehr als 1.000 Meilen (1.609 Kilometer) wieder zurückgibt, bekommt er den vollen Kaufpreis ersetzt.

In Deutschland gibt es aktuell 22 Tesla-Stores – einige wurden erst 2018 eröffnet. Deren Mitarbeiter äußern sich auf Nachfrage zur Zukunft des Geschäfts nicht und verweisen tapfer auf die Tesla-Pressestelle. Musk erhofft sich durch ein Schließen der Stores eine Kostensenkung von zirka sechs Prozent.

Seit Mitte Februar 2019 wird das Model 3 in Deutschland ausgeliefert

Ein mit 3.000 Tesla Model 3 beladener Frachter ist Anfang Februar 2019 aus den USA im belgischen Hafen Zeebrugge angekommen. Aktuell werden die begehrten Elektroautos per Sattelschlepper zu Händlern in ganz Europa gefahren und dort dann an die Kunden übergeben. In Deutschland läuft die Auslieferung seit dem 14. Februar 2019. Wie viele Model 3 allein in Deutschland ausgeliefert wurden, gibt Tesla nicht bekannt.

Wer sein Model 3 früh reservierte, musste teilweise drei Jahre auf sein Auto warten. Das soll jetzt mit einem Schlag vorbei sein: Jede Woche landen in Zeebrugge mit tausenden Model 3 beladene Schiffe an. Wer reserviert hat, wird vorrangig bedient. Falls aber die Konfiguration passt, bekommen auch Kunden, die erst kurzfristig bestellt haben, ihr Model 3 beinahe sofort. So konnte ein Kunde aus Hamburg, der im Januar 2019 sein Model 3 bestellt hat, es gestern in Empfang nehmen. Somit scheint die Zeit des langen Wartens erstmal vorbei zu sein.

Zweite Preissenkung 2019 in den USA

Tesla senkt im Jahr 2019 bereits zum zweiten Mal die US-Preise für das Model 3. Damit versucht der Konzern, die schwindenden staatlichen Elektroauto-Kaufzuschüsse abzufedern. Von Januar bis Juni 2019 halbieren sich die Zuschüsse auf 3.750 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 3.304 Euro), im Juli fallen sie auf 1.875 Dollar (1.652 Euro). Die Model-3-Preissenkung in Höhe von 1.100 Dollar (969 Euro) wurde laut Tesla-Chef Elon Musk möglich, weil zum 1. Februar 2019 das Empfehlungsprogramm auslief. Im Rahmen dieses Programmes konnten Kunden andere Kunden als Tesla-Käufer werben und bekamen dafür je nach Erfolg Belohnungen bis hin zu Modellen von Tesla. Dieses Programm kam Tesla laut Musk viel teurer zu stehen als erwartet.

Das günstigste Tesla Model 3 steht jetzt mit 34.850 Dollar (30.703 Euro) auf der US-Website des Herstellers. Allerdings hat Tesla dort bereits 3.750 Dollar (3.304 Euro) an „potentiellen Anreizen“ und 4.300 Dollar (3.788 Euro) an Spritkosteneinsparungen für die nächsten sechs Jahre eingepreist. Ohne die Abzüge beträgt der Preis 42.900 Dollar (37.796 Euro). Für die Performance-Variante möchte der amerikanische Konzern ohne Abzüge 60.900 Dollar (53.654 Euro) haben. Nach wie vor verspricht Tesla auf seiner Website, in „vier bis sechs Monaten“ das seit Jahren angekündigte Basismodell für 35.000 Dollar (30.836 Euro) ohne Beihilfen auf den Markt zu bringen. Von einem Twitternutzer darauf angesprochen, jammerte Musk, dass der Hersteller zwar alles versuchen würde, dass das aber ein schwer zu erreichendes Ziel sei.

Autopilot kaufen und erstmal nicht bekommen

Europäische Kunden können aktuell das 5.200 Euro teure Assistenzsystem „Autopilot“ zwar kaufen, aber laut einem Bericht der Los Angeles Times bleibt das System wegen einer fehlenden Zulassung niederländischer Behörden deaktiviert. Gegenüber dem Technologie-Magazin The Verge teilte Tesla allerdings mit, man plane, das System ab nächster Woche zu aktivieren. Für die große Limousine Model S und das SUV Model X hat Tesla eine Autopilot-Betriebsgenehmigung bekommen. Das irreführender Weise „Autopilot“ genannte System ist ein Assistenten-Paket, das autonomes Fahren nach Level zwei ermöglicht – vollautonomes Fahren wäre Level 5. Bei Level zwei ist eine permanente Überwachung durch den Fahrer nötig, der seine Hände am Lenkrad behalten muss. Nimmt er die Hände zu lange weg, kommt es zu verschiedenen Warnungen. Diese Warnungen ließen sich in Tesla-Modellen mit dem sogenannten Autopilot-Buddy deaktivieren. Deshalb hat die US-Verkehrssicherheits-Behörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) den Autopilot-Buddy im Juni 2018 verboten.

Model X und Model S werden massiv teurer

Wie immer kam die Meldung von Tesla-Boss Elon Musk per Twitter: Die Einstiegs-Varianten des SUV Model X und der großen Limousine Model S entfallen am Montag dem 14. Januar 2019. Dabei handelt es sich um die Modelle mit 75-Kilowattstunden-Akku. Bis Sonntagnacht nimmt Tesla noch Bestellungen zu den beiden Modellen entgegen. Warum die Einstiegsvarianten entfallen, begründet Tesla nicht.

Keine E-Auto-Prämie

Ab Montag sind dann nur noch die Modelle mit dem großen 100-Kilowattstunden-Akku bestellbar. Dies geht für die Kunden mit einer massiven Kostensteigerung einher: War das Model S mit kleinem Akku für 69.019 Euro zu haben, kostet die Version mit großer Batterie 108.420 Euro – ein Preisunterschied in Höhe von 39.401 Euro. Nicht ganz so drastisch aber immer noch hoch fällt die Preisdifferenz beim Model X aus: War das Einstiegsmodell für 97.400 Euro zu haben, muss der Kunde jetzt 115.000 Euro berappen – 17.600 Euro mehr als bisher. Die deutsche Elektroautopremie ist nur bei Fahrzeugen mit einem Neupreis bis 60.000 Euro abrufbar und galt somit auch nicht für Einstiegsversionen von Model X und S.

Kleinste Varianten entfallen öfter

Das Entfallen von Modellvarianten mit kleinerem Akku könnte bei Tesla zur Tradition werden: Bereits 2016 verschwand die Model-X-Version mit 60-Kilowattstunden-Akku vom Markt, neues Einstiegsmodell war das jetzt entfallende Model X mit 75-Kilowattstunden-Akku. Allerdings werden die Preissprünge erheblich größer – damals betrug der Unterschied zwischen den Modellen 12.000 Euro.

Baubeginn der Gigafactory in Shanghai

Aktuell gibt es dort nur Matsch, Schlamm und ein paar Bretterstapel, Ende des Jahres sollen hier bereits die ersten Tesla Model 3 vom Band laufen: Zum Baubeginn der größten Tesla-Fabrik außerhalb der USA ist Firmenchef Elon Musk persönlich angereist. Die Gebäude in der Nähe von Shanghai sollen bis Sommer stehen. Sowohl die Autos als auch die dazugehörigen Batterien werden in der Fabrik gebaut. Musk verkündete, wie gewohnt per Twitter, dass 2020 die Großserienproduktion erreicht startet – maximal soll ein jährlicher Ausstoß von einer halben Millionen Fahrzeugen möglich sein. Tesla ist in Shanghai bereits aktiv: Die Amerikaner betreiben dort ein Zentrum für Forschung und Entwicklung.

Günstige Varianten für China

Während das SUV Model X und die große Limousine Model S auch für den chinesischen Markt weiterhin im kalifornischen Fremont vom Band rollen, entstehen das kompaktere Model 3 und der für 2020 geplante Crossover Model Y auch in China – und zwar in preislich günstigeren Versionen für den chinesischen Markt.

Laut Tesla kostet die Errichtung des chinesischen Werks zwei Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet zirka 1,74 Milliarden Euro). Tesla ist der alleinige Eigentümer der Produktionsstätte – für ausländische Elektroautohersteller ist dies seit 2018 erlaubt. Bisher mussten ausländische Autohersteller immer einen chinesischen Partner mit einer Beteiligung von mindestens 50 Prozent mit ins Boot holen. Bis 2020 fällt dieser Zwang auch für Nutzfahrzeughersteller, bis 2022 für alle Autohersteller.

Rekordproduktion für Tesla im Jahr 2018

In den letzten Monaten des Jahres 2018 hat Tesla 61.394 Exemplare des Model 3 produziert, was gegenüber dem dritten Quartal ein Plus von 15 Prozent bedeutet. Die Produktion der großen Limousine Model S und des SUV Model X fasst Tesla zusammen: 25.161 dieser Automodelle liefen im vierten Quartal vom Band.

90.700 Elektroautos hat Tesla im vierten Quartal 2018 ausgeliefert. 63.150 davon waren das Model 3, was einem Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorgänger-Quartal bedeutet. Vom Model X gingen 14.050 Exemplare an die Kunden, das Model stellte mit 13.500 Fahrzeugen den kleinsten Anteil am Verkaufskuchen. Laut Tesla sind zudem noch 1.010 Model 3 und 1.897 Model X/S auf dem Weg zum Kunden.

Heftiger Produktionszuwachs

245.240 Autos hat Tesla im Jahr 2018 insgesamt ausgestoßen, davon 145.846 Model 3 und 99.394 Model S/X. Tesla selbst kommentiert dies damit, dass man allein 2018 fast so viele Fahrzeuge ausgeliefert hätte, wie in allen vorangegangenen Jahren zusammen.

Tesla betont, dass mehr als drei Viertel der Model-3-Bestellungen im vierten Quartal 2018 von Neukunden kamen. Ab Februar 2019 soll das Model 3 auch in Europa und China auf den Markt kommen – die jahrelang quälenden Produktionsprobleme scheint Tesla-Chef Elon Musk inzwischen im Griff zu haben. Günstig ist selbst die Basisvariante des Model 3 nicht: In Deutschland gehen die Preise bei 57.900 Euro los.

Der neue Audi-Chef Bram Schot äußerte in einem Interview angesichts des Erfolges von Tesla Selbstkritik: Man sei selbstzufrieden gewesen – Tesla hätte gezeigt, dass das Autogeschäft auch anders geht. Bei Verbesserungen müsse man schnell und konsequent sein.

Tesla verkauft in den USA mehr als Audi, was fast nichts bedeutet

Trotz recht hoher Preise von mindestens 49.000 Dollar (umgerechnet zirka 43.195 Euro) verkauft sich das Tesla Model 3 nach wie vor wie geschnitten Brot, es gibt immer noch lange Wartezeiten und in Europa ist das kompakte Elektroauto immer noch nicht zu haben. Nach großen Mühen ist es Tesla gelungen, die Model-3-Produktion auf über 5.000 Exemplare pro Woche zu steigern – das kommt auch den Verkäufen zugute. Im August 2018 verkaufte Tesla auf dem US-Markt laut der Website Carsalesbase mit 23.175 Autos erstmals mehr als Audi (20.907). Auch im September und Oktober liegt Tesla vor Audi. Der Oktober war für beide Marken aber kein guter Monat: Bei Tesla brachen die Verkäufe gegenüber dem Vormonat so heftig ein, dass es den E-Auto-Bauer laut Carsalesbase in Sachen Wachstum hinter seine Konkurrenten zurückwarf. Für Audi ging im Oktober eine über neun Jahre anhaltende Wachstumskurve zu Ende. Im Jahr 2018 (inklusive Oktober) liegt Audi allerdings insgesamt mit 183.476 verkauften Autos noch deutlich vor Tesla (134.862).

Auch wenn das Vorbeiziehen von Tesla an Audi bei den Verkaufszahlen auf dem US-Markt eine schöne Schlagzeile ist, geben die US-Marktanteile beider Hersteller einen Hinweis auf die Relevanz dieser Zahlen. Im Jahr 2017 betrug Audis Marktanteil 1,3 Prozent, Tesla war mit 0,29 Prozent dabei. Ganz vorne sind Marken wie GM, Ford und Toyota, die alle einen Marktanteil von jeweils über 14 Prozent haben. So verkaufte Ford auf dem US-Markt allein im Oktober mit 184.108 Fahrzeugen mehr als Audi und Tesla bisher im gesamten Jahr 2018. Nur von der F-Serie setzte Ford im Oktober 70.438 Exemplare ab, über alle Modelle ist der Hersteller von Januar bis Oktober 2018 mit 1.987.481 Fahrzeugen dabei.

Audi e-tron
Audi
Tesla hat Audi in den USA bei den Verkaufszahlen seit August 2018 überholt - allerdings verkaufen dort beide Hersteller im Vergleich zu GM, Ford und Toyota auf extrem niedrigem Niveau. Teslas Model X greift Audi bald mit dem ebenfalls rein elektrischen e-tron (Bild) an.

Andere Hersteller erheblich stärker

Laut dem US-amerikanischen Fahrzeugbewertungs- und Automobilforschungsunternehmen Kelley Blue Book haben beim US-Verkauf in den ersten sechs Monaten dieses Jahres drei Modelle besonders zugelegt: der Jeep Cherokee mit 39,8 Prozent, der Toyota Tacoma mit 22,9 Prozent und der Jeep Wrangler mit 34,9 Prozent. In den Top Ten der Modelle mit dem höchsten Wachstum tummeln sich ausschließlich Fahrzeuge von GM (Chevrolet), Ford, Toyota, Nissan, Chrysler (Jeep, Ram) und Honda.

Das Tesla seit August 2018 mehr Autos auf dem US-Markt verkauft als Audi ist zwar ein Hinweis auf das Wachstum der Amerikaner, aber dieser Kampf findet aktuell am unteren Ende der Verkaufsstatistik statt. Ob es Tesla zügig gelingt, bei den Verkäufen ins obere Drittel vorzustoßen, ist kaum vorherzusagen – der Weg ist noch sehr weit.

Robyn Denholm beerbt Elon Musk

Robyn Denholm übernimmt den Posten des Tesla-Verwaltungsrats-Chefs von ihrem Vorgänger Elon Musk. Die 55-jährige Australierin kommt vom australischen Telekommunikations-Anbieters Telstra, wo sie aktuell noch als Finanzchefin tätig ist. Außerdem ist sie bereits seit 2014 Mitglied des Tesla-Verwaltungsrats, gilt aber als jemand, der Elon Musk nicht so nahe steht wie viele andere Verwaltungsratsmitglieder.

Elon Musk muss den Posten nach einer Vereinbarung mit der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC (United States Securities and Exchange Commission) räumen, da er mit irreführenden Tweets den Kurs der Tesla-Aktie beeinflusst hatte. Direkt im Anschluss an diese Nachricht wurden die ersten Namen für eine Musk-Nachfolge gehandelt. James Murdoch, Sohn des Medienunternehmers Rupert Murdoch und ebenfalls Tesla-Verwaltungsratsmitglied, Al Gore, unter Bill Clinton US-Vizepräsident, und Ex-Boeing-Chef Jim McNerney galten als aussichtsreiche Kandidaten.

Robyn Denholm
Telstra
Übernimmt den Chefposten im Tesla-Verwaltungsrat von Elon Musk: die Australierin Robyn Denholm.

Kontakt mit der Autobranche hatte Denholm schon in ihrer früheren Karriere: Von 1989 bis 1996 arbeitete sie in der Finanzabteilung von Toyota Australien. Außerdem arbeitete Sie in der Tech-Branche – unter anderem beim Computer- und Softwarehersteller Sun Microsystems und beim Netzwerkausrüster Juniper Networks. Finanzchefin bei Telstra wurde Denholm erst am 1. Oktober 2018 – den Job wird sie bis zum Auslaufen ihrer Kündigungsfrist am 6. Mai 2019 parallel weitermachen.

Endlich wieder Gewinn

„Wie ich bereits früher in diesem Jahr sagte, glaube ich, dass wir in allen weiteren Quartalen mehr Geld einnehmen als ausgeben werden“, sagte Musk in einem am 2.11. 2018 veröffentlichten Podcast des US-Technologieblogs „Recode“. „Man sollte nie selbstgefällig werden, also müssen wir weiter hart arbeiten – aber ich denke, wir sind übern Berg.“

Nach monatelangen Problemen mit dem Produktionsanlauf seines ersten Elektroautos für größere Stückzahlen mit hohen Verlusten konnte Tesla Ende Oktober aus 6,8 Milliarden Dollar Umsatz im dritten Quartal 312 Millionen Dollar Nettogewinn nach dem strengen Bilanzstandard GAAP melden.

Günstigeres Model 3

Tesla muss als notorische Verlustmaschine endlich Geld verdienen. Deshalb gab es das als Elektroauto für den Massenmarkt gefeierte Model 3 bisher nur in vergleichsweise teuren Ausstattungen ab 86.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 75.144 Euro). Wann sich die Hoffnung auf das Basismodell für 35.000 Dollar (30.582 Euro) erfüllt, steht in den Sternen. Aber Tesla scheint einen gewissen Preisdruck zu verspüren – jetzt bieten die Amerikaner wenigstens eine Version für 45.000 Dollar (39.320 Euro) an.

Das neue Einstiegsmodell unterscheidet sich optisch nicht von seinen teureren Geschwistern. Der geringere Preis kommt unter anderem durch eine Batterie zustande, deren Gehäuse zwar genauso groß ist wie bei den anderen Model 3, die aber weniger Zellen enthält. Somit sinkt die Reichweite um 81 auf 418 Kilometer. Außerdem muss der Kunde mit Einbußen bei der Performance leben: Die Beschleunigungszeit von null auf 97 km/h (60 Meilen pro Stunde) steigt von 4,5 auf 5,6 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 201 statt bei 233 km/h erreicht. Als Antrieb ist ausschließlich Hinterradantrieb vorgesehen, Allradantrieb gibt es nur für die teureren Varianten. Und wer das irreführenderweise „Autopilot“ genannte Assistenten-Paket für rudimentäres teilautonomes Fahren möchte, muss 5.000 Dollar (4.369 Euro) extra zahlen.

Tesla Model 3
Dani Heyne
Tesla bietet jetzt das Model 3 als neues Einstiegsmodell für 45.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 39.320 Euro) an.

Die neue Einstiegsvariante des Model 3 ist ab sofort auf der Website von Tesla bestellbar. Die Auslieferungen sollen im Februar 2019 beginnen – allerdings ist der amerikanische Hersteller bekannt für massive Verzögerungen, angekündigte Termine werden nicht selten um Monate nach hinten verschoben.

Tequila von Tesla

Im Januar dieses Jahres kündigte Tesla-Boss Elon Musk an, Flammenwerfer für 500 Dollar das Exemplar (umgerechnet zirka 434 Euro) zu verkaufen. Die unter der Marke „The Boring Company“ (von Musk gegründetes Tunnelbau- und Infrastrukturunternehmen) vertriebene Pyromanen-Ausrüstung ist inzwischen ausgeliefert und dürfte 3,5 Millionen Dollar (3,04 Millionen Euro) eingebracht haben. Nun der nächste Streich: Wie immer per Twitter, kündigt Musk einen Tequila namens „Teslaquila“ an. Bereits am 8. Oktober 2018 ließ sich Tesla beim U.S. Patent and Trademark Office die Marke für eine zukünftige Verwendung schützen. Unter der Marke sollen Agaven-Schnaps (Mezcal) und Blauagaven-Schnaps (Tequila) verkauft werden.

Vielleicht hat sich Elon Musk von US-Schauspieler George Clooney inspirieren lassen: Dieser hat im Juni 2017 die von ihm und seinem Kumpel Rande Gerber gegründete Tequila-Marke Casamigos für 700 Millionen Dollar (608 Millionen Euro) an den britischen Getränkekonzern Diageo verkauft. Je nachdem, wie gut sich Casamigos-Tequila in den nächsten drei Jahren verkauft, könnten nochmal bis zu 300 Millionen Dollar (260 Millionen Euro) hinzukommen. Sollte Teslaquila also erfolgreich sein, könnte Musk beim Verkauf der Marke ein beträchtlicher Gewinn winken. Pikantes Detail am Rande: George Clooney gehörte zu den ersten Tesla-Kunden, seiner eigenen Aussage nach war er Käufer Nummer fünf. 2013 beschwerte er sich in Interviews, dass sein Tesla oft mit einer Panne am Straßenrand liegen bleiben würde. Elon Musk twitterte wütend, dass sich Clooney demnächst wohl auch beschweren werde, wenn sein altes iPhone 1 einen Bug hätte.

Teslaquila ist aus einem Aprilscherz heraus entstanden: Am 1. April twitterte Musk, dass Tesla pleite wäre. Nun sei er bewusstlos und umgeben von Teslaquila-Flaschen.

Teslaquila
Elon Musk/Tesla
Von Elon Musk per Twitter veröffentlichtes Etikett seines geplanten Teslaquilas.

Mehr Spiele für Tesla-Fahrer

Außerdem sucht Musk gerade dringend Spieleentwickler. Mit dem aktuellen Tesla-Softwareupdate kommen bereits mehrere Atari-Spieleklassiker in den Wagen, die mit dem Lenkrad als Joystick-Ersatz oder über den Touchscreen gespielt werden. Mit Missile Command (Shoot ’em up oder „Ballerspiel“/1980), Asteroids (Shoot ’em up/1979), Lunar Lander (Simulation, Atari-Version von 1979) und Centipede (Shoot ’em up/1980) können Tesla-Insassen jetzt in die Zeit der Arcade-Automaten der späten 1970er/frühen 1980er abtauchen. Tempest (Shoot ’em up/1980) und Pole Position (Kult-Rennsimulation von Nacmo und Atari/1982) könnten folgen. So sollen Teslas zu den unterhaltsamsten Fahrzeugen am Markt werden.

James Murdoch als Musk-Nachfolger gehandelt

Laut einem Bericht der Financial Times sitzt James Murdoch bereits als unabhängiges Mitglied im Verwaltungsrat, der ansonsten vorrangig von Familienmitgliedern und Freunden Elon Musks besetzt ist. Murdoch hat bereits Interesse an dem Chefposten signalisiert, so die Financial Times – bis Mitte November soll der Platz besetzt sein. Murdoch hatte bisher Posten im von seiner Familie kontrollierten Medienkonzern 21st Century Fox inne. Der Konzern verkauft gerade große Teile seines Geschäfts an Disney, woraufhin Murdoch das Unternehmen verlassen möchte.

James Murdoch ist das vierte Kind von Rupert Murdoch. Der 45-Jährige wurde in London geboren und hat neben der britischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein Film- und Geschichtsstudium an der Harvard-Universität brach er ab, dann machte er im väterlichen Unternehmen Karriere. Er unterstützt die Clinton Foundation von Ex-Präsidenten Bill Clinton, die sich dem Klimaschutz, der Entwicklungshilfe und der Verbesserung medizinischer Versorgung verschrieben hat.

Allerdings ist James Murdoch nicht der Einzige, der als Musk-Nachfolger gehandelt wird: Al Gore, unter Bill Clinton US-Vizepräsident und bis heute Klimaschützer, sowie der Ex-Boeing-Chef Jim McNerney gelten ebenfalls als Kandidaten.

Musk verlässt Tesla-Verwaltungsrat

Elon Musk hat im Streit mit der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC (United States Securities and Exchange Commission) klein beigegeben: Er darf zwar Tesla-Vorstandschef bleiben, ist aber für mindestens drei Jahre den Vorsitz im übergeordneten Verwaltungsrat los. Außerdem müssen er und Tesla jeweils 20 Millionen Dollar (umgerechnet zirka 17,2 Millionen Euro) zahlen.

Am 7. August 2018 deutete Musk per Twitter an, Tesla zu einem Preis von 420 Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen. Als Hinweis fügte er „Finanzierung gesichert“ hinzu. Die Tesla-Aktien legten im Wert um zehn Prozent zu. Als die Zweifel an dem Vorhaben immer stärker wurden, brach der Kurs wieder ein – drei Wochen später ließ Musk den Plan fallen. Dies rief die mächtige SEC auf den Plan. In einer Klage warf sie Musk vor, Investoren bewusst oder leichtsinnig getäuscht zu haben. Die Anleger hätten nach Musks Tweet von einem beschlossenen Deal ausgehen müssen, was sie zu Aktienkäufen ermunterte. Musk hatte allerdings nur informell mit potenziellen Geldgebern über den Börsenrückzug gesprochen, gerichtsfeste Beschlüsse gab es nicht. Die insgesamt 40 Millionen Dollar von Musk und Tesla sind für die geschädigten Investoren gedacht.

Musks Position deutlich geschwächt

Mit der jetzigen Einigung zieht die SEC ihre Klage zurück. Diese hätte für Musk weitreichende Konsequenzen haben können. So drängte die Börsenaufsicht ursprünglich darauf, ihn auf Lebenszeit für Aufsichtsratsposten in sämtlichen börsennotierten US-Unternehmen zu sperren. Allerdings ist jetzt seine Position geschwächt. Im Verwaltungsrat wird er durch einen unabhängigen Vorsitzenden ersetzt, zudem ziehen zwei neue unabhängige Mitglieder in den Rat ein. Das Gremium soll laut SEC auch die Kommunikation Musks mit den Investoren streng überwachen – schließlich kam sein Tweet auch für seine Mitstreiter in der Tesla-Chefetage überraschend.

Der Verwaltungsrat ist bei US-Unternehmen nicht nur ein Kontrollgremium, er bestimmt auch über die zukünftige Firmenstrategie mit. Elon Musk hatte als Chef den Rat stets hinter sich und somit die komplette Kontrolle über Tesla. Dies ist jetzt für mindestens drei Jahre vorbei – dabei hätte er laut einem Bericht der New York Times mit einer Sperre von zwei Jahren davonkommen können. Musk schlug den ursprünglich vorgeschlagenen Deal aber aus, woraufhin die SEC Klage einreichte. Zudem droht ihm weiteres Ungemach: So untersucht nach US-Medienberichten auch das US-Justizministerium den angekündigten Börsenrückzug. Und nachdem Musk den an der Rettung der in einer Höhle eingeschlossenen thailändischen Fußballmannschaft beteiligten britischen Taucher Vernon Unsworth mehrfach ausdrücklich als Pädophilen bezeichnet hatte, zeigte Unsworth ihn wegen Beleidigung an.

Gefahr für Tesla wegen Trumps Handelskrieg

Der Versuch des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump, die heimische Industrie mit Strafzöllen zu schützen, trifft ausgerechnet den US-amerikanischen Elektroautobauer Tesla hart. Der aufgrund der Strafzölle mit China vom Zaun gebrochene Handelskrieg führt nämlich zu einem massiven Absatzeinbruch von Tesla in der Volksrepublik, wie das Rating- und Analyseunternehmen S&P Global ermittelte. Im Juli ging der Export von Elektroautos aus den USA nach China im Vergleich zum Vorjahr um 82,8 Prozent zurück. Als Vergeltungsmaßname für erhöhte Zölle auf chinesische Produkte hob China die Zölle für Importautos aus den USA um 25 Prozentpunkte auf 40 Prozent an.

Der größte Teil des Rückgangs dürfte Tesla treffen, da kein anderer US-Hersteller nennenswerte Stückzahlen an Elektroautos nach China exportiert. Außerdem ist China nach den USA der wichtigste Markt für Tesla. 2017 konnten die Kalifornier ihren Absatz dort noch verdoppeln. Als erste Maßnahme hat Tesla in China die Preise für Model S und Model X erhöht. Außerdem soll eine eigene Gigafactory in Shanghai entstehen – es dauert aber noch Jahre, ehe diese die Produktion aufnimmt.

Nicht attraktiv für Führungskräfte

Derweil muss Tesla-Boss Elon Musk den Abgang weiterer wichtiger Führungskräfte verkraften. Anfang September 2018 kehrte Chefbuchhalter Dave Morton Tesla nach nur einem Monat im Amt den Rücken. Als Begründung gab er das immense öffentliche Interesse an dem Autobauer und das hohe Arbeitstempo an. Jetzt sucht mit Justin McAnear ein weiterer hochrangiger Mitarbeiter aus dem Finanzressort das Weite. Außerdem verlässt Personalchefin Gaby Toledano das Unternehmen.

Musk gibt sich in der Öffentlichkeit unterdessen locker: Während einer live im Internet übertragenen Veranstaltung mit dem Stand-up Comedian Joe Rogan trank Musk Whiskey und kiffte – das Rauchen von Marihuana ist in einigen US-Bundesstaaten, darunter Kalifornien, inzwischen legal. An der Börse kam dieses Verhalten nicht gut an: Die Aktie brach um neun Prozent ein.

Model 3 laut US-Ingenieur profitabel

US-Ingenieur Sandy Munro behauptete unterdessen, dass der Model 3 für Tesla ein hochprofitables Auto sei, mehr Rendite erwirtschaften könnte als BMW mit dem i3 oder Chevrolet mit dem Bolt. Anfang Februar 2017 äußerste sich Murno, Chef des von ihm gegründeten Ingenieurbüros Munro & Associates, Inc., sehr skeptisch gegenüber dem gerade von ihm untersuchten Tesla Model 3. So bezeichnete der Ex-Ford-Ingenieur in einem Video des US-Onlinesenders Autoline den versteckten Zugang zur Unterbrechung der Stromversorgung und die fehlenden mechanischen Türöffner im Fond als Sicherheitsmangel. Außerdem störte er sich an den variierenden und teilweise üppigen Spaltmaßen des Tesla genauso wie an den schlecht verarbeiteten Türdichtungen. In einem neuen Video legt Murno jetzt eine 180-Grad-Wende hin.

Begeistert von den elektronischen Bauteilen

Zu Sicherheit und Verarbeitung des Model 3 verliert Munro nun kein Wort mehr. Er hat das Elektroauto an seinem Firmenstandort in Auburn Hills (55 Kilometer nordwestlich von Detroit im US-Bundesstaat Michigan) komplett zerlegt und ist von den einzelnen Komponenten begeistert. So singt Murno ein Loblied auf die tiefe Integration der elektronischen Komponenten. Außerdem ist er von der Batterie überzeugt: Dort seien neue Zellen des Typs 2170 verbaut. Diese Zellen sind 20 Prozent größer als bei der Vorgänger-Batterie (aus Model S und Model X) und lieferten dank einer neuen chemischen Zusammensetzung 50 Prozent mehr Power.

Model-3-Marge soll bei 30 Prozent liegen

Außerdem will Sandy Murno herausgefunden haben, dass Tesla den Model 3 mit einer Gewinnmarge von 30 Prozent bauen kann. Der Grund sei neben der hohen Integration von elektronischen Bauteilen der Einsatz sehr günstiger Komponenten. So würde der Innenspiegel eines Model 3 nur 29,48 Dollar (25,19 Euro) kosten, während die Teile beim BMW i3 mit 93,46 Dollar (79,87 Euro) und beim Chevrolet Bolt mit 164,83 Dollar (141,59 Euro) viel teurer seien. Gleich darauf hält Munro ein Blatt in die Kamera, auf dem ein Vergleich der Innenspiegel-Gewichte zu sehen ist: Das Tesla-Bauteil wiegt 370 Gramm, der Spiegel des BMW 800 Gramm und der des Chevy 910 Gramm. Der Grund für die unterschiedlichen Preise und Gewichte ist, dass der Tesla-Spiegel ohne Rahmen und ohne über Knöpfe bedienbare Funktionen auskommt. Der BMW-Spiegel trägt zwei Knöpfe und der Spiegel des Bolt ist zudem mit einem Display für die Rückfahrkamera versehen. Murno ist seit langem ein Fan davon, Systeme weniger komplex zu machen – seiner Meinung nach erhöht das die Qualität.

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Finanzielle Lage sehr angespannt

Wie das Wall Street Journal berichtet, bittet Tesla seine Zulieferer um die Rückzahlung von Beträgen aus bereits beglichenen Rechnungen. Diese Rechnungen reichen bis in das Jahr 2016 zurück. Beachtenswert: Tesla betont, dass diese Rückzahlungen wichtig wären, um das Geschäft weiterzuführen – das Geld sei eine Investition in eine gemeinsame Zukunft mit gemeinsamem Wachstum. Über die Höhe der geforderten Beträge ist bisher nichts bekannt. Berater Dennis Virag, Gründer und Chef der Automotive Consulting Group, Inc. aus Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan, bezeichnet den Wunsch nach nachträglichen Rabatten als verzweifelt und lächerlich, da Tesla sich zwar um die eigene Rentabilität, nicht aber um die Rentabilität seiner Lieferanten Gedanken mache.

Tesla hat bisher nie Liquiditätsprobleme eingeräumt. Das Hochfahren der Model-3-Produktion ist für den Konzern anscheinend teuer geworden. Im Gegenzug scheint der Verkauf des begehrten Model 3 aktuell noch nicht genug Gewinn abzuwerfen. Der Wirtschafts-Nachrichtendienst Bloomberg will errechnet haben, dass Tesla im ersten Quartal 2018 7.430 Dollar (umgerechnet zirka 6.349 Euro) pro Minute verbraucht hat, was im genannten Zeitraum einem Kapitalabfluss von einer Milliarde Dollar (855 Millionen Euro) gleichkäme. Skeptische Analysten fragen inzwischen laut, ob Tesla noch in diesem Jahr das Geld ausgehen könnte, das Investmentbanking-Unternehmen Goldman Sachs glaubt, dass der Hersteller bis Ende 2020 zehn Milliarden Dollar (8,55 Milliarden Euro) frisches Kapital benötigt.

Noch im Mai 2018 war Tesla-Chef Elon Musk optimistisch, mit steigenden Verkaufszahlen den Kapitalbedarf decken zu können, für das zweite Halbjahr stellte er Gewinne in Aussicht. Derweil ist die Diskussion um die Model-3-Vorbestellungen wieder voll entbrannt. Anlass ist ein Analysebericht, auf dessen Basis die New Yorker Investmentbank Needham & Company Tesla-Aktien von „Halten“ auf „Verkaufen“ herabstufte. Gegenüber dem US-Wirtschaftskanal CNBC erklärte ein Analyst der Bank, die Stornierungen und somit die Rückerstattungen würden die Zahl der Neubestellungen und somit Anzahlungen überholt haben. Gründe seien die Nichtverfügbarkeit des 35.000-Dollar-Basismodells, das Auslaufen von steuerlichen Förderungen in den USA und die nach wie vor lange Wartezeit. Musk hält dem entgegen, dass es in der Vorwoche abzüglich von Stornierungen 5.000 Neubestellungen für das Model 3 gab.

Hoher Preis für Produktionserhöhung

Warum Tesla trotz der potentiell hohen Gewinnmarge beim Model 3 tagtäglich Verluste schreibt, dazu äußert sich der Experte nicht. Zuletzt hatte sich Tesla-Boss Elon Musk abgestrampelt, um endlich die seit langem angekündigten 5.000 Model 3 pro Woche zu bauen. In der letzten Juni-Woche hat es endlich geklappt, auch wenn der Preis hoch war: Aus Deutschland wurden über den teuren Luftweg Maschinen eingeflogen, eine dritte Produktionslinie entstand in einem Zelt, Arbeitskräfte wurden von der nun stockenden Model-S-Produktion abgezogen und die kalifornische Behörde für Arbeitsschutz ist Dauergast im Werk im kalifornischen Fremont. Im August soll die Produktion auf 6.000 und mittelfristig auf 8.000 Exemplare pro Woche steigen. Zum Vergleich: VW baute 2017 pro Woche mehr als 18.570 Golf.

Noch sind 420.000 Model-3-Vorbestellungen nicht abgearbeitet. Die 35.000-Dollar-Basisvariante ist nach wie vor nicht verfügbar. Und obwohl jeder, der ein Model 3 vorbestellt hat, bereits 1.000 Dollar Vorschuss gezahlt hat, soll jetzt jeder, der möchte, dass sein Auto schneller gebaut wird, nochmals 2.500 Dollar nachschießen.

Investoren wünschen sich mehr Ruhe und Arbeit

Elon Musks Nervenkostüm litt während der Model-3-Produktionsprobleme zusehends. So unterstellte er per Twitter den Medien pauschal Falschberichterstattung. Für die Rettung der kürzlich in einer thailändischen Höhle eingeschlossenen Jugendlichen präsentierte er ein U-Boot, das vor Ort als untauglich eingestuft wurde. Der an der erfolgreichen Rettung beteiligte britische Taucher Vern Unsworth kanzelte Musks U-Boot mit deutlichen Worten als PR-Gag ab. Musk reagierte daraufhin per Twitter mit einer Aussage, die beleidigenden Charakter haben könnte. Inzwischen entschuldigte Musk sich dafür. Seinen Investoren ist Musks Verhalten langsam nicht mehr ganz geheuer: So wünscht sich beispielsweise James Anderson vom Tesla-Chef mehr Ruhe und Konzentration auf die Arbeit. Andersons Fond hält vier Milliarden Dollar (umgerechnet zirka 3,4 Milliarden Euro) in Tesla Aktien.

Tesla verkündet Rückzug vom Börsenrückzug

17 Tage lang hielt Tesla-Chef Elon Musk die Finanzwelt mit seinem waghalsigen Plan eines Börsenrückzugs des E-Auto-Pioniers in Atem. Jetzt wurde der tollkühne Plan, Tesla von der Börse zu nehmen, nach nur gut zwei Wochen schon wieder beerdigt. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, könnte diese Aktion ernsthafte rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die Börsenaufsicht SEC hat laut US-Medien bereits Vorladungen wegen irreführender Aussagen und möglicher Marktmanipulation verschickt, zudem droht eine Klagewelle. Über 15 Kanzleien trommeln Aktionäre zusammen, die sich von Musk getäuscht sehen. Wie das Wall Street Journal berichtet, könnte auch ein mögliches VW-Engagment hinter der Planänderung von Musk stecken. VW wollte angeblich zusammen mit anderen Investoren wie Silver Lake 30 Milliarden Dollar in Tesla investieren. Doch Elon Musk lehnte ab, weil VW zu viel Einfluss bekommen hätte.

Zuvor wollte Tesla-Chef Elon Musk sein Unternehmen von der Börse nehmen. „Ich glaube, es ist der beste Weg nach vorne“, schrieb er den Mitarbeitern des Elektroautokonzerns am Dienstag (7.8.2018) in einer Rundmail. Tesla veröffentlichte das Schreiben unter dem maximalen Druck der Finanzmärkte – Musk hatte mit seinen Tweets zuvor ein solches Chaos an der Börse ausgelöst, dass der Handel mit der Aktie zwischenzeitlich gestoppt wurde. Die Financial Times hatte berichte der saudische Staatsfond sei im großen Stil bei Tesla eingestiegen und halte bis zu 5 Prozent der Tesla-Anteile. Dann verkündete Musk in einem Tweet er erwäge Tesla bei einem Aktienkurs von 420 Dollar zu privatisieren, also von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung dafür sei bereits gesichert. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

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