Für viele Zuhörer und -schauer gerieten die Geschäftszahlen bei der Porsche-Jahrespressekonferenz am Mittwoch (12. März 2025) schnell in den Hintergrund. Viel spannender fand so mancher Beobachter einen unscheinbar anmutenden Satz: "Zudem wird die 911-Palette mittelfristig ein weiteres Top-Modell erhalten, mit dem die Messlatte im Sportwagensegment weiter nach oben gelegt wird." Besonders interessant erscheint die Aussage in der englischen Fassung, denn hier fällt der Begriff "additional", also "zusätzlich".
Nichts Konkretes, aber Anhaltspunkte
Oha, es wird also an einem neuen Top-Elfer gearbeitet; und zwar an einer Variante, die es in der Facelift-Generation 992.2 bisher noch nicht gibt: den Turbo S. Da Porsche die Aussage so im Raum stehen gelassen hat und weitere Details schuldig geblieben ist, haben wir uns mal in den Technikbüros umgehört. Konkrete Aussagen gab es von dort freilich nicht, aber ein paar Anhaltspunkte, was da auf uns zukommen könnte, gibt es durchaus.
Die Spur führt zum Antriebsstrang des 911 GTS T-Hybrid (siehe Video), der seit dem letztjährigen Facelift die traditionsreiche Sportwagen-Baureihe ergänzt. Hier arbeitet ein neuer 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer samt einfacher Turboaufladung und Variocam-Nockenwellensteuerung mit einer permanenterregten Synchronmaschine (PSM) zusammen, die im Gehäuse des Porsche-Doppelkupplungsgetriebes (PDK) sitzt. Und mit einem zweiten E-Motor, der sich direkt im Turbolader befindet. Hinzu kommt eine im Bug verbaute 1,9-Kilowattstunden-Batterie. Dieses Layout bringt im 911 GTS einen Output von 541 PS und maximal 610 Newtonmetern.
Keine schlechten Werte, die für ein "zusätzliches 911-Topmodell" jedoch nicht ausreichen würden. Schließlich liegt die Messlatte bereits seit einigen Jahren bei 700 PS, erreicht vom 911 GT2 RS der Generation 991. Um die Leistung des T-Hybrid-Strangs nach oben zu treiben, wären zwei Maßnahmen denkbar: Ein zweiter (E-)Turbo und eine etwas stärkere PSM als beim 911 GTS T-Hybrid, in dem sie "nur" 40 kW (54 PS) zuschießt. In Addition könnte eine Systemleistung nördlich der 700-PS-Marke im Datenblatt stehen. Das wäre dann tatsächlich eines Top-Modells würdig. Und würde den Abstand zum bisherigen Turbo S wahren, der bis zum Facelift im Programm war und 650 PS leistete.
911 Turbo mit Hybrid ergibt wirtschaftlich Sinn
Ein solches Vorgehen wäre auch aus wirtschaftlicher Sicht plausibel. Eine solitär für den 911 GTS T-Hybrid angeschobene Entwicklung eines aufwendigen Hybridsystems ist nicht einmal den Porsche-Controllern zu vermitteln. Sie ergibt finanziell nur dann Sinn, wenn perspektivisch weitere Modelle folgen, die ebenfalls mit dem Hybridantrieb ausgerüstet werden. Das könnte dann beispielsweise so aussehen, dass die nächsten 911-Turbo-Modelle mit Hybridunterstützung vorfahren, wobei der Turbo einen etwas leistungsreduzierten Antrieb im Vergleich zum Turbo S erhalten könnte. Auf diese Weise käme der Antrieb auf relevante Stückzahlen und die Entwicklungskosten würden sich souverän amortisieren. Angesichts des arg begrenzten Bauraums im 911-Turbo-Heck würde das jedoch bedeuten, dass beim Verbrenner-Part ein Downsizing stattfände, und zwar von aktuell 3,8 auf 3,6 Liter Hubraum.
Doch damit wäre die Geschichte des Hybridantriebs im Porsche 911 wohl noch nicht auserzählt. Es fehlt schließlich noch die Krönung, die stets gegen Ende einer Elfer-Generation aufgelegte GT2-RS-Variante. Deren Prototypen wurden bereits im vergangenen Jahr gesichtet. Als sie sich erstmals auf öffentliche Straßen und die Nürburgring-Nordschleife wagten, sprachen Insider von einer besonders potenten Variante der t-Hybrid-Technik. Hinter vorgehaltener Hand hieß es: "Da steht eine 1 vorn." Was bedeuten würde, der neue 911 GT2 RS käme mit mindestens 1.000 PS. Und womöglich mit einem stärkeren Verbrenner-Part. Denkbar wäre ein entsprechend gestalteter Heckflügel, der den Bau- im Motorraum vergrößern und Platz für einen Vierliter-Turboboxer schaffen könnte.
Neuer GT2 RS kommt 2026 – wenn überhaupt
Ob dieser Wert der Realität entsprechen wird, werden wir frühestens 2026 sehen; da soll der GT2 RS laut Plan auf den Markt kommen. Allerdings hören wir, dass der Porsche-Vorstand die neue Hardcore-Version noch nicht final abgesegnet haben soll. Es würde uns jedoch wundern, wenn es hier ein Veto von Oliver Blume und Co. gäbe. Schließlich könnte Porsche hier nicht nur bei der Leistung, sondern auch beim Preis in die Vollen gehen. Ein Einstiegstarif jenseits der 300.000-Euro-Schwelle dürfte für die potenzielle Kundschaft wohl kein großes Hindernis darstellen.