2022 sorgte Pagani mit der Codalunga-Version des Huayra für Aufsehen (siehe Video nach dem zweiten Absatz). Dabei handelte es sich um ein Pendant zu den Long- und Speedtail-Versionen anderer Edelhersteller, was auch der Name ausdrückt: "Codalunga" bedeutet übersetzt "langes Heck". Nun legen die Italiener über ihre Individualisierungsabteilung "Grandi Complicazioni" mit einer offenen Version nach, und wie der Coupé-Bruder zitiert der Pagani Huayra Codalunga Speedster Renn- und Sportwagen der Sechzigerjahre. Allerdings ist der offene nicht ganz so exklusiv wie der geschlossene Codalunga.
Design
Der Codalunga Speedster setzt beim Design auf Klarheit: keine unnötigen Lufteinlässe, überflüssigen Anbauteile oder sofort sichtbaren Flügelelemente. Stattdessen prägen fließende Linien das Äußere. Die Frontschürze mit integriertem Splitter ist tief gezogen, die Scheinwerfer wirken wie eingraviert, die Windschutzscheibe zieht sich flach nach hinten, die Außenspiegel thronen – typisch Pagani – auf geschwungenen Halterungen oberhalb der vorderen Kotflügel. Extrem schmale seitliche Fenster erinnern an klassische Rennsport-Prototypen. Darüber sitzt bei Bedarf ein festes Dachelement mit Panoramaglas aus Polycarbonat, das dem Speedster im geschlossenen Zustand eine klassische Coupéform beschert. Auf die Flügeltüren im Gullwing-Stil, die das Codalunga Coupé präsentiert, muss der Speedster aufgrund seines Karosseriekonzepts allerdings verzichten.
Die Luft für den mittig ins Chassis integrierten Motor sammeln raffiniert eingearbeitete Einlässe ein. Die Lufthutzen ziehen sich von knapp hinter den Überrollbügeln und oberhalb der Hinterräder nach hinten. Am Heck dominieren runde Formen: Rechts und links sitzt jeweils ein Rückleuchten-Trio, während die Abgase durch insgesamt sechs
Auspuff-Endrohre entweichen. Vier von ihnen befinden sich markentypisch zentral weit oben im Codalunga-Heck und sind mit Keramik beschichtet, während zwei weitere unten im Diffusor untergebracht sind und aus Titan bestehen.Innenraum
Wer einsteigt, betritt ein Atelier. Das gilt für jeden Pagani, aber ganz besonders für den Huayra Codalunga Speedster: von Hand bearbeitetes und genähtes Leder, aus dem Vollen gefräste Metallelemente, aufwendig gearbeitete Stickereien. Für den offenen Codalunga verwendet Pagani einen nur diesem Modell vorbehaltenen Stoff, den der Hersteller als "raffiniertes Gewebe mit Techniken der Haute Couture" bezeichnet. Aus jeweils über 450.000 Einzelstichen bestehende gestickte Elemente zieren Sitze, Türverkleidungen und Mittelkonsole. Inspiriert vom ikonischen Auspuff-Layout der Pagani-Modelle dominiert das Vierfach-Kreissymbol auch innen.
Farblich orientiert sich das Interieur an der stets seidenmatten Lackierung der Karosserie. Die Überrollbügel führen den Farbton zentral über den Mitteltunnel ins Cockpit bis hinauf auf das Armaturenbrett. Lenkrad und Schalthebel zitieren klassische Sportwagen – mit Mahagoni-Holz, Aluminiumnieten und Carbon vereint Pagani hier Alt und Neu.
Antrieb
Zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse arbeitet ein von Mercedes-AMG entwickelter und gebauter 6,0-Liter-V12 mit zwei Turboladern und 60 Grad Zylinderwinkel. 864 PS und maximal 1.100 Nm Drehmoment ab 2.800/min versprechen brutale Durchzugskraft und befähigen den Pagani Huayra Codalunga Speedster zu einer elektronisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h. Die Kraft gelangt über ein quer eingebautes Siebengang-Getriebe von Xtrac an die Hinterräder – wahlweise als automatisiertes Schaltgetriebe oder klassisches Handschaltgetriebe. Die Abgasanlage besteht aus Titan.
Fahrdynamik
Der Pagani Huayra Codalunga Speedster basiert auf einem von Grund auf neu entwickelten Monocoque, das die Leichtbau-Werkstoffe Carbo-Titan HP62-G2 und Carbo-Triax HP62 vereint. Das führt dazu, dass der Supersportwagen selbst angesichts seiner üppigen Dimensionen (4,91 Meter Länge, 2,05 Meter Breite) trocken nur 1.270 Kilogramm auf die Waage bringt. Damit trotz des Flügelverzichts genug Abtrieb erzeugt wird, verfügt der flache Unterboden über Naca-Schächte, welche die Luft kanalisieren.
Das aktiv ausgelegte Fahrwerk arbeitet mit einem doppelten Querlenkersystem aus einer geschmiedeten Aluminiumlegierung, adaptiven Dämpfern und progressiven Federn. Gebremst wird mit einem Carbon-Keramik-System von Brembo: 410-Millimeter-Scheiben und Sechskolben-Sättel vorn, 390 Millimeter große Pendants und Vierkolben-Sättel hinten. Die Stopper sitzen hinter geschmiedeten 20- und 21-Zoll-Rädern. Die Dimensionen der Pirelli-Trofeo-R-Reifen: 265/30 R20 vorn und 355/25 R21 hinten.
Markteinführung und Limitierung
Pagani wird maximal zehn Exemplare des Huayra Codalunga Speedster bauen – doppelt so viele wie beim Coupé. Sie werden ab 2026 ausgeliefert. Was der offene Langheck-Huayra kostet, verrät der Edelhersteller bislang nicht. Zur Orientierung: Ein geschlossener Codalunga kostete mindestens sieben Millionen Euro.