Der Opel Crossland ist Geschichte – genau genommen, sogar eine recht kurze. Gerade einmal sieben Jahre und eine Modellgeneration setzte Opel auf den kugelig dreinblickenden, kleinen SUV. Fortan übernimmt wieder der Opel Frontera und deckt das komplette Feld zwischen dem stylischen, noch kleineren Opel Mokka und dem kürzlich vorgestellten SUV-Topmodell Opel Grandland ab.
Karosserie und Maße
Einer Aufgabe, der man erst einmal gewachsen sein muss. Rein vom Format her dürfte das für den Opel Frontera aber kein Problem sein. Denn im Vergleich zum Crossland ist er mit 4,38 Metern fast 20 Zentimeter länger und überragt den Mokka gar um 25 Zentimeter. In der Höhe kommt der Neue auf 1,63 Meter und in der Breite auf 2,02 Meter. Der Radstand liegt laut Opel bei rund 2,67 Meter. Man könnte also meinen, Opel besinnt sich beim Frontera neben den ähnlichen Abmaßen auf die alten Tugenden der ersten beiden Frontera-Generationen. Die setzten noch auf Leiterrahmen und zeigten tatsächlich im Gelände ihre Qualitäten.
Opel Frontera auf bekannter e-CMP
Statt auf besagten Leiterrahmen setzt der Frontera aber auf die e-CMP-Plattform, die ursprünglich von PSA (u.a. Peugeot, Citroën, Opel) und dem chinesischen Autobauer Dongfeng Motors entwickelt wurde. Die "Electric Common Modular Platform" trägt bereits seit 2020 den Corsa Electric und seit 2021 den Mokka Electric. Mit der Übernahme der PSA-Gruppe wurde die e-CMP für die Stellantis-Modelle übernommen. So kommt zum Beispiel der Jeep Avenger in den Genuss dieses Unterbaus – und das noch bis Ende 2025. Erst zu diesem Zeitpunkt wechseln die Kompaktmodelle auf die moderne STLA-Small-Plattform des Vielmarken-Konzerns.
Frontera-Design setzt auf klare Kante
Beim Design tendiert der Frontera zum Groben. Kunststoffabdeckungen an den Radläufen und harte Kanten zeichnen sein Äußeres aus. Die dunklen Rahmen um die Fenster unterstreichen den rustikalen Auftritt, der ihn deutlich von Mokka und Grandland abhebt. Dazu kommt die schwarze Dachreling.
Davon abgesehen lässt der Frontera seine Verwandtschaft nach Rüsselsheim aber durchaus erkennen. Wie schon die Bilder des Prototyps vermuten ließen, trägt der Frontera das neue Opel-Gesicht. Hier standen klar Mokka und Grandland Pate. Die steile Front dominiert das Vizor-Design, das von schmalen Scheinwerfereinheiten flankiert wird. Ähnlich wie beim Mokka setzt der Frontera auf Tagfahrleuchten im Hacken-Design. Gänzlich neu dazwischen: Das überarbeitete Opel-Logo, das beim Frontera sein Debüt feiert.
Das Steilheck zeigt am oberen Ende einen Dachkantenspoiler mit integrierter dritter Bremsleuchte. Darunter auf Höhe der konturierten Rückleuchten ist das neue Opel-Blitz-Markenlogo untergebracht, noch weiter unten prangt mittig der große Frontera-Schriftzug. Die Seitenansicht des Viertürers offenbart klassische Bügelgriffe und eine leicht aufsteigende untere Fensterlinie.
Astra-Infotainment mit neuem Lenkrad
Auch der Innenraum gibt sich robust und reduziert – und hat einen ausgeprägten Hang zu Hartplastik-Oberflächen. In der Basis kommt der Innenraum nur mit klassischem Kombiinstrument und verzichtet komplett aufs Infotainment. Stattdessen gibt es eine Handyhalterung, Bluetooth-Lautsprecher und eine kleine Magnettafel, auf der Parkscheine oder Notizen untergebracht werden können. Im Topmodell dominieren wie im Astra zwei Zehn-Zoll-Displays das Armaturenbrett.

Im Topmodell setzt der Frontera auf das Infotainment-Design des Opel Astra. Das Lenkrad ist neu.
Das Cockpit selbst ist aufgeräumt, das Lenkrad neu gestaltet und mit großen Bedientasten versehen. Für die Bedienung der Klimaanlage gibt es haptische Tasten, die restlichen Funktionen werden über den Touchscreen gesteuert. Statt eines Wählhebels sitzt ein kleiner Kippschalter auf dem Mitteltunnel, davor und dahinter gibt es Ablagen und eine Schale fürs kabellose Laden eines Smartphones. Apropos kabellos: Apple Carplay und Android Auto bringt der Frontera auch mit.
Bei den Sitzen setzt Opel optional auf die Intelli-Seats mit einer kleinen Kerbe in der Mitte der Sitzfläche, die die Wirbelsäule auf längeren Fahrten entlasten soll – zumindest in der vorderen Sitzreihe. Aber auch hinten sind die Passagiere gut untergebracht und haben ausreichend Bein- und Kopffreiheit – und das, obwohl der Kofferraum üppige 460 Liter fasst. Bei umgeklappten Sitzen wächst das Volumen sogar auf bis zu 1.600 Liter.

Im Frontera-Fond ist ausreichend Platz für Beine und Kopf.
Motoren und Antrieb
Der Frontera kommt zu Beginn mit drei Motorisierungen. So arbeiten unter der Haube wahlweise Mildhybrid-Motoren mit 48-Volt-Technik oder der Frontera kommt als reines E-Auto. Eine weitere E-Variante soll später nachgereicht werden.
Die beiden Hybrid-Modelle kommen auf 100 oder 136 PS und werden von einem 1,2-Liter-Turbobenziner angetrieben. Die E-Maschine der Hybriden sitzt im Doppelkupplungsgetriebe und leistet 21 kW (28 PS). Rein elektrisch kann der Frontera mit seiner 0,9 kWh-Batterie so zwar nicht bewegt werden, doch dafür ist ja der Frontera Electric da.
Opel Frontera Electric
Der Elektro-Frontera setzt auf einen 83 kW (113 PS) starken E-Motor. Sein 44-kWh-Akku erlaubt eine WLTP-Reichweite von 305 Kilometern. In Sachen Ladeleistung bleibt der Frontera seinen Plattform-Geschwistern ebenfalls treu. Per CCS-Schnellladen verkraftet er bis zu 100 kW. Beim AC-Laden an der Wallbox setzt der Onboard-Charger elf kW Wechselstrom um. Fürs Laden von 20 auf 80 Prozent SoC (State of Charge) am Schnelllader dürften also rund 25 Minuten vergehen. Eine Long-Range-Version mit etwas größerer Batterie, die rund 400 Kilometer weit kommt, folgt etwas später.
So fährt der neue Frontera Electric
Für unsere erste Ausfahrt steht ein Frontera Electric in Kanyon Orange Metallic bereit. Die Leistungsentfaltung des leisen E-Motors unter der Fronthaube ist gleichmäßig, die abschalt-, aber nicht verstellbare Rekuperation verzögert noch unterhalb der Bremslichtschwelle. Auf Tempo 100 geht’s in gut zwölf Sekunden, als Maximum gestattet Opel 143 km/h. Genug, um entspannt auf der Autobahn mitzuschwimmen.

Das Cockpit mit breitem Doppel-Display lehnt sich optisch an den bekannten Astra-Look an, hier ergänzt um eine Leiste mit separaten Bedienelementen für die Klimatisierung
Und dazu komfortabel: Der Frontera Electric federt und dämpft harmonisch; er absolviert Fugen, Schlaglöcher oder Temposchwellen, ohne nachzuschwingen. Dennoch gelingen ihm bei Bedarf auch schnelle Wechselkurven souverän und dank tiefem Schwerpunkt ohne wilde Aufbaubewegungen. Seine Lenkung unterstützt Tempo-spezifisch mit angenehmem Ansprechverhalten und guter Präzision. Insgesamt ergibt sich das Bild eines gutmütigen Charakters – und eines Autos, das durchaus mehr als 113 PS vertragen würde. Die gibt’s bislang aber nur im stärkeren der beiden Hybride.
Erster Fahreindruck mit dem Hybrid
Zur Premiere steht die stärkere Version des Frontera Hybrid mit 136 PS für uns zur Probefahrt bereit. Im rund 1.300 Kilogramm schweren Frontera macht sie eine prima Figur; der Mildhybrid fährt quirliger und beschleunigt flotter als sein (schwereres und schwächeres) BEV-Pendant. Neun Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 und maximal 190 km/h gibt Opel an. Dennoch bleibt der Dreizylinder unter den meisten Fahrbedingungen akustisch so zurückhaltend, dass vom E-Motor am Doppelkupplungsgetriebe ein leichtes Elektro-Singen vernehmbar ist.
Die Sechsgangbox bietet keine manuellen Eingriffsmöglichkeiten über Schaltwippen; lediglich ein zusätzlicher "Niederdynamik-Modus" mit stärkerer Motorbremsleistung lässt sich per L-Taste am Getriebewahlschalter aktivieren. Die Schaltvorgänge selbst sind angenehm verschliffen, Übergänge in den reinen Elektromodus und zurück sind meist eher hör- als fühlbar. Apropos fühlen: Fahrwerksseitig tritt der Frontera Hybrid ausgewogen auf, aber im direkten Vergleich weniger geschmeidig als die Elektroversion. Ohne den schweren Akku im Untergeschoss wirkt er zwar grundsätzlich leichtfüßiger, doch auch etwas unruhiger beim Abarbeiten von Wellen und Schlaglöchern. Ähnliches gilt für die Aufbaubewegung in Kurven, trotzdem absolviert der Frontera Kurswechsel präzise und bleibt auch bei spontanem Ausweichen gut beherrschbar.
Kein Allrad für den Frontera
Wer an dieser Stelle noch immer auf ein Kapitel zu Differenzialsperre und Co. wartet, wird enttäuscht. Beim Antrieb sorgt die Verwandtschaft zum Avenger zumindest in der Theorie für ein mögliches Allrad-Layout, schließlich soll es besagten Jeep ebenfalls mit vier angetriebenen Rädern geben. Bei Opel will man von dieser Möglichkeit jedoch trotz aller Geländeaffinität der alten Frontera-Modelle derzeit nichts wissen und vertraut stattdessen nur auf einen Frontantrieb.
Marktstart und Preise
Opel positioniert den Frontera preislich überraschenderweise deutlich unter dem Mokka. Als 100 PS starkes 48-Volt-Hybridmodell kostet der Neuling in der Basisausstattung Edition mindestens 23.900 Euro. Der Tarif für das 136 PS starke Hybrid-Pendant liegt bei mindestens 25.700 Euro. Wer den Kompakt-SUV als Siebensitzer in der GS-Ausstattung möchte, zahlt einen Aufpreis von 800 Euro. Die 44-kWh-Elektro-Variante des neuen Opel Frontera ist ab 28.900 Euro erhältlich. Die Long-Range-Version trägt noch kein Preisschild. Mit den Auslieferungen will Opel noch im Spätsommer oder Herbst beginnen.
Comeback des Frontera
Ältere Leser werden sich an den früheren Opel Frontera erinnern. Noch unter GM-Ägide hatte Opel zwischen 1991 und 2003 Lizenz-Nachbauten von Isuzu als Frontera und Frontera Sport in zwei Modellgenerationen im Angebot. Der Frontera baute auf einem Leiterrahmen auf und war mit verschiedenen Benzinern und Turbodieseln aus dem Opel-Regal zu haben. Topmotor im Frontera B war ein 3,2-Liter-V6 mit 205 PS. Abgelöst wurde der Frontera 2004 durch den Opel Antara, der wiederum 2015 eingestellt wurde.