18 Jahre: So lange wie der Nissan GT-R wurde in jüngerer Vergangenheit kaum ein Auto gebaut. Doch zum Jahresbeginn 2025 hatte sich "Godzilla" auch vom letzten Markt verabschiedet; die finalen Exemplare (siehe Fotoshow) waren natürlich für die Heimat Japan bestimmt.
Seit sich der Vorhang für die GT-R-Generation R35 vor mehreren Jahren zu schließen begann, wird über einen möglichen Nachfolger spekuliert. Von Nissan hört man dazu nichts Offizielles, was ein Hauptgrund dafür sein mag, dass dem nächsten GT-R vorab in den Medien schon viele sehr konträre Eigenschaften und Antriebsarten angedichtet wurden – vom reinen Verbrenner mit Dreiliter-V6 bis zum reinen E-Antrieb. Die jüngste Schlagzeile: Der Nissan GT-R könnte in seiner nächsten Generation einen Hybridantrieb erhalten.
"Mr. GT-R" befeuert Spekulationen
Völlig aus der Luft gegriffen ist diese Nachricht nicht. Die passende Aussage dazu stammt sogar aus sehr berufenem Munde. "Ich bin mir nicht sicher, ob er zu 100 Prozent elektrisch sein wird", sagte kein Geringerer als Hiroshi Tamura dem britischen Magazin "TopGear". Tamura war etwa 40 Jahre lang bei Nissan tätig und ab den späten 1990er-Jahren in der Produktplanung tätig. Dort war er vorrangig für die sportlichen Baureihen und Modellversionen verantwortlich, sodass er als einer der Urväter des GT-R R35 gilt.
Heute ist "Mr. GT-R" Tamura für die Japaner als Botschafter unterwegs und sagt in Bezug auf den nächsten GT-R: "Ich glaube, Nissan wird noch Kundenmeinungen zum nächsten GT-R einholen. Falls die Kunden kein vollelektrisches Auto haben wollen, sollten wir auch keins bauen." Falls sie jedoch "einen Hybrid akzeptieren, könnte es vielleicht passieren". Nissan müsse "den nächsten Trend setzen", und unabhängig vom Antriebskonzept sei bei einem GT-R sowieso das Wichtigste, "wie der Kunde, wie das Publikum, sich beim Fahren fühlt".
Kommt überhaupt ein neuer GT-R?
Hiroshi Tamura gehört nicht mehr zum engsten Entwicklerkreis des Nissan GT-R, aber er ist bei dem Hersteller sicher noch gut genug vernetzt, um mitzubekommen, wie die Dinge beim potenziellen R36 liegen. Wobei sich seine Worte so interpretieren lassen, dass noch vielen unklar ist in Bezug auf die nächste GT-R-Generation. Es scheint ebenso möglich zu sein, dass es vorerst gar keine geben wird. Doch wenn, dann dürfte ein reiner Elektro-GT-R ausgeschlossen sein.
Nissan selbst hält die Gerüchteküche in Sachen GT-R ebenfalls am Köcheln. Die Website "Motor1.com" zitierte bereits vor einigen Wochen einen hochrangigen Manager der Marke mit den Worten: "Der GT-R wird zurückkommen, ohne Zweifel." Und beim britischen Magazin "Auto Express" sagt Arnaud Charpentier, einer von Nissans Vizepräsidenten, in Bezug auf den nächsten Godzilla: "Es gibt Leute, die daran arbeiten." Er wisse noch nicht, wann er kommen werde und ob er einen Hybrid- oder Elektroantrieb erhalte. Aber "wir müssen mit ihm den Begriff 'Sportwagen' neu erfinden."
Studie stellte E-Antrieb in Aussicht
Im Herbst 2023 sah es noch so aus, als stünde der Sportcoupé-Baureihe eine rein elektrische Zukunft bevor. Damals debütierte bei der Japan Mobility Show, zuvor bekannt als Tokyo Motor Show, der Hyper Force Concept. Die sehr eckig und expressiv gezeichnete Konzeptstudie zitierte formal in mehreren Bereichen frühere GT-R-Generationen. Seinem E-Antrieb schrieb Nissan damals 1.000 kW (1.360 PS) zu, die das Concept-Car GT-R-typisch auf alle vier Räder verteilte. Die nötige Energie sollte in einer Feststoffbatterie gespeichert werden.
Doch inzwischen hat Nissan mit argen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen und befindet sich im Krisenmodus. Werke werden geschlossen, etwa 20.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen, und ein Sanierungsplan namens "Re:Nissan" wurde aufgelegt. Ob angesichts der angespannten Situation genug Luft für ein spaßiges Prestigemodell wie den GT-R bleibt, wo der Hersteller erst einmal seine neuen Kernmodelle erfolgreich an den Märkten etablieren muss, bleibt fraglich.
Doch eines würde zu Tamuras GT-R-Prognose passen: Wie viele andere Hersteller auch wendet sich Nissan von seiner ambitionierten Elektrostrategie ab und will sich künftig verstärkt auf Hybridantriebe fokussieren. Möglich, dass dieser Strategieschwenk dem neuen GT-R eine bisher nicht vorhandene Perspektive eröffnet.