Neuer elektrischer Jaguar GT: Aus radikaler Studie wird krasser Serien-Jag

Neuer elektrischer Jaguar GT
Wirklich so viele Vorbestellungen?

Veröffentlicht am 16.05.2025

Kaum eine Neuerscheinung wurde so kontrovers und hart diskutiert werden wie Jaguars kommender Elektro-GT. Dabei haben es die Briten geschafft, die sonst sehr vordergründig geführte Debatte "Verbrenner vs. E-Antrieb" über ein wagemutiges Design in den Hintergrund zu rücken. Nicht wenige sahen sich in Summe dazu hingerissen, der Traditionsmarke ein baldiges Ableben zu attestieren, doch Jaguar gibt sich kampfeslustig.

Der Hersteller lässt nun verlauten, dass bereits "mehr als 32.000 Menschen ihr Interesse an dem Fahrzeug bekundet haben, ohne das fertige Modell tatsächlich zu kennen". Wobei aus der zugehörigen Story der britischen Kollegen von "Autoexpress" nicht ersichtlich wird, was das konkret bedeuten soll. Vorbestellungen? Unwahrscheinlich. Sowohl auf der deutschen als auch der britischen Website gibt es keine entsprechende Option. Lediglich für einen Newsletter, um über alle weiteren Schritte informiert zu bleiben, können sich potenzielle Kunden anmelden. Eine Form von Interesse ist das freilich auch. Nur keine, die sich unmittelbar in Geld verwandeln lässt. Und so müssen die zuständigen Manager noch eine Weile schwitzen, bis tatsächlich die Bestellbücher geöffnet werden. Indes wurde bekannt, dass Jaguar die für die Begleitung des Marken-Relaunchs verantwortliche Agentur gefeuert hat. Echter Optimismus sieht anders aus.

"AMG GT ist ein SUV dagegen"

Wenden man den Blick vom Concept Type 00 zu den ersten Erlkönigbildern des Serienmodells, zeigt sich: das finale Modell übernimmt viele Designmerkmale der Studie, bringt aber auch sichtbare Anpassungen mit sich oder um es mit unserem Erlkönig-Jäger überspitzt zu sagen: "Das Ding ist rattenscharf, so ultraflach, dagegen ist der AMG-GT ein SUV". Und bereits bei der Vorstellung der Studie betonte Chefdesigner Gerry McGovern: "Wir haben keine Angst davor, zu polarisieren. Ein Jaguar muss nicht jedem gefallen – er muss begeistern." Jaguar-CEO Adrian Mardell führt die Designphilosophie weiter aus: "Wir sind eine Marke mit einer einzigartigen Geschichte, aber wir blicken nicht zurück. Der neue Jaguar ist radikal, modern und progressiv. Wir wollten ein Fahrzeug schaffen, das sich von allem anderen auf der Straße unterscheidet."

Mit den ersten Erlkönig-Bildern zeigt sich, Jaguar macht im Vergleich zur Studie ein paar Konzessionen an die Serien-Fertigung. Der Autobauer verzichtet tatsächlich auf geschwungene Linien, führt das Design jedoch etwas gefälliger als die monolithische Studie aus.

Jaguar GT trägt 21 Zöller und kräftige Schultern

Die hoch aufragende Front zeigt zwei schmale Scheinwerferschlitze unterhalb der "Motorhaube" sowie einen breiten abgedeckten "Grill". In der Mitte trägt der Jaguar ein Sensorfeld mit der Aufschrift "Lorips". Bei der Studie war dort lediglich eine Karosseriefläche wie bei den Tesla-Modellen zu sehen. In der Schürze verbergen sich noch LED-Lichter, die jedoch nicht serienfertig wirken.

In der Seitenansicht erscheint die Serienversion etwas fließender, erscheint jedoch trotzdem mit einer coupéhaften Linie und schmalen Fensterbändern. Die Spiegel thronen auf der Türbrüstung, in den ausgestellten Radhäusern drehen sich 21 Zöller mit 265/45er-Bereifung – die Studie trug 23 Zoll große Felgen. Die hintere Tür ist extrem schmal ausgeführt. Der Heckabschluss ist bei dem Erlkönig wegen der Tarnung kaum auszumachen. Kräftige Schultern zeichnen sich ab, ebenso schmale Leuchten und ein aufgesetzter Heckdeckel. Bei dem Conceptcar verzichtete Jaguar auf eine konventionelle Heckscheibe und setzt am Heck auf eine durchgehende Lichtsignatur sowie ein Lamellendesign.

Das ursprüngliche Konzeptfahrzeug Type 00 wurde auf der Miami Art Week erstmals gezeigt. Hier die Eckdaten:

  • Länge: Über 5 Meter
  • Felgen: 23 Zoll
  • Antrieb: Rein elektrisch, Leistung bis zu 1.000 PS
  • Türen: Zwei Flügeltüren, keine klassischen Türgriffe
  • Materialien im Innenraum: Travertinstein, Bronze, Wollteppiche
  • Besonderheit: "Totem"-System zur individuellen Fahrzeugkonfiguration
  • Reichweite: Bis zu 770 Kilometer
  • Ladesystem: 350 kW Schnellladung

Plattform und Marktstart

Technisch basiert der neue Jaguar auf der eigens entwickelten Jaguar Electric Architecture (JEA). Diese reine Elektroplattform wurde speziell für die kommende Modellgeneration entworfen. Sie ermöglicht eine Reichweite von bis zu 770 Kilometern nach WLTP und kann an einer 350-kW-Ladesäule in nur 15 Minuten Strom für bis zu 321 Kilometer nachladen. Die Plattform arbeitet mit einem 800-Volt-System, das für hohe Ladeleistungen und maximale Effizienz sorgt.

Der rein elektrische, viertürige Grand Tourer wird Ende 2025 oder Anfang 2026 präsentiert. Die Preise sollen sich im Bereich von 150.000 bis 200.000 Euro bewegen.

Warum wagt Jaguar diesen radikalen Umbruch?

Mit der Neuausrichtung verfolgt Jaguar das Ziel, sich im Segment der "modernen Luxusmarken" neu zu positionieren. Der britische Hersteller verabschiedet sich endgültig von seiner bisherigen Identität als sportliche Premiummarke und tritt künftig als exklusive Elektromarke mit stark limitierten und hochpreisigen Modellen auf.

Jaguar-CEO Adrian Mardell macht deutlich, dass dieser Schritt bewusst gewählt wurde: "Wir wissen, dass wir einen Teil unserer bisherigen Kunden verlieren werden. Aber um als Marke erfolgreich zu bleiben, müssen wir neue Wege gehen." Die "Re-Imagine"-Strategie sieht vor, dass Jaguar künftig nicht nur als Automarke, sondern als Design- und Luxusmarke wahrgenommen wird. Dafür werden eigene Brand Stores eingerichtet, die eher an exklusive Boutiquen als an klassische Autohäuser erinnern.