Der neue Mitsubishi Outlander ist da. Endlich. Warum das so lange gedauert hat? Aus Gründen. Diese zu erläutern, würde nicht nur den Fahrbericht füllen, sondern ein ganzes Buch. Das wäre vielleicht sogar ein Bestseller. So wie der alte Outlander in Europa, der sich fast 200.000-mal verkaufte. Ja, mit dem Plug-in war Mitsubishi – Sie wissen schon, der japanische Hersteller mit den drei Diamanten, zwölf Paris-Dakar Siegen und fünf Rallye-Weltmeistertiteln – zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vor allem in den Niederlanden verkaufte sich der SUV wie geschnittene Frikandel. Was uns zur Mitsubishi-Zentrale nahe ams bringt, also den Flughafen von Amsterdam.
Das Facelift kommt nur als neuer Plug-in-Outlander
Während der Nachfolger bereits seit 2021 in den USA und Japan unterwegs ist, kommt Generation vier nun erst als Facelift wieder nach Europa. Wie gesagt, die Geschichte dahinter ist noch komplizierter als die Arbeitsweise des Antriebsstrangs des Outlander. Grundsätzlich haben die Japaner nichts am aufwendigen Hybridkonzept verändert: Weiterhin arbeitet ein 2,4-Liter-Benziner, der nun 136 PS leistet, im Verbund mit einem 85-kW-Elektromotor an der Vorderachse sowie mit einem auf 100 kW erstarkten E-Motor an der Hinterachse. Die Systemleistung hat sich mit 306 PS mehr als verdoppelt und sorgt weiterhin via E-Allrad abwechselnd im seriellen und parallelen Hybridverfahren für Vortrieb.
Bis zu 85 km elektrische WLTP-Reichweite
Damit ist der Outlander spürbar flotter: In unter acht Sekunden bewegt sich der 2,1-Tonner auf Tempo 100. Bis 130 km/h stromert der Plug-in-Hybrid rein elektrisch dank 22,7-kWh-Akku im Kofferraumboden bis zu 85 km nach WLTP – doppelt so weit wie der Vorgänger. Geht die elektrische Energie zur Neige, lädt der Sauger auf Wunsch aktiv nach und hält sich dabei akustisch zurück. Noch leiser gelingt AC-Laden mit Typ-2- oder dem fast vergessenen CHAdeMO-DC-Anschluss.
Der große Vorteil des aufwendigen Hybriden ist das nahtlose Zusammenspiel von Elektromotoren und Verbrenner: Beim Anfahren schiebt der Outlander, ohne zu schwächeln an und regelt dabei trotz regennasser Fahrbahn fast perfekt die Traktion: Kein Scharren oder Durchdrehen der Räder, selbst wenn man mal etwas zügiger anfährt oder abbiegt. Hinzu kommen zahlreiche Fahrmodi, wie Power, Eco, Normal, Tarmac, Gravel, Snow, Mud sowie eine Bergabfahrhilfe. Per Knopfdruck fährt der Outlander zudem konsequent elektrisch und gewinnt mit einem anderen Tastendruck Energie stärker zurück, jedoch ohne bis zum Stillstand zu verzögern.

Aufwendige Technik: Unter der Haube ein 2,4-Liter-Benziner, der nun 136 PS leistet, im Verbund mit einem 85-kW-Elektromotor an der Vorderachse sowie mit einem auf 100 kW erstarkten E-Motor an der Hinterachse.
Immer noch kein Fahrdynamiker
Der Fahrer reduziert das Tempo so am besten vor jeder Kurve. Denn die gefühllose, leichtgängige Lenkung vermittelt keinerlei Fahrbahnkontakt. Die feuchten niederländischen Straßen, denen es an Kurven mangelt, kommen den Outlander also sehr entgegen. Wie sich jedoch in den unzähligen Kreisverkehren offenbart, rutscht der Allradler schnell ins Untersteuern.
Entgegen kommt dem Outlander auch, dass die niederländischen Straßen fast alle top in Schuss sind. Sein eher komfortabel ausgelegtes Fahrwerk verarbeitet die zahlreichen Geschwindigkeitshügel allerdings mit ausufernden Karosseriebewegungen. Gleichzeitig rollt er mutmaßlich wegen der optionalen 20-Zöller etwas hölzern über Querfugen.
Assistenzsysteme mit Beta-Status

Das Infotainment samt Spracherkennung gerät hin und wieder ins Stocken.
Das ist im Gegensatz zu den Assistenzsystemen aber noch akzeptabel. Besonders nervt der ständig bimmelnde Aufmerksamkeitsassistent, dessen Scanner schon ein Blinzeln zum Anlass nimmt für Warnsignale. Also besser abschalten. Das gelingt jedoch nur im Stand, da die Warnmeldungen im Digital-Cockpit das Bordcomputermenü immer wieder zurücksetzen, bevor man die entsprechende Einstellung via Lenkradwalze erklickt. Einfacher ist das Abschalten von Spurhalter und Geschwindigkeitswarner über einen personalisierten Modus.
Erst dann wird es Fahrerlebnis auf den tempolimitierten Autobahnen rund um Amsterdam erträglich, wobei der adaptive Tempomat stets sehr vorsichtig agiert. Auf plötzlich einscherende Fahrzeuge reagiert der elektronische Helfer mit groben Bremseingriffen.
Darauf kann man sich einstellen, nicht jedoch auf den Spurhalter: Beim Überfahren einer Linie greift der Mercedes-like mit Brems- und Lenkeingriffen ein. Die breiten roten Fahrradstreifen, die sich durch die niederländischen Ortschaften schlängeln, bringen die Spurerkennung so an den Rand eines digitalen Nervenzusammenbruchs.
Hochwertigerer Innenraum, lieblose Verarbeitung
Genug gefahren, nutzen wir die Ladepause am Stand von Zandvoort direkt gegenüber der legendären Rennstrecke – ja, das ist vermutlich die schönste Ladestation in den Niederlanden – zum Innenraum-Check: Tatsächlich erinnert der neue Mitsubishi Outlander nur auf dem ersten Blick noch an den Vorgänger. Kleine Trigger-Warnung: das hier ist ein Vorserienauto, das wir nur mit einem türkisfarbenen Händlerkennzeichen bewegen dürfen. Demzufolge ist vieles nicht auf Serienstand.

Völlig flexibel präsentiert sich das digitale Cockpit, das nicht nur seinen Look auf Knopfdruck verändert, sondern auch zahlreiche Informationen bereithält.
Der SUV wird zumindest in puncto Materialanmutung dem selbst auferlegten Premiumanspruch der Diamanten-Marke gerecht. Beim Vorserienauto verlaufen die rautigen Nähte der weichen Ledersessel und Türtafeln jedoch nicht alle schnurgerade und die Auslegeware im Kofferraum (495 – 1404 Liter) wellt sich. Das Infotainment samt Spracherkennung gerät zudem hin und wieder ins Stocken, während die kabellose Integration von Smartphones problemlos gelingt. Völlig flexibel präsentiert sich das digitale Cockpit, das nicht nur seinen Look auf Knopfdruck verändert, sondern auch zahlreiche Informationen bereithält. Schade nur, dass man sich dafür durch zahlreiche Untermenüs wühlen muss.

Doch obwohl die Bedienung teils vielschichtig ist, können wir gar nicht genug loben, dass Mitsubishi echte Tasten und Walzen auf dem Lenkrad erhält.
Doch obwohl die Bedienung teils vielschichtig ist, können wir gar nicht genug loben, dass Mitsubishi echte Tasten und Walzen auf dem Lenkrad erhält und ein Klimamodul mit Drehreglern sowie einen Lautstärkeknopf im geräumigen SUV montiert. Die Ledersitze heizen und lüften Fahrer und Beifahrerrücken, bieten jedoch wenig Seitenhalt. Hier thront der Fahrer zwar SUV-haft, besonders übersichtlich ist der Outlander allerdings nicht. Dafür hat er ein 360-Grad-Kamerasystem serienmäßig an Bord und zusätzlich einen digitalen Rückspiegel.
Viel Platz, aber vorerst nicht als Siebensitzer
Und da wir gerade nach hinten schauen: Die Heckklappe öffnet elektrisch, wobei sich die Ladekante fast auf Hüfthöhe erhebt. Im vorderen Teil des Ladebodens versteckt sich ein breites Fach für die Ladekabel. Eine Verstaumöglichkeit für das etwas lieblos aufgehängte Rollo findet sich hier leider nicht. Immerhin gibt es zwei Taschenhaken und Getränkehalter.

Auch auf der Rückbank verwöhnt der Outlander die Insassen mit einer eigenen Klimazone und Sitzheizung.
Schade nur, dass es den Outlander vorerst gar nicht als Siebensitzer in Deutschland geben wird. Dafür klappt die zweite Reihe mit einem Zug an der Fernentriegelung um. Wirklich eben ist die so leicht ansteigende "Fläche" wegen der angeketteten Rücksitzwandverkleidung jedoch nicht. Zudem hängen zwei Hutablageteile lieblos herunter.
Apropos abhängen: Jetzt entern wir den Fond durch die fast 90 Grad weit öffnenden großen Türen. Wir stellen die Rücksitzlehnen aufrecht und machen es uns dank neigbarer Lehne samt herunterklappbarem Mittelteil inklusive Becherhalter, der gleichzeitig als Armauflage dient, bequem. Auch auf der Rückbank verwöhnt der Mitsubishi Outlander die Insassen mit einer eigenen Klimazone und Sitzheizung. Für das Smartphone oder Tablet gibt es Taschen in den vorderen Sitzen und für mehr Privatsphäre verdunkeln Netze die die Fenster.
Mitsubishi macht auf I-Fu-Do-Do
Die Serienversion – es ist die inzwischen vierte Outlander-Generation – übernahm optisch viel von der damaligen Studie. An der Front prangen innerhalb einer Chromspange zusätzliche LED-Leuchten, im unteren Bereich des massiven Stoßfängers gibt es Lufteinlassöffnungen. Die unterbrochene C-Säule schaffte es ebenso in die Serie wie die Heckleuchten, die weit in die Kotflügel hinein reichen. Mitsubishi nennt die Entwicklung des Outlander unter dem japanischen Motto "I-Fu-Do-Do", was majestätisch und authentisch heißt. Entsprechend soll der SUV Kraft und Qualität transportieren.

Der neue Outlander legt im Vergleich zum Vorgänger deutlich zu. In der Länge wächst er um rund fünf Zentimeter auf nun 4,72 Meter, in der Höhe um rund vier Zentimeter auf nun 1,75 Meter. Die Breite wird mit 1,86 Meter (ohne Spiegel) angegeben. Der Radstand ist mit 2.704 Millimeter ebenfalls länger als zuvor. Mitsubishi verspricht durch das Wachstum sowohl auf den Vordersitzen als auch in Reihe zwei eine spürbar bessere Beinfreiheit als bisher. Die Räder sind je nach Ausstattungsvariante 18 oder 20 Zoll groß.
Als reiner Benziner oder Plug-in-Hybrid
Das auf anderen Märkten verfügbare Verbrenner-Modell wird von einem konventionellen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner angetrieben, der eine Leistung von 181 PS erreicht. Ein stufenloses CVT-Getriebe, das über die Programmierung acht Gänge simuliert, ist die einzige Option. Serienmäßig kommt der Outlander mit Frontantrieb; Allradantrieb ist eine Aufpreis-Option.
Die in Deutschland ausschließlich angebotene Plug-in-Hybrid-Version soll besonders stark von der neuen Plattform profitieren, die ihr trotz einer im Vergleich zum Vorgänger erhöhten Batteriekapazität einen siebensitzigen Innenraum beschert. Der Lithium-Ionen-Akku verfügt über eine Kapazität von 22,7 Kilowattstunden, was eine rein elektrische WLTP-Reichweite von 85 Kilometern gewährleisten soll. Als Ladezeit werden zwischen 32 Minuten (CHAdeMo) und 6,5 Stunden (AC) genannt. Zusammen mit dem 53 Liter großen Benzintank soll die Reichweite bis zu 844 Kilometer betragen. Auch die Motoren haben zugelegt, vor allem die elektrischen: Der vordere leistet maximal 85 kW und 255 Nm, der hintere kommt auf höchstens 100 kW und 195 Nm Drehmoment – bei beiden wird die Dauerleistung jedoch bei jeweils 40 kW gedeckelt. Der 2,4-Liter-Benziner steuert 136 PS sowie maximal 203 Newtonmeter bei. Die Systemleistung für das gesamte Hybridsystem beziffert Mitsubishi auf 225 kW (306 PS). Damit spurtet der rund 2,1 Tonnen schwere Outlander in 7,9 Sekunden auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 170 km/h limitiert. Vorkonfiguriert werden kann der Antrieb über drei Fahrmodi und vier Energieeinstellungen.
Neues Fahrdynamik-System S-AWC
Das Antriebs-Layout mit je einem E-Motor an Vorder- und Hinterachse beschert dem neuen Outlander PHEV einen Allradantrieb und ermöglicht das Fahrdynamik-System "Super-All Wheel Control" (S-AWC). Darin sind gleich sieben Fahrmodi hinterlegt, darunter Normal, Gravel (Schotter), Schnee, Asphalt, Matsch, Power und Eco. Um die Traktion zu verbessern, verfügt die Hinterachse über ein Torque-Vectoring-System, das mithilfe radselektiver Bremseingriffe funktioniert. Obendrein will Mitsubishi die Bremswirkung bei Gaswegnahme ("One-Pedal-Drive") verstärkt haben.
Einen besonders großen Schritt nach vorn hat das je nach Modellversion fünf- oder siebensitzige Interieur gemacht, das deutlich moderner und hochwertiger wirkt. Das gesamte Armaturen-Board ist je nach Ausstattung mit Stoff oder Leder bezogen. Neben dem serienmäßigen 12,3 Zoll großen Multimedia-Display in der Mitte gibt es ein ebenfalls 12,3 Zoll großes, volldigitales Kombiinstrument. Gegen Aufpreis wird ein farbiges Head-up-Display installiert. Der Innenspiegel arbeitet ebenfalls digital. Der Outlander PHEV erhält wie gewohnt individuelle Anzeigen, die beispielsweise den aktuellen Kraftfluss visualisieren. Die Generation Smartphone wird mit kabellosem Laden, mehreren USB-A- und USB-C-Steckdosen sowie der Integration von Apple CarPlay sowie Android Auto gelockt. Das Premium-Soundsystem steuert Yamaha bei. Für viel Licht im Innenraum sorgt ein großes Panoramadach. Die Heizung unterstützt ein Wärmepumpensystem. Und wer sich gerne mit seinem Auto unterhält, kann verschiedene Funktionen auch per Sprache steuern.
Das Ladevolumen variiert zwischen 495 und 1.422 Liter. Die Rücksitzlehnen lassen sich per Fernentriegelung geteilt umlegen.
Preise und Marktstart
"Den neuen Outlander hätten wir auch gerne hier in Europa", sagte Werner Frey, der damalige Geschäftsführer von Mitsubishi Motors Deutschland, bereits im Frühjahr 2021 im auto motor und sport-Interview. Inzwischen wurde sein Flehen erhört. Allerdings müssen sich Freys Nachfolger Jens Schulz sowie die Kundinnen und Kunden noch in Geduld üben: Erst 2024 führt Mitsubishi den aktuellen Outlander in Europa ein. Dabei verzichtet der Hersteller auf den reinen Verbrenner und bringt nur den Plug-in-Hybrid als "europäische Adaption" zu uns. Der Euro-Outlander unterscheidet sich in Details von den in Japan und den USA angebotenen Geschwistern.
In Deutschland wird der Mitsubishi Outlander in den vier Ausstattungsvarianten Basis, Plus, Intro Edition und Top sowie 11 Außenlackierungen angeboten. Die Grundpreise starten ab 49.990 Euro für das Basis-Modell und reichen bis 59.490 Euro für das Top-Modell. Die Garantie erstreckt sich über fünf Jahre oder 100.000 Kilometer. Gebaut wird der neue Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid für den europäischen Markt ab Ende 2024 im japanischen Werk Okazaki.