Als der Mercedes EQC im Sommer 2019 antrat, war er zwar nicht das erste reine Elektroauto der Stuttgarter, er war aber das erste Modell, das die neue EQ-Nomenklatur tragen durfte. 2023 wurde er eingestellt. Doch 2026 rollt der GLC mit EQ-Technologie auf den Markt. Erste Eindrücke vom Fahrersitz:
Elektro-GLC mit knackiger Bremse und effizienter Wärmepumpe
Eigentlich ist der Galtispuoda kein sonderlich beeindruckender Berg. Doch mit gerade mal 800 Meter Höhe überblickt er souverän die flache Seenlandschaft rund um Arjeplog. Ein eisiger Wind pfeift über den Parkplatz nahe des Gipfels, der blau-schwarz getarnte Mercedes GLC EQ fügt sich so selbstverständlich in die Gegend wie das schüttere Nadelgehölz. Mit Peter Kolb steigen wir in den Prototypen. Als Testleiter für die neue MB.EA-Plattform weiß er, wie wichtig der Elektro-GLC für Mercedes ist: "Der aktuelle GLC ist zur Zeit unser erfolgreichstes Modell, da muss der elektrische GLC genau so vielseitig und robust werden wie die Verbrenner-Versionen."
Doch anders als sein Vorgänger EQC, der eine umgebaute Verbrenner-Plattform nutzte, baut der neue Elektro-GLC auf der völlig neuen MB.EA-Plattform, die sich gewisse Komponenten und konstruktive Details mit dem MMA-Unterbau des künftigen Mercedes CLA teilt. Bei technischen Daten gibt man sich noch etwas schmallippig, einiges ist dennoch bekannt. Dass der Akku 85 kWh nutzbarer Energie fasst, gut für mehr als 700 km Reichweite. Dazu zwei Motoren an Vorder- und Hinterachse, zusammen 360 kW (489 PS) stark. An der Hinterachse sorgt ein Zweigang-Getriebe für mehr Effizienz. Das vordere PSM-Triebwerk kann bei Bedarf per Klauenkupplung, DCU (Disconnect Unit) genannt, abgehängt werden. Das spart Schleppverluste und ist so der Reichweite förderlich.
Luftfederung und Hinterachslenkung bekam der Prototyp für diese Tests ebenfalls verpasst – vielleicht nicht unbedingt erforderlich, doch es sorgt bei der Fahrt vom Berggipfel über die eisige, gekurvte Piste für angenehmen Federungskomfort und lässiges Bewältigen der Spitzkehren. Unter anderem, die Bremsanlage hätte dieses Mal im Mittelpunkt der Wintertests gestanden, erzählt Kolb auf dem Beifahrersitz.
Im Mercerdes GLC mit EQ-Antrieb wird eine neue Einheit verbaut, die die Funktionen von Bremskraftverstärker, Hauptbremszylinder und ESP-Steuerung mit der intelligenten Rekuperationssteuerung in einem kompakten Modul vereint. Ein knackiger, stets gleichbleibender Druckpunkt sei etwa eines der Entwicklungsziele gewesen, heißt es. Kein Wunder, schließlich irritierten in jüngerer Vergangenheit mit eher diffusem und wankelmütigen Brems-Feedback. Davon kann keine Rede mehr sein, der GLC verzögert auf dem extrem schwierigen Geläuf mit wechselnden Reibwerten wie Schnee, Eis und Split auf den Punkt.
Das Pedal bleibt straff, Übergänge von der elektrischen Rekuperationsbremse zum hydraulischen Verzögern sind nicht spürbar. Bis 0,3 g Verzögerung sei die Rekuperation zuständig, das decke weit über 90 Prozent aller im Alltagsverkehr üblichen Bremsvorgänge ab, wissen die beiden Systementwickler Oliver Habel und Philipp Neuwirth. Diese BCU (Brake Control Unit) kommt übrigens auch beim MMA-Unterbau zum Einsatz.
Unten angekommen biegen wir auf einen schmalen Pfad ein, der auf verschlungenen Wegen durchs Unterholz zurück zum Gipfel führt. Lässig meistert der GLC den steilen Anstieg, noch nicht einmal ein Wechsel der Fahrmodi ist erforderlich. Bald erstreckt sich unter uns der Hornavan-See auf dem sich Versuchsbahnen der unterschiedlichen Testzentren durch den Schnee schlängeln. Der See ist nicht nur der achtgrößte, sondern auch der tiefste Schwedens. Und an seinem Zufluss befindet sich ein großes Wasserkraftwerk.
Heizen oder Kühlen aus drei Energiequellen
Während der GLC sich durch den Schnee nach oben wühlt, umfächelt angenehm temperierte Luft die Insassen. Das passt, denn die neue Wärmepumpe der MB.EA-Plattform zählt ebenfalls zu den Schwerpunkten der Testfahrten. Die Idee dazu stammt ebenfalls aus dem Vision EQXX. Das Neue daran: Der sogenannte Multi Source Heat Pump nutzt drei unterschiedliche Energiequellen zum Heizen oder Kühlen des GLC: die Abwärme der Motoren und der Battrieeinheit sowie die Aussenluft. Darüber hinaus ist die Wärmepumpe ebenso dafür zuständig, dass der Akku vor dem Schnellladen auf die richtige Temperatur gebracht wird. Dabei gelingt es der Wärmepumpe, pro ein kW Batterieenergie bis zu drei kW Wärmeenergie zu spenden. Auch das kommt Effizienz und damit letztlich der Reichweite zugute. Doch auch da habe alles bestens funktioniert, erzählt Peter Kolb als der GLC unterhalb des Funkantennen auf dem Gipfel des Galtispuoda einparkt.
Was ihm am elektrischen GLC denn besonders gefallen habe, fragen wir den erfahrenen Testingenieur im Ziel. Dass der GLC mit EQ-Antrieb sich so fahre und anfühle wie ein GLC: solide, verlässlich und hochwertig. Aber vielleicht wollen wir noch eine Runde fahren, um den Anstieg noch einmal mit etwas mehr Speed zu bewältigen. Na klar doch.
Elektrischer GLC auf MB.EA-Plattform
Wie bei der elektrischen C-Klasse, setzt auch der elektrische GLC auf die MB.EA-Plattform. Allerdings handelt es sich nicht mehr um einen klassischen SUV. Stattdessen scheint die moderne Bezeichnung "Crossover" besser zur Karosserieform zu passen, die sich deutlich von den größeren EQ-SUV-Modellen unterscheidet. Der elektrische GLC zeigt eine rundliche Front mit einer kurzen, flach verlaufenden Motorhaube. Die Frontscheibe ist vergleichsweise flach geneigt und geht in einen fast coupéartig gezeichneten Dachbogen über, der von einer breiteren C-Säule gestützt wird. Das Heck schließt hoch ab, und die Heckklappe, deren Scheibe ebenfalls flach geneigt ist, reicht weit ins Dach hinein.
Dynamische Akzente setzen die nach hinten aufsteigenden Sicken in den Flanken. Die Leuchten des Erlkönigs wirken hingegen noch eher provisorisch. Die Außenspiegel sind auf den Türen angebracht, während die Türgriffe bündig eingelassen sind. Kunststoffbeplankte Radläufe verstärken die robuste Optik. Insgesamt fällt der EQC SUV im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich kompakter aus.
Wie bei der elektrischen C-Klasse verfügt auch der elektrische GLC über einen verchromten und geschlossenen Kühlergrill mit zentralem Stern. Optional sind Trittbretter sowie sternförmige Lichtelemente in den Scheinwerfern erhältlich.
Der eATS-2.0-Antriebsstrang stammt aus dem EQXX und kommt mit 800-Volt-Technik sowie SiC-Inverter und einem Siliziumkarbid-Wechselrichter, um Schaltverluste zu verringern. Er kommt bei besonders hohen Betriebsspannungen zum Einsatz und ist auch für höhere Reichweiten verantwortlich. Weitere technische Daten der MB.EA gibt es noch nicht. Der elektrische GLC dürfte mit Heck- und Allradantrieb an den Start gehen, auch eine AMG wird aufgelegt.
Gebaut werden dürfte der GLC als Modell auf der MB.EA-Basis in den Werken in Bremen oder Kecskemét in Ungarn. Fraglich ist noch, ob das Modell auch im US-amerikanischen Tuscaloosa-Werk vom Band rollen könnte.