Mit der Vorstellung der neuen C-Klasse-Generation W 206 beginnt auch für die AMG-Fans dieser Baureihe ein neues Zeitalter – das des Vierzylinders. Statt des bisherigen Dreiliter-V6 verbauen die Affalterbacher künftig einen Vierzylinder mit elektrischem Verdichter. Trotz des Wegfalls zweier Zylinder fährt der C 43 mit mehr Power vor. Kein Wunder, denn der Motor ist nicht weniger als der stärkste Vierzylinder, den es für ein Serienfahrzeug gibt – allerdings hat er in der A-Klasse noch mehr PS als in der C-Klasse.
Motor und Getriebe
Das Herzstück der neuen AMG-C-Klasse hat seine Premierenfeier bereits im Bug des neuen AMG-SL 43 gegeben und leistet dort 381 PS. Dem C 43 spendiert AMG etwas mehr Power. 408 PS galoppieren unter der Haube, bei Bedarf stoßen 14 zusätzliche Booster-Pferde zur Herde. Die Motoren-Basis bildet der M 139 aus dem AMG A 45, wo das Zweiliter-Aggregat im S-Modell 421 PS leistet. In der C-Klasse garniert der Hersteller die Maschine dafür mit einem elektrischen Verdichter und baut sie längs in das hinterradgetriebene Mittelklasse-Modell ein. Der Lader wird über das 48-Volt-Bordnetz versorgt, das auch den für den Boost verantwortlichen riemengetriebenen Starter-Generator (RSG) speist.
Für das bessere Ansprechverhalten ist ein nur vier Zentimeter schmaler Elektromotor verantwortlich, den AMG direkt auf die Welle des Turboladers zwischen Turbinen- und Verdichterrad packt. Dieser E-Motor treibt die Turbo-Welle direkt an, bevor der Abgasstrom bei ausreichender Drehzahl diesen Job übernimmt. Mercedes-AMG verspricht dadurch ein höheres Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und damit eine druckvollere Beschleunigung aus dem Stand. Die gesamte Baugruppe koppelt der Hersteller an den Kühlkreislauf des Verbrennungsmotors, um stets das passende Temperaturfenster für den Betrieb zu schaffen. Sein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern erreicht der Antrieb bei 5.000 U/min.
Verschiedene technische Kniffe sollen das hohe Leistungsniveau in haltbaren Fahrspaß ummünzen. So nutzt AMG hier etwa die bereits bekannte Nanoslide-Beschichtungstechnologie, mit deren Hilfe die Reibung zwischen Kolben und Zylinder reduziert wird. Außerdem ermöglicht ein komplexes Kühlsystem aus mechanischer und elektronisch gesteuerter Wasserpumpe unterschiedliche Temperaturniveaus für Zylinderkopf und Kurbelgehäuse. Sprichwörtlich gesagt kann der Motor einen kühlen (Zylinder-)Kopf bewahren, während ausreichend Wärme im Kurbelgehäuse die innermotorische Reibung verringert. In Summe trotzt der neue C 43 seinem Sechszylinder-Vorgänger so ein Zehntel beim Standardsprint ab. In 4,6 Sekunden schafft es die Limousine aus dem Stand auf 100 km/h, 4,7 Sekunden benötigt das T-Modell. Mit dem optionalen Driver's Package lässt sich zudem die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 250 auf volle 265 km/h anheben. Auf dem Weg zum Vmax-Gipfel sortiert das AMG Speedshift MCT 9G Getriebe mit nasser Anfahrkupplung den Vortrieb. Neben einem reduzierten Gewicht hält dieses Getriebe eine Launch-Control-Funktion und im Sport- und Sport+-Modus zudem eine Zwischengasfunktion bereit.
Fahrwerk und Dynamik
Wie die Zusatzbezeichnung "4Matic" bereits verrät, schickt der C 43 seine Kraft an alle vier Räder. Dabei legt AMG Wert darauf, dass die Auslegung des Allradantriebs heckbetont ausfällt. 31 Prozent der Kraft gehen an die Vorderachse, 69 Prozent fließen Richtung Heck. An der Verbindung zum Asphalt arbeitet serienmäßig das AMG Ride Control Stahlfeder-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern, deren Härte zwischen "Comfort", "Sport" und "Sport+" changiert. Ebenfalls ab Werk an Bord: Eine Parameterlenkung mit variabler Geometrie zur Anpassung an das jeweils ausgewählte Fahrprogramm und eine Hinterachslenkung mit bis zu 2,5 Grad Einschlagwinkel.
Wer sich bei den Fahrprogrammen mehr Variabilität wünscht, kann sich über die Option AMG Dynamic Select weitere Funktionen ins Fahrzeug holen. Neben den zusätzlichen Fahrmodi "Glätte" und "Individual" stehen über AMG Dynamics auch erweiterte ESP-Funktionen bereit. So können Ausprägung und Wirkungsgrad von Bremseingriffen am kurveninneren Hinterrad in drei Stufen dosiert werden. Das ESP kann zudem auch insgesamt in drei Settings arbeiten. Diese umfassen die Standardeinstellung, einen Sport-Modus für höhere Driftwinkel und ein komplettes Abschalten des Assistenzsystems.
Akustisch untermalt die Abgasanlage mit Klappensteuerung die sportlich ambitionierte Fahrt. Der Auspuff mündet am Heck in vier Endrohrblenden, dahinter verstecken sich in Wahrheit allerdings nur zwei Endrohre. Wie krawallig sich die in ihre Umwelt entladen, hängt wiederum vom gewählten Fahrmodus ab. Wer auch im Innenraum eine gesteigerte Sound-Dosis abbekommen möchte, kann das über die Option Real Performance Sound sicherstellen. Ein Sensor im Abgasstrang greift dabei den realen Motorsound auf und spielt ihn verstärkt ins Cockpit. Doch egal wie groß die Freude am Tempo ist, irgendwann muss gebremst werden. Dafür ist im AMG C 43 eine Sportbremsanlage mit 370 x 26 Millimeter großen innenbelüfteten und gelochten Bremsscheiben plus Vierkolben-Festsätteln vorne, sowie 320 x 24 Millimeter große Scheiben mit Einkolben-Faustsätteln hinten verantwortlich.
Design und Interieur
Wer sich für das AMG-Modell entscheidet, will sein Fahrzeug freilich sichtbar von den zivilen Geschwistern abgegrenzt wissen. Über die Abmessungen (L x B x H – 4.791 mm x 1.824 mm x 1.450 mm) funktioniert das schon mal nicht. Rein äußerlich gelingt es dem C 43 aber beispielsweise über den Kühlergrill mit Vertikalstreben, den es für die herkömmliche C-Klasse nicht gibt. Die mit Flics bestückte Frontschürze tut ebenso wie der Heckdiffusor zwischen den Doppelrohr-Blenden ihr Übriges. AMG stellt das Sportmodell serienmäßig auf 18-Zöller, bietet aber auch Upgrades auf 19 oder 20 Zoll an. Ohne Zubuchen eines Design-Pakets glänzen Akzente, Schriftzüge und Endrohrblenden am C 43 mattsilber und verchromt. Wer sich für das Night Paket entscheidet, erhält die eben genannten Teile in schwarz-glänzender Ausführung. Das Carbon-Paket sorgt für Spiegelkappen und eine Spoilerlippe aus Kohlefaser in entsprechender Optik.
Innen sind ab Werk Sportsitze (Ledernachbildung Artico und Mikrofaser) verbaut, die es so als Extra auch für die Standard-C-Klasse gibt. Wer mehr Differenzierung wünscht, kann optional auf die AMG Performance Sitze zurückgreifen, die innerhalb des Modellportfolios dem C 43 vorbehalten sind. Entsprechende Exklusivität versprechen zudem weitere Insignien wie rote Sicherheitsgurte und Ziernähte oder das Performance-Lenkrad mit seinen individualisierbaren Drehreglern zur Steuerung der fahrdynamischen Einstellungen des Fahrzeugs. Letztere können natürlich auch über das Infotainmentsystem MBUX vorgenommen werden, das hier modelltypisch als 9,5-Zoll-Touchscreen (optional 11,9 Zoll) eingebaut ist. Es beinhaltet neben den bekannten Funktionen auch einige AMG-spezifische Anzeigen wie den Datenlogger AMG Track Pace für die Auswertung von Rennstrecken-Einsätzen. Außerdem verpassen die Affalterbacher den digitalen Instrumenten hinter dem Lenkrad einen eigenständigen Look.
Preise und Marktstart
Wann die sportlichen AMG-Modelle der C-Klasse tatsächlich beim Händler stehen, ist noch nicht bekannt. Bestellt werden darf allerdings schon. Für die Limousine möchte Mercedes mindestens 71.459,50 Euro haben, der Aufschlag für den Kombi liegt bei genau 1.785 Euro. Damit kostet das T-Modell des C 43 mindestens 73.244,50 Euro.
Fazit
Mercedes-AMG raubt dem C 43 (Limousine und T-Modell) zwei Zylinder, spendiert zum Ausgleich mit dem E-Turbo aber ein spannendes Technik-Upgrade. Damit wird der modifizierte M 139 zum stärksten Vierzylinder in einem Serienmodell. Die üblichen Insignien wie zwei Doppel-Endrohrblenden, ausgestellte Schweller und Performance-Sitze grenzen das Sportmodell optisch von den zivilen C-Klasse-Geschwistern ab.