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McLaren 720S GT3X
Viel extremer als der GT3-Rennwagen

McLarens Kundensport-Abteilung hat auf Basis des 720S GT3 ein Track-Tool entwickelt, das in Sachen Motorleistung und Aerodynamik sämtliche Homologations-Fesseln ablegt.

03/2021, McLaren 720S GT3X
Foto: McLaren Automotive

Rennwagen gelten gemeinhin als Über-Autos, die so gebaut sind, dass sie physikalische Grenzen ausloten und nur von den besten Fahrern beherrschbar sind. Doch je detaillierter sich die Regelwerke gestalten und je strenger die Vorgaben der Veranstalter und Motorsport-Verbände sind, um für maximale Chancengleichheit zwischen den Teams und Herstellern zu sorgen, umso weiter entfernt sich so mancher Bolide von seinen Limits. Offenbar hat McLarens Kundensport-Abteilung noch genug Potenzial im 720S GT3-Rennwagen entdeckt, um auf dieser Basis ein von den meisten Restriktionen befreites Track Tool aufzulegen.

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Was passiert, wenn sich ein solcher Hobby-Rennwagen nicht an Homologations-Vorgaben halten muss, verdeutlicht ein kurzer Blick auf die technischen Daten des McLaren 720S GT3X. Der handgefertigte und doppelt per Turbo aufgeladene Vierliter-V8 leistet im Neuling 720 PS. Damit pariert er den Wert des Straßenautos, aber stockt im Vergleich zum GT3-Rennwagen, bei dem die Luftzufuhr für den Motor vonseiten des Reglements stark eingeschränkt wird, um etwa 200 PS auf.

30 Extra-PS dank "Push-to-pass"-Knopf

Doch im GT3X bietet das Triebwerk einen Clou: Aktiviert der Fahrer den am Lenkrad angebrachten "Push-to-pass"-Knopf, stehen kurzzeitig 30 Zusatz-PS zur Verfügung. Damit der Twin-Turbo-V8 auch vollgasfest ist, verfügt er über neue Zylinderköpfe, verstärkte Kolben und eine "Diamond Like Carbon"-Beschichtung. Hinzu kommen eine gewichtsoptimierte Hochleistungs-Auspuffanlage und ein sequenzielles Sechsgang-Motorsportgetriebe.

03/2021, McLaren 720S GT3X
McLaren Automotive
Aerodynamik und Motor des McLaren 720S GT3X müssen sich an keine Homologations-Vorgaben halten.

Wie bei McLaren üblich sitzt der Motor des 720S GT3X in einem Kohlefaser-Monocoque, das der Hauptgrund für das Leergewicht von lediglich 1.210 Kilogramm ist. Damit ist das Track Tool 200 Kilogramm leichter als der straßenzugelassene McLaren 720S. Über das Chassis spannt sich eine in "Carbon Black Metallic" lackierte Karosserie, deren orangefarbenen Akzente die Brücke zum traditionellen McLaren-Rennwagen-Outfit schlagen. Die Abstammung vom 720S GT3 wird durch ein Detail am Heck deutlich: Hier lässt sich eine Luftdruck-Lanze ansetzen, wodurch der McLaren für einen schnellen Boxenstopp ruckzuck aufgebockt werden kann.

Aerodynamik aus dem F1-Windkanal

Die Eleganz des Serienautos bietet der GT3X nicht mehr, was nicht weiter verwundert: Die Form folgt jenen Daten, die das Entwickler-Team zuvor im Formel-1-Windkanal erarbeitet hat. Die Front wird von Lufteinlässen im XXL-Format dominiert, während hier kaum Spoilerwerk zu sehen ist. Anders am Heck, über dem ein mächtiger Heckflügel thront und wo zusätzlich ein üppig dimensionierter Diffusor für Anpressdruck sorgt. An den Flanken fallen die sehr breiten Kotflügel, die Luftleit-Elemente in Bargeboard-Optik und die ausladenden Schwellerverkleidungen auf.

Die glänzend schwarzen Zentralverschluss-Räder tragen klebrige Pirelli P Zero-Slickreifen. Ihr Design führt zusammen mit einigen Karosserieanpassungen zu einer verbesserten Kühlung der Bremsen. McLaren zufolge ist das deshalb nötig, weil der 720 GT3X potenziell deutlich höhere Geschwindigkeiten erreicht als das Wettbewerbsauto.

03/2021, McLaren 720S GT3X
McLaren Automotive
Damit ein Beifahrersitz installiert werden kann, musste der Überrollkäfig angepasst werden.

Innenraum mit Beifahrersitz

Auch innen weist der McLaren 720S GT3X gegenüber dem homologierten GT3-Rennwagen einige Änderungen auf. Am auffälligsten: Auf der Beifahrerseite befindet sich auf Wunsch ein zweiter Sitz, wofür der Überrollkäfig angepasst werden musste. Hier können sich also zwei Insassen auf gerade einmal zehn Kilogramm schweren Rennsitzen aus Kohlefaser und Kevlar niederlassen und mit Sechspunkt-Gurten festschnallen. Für Sicherheit sorgen außerdem die verbesserten Crash-Strukturen rund um die Sicherheitszelle. Die Pedalbox und das Rennlenkrad lassen sich verstellen, während sich über die Drehschalter und Knöpfe des Volants die wichtigsten Funktionen bedienen lassen.

Der 720S GT3X kann ab sofort bei den elf offiziellen McLaren-Motorsport-Händlern weltweit bestellt werden; in Deutschland gehört lediglich die Frankfurter Niederlassung zu diesem Kreis. Einen Preis nennt McLaren nicht. Wo auch immer sich dieser ansiedeln wird: Er beinhaltet ein Betreuungs-Paket, das beim Ersteinsatz einen Rennstrecken-Support von Ingenieuren aus der Kundensportabteilung der Sportwagenschmiede beinhaltet.

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Fazit

Mit dem 720S GT3X erschließt McLaren ein neues Geschäftsfeld für sich: Ein von einem Rennwagen abgeleiteter Extrem-Bolide für launige Rennstrecken-Ausflüge, für den potenzielle Besitzer sicherlich bereit sind, eine enorme Kaufsumme auf den Tisch zu legen. Einige Konkurrenten betreiben solche Programme schon seit vielen Jahren. Und das passt allemal besser zu einem Sportwagen-Hersteller, als im Sinne der Gewinnmaximierung den nächsten Edel-SUV aufzulegen.

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