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Wie plant Lotus?
Neuer Sportwagen für 2021

Lotus tüftelt seit der Übernahme durch den heranwachsenden chinesischen Auto-Gigant Geely an seinem Zukunftsfahrplan. Im kommenden Jahr soll der erste neue Sportwagen vorgestellt werden. Auf eine neue Elise müssen Fans hingegen warten.

Lotus Exige Sport 410
Foto: Lotus

Es ist ruhig geworden um Lotus, seit die Chinesen in Hethel das Sagen haben. Was hatten wir von der englischen Traditionsmarke in den letzten Jahren nicht alles gehört. Besonders unter Ex-Ex-Chef Dany Bahar. Große Ankündigungen wurden gemacht, die sich doch als leere Versprechungen entpuppten. Da wurde von neuen Sportwagen geträumt, von der Expansion auf den vielversprechenden Absatzmarkt der SUV, und am Ende passierte doch gar nichts.

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Ex-Chef Jean-Marc Gales, Bahars Nachfolger, waren in gewisser Weise die Hände gebunden. Lotus fehlte wie so häufig in der 70-jährigen Geschichte das Geld. Der Luxemburger beschränkte die Ingenieure darauf, aus den drei bestehenden Baureihen Elise, Exige und Evora, verschiedene Abwandlungen zu entwerfen. Mehr war nicht drin. Gales sanierte wenigstens den Sportwagenbauer im Rahmen der Möglichkeiten.

Lotus-Neuanfang wie ein Start-up

Ende September 2017 kam der Umschwung. Der heranwachsende chinesische Auto-Gigant Geely übernahm die Mehrheit an Lotus. Ein Jahr später war Gales seinen Job los. Die Lotus-Gruppe führt nun Feng Qingfeng. Geely holte zudem den Ex-Jaguar-Land-Rover-Manager Phil Popham und machte ihn zum Chef der Sportwagenabteilung. „Ich war viereinhalb Jahre raus aus der Autoindustrie. Ich dachte nicht, dass ich zurückkomme. Dann meldete sich Geely. Es ist reizvoll, eine Traditionsmarke wie Lotus zu neuem Glanz zu verhelfen. Und Geely hat mich überzeugt, dass sie langfristig planen, und viel Geld in die Hand nehmen.“

Geely-Boss Li Shufu, der größter Einzelaktionär bei Daimler ist, gilt als Sportwagenfan. Als Lotus-Fan. Er sieht den Kleinserienhersteller aus Hethel nicht als Spielzeug, sondern will die verkümmerte Traditionsmarke mit der Kraft von Geely wieder zu einer Größe in der Branche machen. Einem Vorreiter bei Technik und Innovation. Popham spricht von einem Start-up, obwohl Lotus sein erstes Auto schon 1948 baute. „Es gab keinen belastbaren Business-Plan, als ich meine Stelle antrat“, sagt Popham. „Wir haben in den letzten fünf Monaten einen Fahrplan für die Zukunft entwickelt. Jetzt machen wir uns an die Umsetzung. Geely ist der am schnellsten wachsende Autobauer der Welt. Sie können Lotus zum Durchbruch verhelfen.“

Die Zeit der leeren Versprechungen sei vorbei. Lotus will liefern. Lotus muss liefern. Geely hat in den letzten Monaten in den Umbau des Werks Hethel investiert. Und wird es in den nächsten 12 bis 18 Monaten weiter tun. Fertigung und Lackiererei werden modernisiert. Es entsteht ein neues Museum und ein Erlebniszentrum für Kunden. „Die Menschen kennen Lotus, sie kennen unsere Vergangenheit, kennen Colin Chapman und wissen über unsere Erfolge im Motorsport. Sie kennen einige unserer alten Autos wie den Elan, Esprit und Europa. Aber sie sind nicht vertraut mit dem, was Lotus heute macht, für was wir stehen, welche Autos wir bauen. Das müssen wir ändern.“

Neuer Sportwagen mit mehr Komfort

Hinter verschlossenen Türen arbeiten sie genau daran. Lotus will mit einem großen Knall zurück auf die Landkarte. Lotus will ein Statement setzen zusammen mit Geely. Und das macht man in einer Welt voller Chirons, Sennas, Project Ones und Valkyries nicht mit einem einfachen Sportwagen. Die britische Autocar hatte das neue Projekt in einem Bericht bereits angedeutet.

Lotus darf sich im Geely-Imperium bedienen, die Technik, das Knowhow, die Infrastruktur nutzen. Gleichzeitig gewähren die Chinesen ihrer neuen Tochter Freiraum. Lotus darf sich auch mit anderen Unternehmen verbinden, wenn es der Entwicklung der Marke dient. Zum Beispiel mit Williams Advanced Technologies, das in den ersten Jahren die Formel E-Meisterschaft mit E-Motoren ausrüstete.

Elektrifizierung wird die Lotus-Zukunft bestimmen. „Geely ist einer der größten Treiber. Da ist es klar, dass wir in diese Richtung gehen müssen“, sagt Popham. Der nächste Sportwagen für die breite Masse allerdings wird einen klassischen Antrieb haben. In Hethel arbeiten sie an einem neuen Sportwagen, der Mitte 2020 vorgestellt werden soll, und 2021 auf den Markt kommt. „Er wird Lotus verkörpern, durch Dynamik auf der Straße und Rennstrecke herausstechen. Gleichzeitig wollen wir mit ihm ein paar unserer Schwachstellen ausmerzen. Ergonomie, Ein- und Ausstieg, Konnektivität.“

Neue Sportwagen-Plattform in Arbeit

Die neue Elise, die Gales noch für den Start ins nächste Jahrzehnt angekündigt hatte, liegt offenbar auf Eis. Stattdessen konzentriert sich Lotus auf seinen neuen Sportwagen, der auf der bekannten Architektur (geklebtes Aluminium-Chassis) aufbaut. Hat Lotus also bald vier Baureihen im Portfolio? „Wir werden ein anderes Fahrzeug ersetzen“, sagt Popham. „Es wird innerhalb der Preisspanne liegen, die wir momentan haben.“

Die beginnt mit der Elise Sport 220 derzeit bei knapp 50.000 Euro und endet bei weit über 100.000 Euro mit den schnellsten Evora-Versionen. Der komfortabelste Sportwagen, den Lotus anbietet, ist gleichzeitig am weitesten entrückt von Elise und Exige, die sich in ihren Eigenschaften und dem Fahrgefühl doch ähneln.

Gleichzeitig arbeitet Lotus an einer neuen Sportwagen-Architektur. Doch die neue Plattform, die viele neue Sportwagen und Derivate abwerfen soll, braucht Zeit. „Es dauert für gewöhnlich drei bis vier Jahre, bis man die Früchte erntet“, sagt Popham. In dieser Aussage steckt eine Doppeldeutigkeit, die für den neuen Unternehmensgeist spricht. Lotus will nichts überstürzen. Der finanzielle Background durch Geely erlaubt es den Engländern, sich mit Projekten Zeit zu lassen. Die neuen Produkte sollen dann kommen, wenn sie tatsächlich marktreif sind. Und einige sollen elektrifiziert sein. „Unsere Autos der Zukunft werden elektrische Derivate haben.“

Es wäre aber auch verwunderlich, wenn Lotus vom dritten direkt in den sechsten Gang schalten würde. „Es wurde für lange Zeit nichts investiert. Potential blieb ungenutzt. Es sind Lücken entstanden, die wir erst einmal füllen müssen“, erklärt Popham. 2018 stellte Lotus demnach 150 neue Ingenieure ein. 2019 sollen viele weitere folgen.

Schneller und billiger bauen

Der Standort Hethel wird wie erwähnt umgebaut. Doch in naher Zukunft wird Lotus dort trotzdem an Grenzen stoßen. Denn Popham will sich nicht nur auf Sportwagen beschränken. „Crossover, SUV, Limousinen: Wir schauen uns alles an. Wir wollen stark wachsen. Wir werden in Zukunft nicht mehr der kleine Akteur sein, der im Jahr keine 2.000 Sportwagen absetzt. Das werden wir allein mit Sportwagen nicht schaffen.“

2018 verkaufte Lotus gerade mal etwas mehr als 1.600 Sportwagen. Ein SUV wäre da eigentlich der passende Wachstumstreiber. Puristen werden es gerne hören: Da haben andere Projekte derzeit Vorrang, wenn man zwischen den Zeilen liest.

Die Chancen auf das große Lotus-Comeback stehen laut Popham gut. „Wir können durch den Rückhalt wesentlich mehr ausgeben, als wir einnehmen. Wir können über unserer Gewichtsklasse spielen und aufbauen, bevor wir das Volumen nach oben treiben.“ Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge investiert Geely rund 1,5 Milliarden in Lotus. „Es ist deutlich mehr“, sagt Popham.

An seiner Preispolitik will Lotus festhalten. Vergleichen wir mal. Eine Elise Sport 220 mit 220 PS kostet 49.800 Euro, ein 718 Cayman mit 300 PS in der Basis nur 4.000 Euro mehr. Anderes Beispiel: Der 350 PS starke Cayman S kostet ab 66.855 Euro, die gleichstarke Exige Sport 350 10.000 Euro mehr. Sollte Lotus da nicht Hand anlegen? „Wir werden nicht billiger werden, werden aber mehr Ausstattung fürs gleiche Geld bieten. Mit besseren Features im Innenraum werden wir mehr Leute ansprechen. Gleichzeitig brauchen wir Lösungen, dass unsere Autos trotz besserer Ausstattung nicht schwerer werden. Wir müssen Leichtbau mit unserem gesteigerten Premium-Denken verbinden.“ Und noch was. Popham arbeitet mit seiner Mannschaft daran, schnell und gleichzeitig billiger zu produzieren. „Wir müssen unsere Autos effizienter bauen bei konstant besserer Qualität.“

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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