Marketing-Strategen wünschen sich ja gerne eine Einheitlichkeit bei Produktnamen. Bei Christian von Koenigsegg scheinen sie auf Granit zu beißen. Der schwedische Hypercar-Fabrikant hat bei seinen Modellen alles schon durch: Kryptische Buchstabenkombinationen wie CCR oder CCGT, teils um Ziffern ergänzt wie beim CC8S und CC850, pflastern ebenso seinen Weg wie Fantasienamen à la Agera, Regera oder Gemera. Auch einen Koenigsegg One:1 gab es schon.
Der Name
Seit einigen Jahren sucht sich Christian von Koenigsegg die Namen für seine Erzeugnisse mit Vorliebe im familiären Umfeld. Der Jesko ist beispielsweise nach seinem Vater benannt. Doch beim neuen Koenigsegg-Modell Sadair's Spear wird es ein bisschen verrückt bei der Namensgebung. Dieser Prozess hing ebenfalls mit dem Vater des Firmenchefs zusammen. Jesko von Koenigsegg war nämlich ein leidenschaftlicher Gentleman-Jockey. Und das Lieblingspferd, das er 1976 in seinem letzten Rennen ritt, hieß Sadair's Spear – auf Deutsch: "Der Speer von Sadair", wer auch immer Sadair ist oder war. Bei dieser Frage sind die einschlägigen Suchmaschinen nämlich einigermaßen ratlos.
Der Antrieb
Aber die Power eines Rennpferdes ist natürlich gar nichts im Vergleich zu jener Leistung, die der Motor des Koenigsegg Sadair's Spear entwickelt. Mit 1.647 PS (1.625 hp) ist das Flatplane-V8-Triebwerk mit fünf Litern Hubraum und doppelter Turboaufladung noch einmal 25 PS stärker als die Spezifikation, die im Jesko zum Einsatz kommt. Diese Kraft erreicht das Triebwerk allerdings nur, wenn es mit E85-Bioethanol gefüttert wird. Mit regulärem unverbleitem Treibstoff sind es "nur" 1.318 PS (1.300 hp). Beim maximalen Drehmoment (1.500 Newtonmeter) und Drehvermögen (8.500/min) sind sich der Jesko und Sadair's Spear übrigens einig.
Das kleine Leistungssprüngchen geht in erster Linie zurück auf neu gestaltete Lufteinlässe, durch die der V8-Twin-Turbo befreiter atmen kann. Zusätzlich hat Koenigsegg die Ölkühlung des Aggregats verbessert, damit es den hohen Anforderungen beim harten Rennstreckeneinsatz genügt. Die Motorsteuerung zeigt sich ebenfalls überarbeitet. Gekoppelt ist der Motor wie gehabt an die von Koenigsegg selbst entwickelte "Light Speed Transmission" (LST), ein mit sechs Kupplungen arbeitendes Neungang-Getriebe, das ausschließlich per Lenkradwippen kommandiert wird.
Die Aerodynamik
Stichwort Rennstrecke: Dort gehört der Sadair's Spear trotz uneingeschränkter Homologation für den Straßenverkehr hin, was er bei seinem ersten Auftritt auf der Koenigsegg-Hausstrecke Gotland Ring direkt unter Beweis stellte: Hier war er 1,1 Sekunden schneller als der ebenfalls wild beflügelte Jesko Attack. Apropos: Der neue Riesen-Heckflügel wurde in der Entwicklung darauf getrimmt, in Kombination mit dem verkleideten Unterboden, dem Gurney-Flap (Abrisskante) auf der Motorhaubenabdeckung und den Radhausblenden maximalen Abtrieb zu erzeugen. Er thront über einem verlängerten Heck und ist aktiv ausgeführt, um auf die jeweilige Fahrsituation zu reagieren. Ansonsten ist das schwedische Hypercar von vergrößerten Lufteinlässen, -auslässen und -schlitzen nur so übersät. Denn wie erwähnt: Der Monster-Motor verlangt nach Kühlluft!
Das Gewicht
Der bereits erwähnte Koenigsegg One:1 heißt so, weil er als erster Sportwagen der Marke ein Leistungsgewicht erreichte, bei dem jedes PS nur ein Kilogramm in Bewegung setzen musste. Beim Sadair's Spear schafft Koenigsegg nach eigener Aussage sogar ein besseres Verhältnis, was bedeutet, dass er unterhalb der 1.625- beziehungsweise 1.647-Kilogramm-Grenze liegen muss. Einen konkreten Wert nennt der Hersteller allerdings nicht.
Die Fahrdynamik
Im Vergleich zum wahrlich nicht speckigen Jesko schabt Koenigsegg 35 Kilogramm weg. Zum Beispiel mit den neuen, exklusiv für den Sadair's Spear aufgelegten und aus Carbon gefertigten Sieben-Speichen-Rädern, die auf beiden Fahrzeugseiten ein unterschiedliches richtungsgebundenes Design aufweisen. Die passende Mischbereifung liefert Michelin in Form seines Typs Pilot Sport-Cup 2 R in den Dimensionen 275/35 ZR20 vorn und 325/30 ZR 21 hinten. Beim Fahrwerk mit aktiver Höhenverstellung verwendet Koenigsegg neue sogenannte "Triplex"-Dämpfer und bei der Bremsanlage selbstverständlich Carbon-Keramik-Komponenten mit speziellen Belägen.
Der Innenraum
Das Interieur trägt ebenfalls zum Gewichtsverlust bei. Der Sadair's Spear zeichnet sich durch eine – wie sie Koenigsegg nennt – minimalistische Mittelkonsole aus. Hinzu kommen neue Schalensitze aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff, die auf Wunsch mit Sechspunktgurten ausgerüstet werden können. Zudem verzichtet der Bolide auf einige Dämmmaterialien, was allein 2,6 Kilogramm einspart, und ergänzt in einigen zusätzlichen Bereichen den Werkstoff Carbon.
Im Cockpit eines modernen Autos nicht wegzudenkende Errungenschaften wie ein Display, das beim Sadair's Spear am Lenkrad montiert ist, eine Infotainment-Schnittstelle, USB-Anschlüsse und eine induktive Ladeschale für Smartphones sind natürlich trotzdem an Bord. Genau wie eine Einparkhilfe, die das Auto aus der Vogelperspektive in ein Kamerabild setzt.
Preis und Limitierung
"Dieses Auto ist dazu bestimmt, Rekorde zu brechen", sagt Christian von Koenigsegg. Beim Preis geht es in dieser Hinsicht schon mal in die richtige Richtung: In Medienberichten werden etwa 4,45 Millionen Euro kolportiert. Dennoch ist die auf 30 Exemplare limitierte Kleinserie bereits ausverkauft.